Die schönsten Weihnachtsgeschichten II. Charles Dickens

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die schönsten Weihnachtsgeschichten II - Charles Dickens страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
Die schönsten Weihnachtsgeschichten II - Charles Dickens

Скачать книгу

daß ihr Blick dann imstande war, alle jungen Herren zwischen sechs und elf Jahren während der ganzen Dauer der Weihnachts- und Hundstagsferien um ihre Seelenruhe zu bringen.

      Wie er in Spielsachen war, so war er auch – wie die meisten Menschen – in allen andern Dingen. – Man kann sich daher leicht vorstellen, daß in dem großen, grünen Überzieher, der ihm bis über die Waden reichte, bis ans Kinn hinan ein möglichst unangenehmer Gesell steckte und daß er ein so auserlesener Patron und angenehmer Gesellschafter war, wie je einer in ein Paar Stiefeln, die wie Bullenbeißer aussahen, mit mahagonifarbigen Stulpen daran.

      Und doch war Tackleton, der Spielwarenhändler, im Begriff, sich zu verheiraten. Ja, trotz alledem war er im Begriff, sich zu verheiraten. Und noch dazu mit einem jungen Mädchen, mit einem schönen jungen Mädchen.

      Man sah ihm den Bräutigam wirklich nicht an, wie er so dastand in der Küche des Fuhrmanns mit seinem verzerrten, eingetrockneten Gesicht, seinem spiralartigen Körper, den Hut auf die Brücke von Nase herabgedrückt, die Hände bis auf den Grund der Taschen vergraben und seine ganz boshafte, spöttische Natur aus einer kleinen Ecke seines kleinen Auges hervorlauernd, so daß man unwillkürlich an soundsoviel Raben denken mußte. Und dennoch wollte er einen Bräutigam vorstellen.

      »Nur noch drei Tage«, sagte Tackleton. »Nächsten Donnerstag. Der letzte Tag des ersten Monats im Jahr. Das ist mein Hochzeitstag.«

      Habe ich bereits erwähnt, daß das eine Auge stets weit offen stand und er das andere beinahe geschlossen hielt, und daß das fast geschlossene Auge immer das ausdrucksvollere Auge war? Ich glaube nicht.

      »Das ist mein Hochzeitstag!« sagte Tackleton, mit seinem Gelde klimpernd.

      »Ei, ei, das ist auch unser Hochzeitstag«, rief der Fuhrmann.

      »Ha, ha!« lachte Tackleton. »Merkwürdig! Ihr seid just auch so ein Pärchen. Just so eins!«

      Das Entsetzen Dots über diese anmaßende Behauptung ist unbeschreiblich. Es fehlte nur noch, daß seine Einbildung so weit ging, sogar die Möglichkeit eines solchen Wickelkindes, wie das ihre, vorauszusetzen. Der Mann war nicht richtig im Oberstübchen!

      »Hört einmal! Auf ein Wörtchen!« flüsterte Tackleton, indem er den Fuhrmann mit dem Ellenbogen anstieß und ihn ein wenig auf die Seite nahm. »Ihr kommt doch zur Hochzeit? Wir befinden uns ja in der gleichen Patsche, wißt Ihr!«

      »Wieso in der gleichen Patsche?« fragte der Fuhrmann.

      »Was die kleine Ungleichheit der Jahre anbetrifft, wißt Ihr«, sagte Tackleton, indem er ihm wieder einen Rippenstoß versetzte, »so kommt und bringt vorläufig einen Abend bei uns zu.«

      »Warum?« fragte John, erstaunt über diese drängende Gastfreundschaft.

      »Warum?« versetzte der andere. »Das ist ja eine ganz neue Art, Einladungen anzunehmen. Warum? Ei, des Vergnügens halber – um der Geselligkeit willen und all dergleichen, wißt Ihr?«

      »Ich dachte, Ihr wäret niemals gesellig«, sagte John in seiner ehrlichen Weise.

      »Nun, nun, ich sehe, bei Euch bleibt einem nichts übrig, als frei von der Leber weg zu reden«, versetzte Tackleton.

      »Nun also, die Wahrheit ist, Ihr – Ihr und Eure Frau – habt ein . . . was die Teetrinker ein gewisses gemütliches Verhältnis nennen. Wir wissen das besser, versteht Ihr, aber . . .«

      »Nein, wir wissen das nicht besser«, fiel ihm John in die Rede. »Wovon redet Ihr denn?«

      »Gut, wir wissen's nicht besser«, sagte Tackleton. »Wir wollen also sagen, wir wissen's nicht besser. Wie Ihr wollt; was tut's? Ich wollte also sagen, da Ihr nun einmal einen solchen Eindruck macht, so wird Eure Gesellschaft einen günstigen Einfluß auf die zukünftige Mrs. Tackleton ausüben. Und obgleich ich nicht glaube, daß Eure liebe Frau in dieser Hinsicht sehr freundschaftlich gegen mich gesinnt ist, so kann sie gar nicht anders, als meinen Absichten dienen, denn sie hat in ihrer Erscheinung etwas so Vernünftiges und Behagliches, das immer eine gute Wirkung hervorbringt, selbst in gleichgültigen Dingen. Also Ihr kommt, nicht wahr?«

      »Wir haben beschlossen, unsern Hochzeitstag zu Hause zu feiern, soweit bei uns von Feiern überhaupt die Rede sein kann«, sagte John. »Es ist nun schon ein halbes Jahr, daß wir uns dieses vorgenommen haben. Seht Ihr, wir meinen zu Hause . . .«

      »Bah! Was zu Hause!« rief Tackleton. »Vier Wände und eine Decke – warum schlagt Ihr das Heimchen nicht tot? Ich tät's. Ich tu es immer. Der Lärm ist mir unerträglich . . . Auch bei mir gibt's vier Wände und eine Decke. Kommt also!«

      »Was, Ihr schlagt Eure Heimchen tot?« sagte John.

      »Zertrete sie«, versetzte der andere, mit dem Absatz fest auf die Diele tretend. »Aber nun sagt ja! Es ist ebenso sehr in Eurem als in meinem Interesse, wißt Ihr, daß unsere Weiber einander einreden, sie seien durchaus glücklich und zufrieden und könnten es gar nicht besser haben. Ich kenne die Weiber. Wenn die eine Frau sich rühmt, macht es ihr die andere gleich nach. Es herrscht unter ihnen, mein Lieber, ein solcher Wetteifer, daß, wenn zum Beispiel Eure Frau zu meiner sagt: ›Ich bin die glücklichste Frau von der Welt und habe den besten Mann von der Welt und bete ihn förmlich an‹, so wird meine Frau dasselbe zu der Eurigen sagen oder noch mehr, und sie glaubt es sogar halbwegs.«

      »Ihr meint also, daß sie das nicht tut?« fragte der Fuhrmann.

      »Nicht tun!« rief Tackleton, mit einem kurzen, scharfen Lachen. »Was nicht tun?«

      Der Fuhrmann hatte halb die Absicht gehabt, hinzuzufügen: »daß sie Euch nicht anbetet.« Aber als er zufällig das halbgeschlossene Auge sah, in dem Augenblick, als es sich blinzelnd auf ihn heftete über den aufgeschlagenen Mantelkragen hin, dessen Spitze es ihm beinahe ausstach, da fühlte John, daß in diesem Menschen so wenig Anbetungswürdiges war, daß er statt dessen sagte: »daß sie es nicht selbst glaubt.«

      »Ha, ha! Ihr seid ein Schelm! Ihr scherzt!« sagte Tackleton.

      Aber der Fuhrmann, obgleich er nur langsam die ganze Tragweite dessen begriff, was er gesagt, sah ihn mit einer so ernsten Miene an, daß Tackleton genötigt war, sich etwas deutlicher zu erklären.

      »Ich habe Lust«, sagte er, indem er die Finger seiner linken Hand emporhielt und den Zeigefinger anfaßte, als wollte er sagen: »Das bin ich, Tackleton nämlich« . . . »Ich habe Lust, mein Bester, mir ein Weibchen zu nehmen, und zwar ein junges Weibchen, und ein schönes Weibchen« – hier klopfte er auf seinen kleinen Finger, der gleichsam die Braut präsentierte, und zwar recht empfindlich, wie um sich als Herr zu zeigen. »Ich bin ganz der Mann danach, diesen Gedanken zur Ausführung zu bringen, und ich tu' es auch. Das ist nun einmal meine Laune. Aber – seht mal dort!«

      Er deutete auf Dot, die nachdenklich am Feuer saß, ihr Kinn mit dem Grübchen auf die Hand stützte und in die helle Glut schaute. Der Fuhrmann sah sie an, und dann ihn, und dann sie, und dann wieder ihn.

      »Ohne Zweifel ehrt sie Euch und gehorcht Euch, wie es ihre Pflicht und Schuldigkeit ist«, sagte Tackleton; »und da ich kein Mann von schönen Phantastereien bin, so genügt mir das auch vollständig. Meint Ihr etwa, daß noch sonst etwas dabei ist?«

      »Ich meine«, bemerkte der Fuhrmann, »daß ich jeden zum Fenster hinauswerfen würde, der das Gegenteil behaupten wollte.«

      »Richtig, richtig!« beeilte sich der andere mit ungewöhnlicher Lebhaftigkeit zuzustimmen, »Gewiß, versteht

Скачать книгу