mit Reden. Hermann Brünjes

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mit Reden - Hermann Brünjes geistlich-theologische Impulse

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      Worte sind lebenswichtig, nicht nur in Notzeiten des Lebens. Dies wird für alle Menschen zur existenziellen Erfahrung. Unsere Sprache zu entwickeln und für jede Situation passende Worte zu finden, ist nicht überflüssiger Luxus, sondern unverzichtbarer Grundbedürfnis.

      Verständlich reden lernen

      Wir alle haben irgendwann Sprechen gelernt. Wie gut!

      Allerdings unterscheiden sich sowohl Satzbau und Wortschatz als auch Redeweise, Aussprache und Fähigkeiten mit Worten umzugehen sehr.

      Es ist ein Unterschied, ob Sie in einer Familie der bürgerlichen Mitte oder in einer Migrantenfamilie der ersten Generation aufwachsen. Die Bedingungen für Bildung und Entwicklung sind nicht nur verschieden, auch die Sprachentwicklung wird durch unsere Herkunft stark beeinflusst. Gut, dass Bildung in Deutschland relativ gerecht organisiert ist und theoretisch jede und jeder die Chance hat, weiterzukommen. Schade, dass es in der Realität riesige Unterschiede gibt. So ist auch die Sprachentwicklung in jedem Milieu unterschiedlich.

      Kinder beginnen zu sprechen, wenn sie etwa 1 Jahr alt sind, manche schon etwas früher, viele auch deutlich später. Schon bei der Geburt ist das Sprachzentrum im Gehirn, welches uns das Sprechen und Sprache zu verstehen ermöglicht, vorhanden. Auch die dazu benötigten Organe sind ausgebildet (Zwerchfell, Lippen, Zunge, Gehör, Muskeln). Bereits im Mutterleib hat das Kind Geräusche und den Klang der mütterlichen Stimme aufgenommen. Die Fähigkeit, Beziehungen aufzunehmen und die Sehnsucht nach Nähe zu jenen, die das Kind umsorgen, ist von Beginn an vorhanden.

      Die meisten Kinder beginnen mit »Mama« und »Papa«, gefolgt von einfachen Worten. Die ersten Bezugspersonen sind Inhalt und gleichzeitig auch prägend für den Sprachschatz der Kinder. Bei etwa 20 Monaten liegt der Wortschatz eines sich normal entwickelnden Kindes zwischen 50 und 200 Wörtern. Der Spracherwerb geschieht in jungen Jahren nicht durch bewusstes Auswendiglernen von Vokabeln und Redewendungen, sondern durch aufnehmen und Wiedergeben dessen, was Kinder hören, sehen, fühlen und tun. So entsteht die »Muttersprache«, tatsächlich sehr stark geprägt von der Mutter und den ersten Bezugspersonen. Worte, Satzmelodie und »Sound« werden aufgesogen und verinnerlicht. Imitation wird zur primären Lernmethode. Gleichzeitig erproben Kinder ihre eigene Stimme, oft spielerisch und unermüdlich, und je besser sie ihre zum Sprechen erforderlichen Muskel kontrollieren können, desto mehr Worte entstehen. Auch Logik und Struktur von Sprache entnehmen Kinder der gehörten Sprache ihrer Umgebung. Ob dort Hochdeutsch oder Dialekt gesprochen wird, brüchiges Deutsch oder eine Szenesprache – die Kindern nehmen es auf und eignen sich eben diese Sprache an. In den ersten Jahren werden die Grundlagen gelegt, später setzt sich das Aneignen von Sprachmustern fort. Je älter wir werden, desto weniger verändert sich unsere Sprache. Erwachsene Deutsche verfügen über einen Wortschatz von 12.000 bis 16.000 Wörtern, manchmal auch bis zu 216.000 Wörtern (Wikipedia).

      In etwa gilt: Je höher der Bildungsstand eines Menschen ist, desto größer ist sein Wortschatz. Außer vom Elternhaus und Bildungsstand wird dieser auch vom beruflichen Umfeld und dem Freundeskreis mitgeprägt. Im Alltag kommt man mit wenigen tausend Worten aus. Unterschieden wird dabei zwischen aktivem Wortschatz (mir stehen die Worte auf Abruf zur Verfügung) und passivem Wortschatz (ich verstehe die Worte, wenn ich sie höre). Wer eine Fremdsprache gelernt hat, kann dies sofort nachvollziehen. In einem fremden Land kommt man mit etwa 1.000 Wörtern in der Landessprache schon gut zurecht.

      Die intensive Beschäftigung mit Sprache, auch mit Verkündigung und Predigt wie in diesem Buch, erweitert als Bildungsangebot also auch den Sprachschatz und die Fähigkeiten, mit Sprache und Worten umzugehen.

       Sprachverwirrung im eigenen Land

      »Im Jahr 2000 gab es einen ersten Szenesprachen-Duden. Das ist also schon ewig her, wenn man in Kategorien von In und Out denkt und ein echtes Modeopfer (fast krankhaft trendy) ist. Das Werk war ein echter Pageturner (ein spannendes Buch). Und auch wenn sich der damalige Bestseller noch gar nicht so wack (Hip-Hop-Deutsch: schlecht) liest: Eine Neuausgabe ist überfällig. Seit der Jahrtausendwende hat sich schließlich viel getan.«

      So meldet es der Kölner Stadtanzeiger im Juli 2016 und stellt Beispiele aus Szenesprachen aus jenem Duden und der dazugehörigen Webseite vor – zum Glück mit Erklärungen.

      Da heißt es z.B. »Ab Herbst können Leser damit ihren Denkmuskel (das Gehirn) beschlauen. Auch online ist die Lektüre bereits voll porno (interessant, geil, fett).«

      Es wir beschrieben, dass in den letzten Jahren viele technische Begriffe neu entstanden sind, z.B. Youtuben, Twittern, Egogoogeln (selbstvergewissernde Suche nach sich selbst im Internet) oder aber Cyberstalking (Recherchieren von anderen Personen im Internet, um mehr über sie zu erfahren). Overchicked zum Beispiel ist ein unattraktiver Mann (Hässlo) mit einer hübschen Freundin. Augenkrebs bekommt man, wenn man hässliche Sachen und Klamotten sieht. Die Biobreak ist ein neues Wort für Pinkelpause, random ist hingegen alles, was beliebig ist. Neuere Umschreibungen fürs Tanzen sind bouncen (hüpfen) und abspacken (ungelenk bewegen). Am Schreibtisch nebenbei zu essen, heißt Deskfood. Und der Zustand, wenn man schmacko (lecker) zu Mittag essen war und dann müde im Meeting sitzt, heißt (schon fast vertraut!) Suppenkoma.

      Der Autor meinte damals: »An all diesen Wörtern merkt man, wie schnelllebig die Zeit und wie alt man selbst ist. Kommt man mit? Versteht man die Gedanken hinter den Begriffen? Oder ist man sprachlich ein Vollhorst (Idiot)?«

      Er spricht mir Vollhorst aus dem Herzen.

      Diese Sprache ist nicht meine. Weder verstehe ich sie noch kann ich sie sprechen. Allein die zahllosen englischen Wörter und Anglizismen (auch schon wieder so ein Fremdwort!) machen solche Reden und Texte für mich zur unverständlichen Szenesprache. Babylon lebt!

       Ausgrenzung durch Sprache

      Eine Sprache, die ich nicht kenne, trennt mich von den Menschen, die sie sprechen. Manchmal kann ich sie lernen, manchmal bin ich zu alt, zu dumm, zu beschäftigt, zu desinteressiert, zu ungeduldig oder zu faul.

      Ich wollte vor Jahren Telugu lernen, die Sprache unserer indischen Freunde. 81 Millionen Menschen sprechen diese Sprache. »Learning Telugu in only thirty days« war der Titel des Übungsheftes, das ich mir in naiver Vorfreude besorgte. Schade, bis heute spreche ich nur wenige Worte. Ich habe es einfach nicht begriffen und geschafft ... und bin froh, dass zumindest einige unserer Freunde Englisch sprechen. Allerdings empfinde ich mein Sprachdefizit als wirklich extrem störend und hinderlich in vielen Beziehungen. So sehr wir Freunde geworden und uns von Herzen verbunden sind – so wenig verstehen wir uns oft. Unsere Kultur, unser Denken, die Gesellschaft, die Hoffnungen und Wünsche, auch der Glaube – nur durch Sprache werden sie erschlossen. Da wir jedoch verschiedene Sprachen sprechen, wird uns manches verstellt, verborgen und fremd bleiben. Sprache verbindet zwar, aber sie grenzt auch aus und trennt. Babylon eben.

      Wie schade, dass etwas Ähnliches auch unter denen geschieht, die deutsch sprechen. Ich meine jetzt nicht die Dialekte in unserem Land, wenngleich auch die bereits manchmal eine echte Herausforderung sind! (Schauen Sie mal den Wiener Tatort!). Nein, ich meine die Szenen und Milieus aus denen wir kommen und in die hinein wir mit der Botschaft von Jesus Christus gehen. Was wir eben von der Szenensprache gelesen haben und ja besonders in der Jugendsprache finden, gilt natürlich auch für andere Bereiche. Ja, es scheint fast, jedes Milieu und jede Gruppierung spricht seine eigene Sprache.

      Hartgesottene Fußballfans fachsimpeln miteinander, können Sie da wirklich folgen? Vielleicht. Bei Managern, Psychologen, Coaches oder Medizinern im vertrauen Kreis wird das vermutlich schon schwieriger, allemal wenn sie beginnen, sich mittels eines mit Fremdworten und Fachbegriffen gespickten

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