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Ebbe und Flut, das ist bei der Nordsee nun mal so, und das Wasser drückt dann auch im Fluss zurück."

      Sie standen unschlüssig am Ufer und legten ihre Utensilien erst einmal an einem neuen Platz ab. Ihre beschauliche Badegemütlichkeit war gestört. Tante drängte zum Aufbruch. Schon verschwand sie unter ihrem Bademantel, um in ihr Kleid zu schlüpfen. Tom hatte gerade noch feststellen können, dass die Brüste seiner Tante als normal einzuschätzen waren. Jedenfalls hingen sie weder überdimensional groß im Halter, wie neulich die von diesem leichten Mädchen, noch waren sie zu klein, denn sie beanspruchten ordentlich Platz. Selbst unter dem Kleid, wie jetzt, wenn die Tante sich straff aufrichtete, kündeten sie von ansehnlichem Dasein.

      Also Aufbruch! Opa und Onkel Jupp äußerten ihr Einverständnis, zumal es günstig sei, zum Abendessen rechtzeitig beim "Weser-Stübl" zu sein. Tante wollte Tom beim Ankleiden behilflich sein, aber dafür dankte er. Wenn er auch eingestand, etwas getrödelt zu haben. Immer war er mit seinen Gedanken irgendwo anders. Und Tante erwartete, dass er mit zufasste, wozu er nun wieder wenig geneigt war.

      "Wie ein Prinz", bemerkte sie etwas spitz. Tom nahm es gelassen, packte sein Bündel und lief zum Auto.

      Die Fahrt zum "Weser-Stübl" endete überraschend erst einmal an einer Polizeisperre. Schon vor ihnen waren einige PKW aufgehalten worden. Der Polizist, der sie stoppte, gab keine Auskunft. Tom erfuhr vom Onkel, dass die Straße an einem Flugplatz vorbeiführte. Offenbar war dort irgendetwas im Gange, das zu dieser Sperrung zwang.

      Der unfreiwillige Aufenthalt führte dazu, dass Tante unerwartet wüst auf Hitler schimpfte, der angeblich einen Krieg vorbereite. Tom begriff nicht, wie sie so etwas Schlimmes sagen konnte. Was hatte die Sperre an einem Flugplatz mit Hitler und Krieg zu tun? Und überhaupt: Warum regte sie sich so auf? Von Vati zu Hause wusste er, dass dieser Hitler nicht ernst zu nehmen sei, und dass die Völker nie einen Krieg zulassen würden. Schon wollte Tom sich zu Wort melden und der Tante sagen, was er von Vater wusste, da machte auch Onkel Jupp seinem Herzen Luft und meinte besorgt, das ginge nicht gut mit diesem Hitler. Opa schwieg.

      "Na, und du? Wie siehst du das?" fragte ihn plötzlich fast ein bisschen aggressiv seine Tochter. Wahrscheinlich wollte sie bei der Gelegenheit erfahren, was ihr Vater von Hitler hielt. Opa druckste.

      "Sag ruhig deine Meinung", half ihm Onkel, "hier petzt keiner!"

      "Hm", brummte Opa, "mein Freund ist er nicht!"

      Tom horchte auf. So etwas hatte er von Opa noch nie gehört.

      "Immerhin hat er die Autobahn gebaut", kam es Tom nun doch über die Lippen.

      "Ja, damit er seine Truppen schneller durch Deutschland an die Grenzen nach Osten kriegt!" erwiderte Tante prompt.

      Tom duckte sich. Hier war Schweigen angeraten. Offenbar gab es Dinge, von denen er nichts wusste und wohl auch nichts verstand.

      Jetzt war weit vorn am Tor Bewegung zu sehen. Posten traten zur Seite, schon kam eine kleine Wagenkolonne heraus, bog in die Richtung ein, in der sie standen. Drei schnittige Limousinen, die zweite deutlich etwas größer als die anderen.

      "Das ist der Dicke, das ist er", rief Tante Erna erregt, noch ehe sich die Wagenkolonne näherte. Alles ging sehr schnell. Schon waren die Wagen vorbei. Tom hatte niemanden erkannt. Aber Tante Erna behauptete, „den Dicken“ gesehen zu haben. Auch Onkel Jupp vermutete, dass der Herr im mittleren Wagen der Göring gewesen sei. Opa hielt sich zurück. Wahrscheinlich hatte er wirklich nichts gesehen, er war ohnehin auf seine Brille angewiesen.

      "Der hat seine Flugzeuge inspiziert, seine Bomber, ganz bestimmt", sagte nun Tante. Onkel warf den Motor an. Die Straße war freigegeben. Langsam löste sich der Stau.

      Nach diesem Erlebnis wollte gelöste Stimmung einfach nicht mehr aufkommen. Schweigend fuhren sie dahin.

      "Hoffentlich musst du nicht in den Krieg, Bub!" sagte die Tante plötzlich. Tom erschrak. Wieso er? Er war ja noch ein Kind.

      "Vielleicht braucht der Hitler gar nicht mehr so lange", bemerkte Onkel.

      "Ein Elend!" sagte Opa.

      "Entsetzlich!" fügte die Tante hinzu.

      "Was soll man tun?" fragte Onkel.

      Wieder schwiegen die drei. Tom hätte schon gern gewusst, wie die Tante das gemeint hatte mit ihm und dem Hitler. Aber er schwieg. Ihm reichte im Moment zu wissen, dass Krieg – jedenfalls nach Meinung der Tante – ihn unmittelbar betreffen würde.

      Im "Weser-Stübl“ war für sie ein Tisch reserviert. Onkel und Tante hatten vorgesorgt. Kaum hatten sie Platz genommen, eilte auch schon ein Kellner herbei, begrüßte artig die Tante und besonders den Onkel.

      "Haben Sie schon gehört", fragte er strahlend, "Minister Göring war hier im Ort."

      "So?" sagte Tante Erna betont beiläufig und ergänzte, "die Karte hätten wir gern!"

      "Bitte sehr", reagierte der Kellner geflissentlich, reichte eine große bunte Pappe und warb offenbar leicht pikiert: "Heute kann ich Aal empfehlen".

      Betont diskret ließ er seinen Gästen Zeit, sich zu entscheiden. Kaum war er verschwunden, warnte Onkel Jupp, der Kellner sei ein Nazi, sie müssten sich vorsehen. Tom begriff das nicht, aber er hielt sich zurück. Das waren offenbar Dinge, die nun wirklich nur die Erwachsenen angingen. Gegessen wurde dann nicht Aal, sondern irgendeine Fisch-Spezialität des "Weser-Stübls", für die Tom sich nicht begeistern konnte. Befragt, betonte er allerdings, wie gut es ihm geschmeckt habe.

      Tom war mit seinen Gedanken ganz woanders. Ihn beschäftigte Tantes Bemerkung, dass er hoffentlich nicht in den Krieg müsse. Was sollte das denn heißen? Was ging ihm Krieg überhaupt an? Allerdings – wenn er darüber nachdachte, kamen ihm Erzählungen seines Vaters in den Sinn, der den 1.Weltkrieg als junger Soldat erlebt hatte. Und wenn das stimmte, was da so passiert war, und Vater übertrieb gewiss nicht, dann müsste man natürlich eigentlich jedem Krieg aus dem Wege gehen. Und warum bereitete Hitler angeblich einen Krieg vor? Wussten Tante und Onkel wirklich so genau Bescheid darüber? Er nahm sich vor, künftig bei Nachrichten aufmerksamer zu sein. Vater zu Hause hatte da immer so eine gewisse Ablehnung. Er schien den Leuten, die da auf ihn einredeten, nicht recht über den Weg zu trauen.

      Überhaupt war Vater ja offenbar auch nicht so gut auf Hitler zu sprechen. Jedenfalls hielt er sich zurück und gab gern dem Pleitegeier die Schuld für alle deutsche Ungemach. Er meinte damit den zackigen Adler mit den weit ausladenden Schwingen, der das Hakenkreuz zierte und eigentlich doch ganz imposant war. Merkwürdig alles, merkwürdig! Jetzt kleckerte Tom auch noch auf den Tisch und erntete einen strafenden Blick von Tante.

      Wieder zu Hause angekommen, war schon Schlafenszeit. Jedenfalls für Tom. Obwohl er sich vorgenommen hatte, die nächtlichen Vorgänge im Flur und im Schlafzimmer möglichst nicht zu versäumen, hatte er sich verkalkuliert. Kaum im Bett, überfiel ihn die Müdigkeit. Er drehte sich zur Seite und wachte erst wieder auf, als ihn am Morgen die Tante zum Frühstück rief. Opa wartete schon ungeduldig. Heute, verkündete er, fahren wir zum Hafen. Feine Sache. Tom hatte keine Einwände.

      5.Noch zu grün hinter den Ohren

      Der Hafen stellte

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