Ömmes auf der krummen Straße. Klaus Blochwitz
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Читать онлайн книгу Ömmes auf der krummen Straße - Klaus Blochwitz страница 3
Rudi verstand nicht viel und nickte zu allem.
Jürgen fragte Rudi nach dem Material. „Muss noch gekauft werden.“
„Soll ich das erledigen?“, schlug Jürgen vor. „Das wäre prima.“
Rudi holte seine Brieftasche und gab Jürgen ein paar Scheine. „Du bekommst eine Rechnung und dann verrechnen wir das Geld.“
Abschließend fragte Rudi bei einer Flasche Bier, was er für die Arbeit bekomme. „Du wirst mir schon genug geben“, antwortete Jürgen.
So kam Rudi langsam in der Zechen-Siedlung an.
Ein paar Wochen später hatten Jürgen und Hans auch ein paar schöne Balken von Rudi bekommen.Auf dem Weg zu Ömmes gesellten sich zu Jürgen Hans und Wilhelm dazu. Am Stammtisch saßen schon Franz und Beate,
Beate begrüßte alle mit einem lauten und freundlichen „Hallo“.Der Rest ging im allgemeinen Lärm unter. Ömmes brachte Pils und zwei Wacholder an den Tisch, begrüßte die neu hinzu gekommenen Gäste und wünschte einen schönen Abend
Hermann machte sich mit seinem Lieblingsthema Tauben bemerkbar und obwohl eigentlich keiner so richtig hinhörte,palaverte er über seine Tauben weiter.
Rudi kam hinzu, nickte freundlich in die Runde, trank einen Schluck von seinem Pils, was Ömmes gewohnheitsmäßig schon an den Tisch gebracht hatte. Beate saß schräg gegenüber von Rudi, sie beobachtete ihn intensiv. Franz bemerkte es und kicherte. Rudi schaute ihn etwas irritiert und fragend an: „Is’ was?“ Franz wehrte ab und grinste zu Beate rüber, Beate grinste zurück und war kein bisschen verlegen. Sie wandte sich jetzt direkt an Rudi, mit einem gekonnten Augenaufschlag sagte sie: „Dich würde ich sofort nehmen.“
„Das ist nett von dir“, strahlte Rudi Beate an,„aber wir lassen es besser so wie es ist.“
Franz dachte an die vielen Frauen Bekanntschaften von Rudi und nickte innerlich zustimmend. Rudi ist schon einer.
Nach dem er das Haus von Günter und Beate gekauft und richtig gut renoviert hatte, fing er an, Frauen mit zu bringen und was für Frauen, das waren schon Hingucker. Einige kamen für ein paar Wochen, andere nur ein Wochenende, einige kamen mit ihrem eigenen Wagen und andere zu Fuß oder mit dem Fahrrad,aber immer waren es schicke Frauen.
Hermann kam mit seinem Thema Tauben nicht so richtig durch und versuchte es jetzt mit Fußball, aber anscheinend hatte heute auch keiner Bock auf Fußball. Hermanns Gemurmel ging langsam unter, nichts sagendes Reden machte die Runde. Ömmes brachte Pils und Wacholder und dann sagte Franz plötzlich: „Ich mach langsam Schluss!“
Alle Köpfe drehten sich zu Franz und fragten erstaunt, ob er schon genug habe?
Franz nickte, er habe morgen einen anstrengenden Tag.
Die Gespräche rund um den Stammtisch verstummten,jeder hing seinen Gedanken nach.
Franz drehte das Pilsglas und ihm kam sein beruflicher Anfang in den Sinn.
Nach seiner Lehre wurde er sofort von seinem Chef als Jungverkäufer übernommen. Innerlich musste er lachen, war das ein Spektakel auf der krummen Straße, als er zum ersten Mal mit seinem Firmenwagen nach Hause kam. Die ganze Nachbarschaft lief zusammen und bestaunte sein Auto.
Dabei war das Auto wirklich nichts Besonderes. Ein kleines, sehr einfaches Nachkriegsauto, aber immerhin!
Mit seinem kleinen Fahrzeug löste er einen wahren Boom aus. Jeder war plötzlich wild auf ein Auto und alle kauften natürlich ihren fahrbaren Untersatz bei Franz, so dass er nach und nach jedem von der krummen Straße einen PKW verkaufte.
Der eine oder andere fragte Franz noch nach einem Campinganhänger. Auch das konnte er zur Zufriedenheit erledigen Mit diesem prima Geschäft konnte er damals schon früh das Haus seiner Eltern kaufen und auch schon ein bisschen renovieren. Franz hatte weiterhin mit dem Verkauf von Autos viel Erfolg, aber er blieb immer auf dem Teppich, er war sogar einer der letzten,die in Urlaub fuhren.
Denn alle Welt fuhr nach Italien!
Franz seufzte tief auf, trank den Rest aus dem Pilsglas und verabschiedete sich.
Der Stammtisch löste sich jetzt auch langsam auf, es war immer so gewesen, Franz hatte sein Autohaus, Wilhelm war Lehrer und Herbert und Jürgen hatten ihre Olle.
Nach einem verregneten Wochenende, es hatte so geplästert,dass man kaum einen Wagen auf der Straße sah, geschweige denn einen Fußgänger, sah Herbert, wie Wilhelm seinen Kleinwagen aus der Garage auf die Straße fuhr, er hob die Hand zum Gruß, als er Herbert sah.
Im Vorbeifahren erhaschte Herbert einen Blick auf die Geige, ohne die Wilhelm selten unterwegs war. Sicher hatte Wilhelm wieder Musikunterrichtin der Schule, dachte Herbert so bei sich. Wilhelm ging voll und ganz in seinem Beruf auf, er war Lehrer mit Leib und Seele. Er paukte nicht nur den Stoff durch, er war wirklich für seine Schüler da und natürlich für seine Familie.
Eigentlich fiel ihm keine Familie ein, die so harmonisch zusammen lebte. Wilhelm wohnte mit seiner Familie im Haus seiner Eltern. Für sie hatte Wilhelm einen schönen Anbau am Haus Richtung Garten bauen lassen,mit Durchgangstür zum Haus. Abends saßen, wann immer es möglich war, alle Hausbewohner zum Essen beisammen. Oft hatten sie Besuch,Wilhelm pflegte geschickt den Kontakt zu seiner und Hildegards Familie, so dass sich keiner benachteiligt fühlen konnte oder musste und alle kamen gerne.
Herbert machte sich auf den Weg zum Schlachthof, mit schaudern dachte er an die kalten, halben Schweine. „Du siehst aus, als wenn du den Deibel gesehen hättest“, wurde er angesprochen. Er sah hoch und schaute in die blauen Augen von Hans.
„Da hast du völlig Recht“, antwortete er, „ich brauch bloß an die kalten Schweine denken, dann habe ich meinen Deibel!“
„Kann ich gut verstehen“, nickte Hans,„hast du immer noch keine vernünftige Arbeit gefunden?“
Pah“, schnappte Herbert, „wer gibt denn ’nem alten, ausgedienten Bergmann ’ne vernünftige Arbeit?“
Hans klopfte Herbert mitfühlend auf die Schultern.
„Und bei dir noch alles in Ordnung?“
„Ja“, nickte Hans, „noch hat der Chef genug Aufträge."
"Handwerk hat eben doch goldenen Boden.“
Hans wackelte dazu zweifelnd mit den Händen. „Wer weiß schon,was noch auf uns zukommt.“
„Ich habe keine Ahnung“,murmelte Herbert.
„Dann mach es mal gut. Wir sehen uns bei Ömmes.“
Als Herbert am Schlachthof ankam, erfuhr er als erstes, dass er seinen letzten Tag hatte, keine Arbeit mehr, er solle aber seine Telefonnummer hinterlegen, Papiere bekommeer nach Feierabend.
„Da fängt die Woche ja wieder prima an“, fluchte Herbert vor sich hin, „oh, Mann, was wird die Olle wieder meckern, da hat die wieder Polen offen, wenn sie hört, dass ich wieder keine Arbeit habe.“
In der Frühstückspause wurde Herbert