KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher. Stephan Waldscheidt

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auch gar nicht nötig, da Amazon das Buch (in der MOBI-Version) exklusiv vertreibt. Anders sieht es bei Amazons CreateSpace aus, wo das Unternehmen an seine Autoren eine eigene ISBN vergibt. Diese jedoch ermöglicht allein die Bestellung bei Amazon selbst. Sie ist im engeren Sinn also gar keine echte ISBN.

      Außerdem fehlt bei KDP ein Eintrag ins VLB. Was logisch ist, da Amazon ja gar nicht will, dass man die Bücher anderswo kaufen kann. Damit schlägt Amazon zwei Fliegen mit einer Klappe: Man spart sich das Geld für die ISBN und den Eintrag ins VLB und man zwingt Interessenten, das Buch bei Amazon zu kaufen.

      Mehr zu ISBN und VLB sowie hilfreiche Links im Kapitel über den Vertrieb Ihres Buchs.

      Manche Dienstleister wie epubli oder BoD verlangen, dass der Autor einen Vertrag mit ihnen abschließt. Wo aber bleibt da das Self im Selfpublishing und wo liegt der Unterschied zu einem regulären Verlag, mal von der schlechteren Betreuung abgesehen, den notwendigen Eigenleistungen des Autors und kostenpflichtigen Zusatzdiensten wie Lektorat und Werbung? Ist ein Autor mit einem solchen Vertrag noch ein Indie, ein unabhängiger Autor?

      Mir kommt das Geschäftsmodell dieser Anbieter ein wenig wie das Gebaren der Banken vor: Zwar ist zum Abschluss eines Kontos mindestens die gleiche Menge Papierkram erforderlich wie früher, die Bank bietet dafür aber deutlich weniger oder, andersherum, überträgt ursprüngliche Bankaufgaben an den Kunden: Geld ein- oder auszahlen, Kontoauszüge drucken, Daueraufträge einrichten oder ändern, Überweisungen tätigen – all das erledigt der Kunde für die Bank.

      Der Unterschied zu dem paradoxen Konstrukt des Selfpublisher-Verlags ist der, dass die Banken sich weiter Banken nennen, obwohl sie kaum noch welche sind, die Selfpublisher-Verlage aber das Wort Verlag tunlichst meiden, obwohl sie selbst in vielem wie ein Verlag agieren.

      Bevor Sie sich für einen Dienstleister entscheiden, sollten Sie genau darauf achten, welche Dienste er tatsächlich leistet.

      Während Amazon vom Hochladen der Daten bis zum Verkauf des Buchs alles aus einer Hand erledigt, tritt ein Anbieter wie XinXii vor allem als Distributor auf.

      Bei Werbesprüchen sollten Sie genauer hinsehen: Auch BoD wirbt zwar auf der Homepage mit »Alles aus einer Hand« (Juli 2014). Der Webshop von BoD spielt hingegen als Onlinehändler nahezu keine Rolle.

      Andererseits können Sie bei manchen Distributoren wie BoD bequem Zusatzleistungen wie ein Lektorat hinzukaufen. Manche Dienstleister wählen sogar aus, ob ein Buch ihren Ansprüchen genügt (und werden in dieser Hinsicht dann noch eindeutiger zum Verlag), während wieder andere lediglich die Daten konvertieren und das E-Book vertreiben. Prominentes Beispiel: Amazon. (Wobei auch Amazon mehr und mehr echte Verlagsaufgaben übernimmt, etwa bei den Amazon Singles, und mehr und mehr eigene Verlagsimprints betreibt.)

      Stellt sich die Frage: Was genau wollen Sie von einem Dienstleister?

      Welcher Dienstleister bietet Ihnen die besten Konditionen? Für welche Dienste und Zusatzleistungen genau? Was davon brauchen Sie? Was erledigen Sie selbst? Was lassen Sie Bekannte für Sie erledigen? Welche Konditionen sind Ihnen wichtig? Nur das Honorar? Oder auch die Vertriebswege?

      Wie viel kostet das Selfpublishing beim jeweiligen Dienstleister? Die Preisspannen sind groß. Los geht’s mit 0 Euro. Wie viel Geld wollen Sie ausgeben?

      Wer Leistungen hinzukauft, landet schnell im dreistelligen Bereich. Kommt ein gutes Lektorat dazu, wird es vierstellig, egal ob beim Dienstleister geordert oder bei einem freien Lektor.

      Ein Lektorat ist eine gute und wichtige Sache. Aber Sie sollten sich fragen, ob es in einer gesunden Relation zu den erwarteten Einnahmen steht – hier hilft eine konservative Schätzung, auch Erfahrungen mit den ersten Büchern machen klüger und ebenso Informationen von anderen Selbstverlegern. Wenn Sie im Jahr mit dem Buch geschätzt tausend Euro verdienen – lohnt sich ein Lektorat für dreitausend Euro? Bedenken Sie dazu auch Folgendes: Ein Lektorat ist eine Betriebsausgabe, mindert also Ihren steuerpflichtigen Gewinn.

      Viele weitere Fragen kommen auf Sie zu. Einige der wichtigsten führe ich im Folgenden auf und gebe erste Anregungen dazu.

      Ich empfehle Ihnen in jedem Fall, sich im Detail über einschlägige Ratgeber und Websites über diese und weitere Fragen zeitnah zu informieren und auch die Webauftritte der Anbieter zu studieren und zu vergleichen. Hier ändert sich noch immer sehr viel sehr schnell.

      Gute Ausgangsbasis für Ihre Recherche und aktuelle Entwicklungen ist die Self-Publisher-Bibel: http://www.selfpublisherbibel.de und stets auch das Literaturcafé von Wolfgang Tischer: http://www.literaturcafe.de.

      Eine der wichtigsten Fragen: Welcher Dienstleister zahlt wie viel Prozent Tantiemen?

      Linktipp: Eine gute Übersicht, was unterm Strich bei den einzelnen Dienstleistern für den Autor bleibt, gibt die Self-Publisher-Bibel hier:

       http://j.mp/1vcBWbt

      Sie sollten in jedem Fall zusätzlich die aktuellen Daten auf der Website des Dienstleisters selbst einsehen.

      Will ich lieber einen Dienstleister, dessen Tantiemen abhängig vom Nettopreis sind, zu dem das Buch angeboten wird? Oder einen, der die Auszahlungen an den Autor abhängig von den eigenen Einkünften des Vertreibers macht?

      Auch hier ist einiges im Fluss, insbesondere die Änderung der Mehrwertsteuer für im Ausland erstellte, aber in Deutschland verkaufte E-Books wird sich ab 1. Januar 2015 massiv auf die Selfpublisher insbesondere bei KDP auswirken. Und zwar negativ.

      Die gute Nachricht: Andere, deutsche Anbieter werden relativ gesehen billiger. Ob sie diese Chance nutzen, neue Autoren zu gewinnen, oder ob sie ihre Tantiemen im Schatten der KDP-Änderungen senken, bleibt abzuwarten.

      Welche Webshops (etwa iTunes, Weltbild.de, Buecher.de usw.) beliefert der Dienstleister?

      Während Anbieter wie Amazons KDP nur an den eigenen Webshop liefern und die E-Books nur dort gekauft werden können, gehen die meisten anderen Anbieter über eine Reihe von Onlineshops an den Kunden heran.

      Bringen Sie auch in Erfahrung, ob und welche Shops auf den jeweiligen E-Readern vorinstalliert sind, wie eben Amazon auf dem Kindle E-Reader oder der Shop von Thalia auf dem Tolino Shine.

      Sind die belieferten Onlineshops relevant, sprich: Haben sie einen nennenswerten Marktanteil oder verirren sich nur selten Käufer auf diese Seiten?

      Der relevanteste Shop ist Amazon, doch auch iTunes oder Google Books / Google Play haben einen nicht unbeträchtlichen Anteil am E-Book-Markt. Auch hier sollten Sie sich über die Zahlen auf dem Laufenden halten und Ihre Vertriebs- und Marketingstrategie anpassen.

      Welche Datenformate bietet der Dienstleister den Käufern des Buchs? Ein eigenes, wie das MOBI-Format von KDP, das nicht auf allen Lesegeräten funktioniert, sondern vor allem auf den Kindles von

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