Ömmes auf der krummen Straße. Klaus Blochwitz
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„Aber klar!“, antwortete Jürgen gutgelaunt.
Jürgen war fast nicht wieder zu erkennen, seit er wieder eine geregelte Arbeit hatte, den Knatsch mit seiner Frau ließ er einfach außen vor.
In der Firma angekommen, holten sie sich die Papiere für die Tour und fuhren los. Herbert saß am Lenker und Jürgen goss zwei Becher mit Kaffee voll, er sagte nichts, weil er wusste, dass Herbert morgens erst mal seine Ruhe brauchte. Aber es war eine angenehme Stimmung in der Fahrerkabine, der starke Diesel brummte satt und sie hatten eine lange und angenehme Fahrt vor sich bis zum großen Überseehafen.
Sie waren schon eine ganze Weile auf der Autobahn Richtung Westen, als Herbert sagte: „Hoffentlich hält die Firma wenigstens so lange durch, bis wir unsere Rente einreichen können.“ Jürgen fiel die Kinnlade runter, eine eiskalte Faust presste sein Herz zusammen, sollte die Scheiße schon wieder losgehen?
„Was meinst du? Was soll das heißen?“,stammelte Jürgen zu Herbert rüber.
„Du merkst doch sicher auch“, antwortete Herbert ruhig und leise, „dass die Kohlefahrten immer weniger werden.“
„Ja sicher, aber … wir wollen nur hoffen, dass der Alte früh genug neue Arbeit für uns bekommt. Irgendwie muss er von der Kohle weg und etwas ganz anderes anfangen.
"Hast du denn schon irgend etwas gehört, dass es mau wird?“
„Nein, nein“, winkte Herbert ab,„noch haben wir unsere Arbeit.“
„Mensch, bloß nicht wieder arbeitslos, daran gehe ich kaputt“, rutschte Jürgen unruhig auf seinem Sitz herum.
Herbert lenkte den Truck auf einen belebten Parkplatz, stellte den Motor ab und ging pinkeln. Jürgen wechselte zum Fahrersitz und kurze Zeit später fuhren sie weiter.
Jürgen wurde durch das Fahren etwas von seinen trüben Gedanken abgelenkt, bis Herbert fragte: „Du bist doch auch mein Jahrgang?“
Jürgen nickte: „Warum?“
„Dann müssenwir beide sehen, dass wir die paar Jahre noch schaffen. Denn das Arbeitslosengeld kann man vergessen.“
„Oh Mann,bloß nicht“, jammerte Jürgen, „Inge bringt mich dann endgültig um.“
Herbert lachte: „Na, so schlimm wird es schon nicht werden!“
Jürgen sah zu Herbert rüber: „Hast du ne Ahnung!“`
Jürgen maulte über einen Autofahrer und fuhr dann von der Autobahn runter Richtung Hafen. Er lenkte den großen Lkw locker durch das Hafengewimmel und fand schnell ihre Abladestelle.Am nächsten Morgen konnten sie den Wagen beladn wieder abholen.
Diese Ladung mussten sie weit in den Süden bringen.
Jetzt fuhr Herbert wieder und Jürgen saß ziemlich still neben ihm, er betete zu allen Göttern und Heiligen,die ihm einfielen, bloß nicht wieder arbeitslos werden.
Er sah verstohlen zu Herbert rüber, der saß ruhig und gelassen am Lenkrad, das beruhigte ihn etwas. Nach dem bekanntenAutobahnkreuz fuhren sie Richtung Würzburg, um dann auf die Autobahn Richtung Kempten zu wechseln. Auf einem Rasthof hinter Kempten übernachteten sie.
Nach der Auslieferung ihrer Fracht fuhren sie nach Ingolstadt und nahmen dort Fracht auf für ihren Standort.
Ein paar Tage später wurden die Mitarbeiter vom Betriebsrat informiert, dass die Firma Gefahrgut- und Spezialtransporte übernehmen will und die Fahrer, die sich dafür interessierten,sollten sich im Büro melden.
Herbert und Jürgen waren die ersten im Büro.
Im Laufe der Zeit übernahmen die beiden Söhne des Kohlenhändlers die Firma und bauten diese nach und nach zu einer großen Spedition aus. Wahrscheinlich wollen die beiden Anfang nächsten Jahres sogar mit Heizöl anfangen.
Als Jürgen das hörte, dachte er, da hat Herbert mal wieder den richtigen Riecher gehabt.
Das Kohlengeschäft war fast auf null, alle Welt hatte jetzt Zentralheizung und die wird mit Heizöl betrieben. Ein Stück weiter vom Firmenplatz weg sollten die Tanks gebaut werden.
Jürgen klopfte ziemlich kräftig an die Haustür von Herbert,der öffnete und guckte etwas erstaunt. Jürgen konnte sich vor Aufregung gar nicht verständlich machen: „Die Amis sind auf dem Mond gelandet“, verstand Herbert dann doch.
„Klar und ich bin der Kaiser von China!“
„Wirklich!“ Jürgen gab keine Ruhe und zum Glück kam Elli und bestätigte es. Herbert schaute Jürgen und seine Frau ziemlich verdutzt an: „Mein lieber Scholli, erst die Russen mit dem Sputnik, dann Leika im Weltraum und Gagarin und jetzt sausen die Amis tatsächlichauf den Mond! Jetzt fehlt nur noch“, meinte Herbert, „dass einer die grünen Männchen vom Mars gesehen hat und alle schreien: das stimmt.“
Jürgen ging mit Herbert rüber zu Hermann und schellte an der Tür, Hermann machte total verschlafen auf und knurrte die beiden an: „Wisst ihr eigentlich,wie spät es ist?“
Beide überschütteten Hermann mit der Neuigkeit und Hermann winkte beide rein und machte den Fernseher an. Es stimmte also, die Amis waren tatsächlich auf dem Mond gelandet. Nach einer frühen Flasche Bier gingen die beiden wieder und Hermann legte sich wieder schlafen.
Jürgen und Herbert waren kaum auf der Straße, kam ihnen Wilhelm ganz aufgeregt entgegen: „Wisst ihr schon, wisst ihr schon?“Die drei redeten noch eine ganze Weile heftig mit einander und gingen dann doch etwas beruhigt nach Hause.
Da haben wir für unseren Abend aber ein ganz heißes Thema, dachteWilhelm bei sich.
Die Anwohner der Siedlung krumme Straße hatten das Frühjahr hinter sich, Ostern war vorbei, jetzt stand Pfingsten vor der Tür und die ersten Urlaubsreisen wurden geplant.
Hermann und Brigitte hatten wegen der Schwangerschaft ihrer Tochter alles abgeblasen. Herbert und Jürgen mussten erst abwarten, wie die Planung in der Firma aussah,
Wilhelm fuhr mit seiner Familie an die Nordsee. Seit ein paar Jahren fährt Wilhelm jetzt schon an die Nordsee, es gibt da einen schönenCampingplatz. Anfangs fuhren seine Kinder auch mit, aber als sie so achtzehn, zwanzig wurden, war das vorbei.
Beate und Rudi lassen sich nicht aus über ihre Pläne, aber da wird wieder was ganz Dolles heraus kommen.
Letztes oder vorletztes Jahr war Rudi auf einer Tour in Norwegen und Beate machte auf Kultur in Verona.
Rudi war auch schon in Nordafrika und Beate auf einer Kreuzfahrt in der Ägäis.
Rudi war auch schon per Anhalter unterwegs gewesen, ab und zu erzählte er davon.Egal, wo er auch war, er lernte stets nette Mädchen oder Frauen kennen, hier schmunzelte Rudi immer freundlich und wechselte das Thema.
Im Juli und August wurde es dann still in der krummen Straße, die Urlaubszeit machte sich doch bemerkbar. Hermann und Brigitte war es recht, sie und ihreTochter konnten die Ruhe gut gebrauchen. Irgendwie war ihreTochter nervös, unruhig, obwohl vom Befund her alles inOrdnung war.
Als