Hoffentlich musst du nicht in den Krieg. Gerhard Ebert
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"Glück gehabt!" sagte Opa, schmunzelte und steckte sich ein paar Nüsse in den Mund. Die Früchte schmeckten auch Tom jetzt viel besser als vorher.
Wieder zu Hause angelangt, packten beide ihre Taschen aus und erzählten. Tante Erna amüsierte sich, wusste aber auch zu berichten, dass das mit dem Zoll nicht so einfach sei. Vor allem in jüngster Zeit gebe es oft recht strenge Kontrollen.
"Der Hitler denkt, sein Krieg wird sabotiert!" sagte sie giftig und so bestimmt, dass Widerrede nicht angebracht schien. Tom fand Tante Ernas Vermutung übertrieben. Was hatte sie gegen Hitler? Der hatte für Arbeit gesorgt. Angeblich für alle. Kam in den Nachrichten. Tante tat so, als ob sie nie Radio einschalten würde. Aber Tom hütete sich, seine Meinung kundzutun. Sie würde gleich sagen, dass er noch zu grün hinter den Ohren sei, um alles zu verstehen. Womit sie nun allerdings recht haben konnte.
Fast empfand er so etwas wie innere Genugtuung, als er sich in dem Moment vornahm, heute Nacht genau zu beobachten, was in ihrem Schlafzimmer vorging. Es war ja wohl alles andere als gewöhnlich, dass eine Frau nachts vor Schmerzen stöhnt und sogar schreit und dann am nächsten Tag putzmunter herumläuft.
6.Sich treu sein
Beim Abendessen gab es eine höchst erfreuliche Nachricht. Onkel Jupp hatte Fahrkarten für die Tour nach Helgoland, und zwar für übermorgen. Zeitlich sei es leider so, dass Tante und Onkel nicht mitkommen konnten, aber das sei kein Problem. Solch eine Reise sei ein Kinderspiel, man könne nichts falsch machen. Opa schien nicht so ganz überzeugt, wollte sich aber Schwachheit nicht spüren lassen. So wurde beschlossen, morgen mit Tante einen Stadtbummel zu machen, in Geschäfte und so, mal beim Roland vorbei, und am nächsten Tag morgens würde sie beide zum Bus bringen. Mit diesen erregenden Aussichten beschäftigt begab sich Tom zu Bett. Er war heute gar nicht müde und war sich gewiss, dass es ihm gelingen würde, wach zu bleiben, bis die Verwandtschaft auch die Nachtruhe suchen würde.
Allerdings gab es eine Überraschung. Zunächst hörte er, wie Opa sein Zimmer aufsuchte. Das schien ihm zwar etwas früh, aber Opa war nun mal nicht mehr der Jüngste. Doch dann! Was war das? Onkel Jupp verabschiedete sich von seiner Frau. Klack, fiel die Wohnungstür ins Schloss. Ach je, Tom hatte ganz vergessen, dass der Onkel ja in der Regel abends arbeitete! Er spielte mit seinem kleinen Orchester irgendwo in einem Bremer Lokal zum Tanz auf. Die Tante war mithin abends meist allein, es sei denn, sie ging zu ihrem Mann in das Lokal. Schon ein eigenartiges Leben!
Onkel Jupp war also weg, nur Tante noch im Wohnzimmer. Tom lauschte angestrengt. Verunsichert überlegte er, ob es sich angesichts solcher Sachlage überhaupt lohnte, das Risiko einzugehen, im Flur ertappt zu werden. Jetzt schnappte die Schlafzimmertür ein. Er kannte das Geräusch schon genau. Auch Tante Erna hatte sich zur Ruhe begeben. Obwohl schwankend in seinen Überlegungen entschied Tom, seiner Neugier zu folgen. Er konnte es bei anderen Leuten nicht leiden, wenn die immer so hin und her machten, sich nicht klar entscheiden konnten. Er wollte ein Mann von klaren Absichten und Entschlüssen sein. Jetzt war Gelegenheit, sich treu zu sein. Also beschloss er zu tun, was er sich vorgenommen hatte - im Flur einen Horchposten beziehen. So gering die Erfolgsaussichten aus sein mochten!
Kaum stand er draußen, fühlte er etwas Warmes an seinen Beinen. Der Kater strich um ihn herum! Auch das noch! Aber das musste jetzt ausgehalten werden. Auf gar keinen Fall durfte er irgendeinen Laut von sich geben. Der Kater schnurrte. Das schien so, als würde er Vertrauen und Freundschaft anbieten. Warum war die Katze im dunklen Flur? Hatte sie nicht neben der Küche in einer kleinen Abstellkammer einen Ruheplatz für die Nacht? Aber jetzt im Dunkeln war da nichts zu regeln. Tom lauschte angestrengt. Immer noch strich der Kater um seine Beine herum. Eigentlich hatte er näher an die Schlafzimmertür herantreten wollen, aber das schien Tom jetzt nicht ratsam. Wenn der Kater mitkam und so schnurrte, war nicht zu verhindern, dass die Tante das drinnen hörte. Also blieb Tom wie angewurzelt stehen.
Plötzlich quarrte eine Tür. Was war denn das nun wieder? Tom begann, vor Erregung zu zittern. Fieberhaft überlegte er. Die weiche Berührung an seinen Beinen war verschwunden. Vermutlich stand die Tür zu des Katers Kammer offen, und das Tier hatte soeben einen kleinen Spaziergang beendet. Wenn Tom jetzt die Tür schließen würde, wäre er den Kater los. Aber er traute sich nicht. Da war die Stelle, wo die Diele knarrte. Nicht auszudenken, welche Verwicklungen es geben könnte, wenn Tante deswegen herauskam. Allerdings: Wenn Tante auftauchen sollte, könnte er sagen, er wolle just zur Toilette. Und wer weiß, vielleicht würde sie sogar, wie neulich, nackt kommen. Tom zögerte, blieb starr stehen und lauschte.
Nichts zu hören! Absolut nichts! Plötzlich wurde Tom bewusst, wie dämlich eigentlich er sich just verhielt. Alles Interesse für Tantes nächtliches Wehgeschrei war dahin. Was ging es ihn überhaupt an, wenn sie Schmerzen hatte. Offenbar konnte sie ruhig schlafen, wenn der Onkel nicht bei ihr war. Tom trat den Rückzug an. Ihm gelang es, sein Zimmer zu erreichen, ohne dass die Diele knarrte. Auch das Schließen der Tür gelang ihm lautlos. Irgendwie war er höllisch froh, den Ausflug heil überstanden zu haben. Das Herz klopfte wild, lange fand er keine Ruhe.
Tom versuchte, sich abzulenken. Er überlegte, ob er wohl die "Bremen" zu Gesicht bekommen würde, wenn sie nach Helgoland fahren würden. Dieses große deutsche Passagierschiff sollte, wie Zeitungen gemeldet hatten, gerade in Bremerhaven vor Anker liegen. Und Onkel Jupp hatte nicht ausgeschlossen, dass es noch im Hafen sein würde. So 30000 Bruttoregister-Tonnen sollte es groß sein. Im Vergleich, hatte sich Tom sagen lassen, seien die Schiffe hier in Bremen im Hafen nur so 5000 oder 7000 Tonnen groß. 10000-Tonner würden gar nicht die Weser hochkommen bis in den Hafen, die müssten in Bremerhaven vor Anker gehen. Über den Versuch, sich die große "Bremen" vorzustellen, schlief Tom ein.
Der Bummel am nächsten Tag durch die Stadt erwies sich als nervenzehrend. In den Kaufhäusern blieben Tante und Opa immer wieder stehen, nahmen dies und jenes in die Hand, wendeten es hin und her, gaben es zurück. Es war langweilig, entsetzlich langweilig. Und dann der "Roland"! Er entpuppte sich als ein grauer steinerner Ritter vorm Rathaus, ein Denkmal, vollgeschissen von unzähligen wilden Tauben, die von einsamen Omas und Opas eifrig gefüttert wurden.
Na ja, so ein Kakao mit Kuchen und Sahne konnte ein bisschen versöhnen. Sie saßen bequem in einem Café mit Blick auf einen belebten Platz. Tante wunderte sich, dass Tom die vielen Straßenbahnen, überhaupt dieser tolle Verkehr so gar nicht interessierte. Das stimmte nicht ganz. Aber im Moment war er vor allem neugierig auf das Meer. Was er auch sagte.
"Na, dann morgen", meinte Tante.
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