Raban und Röiven Die Figur der Hekate. Norbert Wibben

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Raban und Röiven Die Figur der Hekate - Norbert Wibben Raban und Röiven

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keinen Vorschlag, Oskar?«

      »Ich kenne diese Sachen und auch die Bücher«, beginnt er nach kurzem Grübeln. »Diese Dinge gehörten Baran. Morgana muss sie von dort hierher geholt haben. Wir hatten sie in Barans Wohnung mehrfach vergeblich nach Hinweisen durchsucht, wo oder wie man zu Zauberkräften gelangen kann.« Dabei tritt er zum Tisch, blättert kurz in einem der Bücher und deutet auf die Dinge auf dem Tisch und in dem Karton unter dem Tisch. Er schüttelt den Kopf. »Vermutlich hatte Morgana die fixe Idee, doch noch einen Nutzen aus diesen Sachen zu ziehen. Welcher das sein könnte, will mir aber nicht in den Kopf.«

      Neugierig geworden untersuchen jetzt die anderen die verschiedenen Objekte. Doch sie haben auch keine Erklärung.

      »Lassen wir Morgana das Vergnügen, Zeit mit der Suche zu vertrödeln. Wichtiger ist, wo sie sich befinden könnte. Darauf gibt es leider keinen Hinweis. Vermutlich müssen wir warten, bis sie wieder auftaucht, woher auch immer. – Jetzt sollten wir beraten, wie wir vorgehen wollen, um die Macht in diesem Land zu übernehmen. Da es hier zu wenig Sitzgelegenheiten gibt, kehren wir in den Versammlungsraum nach Munegard zurück.« Alle treten ohne Zögern zu ihm und berühren seine Arme.

      Die Luft flirrt. Der Arbeitsraum ist verlassen wie zuvor.

      Am nächsten Morgen kann es Finnegan kaum erwarten, zu dem Besuch im Museum der Hauptstadt aufzubrechen. Er schaut immer wieder auf seine Armbanduhr und vergleicht sie mit der an der Wand in der Küche.

      Ärgerlich brummelt er: »Warum öffnen die erst so spät. Wir könnten längst mit unserer Recherche begonnen haben. Vielleicht hätten wir sogar schon die Erklärung, nach der wir suchen. Aber zehn Uhr, das ist ja fast schon Mittag! Was denken die sich nur dabei? Damit Schulklassen dort zu Besuch sein können, wäre acht oder neun Uhr doch viel naheliegender.«

      Raban, der das gehört hat, entgegnet: »Opa, warum bist du denn so ungeduldig? Das Museum öffnet zwar spät, dafür ist es abends aber auch lange offen, ich meine sogar bis um neun. Wir werden also genug Zeit haben.«

      »Ja, schon. Aber ich möchte endlich los.«

      »Das ist es also. Du möchtest den magischen Sprung nutzen. Das können wir gerne sofort machen, aber dann müssen wir bis zur Öffnung vor dem Gebäude warten. Ob es im Süden wohl noch regnet? Eine Stunde ungeschützt dort zu stehen, würde uns völlig durchnässen.«

      »Kennst du dagegen keinen Zauberspruch?«

      »Hm. Doch. Aber dann fällt es auf, wenn wir völlig trocken das Museum betreten. – Aber gut. Die wissen dort ja nicht, wie lange wir draußen verbracht haben. Und wir können vorsichtshalber einen Regenschirm mitnehmen.«

      Erfreut steht Rabans Großvater auf, nimmt einen Schirm aus dem Ständer, verschließt die Haustür und tritt zu dem Jungen. Sobald seine Hand auf dessen Arm ruht, flirrt die Luft.

      Als das Gleißen nachlässt, stehen sie in der Nähe zum Eingang des Museums. Raban hat eine Stelle gewählt, an der sie gegen Blicke anderer Menschen geschützt sind, hinter einer Telefonzelle.

      Jetzt treten sie auf den Weg und schlendern zum Eingang hinüber. Den Regenschirm hält der ältere Mann locker in seiner linken Hand, denn hier scheint, wie im Norden auch, die Sonne. Sie lacht von einem strahlend blauen Himmel auf sie herab. Beide laufen auf und ab und blicken schließlich auf die Uhr am Eingang. Um die Wartezeit von 45 Minuten zu verkürzen, wandern sie vom Museum weg. An einem Kiosk kauft Finnegan für sich und seinen Enkel ein Eis. Im wärmenden Sonnenschein genießen sie die Leckerei sehr. Als sie sich langsam auf den Rückweg machen, werden sie von zwei Frauen mit Kinderwagen begleitet, die ebenfalls ins Museum wollen. Nach weiteren fünf Minuten wird der Eingang endlich freigegeben.

      Da Raban den Weg in den Bereich der griechischen Ausstellung noch von seinem nächtlichen Besuch in Erinnerung hat, führt er seinen Großvater an Skulpturen mit Hundeköpfen aus Ägypten, einem römischen Tempel und einem rekonstruierten Stadttor Babylons vorbei, auf eine riesige Treppe zu.

      »Langsam, die alten Knochen wollen nicht mehr so wie früher«, fordert der alte Mann. Darauf nimmt Raban natürlich Rücksicht. Der Aufstieg geschieht dann aber doch recht schnell, da Finnegan ziemlich flott eine Stufe nach der anderen nimmt. Oben angelangt, muss er sich etwas ausruhen, wobei er stark schnauft. Dann durchschreiten sie griechische Säulen. Der vor ihnen liegende Raum wird umlaufend von einem Relief geschmückt, das griechische Götter im Kampf mit den Giganten zeigt. Diese Information muss der Junge nicht erst auf einer Tafel lesen, er erinnert sich auch so daran. Lachend zeigt er seinem Großvater ein Hinweisschild zu der Figur, die als etwas Besonderes in der Mitte des Raumes steht. Dieser liest ungläubig: »Perseus mit dem Haupt der Medusa.« Er sieht jetzt mit eigenen Augen, was er im letzten Sommer vermutet hatte. Der versteinerte Baran wird für eine Darstellung des griechischen Helden, dem Sohn Zeus’, gehalten. Finnegan schmunzelt ungläubig.

      Jetzt deutet der Junge auf eine andere Figur:

      »Dort steht Hekate. Es ist eine größere Version der Keramik, die ich im Vogelkäfig sichergestellt habe. Wir sollten nach weiteren Informationen über sie suchen.«

      Und das machen sie auch. Sie setzen Kopfhörer auf und lauschen Erzählungen, lesen Tafeln mit weiteren Erklärungen und sehen sich erläuternde Kurzfilme an.

      Die Dreigestalt ist seit vielen Jahrhunderten für Hekate typisch. Sie wird als eine hilfreiche Göttin beschrieben, die neben Zeus die einzige Gottheit ist, die den Menschen jeden Wunsch erfüllen oder verweigern kann. Doch genauso, wie Hekate den Segen geben kann, kann sie ihn wieder nehmen, wenn sie es für richtig empfindet. Sie wurde zu einer Art Allgöttin und Weltseele, die in sich eine vorgriechische Muttergöttin, eine jugendliche Göttin und Hüterin der Schwellen und Übergänge sowie eine dunkle Gestalt vereint.

      Nach mehreren Stunden schwirren Raban und seinem Großvater die Köpfe. Sie blicken auf weitere Informationstafeln, ohne noch aufzunehmen, was dort geschrieben steht. Der ältere Mann reibt sich die brennenden Augen.

      »Was meinst du, sollen wir jetzt Schluss mit unserer Suche machen? Ich kann jedenfalls fast nichts mehr lesen. Die Buchstaben verschwimmen vor meinen Augen, die sogar zu tränen beginnen.«

      »Ja. Ich stimme dir zu. Mir geht es genauso. Es ist mir bereits früher in anderen Museen passiert, dass irgendwann die Aufnahmekapazität erreicht ist. Dann hilft nur noch, sich geraume Zeit mit anderen Dingen zu beschäftigen. – Lass uns gehen.«

      Sie atmen erleichtert auf, als sie draußen sind. Einen Moment stehen sie einfach nur still, das Gesicht mit geschlossenen Augen der wärmenden Sonne zugewandt. Plötzlich fährt Raban zusammen. Er schaut sich mehrfach suchend um, bis ihm aufgeht, dass Röiven versucht, gedanklich mit ihm Kontakt aufzunehmen.

      »Hey, Röiven, was gibt es? Benötigst du Hilfe?«

      »Endlich komm ich zu dir durch. Die Abschirmung deiner Gedanken gelingt dir wirklich gut. Aber für mich ist das eher frustrierend, immer wieder nach dir zu rufen. Ein paarmal habe ich sogar laut nach dir gerufen. Das ist zwar nicht besonders aufgefallen, da Fithich hin und wieder ja auch mal etwas zueinander sagen, aber komisch war das schon. Ich bin zu dem Zeitpunkt jedenfalls allein gewesen. Das macht dann den Eindruck, als ob ich altersschwach bin und mit mir selbst rede. Das sollte …«

      »Halt, mein Freund. Ich habe verstanden. Du willst mir etwas mitteilen.

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