Hoffentlich musst du nicht in den Krieg. Gerhard Ebert

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Hoffentlich musst du nicht in den Krieg - Gerhard Ebert страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Hoffentlich musst du nicht in den Krieg - Gerhard Ebert

Скачать книгу

kleines Höschen oder so etwas. Auf alle Fälle war Tante nicht so unmäßig dick, wie dieses leichte Mädchen im Zug. Das war ihm sofort irgendwie klar. Und beim Weggehen, als sie sich abwandte, hatte Tom gerade noch gesehen, dass sie eine schmale Taille hatte.

      Jetzt musste er rasch raus aus dem Klo, denn Tante würde gewiss wiederkommen. Offenbar war ihr überhaupt nichts passiert. Sie schien sogar irgendwie ganz munter gewesen. Ihr Haar hatte aufgelöst lang über der Schulter gelegen, bis hin zu den Brüsten. Ist Tante Erna schön? Tom kriegte seine wirren Gedanken nicht auf die Reihe. Er raffte sich auf, zog, schon aus taktischen Gründen, die Spülung und lief zurück in sein Zimmer.

      Dort angelangt und wieder lang ausgestreckt im Bett stand Tom das Bild von der gespenstig beleuchteten nackten Tante geradezu greifbar vor Augen. Sie ist schön, ohne Zweifel, entschied er und beschloss, sich die Frage während seines Besuchs in Bremen klar und endgültig zu beantworten. Ihn packte die Idee, noch einmal an Tantes Tür zu lauschen. Denn auch ihr Stöhnen ging ihm nicht aus dem Sinn. Was war los gewesen mit Tante? Erst hatte sie gestöhnt und sogar geschrien, dass man sich Sorgen machen musste, und dann schaute sie offenbar sehr wohlauf zu ihm herab.

      Jetzt knarrte es draußen im Flur. Tom spannte alle seine Sinne an, um in ungewohnter Umgebung heraus zu bekommen, wer in der Nacht wohin ging. Wahrscheinlich war das jetzt Onkel Jupp. Tom stand auf, legte das Ohr an seine Tür und hörte, wie Tante "Komm doch!" rief. Dann schloss sich eine Tür, fast ein bisschen zu laut, als sei es hastig geschehen.

      Tom gestand sich ein, neugierig zu sein. Wenn das zutraf, dann musste er jetzt erst recht noch einmal hinaus in den Flur, um vielleicht zu erfahren, was da los war mit Tante Erna. Schon huschte er hinaus, mied die Stelle, wo es vorhin geknarrt hatte, und stand alsbald vor dem Schlafzimmer. Jetzt war Licht da drin! Er sah es unten beim Türspalt. Er beugte sich zum Schlüsselloch. Glück gehabt! Kein Schlüssel! Gute Sicht!

      Was war denn das? Meine Güte! Tantes Beine ragten weit gespreizt über das Bett, knickten ein, verschwanden, kamen wieder hoch, knickten ein. Und jetzt stöhnte sie wieder. Plötzlich hustete Opa in seinem Zimmer. Ach, der war dort drüben, wo jetzt auch Licht brannte. Nichts wie weg, dachte Tom und floh.

      Zu dumm, dass er nicht hatte weiter gucken können. Erst jetzt spürte er, wie kühl es im Flur gewesen war. Jedenfalls empfand er es angenehm warm im Bett. Fieberhaft dachte er nach über das, was er soeben gesehen hatte. Warum streckte die Tante ihre Beine so hoch? Weil sie krank war? Merkwürdig! Wirklich sehr merkwürdig!

      Offenbar machten Tante und Onkel in ihren Betten etwas, wovon er, Tom, absolut keine Ahnung hatte. Aber was konnte das sein? Plötzlich schoss Tom ein verwegener Gedanke durch den Kopf. Machten die zwei da drinnen vielleicht Liebe? Tom wurde ganz heiß. Aber warum dann, um Himmels willen, stöhnte die Tante? Und dann hatte sie auch noch geschrien! Ganz kurz zwar, aber immerhin. Es war ein Schrei! Das kann doch nicht Liebe sein! Da ist man zärtlich, da streichelt man sich! Tom wurde sonnenklar, dass es offenbar Dinge gab zwischen Mann und Frau, die ihm bislang verborgen geblieben waren, die er aber unbedingt, und zwar möglichst bald und genau erfahren musste.

      4.Wie ein Prinz

      Am Morgen des nächsten Tages weckte ihn die Tante. Sie kam nicht herein, sondern klopfte und rief zum Frühstück. Tom sprang aus dem Bett, machte schnell, was Mutter eine Katzenwäsche genannt hätte, und kleidete sich an. Eilig begab er sich in die Wohnküche. Dort saßen die drei Alten schon am Tisch.

      "Guten Morgen", sagte er artig.

      "Gut geschlafen?" fragte die Tante.

      "Ja, wunderbar", erwiderte Tom wohl überlegt. Dabei nahm er Platz auf dem freien Stuhl und musterte seine Tante verstohlen. Er vermied, dass sich ihre Blicke begegneten, was aber nicht immer gelang. Sie schaute, ja wie eigentlich? Doch, jetzt hatte er eine Eingebung. Sie schaute, als sei er für sie noch ein ganz, ganz kleiner ahnungsloser Bub. Das konnte ihm nur recht sein. Denn das zeigte ihm, dass sie nicht mitbekommen hatte, dass er sie vergangene Nacht beobachtet hatte. Im Übrigen machte sie einen lockeren und zufriedenen Eindruck, gar nicht wie eine Frau, die in der Nacht schlimme Schmerzen durchlitten hatte. Schon war Tom eine neugierige Frage fast auf den Lippen. Aber er konnte sich gerade noch bremsen.

      "Schönes Frühstück", sagte er.

      „Ihr habt euch wirklich angestrengt“, bestätigte ihn Opa.

      „Bei so seltenem Besuch!“ schmeichelte die Tante und begann, mögliche Ausflüge oder Besichtigungen während der Besuchstage abzuwägen. Opa und Tom schwiegen neugierig. Schließlich einigten sich Tante und Onkel. Da das Wetter sommerlich warm zu werden versprach, wurde entschieden, heute zum Baden an die Weser zu fahren. Die Weser, erfuhr Tom, ist ein Fluss, der durch Bremen fließt. Das interessierte ihn eigentlich gar nicht so sehr, vielmehr die Aussicht, seine Tante wieder nackt zu sehen. Denn im Badeanzug würde sie immerhin einiges zeigen müssen. Zum Beispiel die Beine, die er in der Nacht als besonders lang gesichtet hatte. Opa hatte mit Schwimmen im Fluss nichts im Sinn, war aber selbstverständlich bereit mitzukommen.

      Mit dem Auto war die Badestelle schnell erreicht. Sie lag außerhalb der Stadt, schon im Grünen, und vor allem flussabwärts, so dass ziemlich große Schiffe – jedenfalls aus der Sicht von Tom - vorüberkamen, die nach Bremen hinein in den Hafen fuhren. Sofort erwachte der Wunsch, diesen Ort kennen zu lernen. Opa war dafür, offenbar war auch er neugierig. Er verkündete, sie beide würden in den nächsten Tagen, vielleicht schon morgen, da mal hingehen.

      Tom spürte, dass Opa in Sachen Besuchsprogramm auch ein Wörtchen mitreden wollte. Das könnte, fand er, für die andere Richtung wichtig werden, nämlich flussabwärts; denn da musste ja logischerweise der Fluss sein Ende finden, und zwar im Meer. Was Tante bestätigte. Worauf Tom lebhaftes Interesse meldete und dem Opa die Äußerung entlockte, Onkel Jupp möge versuchen, für seine Gäste eine Dampferfahrt nach Helgoland zu buchen. Was bedeutete, dass sie beide, Opa und Tom, ganz echt auf dem Meer herum schippern würden. Tom versäumte nicht, diese Möglichkeit freudig zu begrüßen. Und Onkel Jupp erklärte schmunzelnd, das sei doch alles schon in trockenen Tüchern. Tom verstand dies zwar nicht so recht, aber es klang wie eine Zusage.

      Während des Disputs besichtigte er insgeheim seine Tante. Sie trug einen dunkelbraunen Badeanzug. Die Beine waren lang und schön. Tom hatte keine Maßstäbe, natürlich nicht, woher auch. Aber sein Empfinden sagte ihm, dass diese Beine weder zu dick noch zu dünn waren, sondern sozusagen gerade richtig. Gut geformte Waden, die Knie nicht dicker, sondern eher irgendwie zierlich, und die Schenkel dann kräftig bis hin zum Popo, der nicht etwa zu einem fetten Hintern ausartete, sondern mit knackigen Rundungen geradezu verlockte, immer wieder zu ihm hinzuschauen. Auch Opa schien dieser Meinung zu sein, denn er gab seiner Tochter einen wohlwollenden Klaps auf den Po, als sie bei ihm vorbeischritt. Just in dem Moment geschah Unerwartetes.

      „Wasser! Wasser!“ rief Onkel Jupp plötzlich, packte einige Badeutensilien und rannte hastig das Ufer hoch. Auch die Tante griff eilig nach Badetuch und Tasche und hetzte nach oben. Opa, der gemütlich auf seiner Decke gesessen hatte, an eine Buhne gelehnt, begriff nicht so schnell. Eine Welle erfasste ihn. Schon saß er mitten im Wasser, konnte sich gerade noch erheben, so dass sein Hosenboden nicht zu nass wurde. Tom amüsierte sich. Das war ein Ding!

      Immer, wenn so große Schiffe vorüberschwammen, nahmen sie auf seltsame Weise das Wasser des Flusses mit, das dann aber stets mehr oder weniger ungestüm zurückkam. Das Spiel zwischen Schiff und Fluss hatte anfangs besonders interessiert, war dann aber von ihnen nicht weiter beachtet worden. Nun hatte ein großer Pott mächtig viel Wasser mitgehen lassen, das ungewöhnlich dreist zurückkam.

      "Das liegt auch daran, dass die Flut kommt", sagte Onkel Jupp.

      "Die

Скачать книгу