mit Reden. Hermann Brünjes

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mit Reden - Hermann Brünjes geistlich-theologische Impulse

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die Reaktion nach dem ersten Brausen und den mutigen Reden der Jüngerschar, so wird zu Pfingsten mit dem Hörwunder noch keineswegs ein umfassendes Glaubenswunder eingeleitet. Einige sind irritiert und verwirrt. »Was soll das werden?« (V. 12). Sind die nun völlig abgedreht? Welcher Trick mag dahinterstecken? Andere kommen schnell zum Schluss, dass solche Typen betrunken sein müssen. »Sie sind voll des süßen Weins!« (V. 13). Vielleicht meinen sie auch den Rausch der weltfremden Hoffnungsworte, dem sich diese Christenleute hingeben. Wenn man ständig von Liebe redet, von Vergebung, von Frieden, von Gemeinschaft und sinnvollem Leben, von Gottes Weltherrschaft und seiner Menschwerdung, dann sind das für manche Zeitgenossen einfach nur »süße Worte«, die nur jemand verbreiten kann, der eine rosarote Brille trägt und der wahren Welt und den wirklich wichtigen Fragen im Rausch entflieht.

      Pfingsten war also trotz (oder sogar wegen?) des Rede- und Hörwunders zunächst kein Erfolg. Babylon mit Sprachverwirrung und Nichtverstehen sitzt zu tief, als dass es mal eben so überwunden wird. Das schaffen weder tolle Predigten noch große Gefühle. Ein Event mit Flammen, Rauschen und viel Gedröhn, kann vielleicht inszeniert werden – ob Gott sich darin wirklich offenbart, bleibt jedoch völlig offen.

      Dann jedoch verändert sich die Szene. Simon, ein einfacher Fischer mit Rufnamen Petrus, meldet sich zu Wort. Nicht mehr die Gelehrten und Studierten sind Interpreten und Überbringer des mächtigen Gotteswortes, sondern einfache Leute, Laien, Amateure. Seine Botschaft zeigt Wirkung.

      Was macht Petrus? Er deutet das, was alle eben erlebt haben. Er predigt sachlich und rational. Er erklärt, argumentiert, erzählt, berichtet, klärt auf. »Nein, sie sind nicht betrunken. Es ist ja auch erst früh morgens.« (V. 15) »Was hier passiert ist vielmehr das, was ihr beim Propheten Joel gelesen habt.« (V. 16) Dann malt er Jesus Christus als Erfüller und Ziel der Tora vor Augen. Die meisten Anwesenden waren mit der Sehnsucht nach Gottes Offenbarung nach Jerusalem gekommen – nun erfüllt sich diese Sehnsucht in und durch Jesus, den Auferstandenen, vor ihren Augen.

      Interessant: Nicht das tosende, flammende und geheimnisvolle Pfingstereignis führt zum Durchbruch der Botschaft von Jesus Christus, sondern die eher nüchterne Predigt des Petrus. Wo zunächst nur Staunen war, folgt jetzt Verstehen.

      Wir tun also gut daran, bei der Suche nach Worten und Weisen der Verkündigung ein gutes Maß an Nüchternheit und Sachlichkeit zu bewahren. Petrus predigt reflektiert, auf die alten Schriften bezogen und gleichzeitig geht er auf seine Zuhörer ein. Eine »Sprachschule des Glaubens« mag gerne auch emotional geprägt sein – ihr Wesen ist jedoch eher ein rationaler Umgang mit Sprache, Worten und dem Wort Gottes.

      Ich weiß, manche Geschwister aus Pfingstkirchen sehen das anders. Da werden möglicherweise die Begleitphänomene damaliger Verkündigung in den Vordergrund gerückt: Sprachengebet, Zungenrede, Prophetie, Heilungen ...

      Auch wenn sie vieles völlig anders sehen und sich von einer pfingstlerischen Theologie und Praxis abgrenzen, bewerten auch Großkirchen und oft auch moderne Missionsbewegungen die Bedeutung der das Wort begleitender Phänomene oft extrem hoch. Da wird auf die Wirkung von Riten und traditionellen Zeremonien gesetzt oder auf mitreißende Musik und begeisterndes Entertainment. Die Verkündigung wird inszeniert. Sowohl die katholische Kirche als auch amerikanische Missionsbewegungen sind Meister darin. Je besser die Inszenierung gelingt, desto eher erwarten wir, dass die Botschaft ankommt. An Stelle der überrationalen Charismen treten jetzt Begabungen, Fähigkeiten, Redekunst (Rhetorik) und eine professionell gemachte Eventkultur.

      Doch es ergeht uns wie Pfingsten.

      All dies bleibt mit Blick auf »Verstehen« hinter der klaren und sachlichen Rede zurück. Ja, wir brauchen »Zeichen«, die uns zum Staunen bringen oder auch uns provozieren und so ins Nachdenken führen. Wir brauchen eine gute und angenehme Atmosphäre, Erlebnisse, Emotionen und verbindende Gemeinschaftsgefühle. Was wir jedoch vor allem brauchen, sind Worte, die von den Menschen verstanden werden.

      Eine Werkstatt wie diese ist also sehr hilfreich.

      Allerdings, und wieder differenziere ich, weil auch geistliche Prozesse nicht so oder so verlaufen: Genau betrachtet bewirkt auch das klare, nüchterne und verständliche Wort der Verkündigung nicht, was Pfingsten tatsächlich geschieht. So wenig wie die begleitenden Zeichen, so wenig sind es die Worte der Petruspredigt, die letztlich den Ausschlag zur ersten Gemeinde geben (Apg. 2,37-47). Was steht dort genau?

      »Es wurden hinzugetan« (V. 41) und später »der Herr tat hinzu« (V. 47). Was gemeint ist, liegt auf der Hand: Nicht das Pfingsterlebnis und auch nicht unmittelbar die Predigt des Petrus haben die Leute erreicht. Auch nicht die Entscheidung der Leute, sich taufen zu lassen, war der Grund des Erfolges. Nein, Gott selbst hat dies gewirkt. Er hat gehandelt und die Menschen zum Glauben und in die Gemeinde geführt. ER hat Verstehen geschenkt.

      Die Abhängigkeit allen (kirchlichen) Handelns vom Geist Gottes wird wieder sichtbar. Weil dies so wichtig und dennoch oft vergessen wird, habe ich davon schon im Vorwort geschrieben. Alle Verkündigung, jedes Wort über meinen Glauben, Gott und was mir da so wichtig ist, kann nur »ankommen«, wenn Gottes Geist es den Leuten »ins Herz« (V. 37) pflanzt. Die Grundhaltung der Verkündigung kann deshalb nur eine von Demut gekennzeichnete Gebetshaltung sein.

       Gottes Geist erwarten

      Warum schreibe ich nicht »den Geist erbitten

      Die Frage ist berechtigt. Wenn die Grundhaltung der Verkündigung ist, dass nur Gott selbst unserer Worte Kraft und Wirkung zu geben in der Lage ist, werden wir um seinen Geist bitten. Das Gebet um Vollmacht und Gottes Eingreifen begleitet uns Christen auch und besonders dann, wenn es um das mit Reden geht, um Sprache und Verkündigung. Ohne Gottes Geist der Liebe können wir »mit Menschen und Engelszungen reden« und wären doch letztlich »ein tönend Erz und eine klingende Schelle!« (1. Kor. 13,1).

      Wir bleiben also angewiesen und abhängig von Gottes Eingreifen durch den Geist von Pfingsten – denselben Geist, der schon diese Welt geschaffen hat, sich in der Heilsgeschichte immer wieder als wirksam erwies, den Jesus seinen Jüngern versprach und den die kirchliche Dogmatik später als »Heiligen Geist« als Teil der Dreieinigkeit beschreibt. Ob, wann und wie Gott diesen Geist ausgießt und an wen, bleibt ihm überlassen. Der Auferstandene selbst entscheidet, wem er begegnet. Gott bleibt souverän in seinem Handeln. Er kann dem, was wir erwarten und in einem Buch wie diesem aufschreiben und lesen, auch völlig entgegen wirken, wenn er es will. Er kann sogar Steine zum Sprechen bringen!

      Folglich erbitten wir seinen Geist.

      Allerdings rechnen wir (hoffentlich) auch damit, dass er ihn tatsächlich schickt. Die kleine Geschichte vom Regengebet haben viele von uns vermutlich bereits gehört: Ein Pastor fordert seine Gemeinde nach Wochen der Trockenheit auf, um Regen zu beten und verspricht, dass Gott es spätestens am nächsten Sonntag regnen lässt. Alle nicken begeistert und versprechen, zu beten. Am Sonntag darauf regnet es immer noch nicht. »Ich weiß, warum!«, wettert der Pastor von der Kanzel. »Niemand von euch hat einen Schirm dabei!«

      Wir beten und bitten, gehen aber oft nicht davon aus, dass Gott unsere Gebete tatsächlich erhört. Was den Regen angeht, mag das verständlich sein – was den Geist Gottes angeht, völlig unangebracht. Im Gegensatz zum Regen hat uns Jesus den Geist Gottes immer wieder verheißen und seine Ausgießung verbindlich zugesagt (z.B. Joh. 15-16).

      Wie mag es Gott nun gehen, wenn wir ihn immer wieder bitten, den Geist zu schicken? Ob er sich darüber freut? Vielleicht. Vielleicht schüttelt er aber auch mit dem Kopf. »Leute, ihr lebt doch nicht vor, sondern nach Pfingsten! Mein Geist ist bereits unter euch. Ihr müsst ihn nicht vom Himmel herabbeten. Ich bin doch längst da und wirke vielfältig – auch und sogar ganz besonders durch euer Wort!«

      Dazu

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