Ömmes auf der krummen Straße. Klaus Blochwitz

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Ömmes auf der krummen Straße - Klaus Blochwitz

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Herzen, er hatte wieder Arbeit und keine Diskussionen mit der Frau und die Kohlensäcke sind wenigstens nicht so kalt wie die verdammten Schweinehälften.

      Wilhelm war in der Schule mit Mathematik beschäftigt und obwohl ihn der Stoff mächtig beanspruchte, kamen immer die Gedanken um Herbert auf. Wie soll das bloß mit Herbert weitergehen, Herbert findet einfach keine vernünftige Arbeit,der geht noch daran kaputt und dann noch der ständige Knatsch mit seiner Frau. Was bloß die Elli gebissen hat?Wilhelm schüttelte seinen Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Mathematik.

      Im Haus schräg links gegenüber von Herbert wurde mächtig malocht. Herman hatte seinen Bausparvertrag ausgezahlt bekommen und konnte jetzt endlich sein Haus umbauen.

      Seit Jahren schwärmte er uns allen vor, wie er das Haus umbauen will, wenn das Geld erstmal ausgezahlt ist. Ein schönes, großes Bad, das Wohnzimmer soll von vorne bis hinten durchgehen,wie er es bei seinem Nachbarn gesehen hatte, mit einer schönen Essecke und als Clou einen Wintergarten.

      Hermann musste den Wintergarten oft und immer wieder erklären und beschreiben, weil anfangs keiner so richtig was damit anfangen konnte.

      Erst als Hans es auf einen einfachen Nenner brachte,haben es alle verstanden und dann war Ruhe. Jetzt endlich konnte Herman seinen Traum verwirklichen und alle gönntenes ihm und Brigitte, und halfen tüchtig mit.

      Die beiden hatten so ein bisschen die Rolle von Günter und Beate übernommen,ihre Grillpartys waren bekannt und immer gut besucht. Jetzt konnten sich alle revanchieren, ohne dass Herman empört ablehnen konnte.

      Einmal brachte Rudi aus absolut lauterenGründen Grillsachen und Getränke mit, da war die Hölle los.Herman und Brigitte waren tödlich beleidigt und nur nach langem beruhigen konnte es wieder gerade gebogen werden.

      Aber Rudi brachte erstaunlicherweise während der Umbauzeit immer wieder etwas mit, was Hermann gerade dringend brauchte! Manchmal grinste Hermann Rudi verständnisvoll an und klopfte ihm auf die Schulter. Die beiden verstanden sich jetzt ohne viele Worte.

      Nach vielen Monaten nahm der Umbau langsam Formen an und alle fanden es toll und alle waren stolz auf ihre Arbeit.Hermann wollte direkt am Wochenende eine Einweihungsparty starten, aber seine Frau wehrte erstmal milde lächelnd ab und verwies auf den Staub und Dreck und Gardinen waschen!

      Aber dann kam die Party und die ging in die Geschichte der krummen Straße ein! Selbst die alten Kumpels von Herbert kamen mit Frau und Kindern und, mein lieber Scholli, Jupp und Karl setzten der Party die Krone auf.

      Kapitel 3

      Herbert schob sein Fahrrad das Stück bis zur Querstraße und drehte sich um. Die krumme Straße war schon eine Sache für sich, sie ist wirklich krumm. In einem leichten Links-Rechts-Bogen verband sie die beiden Hauptstraßen, das alte Kopfsteinpflaster,die alten Bäume am Straßenrand, die alten, schön renovierten Häuser.

      Auf der linken Seite folgten die Häuser dem Straßenverlauf, rechts dagegen waren sie gerade in einer Flucht gebaut, wodurch sich von Jürgens Haus bis zum Haus von Herbert eine freie Fläche ergab, auf der eine Bank in mitten einer kleinen Grünanlage stand.

      Ein leichtes Lachen schüttelte Herbert, als er an die früheren Zeiten dachte, ein Plumpsklo im Anbau, Badezimmer kannte kein Mensch, Samstags wurde die alte Zinkbadewanne in die Küche gestellt und dann wurde einer nach dem anderen abgeschrubbt.

      Der Garten war besser in Schuss als das Haus und der Stall wurde auch besser gepflegt, weil darin fast jeder ein Schwein stehen hatte. Hühner so wie so, meistens auch noch Enten und Gänse.

      Der große Herd in der Küche war die einzige Heizquelle für das ganze Haus und im Winter froren alle in ihren dünnen Betten.

      Und Hunger hatten wir, bis Vater Pflanzen für den Garten organisiert hatte und dann brachte e rnoch klamm heimlich in einer alten Tasche mucksmäuschenstill ein Ferkel mit, nach und nach kamen dann Hühner und Gänse dazu.

      Vater hatte dann auch regelmäßig Arbeit auf’m Pütt und langsam ging es aufwärts.

      Eines Abends, es war saukalt, wir Kinder froren wie verrückt, obwohl wir zum Teil dick eingewickelt in alten Säcken und Decken auf den Schlitten saßen, die von den Vätern durch den Schnee gezogen wurden. Die Kinder waren neugierig wie nur etwas, weil keines wusste, warum sie so spät mit ihren Vätern unterwegs waren.

      Sie redeten alle wild durch einanderund stellten die tollsten Vermutungen an.

      Plötzlich zeigten dieVäter an, dass jetzt Ruhe sein müsste und erschreckt duckten sich die Kinder in ihre Decken. Die Schlitten wurden von den Männern eng zusammen gezogen und dann sagte Hermanns Vater leise, aber eindringlich, warum sie hier waren und was gemacht werden sollte.

      Schnell kapierten die Jungs, warfen die Decken und die alten Säcke ab, zitterten jetzt vor Kälte. Sie rannten leise auf die Eisenbahnwaggons zu und kletterten wie die Katzen daran hoch, liefen auf den Waggons weiter, bis sie die mit den Kohlen gefunden hatten, sie winkten ihren Vätern zu,dass sie her kommen sollten.

      Herbert, Wilhelm, Jürgen undHermann warfen die dicken Kohlebrocken von den Waggons herunter und die Männer sammelten diese ein und verstauten sie auf die Schlitten.

      Manche Kohlebrocken waren fest gefroren,so fest, dass die Jungs heftig arbeiten mussten, um sie los zu brechen.Jetzt schwitzten die Kinder trotz der beißenden Kälte,unerwartet kam dann der Ruf von ihren Vätern: „Kommt runter, für heute haben wir genug.“

      Die Jungens wurden von ihren Vätern wieder in die Decken gewickelt und in einem Affentempo ging es nach Hause. Endlich wurde es mal richtigwarm im Haus, die Mutter wärmte die Decken der Kinder an und brachte sie mit Tränen in den Augen zu Bett.

      Der Kohlenklau ging einige Wochen gut und dann knallten bei der letzten nächtlichen Aktion Schüsse durch die Nacht. Die Soldaten schossen auf die Kohlendiebe. Es wurde erfreulicherweise niemand verletzt, aber es gab auch keine Kohlen mehr und das Frieren fing wieder von vorne an.

      Niemand hatte für diese Kälte vernünftige Klamotten, vor allen Dingen keine richtige Winterkleidung. Es war einfach in diesem Winter jedem und allen saukalt.

      So ein Mist, dachte Herbert, und ich muss jetzt in einem Scheißjob Kohlen schleppen. Sein Vater hatte immer gepredigt,dass die Arbeit das allerwichtigste ist, ohne Arbeit läuft nicht viel. Scheiße, ich will ja malochen, aber keiner gibt mi reine vernünftige und solide Arbeit.

      Also los, Kohlenn schleppen.

      Als sein Vater aus der russischen Gefangenschaft zurück kam,war Herbert gerade zehn Jahre alt und hatte Schwierigkeiten,Kontakt zu finden und den fremden Mann einzuordnen, aber er sah auch, dass der Mann seiner Mutter viel half und er hörte seine Mutter tatsächlich ab und zu lachen! Da durch wurde es dann auch für ihn leichter und irgendwann waren sie eine Familie.

      Herbert schwang sich auf sein Fahrrad und strampelte Richtung Kohlenhändler. Die krumme Straße bog rechts ab, wenn man von der Stadt kam, und verband dadurch die Friederikenstraße mit der Hauptstraße. Die krumme Straße war kurz,auf jeder Seite standen gerade mal zehn Häuser, hier kannte jeder jeden und alle kamen gut mit einander aus. Herberts Haus stand ziemlich genau in der Mitte der Straße, ein Haus weiter wohnte Rudi, ein weiteres Haus weiter links wohnte Jürgen.

      Auf der anderen Seite wohnte im ersten Haus Beate. Zwei Häuser weiter Hans, direkt daneben Hermann, der mit dem

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