mit Reden. Hermann Brünjes

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mit Reden - Hermann Brünjes geistlich-theologische Impulse

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Ich ja. Nur ein paar Beispiele – und je länger ich überlege, desto mehr fallen mir ein:

      Wir sprechen über Schuld und Vergebung. Ich bin erschrocken über mich selbst, weil ich zwei Reifen für meinen alten VW zwar mitgenommen, aber nicht bezahlt hatte. Dumme Schuldgefühle? Nein, ich war anderen etwas schuldig geblieben. Ich beichte es meinem Seelsorger. Der spricht mir zu: »Dir sind deine Sünden vergeben!« Welche Entlastung! Sofort habe ich auch meine Schulden bezahlt.

      Aus Indien habe ich schon berichtet. Viele weitere Beispiele von dort könnte ich erzählen. Wie dies: Ich bete für eine Frau. Plötzlich fällt Sie um, schreit, zuckt und liegt da wie tot. Ich spüre keinerlei Puls. Plötzlich höre ich mich fast befehlend sagen: »Im Namen Jesu Christi: Atme, steh auf und danke Gott!« Völlig unreflektiert habe ich die Frau auf Deutsch angesprochen – und dann nicht schlecht gestaunt. Die Frau stand umgehend auf und sagte laut und vernehmlich »Vandenalu!« (Gott sei Dank!). Mein Wort war ganz offensichtlich zum Machtwort geworden.

      Vielfach kamen Menschen auf mich zu und bedankten sich. »Danke! Was du gesagt hast, ist mir zu Herzen gegangen. Da hat Gott zu mir geredet.« Was sie im Gespräch mit mir oder beim Hören einer Predigt erlebt hatten, war für sie mehr als nur mein menschliches Wort. Es war zum Gotteswort geworden. So habe ich es selbst ja auch oft erlebt. Ich höre Christen von Gott reden, von ihrem Glauben und entdecke mich selbst im Gegenüber zu Gott.

      Für mich ohne Zweifel: Gottes Wort wirkt. Dies betrifft auch viel größere Zusammenhänge als die meines persönlichen Lebens. Wir suchen und finden oft »natürliche« Erklärungen. Aber wer weiß, vielleicht steckt Gottes Kraft und Lenkung dahinter ... wenn ein Mensch vor großem Leiden bewahrt wird, wenn wieder Frieden einkehrt (auch zwischen Völkern), wenn die Mauer zwischen Menschen (auch die in Berlin) fällt, wenn jemand loslassen kann, am Ende vielleicht sogar sein Leben ... Dies alles muss nicht immer mit Worten verbunden sein, ist es oft jedoch. Wir beten mit Worten und Gott hört und erhört. Wir hören Worte und sind berührt. Ob durch eine Predigt, ein Referat, ob durch einen Filmdialog oder Liedertexte – oft wirken Worte unmittelbar auf uns und andere ein. Gott nutzt sie und erweist seine Macht durch sie. Anders ausgedrückt: Gott greift durch Worte in die Geschichte ein und verändert sie.

      »Da muss mal jemand ein Machtwort sprechen!« so fordern es Zeitgenossen angesichts einer verwahrlosten Jugend (was diese schon immer war) oder vermummter Demonstranten. Gemeint ist, dass Politiker für »Recht und Ordnung sorgen« und Regeln und Gesetze mit Gewalt durchsetzen. Gelegentlich wird ein solches Machtwort auch von Gott erwartet oder gar verlangt. Er soll endlich eingreifen! So kann es doch nicht weitergehen mit dieser verdorbenen und gottlosen Welt. Corona-Pandemie, Klimakrise, Erdbeben, Terror und weltweite Flüchtlingsströme werden dann von einigen, die es zu wissen meinen und sich vielleicht gar auf Gerichtsworte im Alten und Neuen Testament beziehen, als solches »Machtwort« Gottes gedeutet. Gott bestraft. Gott zeigt seine Herrschaft. Gott setzt seinen Willen durch. Gott dirigiert uns alle in seine Richtung, wenn nötig auch mit Gewalt und Verderben.

       Wort des Lebens

      Um es deutlich zu sagen: Dieses Denken halte ich für Gotteslästerung. Jener Schöpfer, von dem die Bibel spricht und vor allem, den Jesus Christus uns leiblich vor Augen führt, »tickt« völlig anders. Er schafft etwas. Er baut auf. Er macht lebendig. Er macht Licht und widersetzt sich der Dunkelheit. Er nutzt seine Macht zum Wohl der Menschen. Er setzt sich nicht mit Gewalt durch. Gottes Exekutivmacht ist die Liebe.

      Wenn wir also ein Machtwort Gottes erbitten, dann wird Gott in der Art und Weise antworten, wie Jesus seine Macht gezeigt hat. Mit Dienst, mit Vergebung, mit Geduld, mit Ermahnung und mit Liebe ohne Ende! Als die Reformatoren von »sola scriptura« (allein die Schrift) und »sola gratia« (allein aus Gnade) sprachen und zumindest evangelische Christen und Verkündiger sich darauf bis heute beziehen, dann ist dies unauflöslich verbunden mit dem »solus Christus« (allein Christus).

      Die Bindung des »Machtwortes« Gottes an den bis zuletzt liebenden Jesus Christus ist also keine Idee einiger Softies unter den Theologen, die den richtenden und vergeltenden Gott ausblenden. Sie ist verbindlich für alle, die sich dem Wort Gottes verpflichtet wissen.

      Gottes Wort schafft, entfaltet und ermöglicht Leben. Es widersteht den Todesworten, den vernichtenden und zerstörerischen Kräften um uns herum. Seine Macht setzt der Vater Jesu Christi ein, damit die Dunkelheit durchbrochen und es hell wird. Wir sprechen nicht umsonst von der »Heilsgeschichte« Gottes und von Jesus Christus als dem »Heiland« und dem Heil der Menschen.

       Umfassende Gottesherrschaft

      Und wie sind Erfahrungen und Entwicklungen einzuordnen, die alles andere als liebevoll daherkommen? Die Bibel spricht davon und wir erleben es Tag für Tag: Es geschieht vieles, was Gottes Willen und Jesu Vorgabe nicht entspricht. Ohnmächtig sind Menschen den Herrschenden und deren Exekutive ausgeliefert. Selbst in einer Demokratie wie bei uns in Deutschland spüren wir diese Ohnmacht. Jugendliche gehen »Fridays for Future« auf die Straße. Oder, was inhaltlich völlig anders gelagert ist, Menschen demonstrieren gegen Corona-Maßnahmen. Der Blick auf den Rest der Welt macht das Gefühl von Machtlosigkeit nicht leichter. Wir stecken in globalen Zusammenhängen. Es scheint, wenige Konzerne lenken die weltweiten Wirtschaftsströme, das Kapital und letztlich auch die Politik. Der Einzelne als Teil eines großen Ganzen wird so zum Spielball dieser Kräfte und Systeme.

      Und Gott? Welche Rolle spielt Gott darin?

      Theologen sprechen vom »deus absconditus«, vom verborgenen Gott. Er ist zwar als der liebende Vater, wie Jesus ihn beschrieben hat, nicht sichtbar, handelt jedoch aus der Verborgenheit heraus. Als Mittel seiner Regentschaft nutzt er dabei auch Methoden, die wir als Gegenteil von Liebe empfinden. So gehören Gewalt, Regierungen, Polizei und Armee, ja sogar Diktaturen, Katastrophen und Naturgewalten zur Weise, wie Gott seine Welt regiert. Der »verborgene Gott« eben.

      Ist dies gemeint, was Martin Luther mit seiner »Lehre von den zwei Regimenten Gottes« (Zwei-Reiche-Lehre) als göttliches Wirken beschreiben wollte? Gott nutzt auch das Instrument der Politik, die Natur und globale Zusammenhänge für die Durchsetzung seiner Ziele?

      Ich denke, Ja und Nein.

      »Ja!« Weil Gott in dieser Welt das Sagen hat, mischt er aktiv mit. Es wäre töricht zu meinen, dass die globalen Konzerne, Politiker und (Möchtegern-)Diktatoren und politische oder wirtschaftliche Systeme diese Welt regieren. Irrtum! Gott regiert! Auch die naturwissenschaftlichen Abläufe beim Weltklima oder kosmologische Ereignisse entwickeln sich nicht autonom und durch eine seelenlose Evolution vorherbestimmt. Inmitten all dieser Systeme und jeder globalen Abhängigkeit zieht vielmehr Gott die Strippen. So jedenfalls verstehe ich die Bibel. Er bewahrt seine Welt, er lenkt die Geschichte und er bringt sie ans Ziel. »He’s got the whole world in his hand!« Ich glaube dem alten Spiritual, auch wenn ich angesichts dessen, was vor Augen ist, manchmal zweifle und mir die rationalen Argumente dafür immer wieder ausgehen.

      Was hat dies mit dem Reden von Gott zu tun?

      Ich denke und rede von Gott nicht als einem hilflosen Befehlsempfänger wirklich mächtiger Personen, Konzerne oder Systeme und Naturgesetze. Ich denke und rede von ihm als dem Herrscher über Himmel und Erde! Und noch einmal: Ich spreche von dem Gott, der sich in Jesus Christus gezeigt hat.

      Folglich hat der Kampf und haben Worte gegen Unrecht und Unterdrückung eine echte Chance. Auch das Klima ist noch zu retten, wenn Gott es will. Und der Einsatz für Schwache und Rechtlose macht Sinn. Gott ist auf ihrer Seite. »So ist das nun mal!«, kann und darf kein Argument für Menschen sein, die an Gottes Herrschaft glauben. »So ist es jetzt, ja. Und wir müssen damit klarkommen. Aber so muss es nicht ewig bleiben! Gottes Wille will, kann und wird sich durchsetzen. Dafür erheben wir unsere Stimme!«

      »Ja«,

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