mit Reden. Hermann Brünjes

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mit Reden - Hermann Brünjes geistlich-theologische Impulse

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dieses Lesebuch sich auch als Werkbuch versteht, gibt es in jedem Kapitel diese ✪Sternchen. Sie sind eingeladen, in Ihrem Haus-, Gesprächs- oder Mitarbeiterkreis und in Ihrer »Werkstattgruppe« die so gekennzeichneten Anregungen aufzunehmen.

      Sie haben schon gemerkt: Die Werkstatt hat bereits geöffnet. Wir sind mittendrin und gleich geht es weiter ...

       ✪Zu Beginn können Sie ja einmal für sich selbst, aber auch für Ihre Gruppe überlegen, was Sie eigentlich erreichen wollen. Warum und wozu wollen Sie »mit Reden« nutzen – und warum und wozu wollen Sie überhaupt mitreden? Was soll dieses Werkbuch Ihnen bringen?

      1. Von der Macht des Wortes

      ✪ Bevor Sie dieses Kapitel lesen, empfehle ich einen Einstieg für die Gruppe zum Selber-Denken.

       Die Leitfrage ist: »Worte – was können und leisten sie und was nicht?«

       Sie schreiben Überlegungen dazu auf Karten (in zwei Farben) und sammeln diese geordnet an einer Pinnwand oder auf dem Boden.

      Ohne Zweifel, Sprache ist das herausragende Instrument der Kommunikation unter Menschen überhaupt. Wir wissen, dass auch Tiere sich durch Laute und vielleicht gar so etwas wie Worte miteinander verständigen (z.B. Papageien, Robben, Delfine, Raben, Elefanten). Eine derart ausgefeilte und differenzierte Sprache jedoch, wie wir Menschen sie entwickelt haben, ist nur dem Homo Sapiens zueigen. Man geht heute davon aus, dass die Anatomie des Menschen (Zusammenwirken von Rachenraum, Gaumensegel, Stimmbänder und Zunge, Lippen, Mund- und Nasenhöhle) und zusätzlich ein spezielles Gen (FOXP2) die Fähigkeit des Sprechens ermöglichen.

       Worte sprechen lassen

      Den Begriff »Sprache« beziehen wir nicht nur auf den Gebrauch von Worten. »Die Sprache der Liebe«, die »Sprache des Herzens«, die »Sprache des Geldes« usw. sind gängige Beschreibungen menschlicher Ausdrucksformen. So benutzt, wird »Sprache« zum Universalbegriff jeder Form von Kommunikation. Musik spricht zu uns. Bäume, Vögel, Natur und sogar Steine können zu »sprechen« beginnen. Der Begriff Sprache kann wie ein Container für alles sein, was uns irgendwie anspricht, berührt und betrifft – auch ganz ohne Worte. Wir reden auch von Gebärdensprache, Körpersprache usw.

      All dies spielt natürlich auch eine manchmal extrem wichtige Rolle beim Sprechen, Reden und dem Gebrauch von Worten, soll uns hier jedoch zunächst nicht vorrangig beschäftigen.

      Hier geht es um die Sprache, die durch Worte entsteht und aus unserem Mund kommt. Worte sprechen. Vielleicht nicht immer, aber hoffentlich meistens gehen ihnen Gedanken voraus. Ein Gedanke wird ausgesprochen.

      Der schon erwähnte Werner Steinbrecher hat oft Schriftzeichen in seine Bilder integriert. Er meinte einmal sinngemäß: »Schrift ist nichts anderes als ein Bild. Wir sprechen ja auch vom Schriftbild. Und was ist das? Es ist ein Bild von einem Wort. Schrift und Bild sind nichts anderes als die Darstellung des Wortes.«

      Somit sind auch Schrift-Bilder Träger des gesprochenen Wortes. Wir alle kennen (und lieben) das: Briefe, Bücher, Gedichte ... auch wenn das Wort aufgeschrieben ist, spricht es zu uns.

      Die Macht der Worte

      Worte können etwas bewegen. Das erleben wir alle.

      »Ich liebe Dich!«, da geht mein Herz auf! »Du bist toll!«, da fühle ich mich anerkannt. »Du spielst Fußball wie ein kleiner Messi!«, das spornt mich an, auch wenn ich es irgendwie übertrieben finde. »Wir schaffen das!« Dieser 2015 von Angela Merkel geprägte Satz hat zwar auch Widerspruch hervorgebracht, vor allem jedoch motiviert, Flüchtlinge aufzunehmen. Es gibt also Worte und Sätze, die bauen auf, trösten, stärken, motivieren ... Solche Worte hören wir gerne.

      Es gibt aber auch Worte und Sätze, die zerstören und vernichten. »Du Dussel!«, da fühle ich mich klein und elend. »Du schaffst das nie!«, da reagiere ich entweder trotzig und verbissen oder mein Selbstwert sinkt bei jedem Wort dieser Art.

      Wir alle kennen unzählige Beispiele beider Wirkungen von Worten. Kinder und Jugendliche erleben Bestätigung und Zuspruch. Ihr Selbstgefühl steigt, ihre Lebensfreude und Motivation gleichermaßen. Anders, wenn sie klein gemacht oder gar gemobbt werden. Solche Worte, auch wenn sie in den sozialen Medien gepostet werden, haben junge Menschen sogar schon in den Suizid getrieben. Worte wirken. Wir erleben, wie Populisten dies wissen und nutzen. Untergangsszenarien und apokalyptische Zukunftsbilder werden vor Augen gemalt. Ängste werden geschürt und als Ausweg Erlöser- und Retterfiguren oder Ideologien angeboten. All das geschieht durch Worte.

      »Yes, we can!« Worte schüren Hoffnung und setzen Kräfte frei. »America first!« Worte spalten und grenzen voneinander ab. Nicht nur in Amerika, überall auf der Welt geschieht so etwas. Worte können Völker versöhnen (Martin Luther King, Nelson Mandela, Willy Brandt ...) und Worte können Krieg und Vernichtung hervorbringen, einleiten oder beschleunigen (Adolf Hitler, Joseph Goebbels, George W. Bush ...).

      Soll also niemand sagen: »Das sind ja nur Worte!«

      Richtig. Es werden viele Worte gemacht und oft geschieht wenig. Es gibt unzählige nutzlose, überflüssige, dumme und wirkungslose Worte. Täglich werden wir mit einer Flut von Worten konfrontiert, einer Sturmflut, einem Tsunami sogar. Jährlich erscheinen allein in Deutschland um die 80.000 Bücher. Zeitungen, Magazine, Prospekte und Flyer füllen die Altpapiercontainer. Fernsehen, Radio, Internet und Social Media lullen uns ein mit abertausenden Worten.

      Zu behaupten, dass all dies und jedes Wort auch Wirkwort sei, wäre wohl maßlos übertrieben. Viele Worte verpuffen wie eine Fehlzündung oder zerplatzen wie schillernde Seifenblasen ohne Wirkung – es sei denn, man versteht das Desinteresse, die Müdigkeit und Abgestumpftheit gegenüber Worten und Texten als Wirkung jener Überschwemmung durch Worte ...

      Was die Wirkkraft angeht: Es kommt ganz gewiss sehr darauf an, wer etwas sagt, in welcher Situation, also wann jemand redet und natürlich auch was er oder sie sagt und wie er oder sie es rüberbringt.

      Es kommt also nicht nur auf das bloße Wort an, sondern auch auf die Person, auf Kontext und Zeitpunkt, auf den Inhalt und auf die Art und Weise wie Sprache eingesetzt wird.

      Gottes Wort

      Bis heute ringen und streiten Christen verschiedener Bekenntnisse um den Begriff »Gottes Wort« und das »rechte« Verständnis zu Bibel und (kirchlicher) Überlieferung. Die Literatur dazu vermag wohl Bibliotheken zu füllen. Dieses Werkbuch will und kann weder eine theologische Dogmatik noch ein Begriffslexikon noch eine Bibelkunde ersetzen. Auch erspart es jenen, die sich wirklich weiterbilden wollen, nicht die Lektüre theologischer Fachbücher.

      In der Einleitung habe ich von »Elementarisierung« gesprochen. In diesem Sinne nenne ich hier ein paar mir einleuchtende Ansätze zum Verständnis des Wortes Gottes. Es sind nicht einfach »Erkenntnisse«, die theoretisch bleiben, sondern Einsichten, die sich praktisch auf meine und Ihre Verkündigung auswirken.

       Göttliche Machtworte

      Was Gott sagt, geschieht. Einleitend habe ich dies bereits erwähnt. Gott spricht und es entstehen Kosmos, Erde und Lebewesen. In diesem Sinn sind Gottes Worte starke und souveräne Machtworte.

      Haben

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