Die schönsten Weihnachtsgeschichten II. Charles Dickens

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Die schönsten Weihnachtsgeschichten II - Charles Dickens

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muß ich sagen, daß Dot die beste Pfeifenstopferin war, die man in allen fünf Weltteilen hätte finden können. Es war allerliebst, zu beobachten, wie sie das feste runde Fingerchen in den Pfeifenkopf steckte und dann in das Rohr blies, um es zu reinigen, und wie sie dann, als dies vollbracht war, tat, als sei wirklich etwas in dem Rohr, und wohl ein dutzendmal hineinblies, es wie ein Fernrohr vor das Auge hielt und mit einem höchst reizenden Zwinkern in ihrem hübschen Gesicht hindurchblickte. Was den Tabak betrifft, so war sie in diesem Artikel eine vollkommene Meisterin. Und wie sie mit einem Fidibus die Pfeife anzündete, wenn der Fuhrmann sie in den Mund gesteckt hatte – seiner Nase ganz nahe kam und sie doch nicht versengte – das war Kunst, vollendete Kunst!

      Und wie das Heimchen und der Kessel, indem sie ihr Lied wieder anstimmten, dies anerkannten! Auch das helle Feuer, indem es plötzlich wieder aufflammte, erkannte es an! Und der kleine Mäher auf der Uhr, der unbeachtet seine Arbeit fortsetzte, erkannte es ebenfalls an. Und der Fuhrmann mit der wieder geglätteten Stirn und dem hellen Gesicht war der allererste, es anzuerkennen!

      Und während er ernst und nachdenklich seine alte Pfeife schmauchte, und die Schwarzwälder Uhr tickte, und das rote Feuer flackerte, und das Heimchen zirpte, da kam jener Genius des Herdes und des Hauses – denn das war das Heimchen – in Feengestalt, und zauberte eine Menge Bilder häuslichen Glückes um ihn her. Dots jeden Alters und jeder Größe erfüllten das Zimmer. Dots, die als fröhliche Kinder die Blumen pflückten, über die Felder dahinrannten; verschämte Dots, die sich der Werbung seines eigenen rauhen Ebenbildes halb entzogen, halb ihr nachgaben; jung verheiratete Dots, die an der Tür abstiegen und verwundert ihre Wirtschaftsschlüssel in Empfang nahmen; kleine mütterliche Dots, gefolgt von traumhaften tolpatschigen Mädchen, die Wickelkinder zur Taufe trugen; matronenhafte Dots, die, immer noch jung und blühend, andere Dots, ihre Töchter, zu ländlichen Tänzen begleiteten; wohlbeleibte Dots, umringt und belagert von Scharen rosiger Enkel; verwelkte Dots, die sich auf Krücken lehnten und unsicheren Schrittes langsam dahinschlichen. Auch alte Fuhrleute erschienen, mit blinden alten Boxern zu ihren Füßen; und neuere Fuhrwerke mit jüngeren Lenkern (»Gebrüder Peerybingle« stand auf der Wagendecke): und kranke alte Fuhrleute, gepflegt von den liebevollsten Händen, und Gräber mit längst heimgegangenen Fuhrleuten, die bedeckt waren mit grünen Friedhofsrasen. Und als das Heimchen ihm alle diese Dinge zeigte – denn er sah sie ganz deutlich, obgleich seine Augen auf das Feuer gerichtet waren –, da wurde dem Fuhrmann das Herz leicht und glücklich, und er dankte seinen Hausgöttern von ganzem Herzen, und kümmerte sich um Gruff und Tackleton nicht mehr, als ihr es tut.

      Aber was war das für eine Gestalt von einem jungen Mann, den dasselbe Feenheimchen ihrem Stuhl so nahe stellte, und der dort ganz einsam und allein stehenblieb? Warum weilte er noch immer so nahe bei ihr, den Arm auf den Kaminsims gestützt und wiederholte beständig: »Verheiratet! Verheiratet! Und nicht mit mir!«

      O Dot! O schwache Dot! Solltest du deine Pflichten . . . Aber nein, für den Gedanken ist kein Raum in allen Träumen deines Mannes. Doch warum ist dieser Schatten auf seinen Herd gefallen?

      Zweites Zirpen

      Kaleb Plummer und seine blinde Tochter lebten ganz allein miteinander, wie die Märchenbücher sagen – und meinen Segen und auch hoffentlich den eurigen über die Märchenbücher, daß sie uns noch etwas zu sagen haben in dieser Alltagswelt! – Kaleb Plummer und seine blinde Tochter lebten ganz allein miteinander in einer zerknackten Nußschale von einem Häuschen, das eigentlich nichts Besseres war als ein Pickel auf der hervorragenden Backsteinnase von Gruff und Tackleton. Die Gebäude von Gruff und Tackleton nahmen die große Vorderseite der Straße ein; aber Kaleb Plummers Häuschen hätte man mit ein paar Hammerschlägen niederschlagen und die Stücke in einem Schubkarren fortschaffen können.

      Wenn irgend jemand der Wohnung Kaleb Plummers nach einem solchen Gewaltstreich die Ehre angetan hätte, sie zu vermissen, so wäre es ohne Zweifel nur geschehen, um ihre Zerstörung als eine bedeutende Verbesserung zu preisen. Sie klebte an dem Gewese von Gruff und Tackleton wie eine Klette an einem Schiffskiel, oder wie eine Schnecke an einer Tür, oder wie ein kleines Häufchen Pilze an einem Baumstamm. Und doch war es der Keim, aus dem der hohe kräftige Stamm von Gruff und Tackleton aufgewachsen war; und unter seinem zerfallenen Dache hatte der vorletzte Gruff in ganz kleinem Maßstabe Spielzeug für eine Generation von seitdem alt gewordenen Knaben und Mädchen angefertigt, die damit gespielt, sie ausgenutzt, zerbrochen, und dann auf ihnen sich schlafen gelegt hatten.

      Ich sagte, daß Kaleb und seine arme blinde Tochter hier lebten. Aber ich hätte sagen sollen, Kaleb lebte hier und seine arme blinde Tochter irgendwo in einem Zauberschlosse von Kalebs Schöpfung, wo man von Armut und Not nichts spürte und die Sorge nie Einlaß hielt. Kaleb war kein Zauberer, aber in der einzigen Zauberkunst, die uns noch übriggeblieben ist, in der Zauberkunst hingebender, unerschöpflicher Liebe, war die Natur seine Lehrerin gewesen, und aus ihren Lehren blühten all diese Wunder auf.

      Das blinde Mädchen erfuhr nie, daß die Decke verblichen, die Wände schwarz und stellenweise vom Mörtel entblößt waren; daß große Risse sich gebildet hatten und mit jedem Tag sich erweiterten; daß die Balken vermoderten und sich senkten. Das blinde Mädchen erfuhr nie, daß auf den Wandborden nur die häßlichen Gestalten von Töpferwaren standen; daß Sorge und Mutlosigkeit im Hause waren; daß Kalebs spärliche Haare vor ihren erloschenen Augen grauer und immer grauer wurden. Das blinde Mädchen erfuhr nie, daß sie einen kalten, anspruchsvollen, gefühllosen Herrn hatte, kurz, daß Tackleton Tackleton war, sondern lebte in dem Glauben an einen gutmütigen Kerl, der gern seinen Spaß mit ihnen trieb, und der, während er der Schutzengel ihres Daseins war, es verschmähte, ein Wort der Dankbarkeit von ihnen zu hören.

      Und das alles war Kalebs Werk, das Werk ihres schlichten Vaters! Aber auch er hatte ein Heimchen an seinem Herde; und als er einst, da das mutterlose blinde Kind noch sehr jung war, mit schwerem Herzen auf sein Zirpen lauschte, da hatte ihm dieser Schutzgeist den Gedanken eingeflößt, daß selbst ihr großes Unglück fast in einen Segen verwandelt und das Mädchen mit diesem traurigen Mittel glücklich gemacht werden könne. Denn das ganze Heimchengeschlecht besteht aus mächtigen Geistern, wenn auch die Menschen, die mit ihnen verkehren, es fast nie wissen (und dies ist häufig der Fall); und es gibt in der unsichtbaren Welt keine lieblicheren und wahreren Stimmen, denen man bedingungsloser vertrauen könnte, und die so sicher nur den liebevollsten Rat erteilen, als die Stimmen, deren sich die Schutzengel des häuslichen Herdes in ihrem Verkehr mit dem Menschengeschlecht bedienen.

      Kaleb und seine Tochter waren zusammen bei der Arbeit in ihrer gewöhnlichen Arbeitsstube, die ihnen auch als Wohnstube diente. Und ein merkwürdiger Ort war es. Da standen Häuser, fertige und halbfertige, für Puppen jeden Ranges. Vorstadthäuser für Puppen von beschränkten Mitteln; Küchen und einzelne Zimmer für Puppen der niederen Klassen; großstädtische Paläste für Puppen aus vornehmen Kreisen. Einige dieser Wohnungen waren bereits möbliert, je nach den Verhältnissen und dem Geschmack von Puppen von beschränktem Einkommen; andere konnten in kürzester Frist auf das kostspieligste eingerichtet werden; man brauchte nur von den Gestellen Stühle, Tische, Sofas, Bettstellen, und was sonst zu einer fein möblierten Wohnung gehört, herunterzunehmen. Der hohe und niedere Adel und das große Publikum, für die diese Wohnungen bestimmt waren, lagen da und dort, die Augen starr nach der Decke gerichtet, in Körben herum; aber je nachdem die Verfertiger dieser Puppen ihnen die verschiedenen Stufen auf der gesellschaftlichen Leiter anwiesen und jeden auf seinen entsprechenden Platz stellten – was, wie die Erfahrung lehrt, im wirklichen Leben beklagenswert schwierig ist – waren sie weit geschickter gewesen, als die Natur, die oft so launisch und verderbt ist; denn statt sich mit so willkürlichen Unterscheidungen wie Atlas, Kattun und Lumpen zu begnügen, hatten sie auffällig persönliche Unterscheidungen, bei denen ein Irrtum ausgeschlossen war, hinzugefügt. So hatte die Puppendame von vornehmer Herkunft Wachsglieder von vollendetem Ebenmaß – ein Vorzug, wie er nur ihr und ihren Adelsgenossen gebührte. Der nächste Grad auf der gesellschaftlichen Leiter war von Leder, und wieder der nächste von grober Leinwand.

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