Einführung in den Buddhismus. Geshe Kelsang Gyatso
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Es gibt noch viele andere Beispiele früherer Meditierender, die ihr Bewusstsein in andere Körper übertragen konnten. Es heißt, dass Marpa selbst sein Bewusstsein während seines Lebens viermal in einen anderen Körper übertrug. Wie wäre es für diese Meditierenden möglich gewesen, ihr Bewusstsein auf diese Weise zu übertragen, wenn Körper und Geist die gleiche Wesenheit wären? Wenn wir mit einer positiven Geisteshaltung über solche wahren Geschichten nachdenken, hilft uns das zu verstehen, wie es möglich ist, dass das Bewusstsein nach dem Tod des Körpers weiterexistiert. Dies wiederum wird es uns sehr leicht machen, die Existenz vergangener und zukünftiger Leben zu begreifen.
Was ist Karma?
Um die Gesetze zu verstehen, die die Wiedergeburt von einem Leben zum nächsten bestimmen, müssen wir Karma verstehen. «Karma» ist ein Sanskrit-Wort und bedeutet Handlung. Alle beabsichtigten körperlichen, sprachlichen und geistigen Handlungen sind Karma. Wenn Buddhisten Leiden oder Unglück erfahren, sagen sie manchmal: «Dies ist mein Karma» und nehmen es geduldig an. Genau genommen ist jedoch das Leiden, das wir erfahren, nicht wirkliches Karma, sondern die Auswirkung von Karma, das wir entweder in vorherigen Leben oder früher in diesem Leben angesammelt haben.
Alle körperlichen und sprachlichen Handlungen hängen von geistigen Handlungen ab, weil ihnen eine geistige Absicht zu handeln vorausgeht. Ohne eine Absicht zu handeln, würden wir gar nichts tun. Eine geistige Absicht, die ein Entschluss zum Handeln ist, ist eine geistige Handlung oder geistiges Karma. So ist also körperliches Karma körperliche Tätigkeit, die durch eine geistige Handlung eingeleitet wurde, und sprachliches Karma sind sprachliche Handlungen, die durch eine geistige Handlung eingeleitet wurden. Daraus sehen wir, dass geistiges Karma wichtiger als körperliches oder sprachliches Karma ist.
Ob eine Handlung gut, schlecht oder neutral ist, hängt hauptsächlich von der Absicht ab, aus der heraus sie entstanden ist. Guten Handlungen liegen gute Absichten, schlechten Handlungen schlechte Absichten und neutralen Handlungen neutrale Absichten zugrunde. Gute oder tugendhafte Handlungen sind die Hauptursache für eine Wiedergeburt in den höheren Bereichen und für zukünftiges Glück, während schlechte oder nichttugendhafte Handlungen die Hauptursache für eine Wiedergeburt in den niederen Bereichen und für zukünftiges Leiden sind. Diese abhängige Beziehung zwischen Handlungen und Wirkungen - tugendhafte Handlungen sind die Ursache für Glück und nichttugendhafte Handlungen verursachen Leiden - wird von den Buddhas aufgrund ihres vollkommenen Wissens gelehrt. Wir müssen daran glauben, weil die Überzeugung in das Gesetz des Karmas die Wurzel für zukünftiges Glück ist.
Jede von uns begangene Handlung hinterlässt eine Prägung in unserem sehr subtilen Geist, und jede Prägung hat irgendwann ihre eigene Auswirkung zur Folge. Unser Geist gleicht einem Feld und das Ausführen von Handlungen gleicht dem Säen von Samen in dieses Feld. Tugendhafte Handlungen setzen Samen für zukünftiges Glück und nichttugendhafte Handlungen setzen Samen für zukünftiges Leiden. Diese Samen ruhen in unserem Geist, bis die Bedingungen für ihre Reifung entstehen und sie ihre Auswirkung produzieren. In manchen Fällen geschieht dies erst viele Leben nach dem Leben, in dem die ursprüngliche Handlung begangen wurde.
Die Samen, die zum Zeitpunkt unseres Todes reifen, sind sehr wichtig, weil sie die Art der Wiedergeburt unseres nächsten Lebens bestimmen. Welcher Samen beim Tod reif wird, hängt vom Geisteszustand ab, in dem wir sterben. Sterben wir mit einem friedvollen Geist, wird dies einen tugendhaften Samen anregen und wir werden eine glückliche Wiedergeburt erfahren. Sterben wir aber mit einem unfriedlichen Geist, zum Beispiel in einem Zustand von Wut, wird dies einen nichttugendhaften Samen anregen und wir werden eine unglückliche Wiedergeburt erfahren. Der Vorgang gleicht der Art und Weise, wie Alpträume durch einen erregten Geisteszustand unmittelbar vor dem Einschlafen ausgelöst werden.
Es gibt sechs Bereiche, wo wir wiedergeboren werden können: die drei niederen Bereiche und die drei höheren Bereiche. Die drei niederen Bereiche sind der Tierbereich, der Bereich der hungrigen Geister und der Höllenbereich. Die drei höheren Bereiche sind der menschliche Bereich, der Bereich der Halbgötter und der Bereich der Götter. Sie werden in Das neue Meditationshandbuch genauer beschrieben.
Tugendhafte Handlungen oder gutes Karma sind nicht nur der Hauptgrund für eine Wiedergeburt in den höheren Bereichen der Menschen und Götter, sondern auch ganz allgemein für Glück und freudvolle Erfahrungen. Wenn es uns also in diesem Leben gut geht, wir uns an guter Gesundheit, angenehmen Lebensbedingungen und guten Beziehungen zu anderen Menschen erfreuen und unsere Handlungen von Erfolg gekrönt sind, ist dies unser früheres gutes Karma, das reif wird. Ebenso sind die Erfolge in unserer spirituellen Praxis und unsere spirituellen Erlangungen Ergebnisse von tugendhaftem Karma. Im Gegensatz dazu sind die Leiden, wie Krankheit, Armut, Konflikte, Unfälle und Schaden durch Menschen und andere Wesen, die wir in diesem Leben erfahren, die Folge unseres eigenen, früher erzeugten negativen Karmas. Wenn unsere größten Wünsche unerfüllt bleiben, während Dinge, die wir nicht wollen, mit Leichtigkeit geschehen, oder wenn wir es nicht schaffen, gute Freunde zu finden, oder wenn wir sie sogleich wieder verlieren, sind auch dies Folgen unseres eigenen, reif werdenden, vergangenen negativen Karmas. Sogar kleine Unannehmlichkeiten, wie Störungen in unserem Tagesablauf oder die Unzufriedenheit, die in unserem Leben so oft vorherrscht, sind Ergebnisse von nichttugendhaftem Karma, das wir in früheren Leben angesammelt haben.
Wir können daraus erkennen, dass wir versuchen müssen, kein weiteres negatives Karma zu schaffen, wenn wir vor Leiden und den Gefahren einer niederen Wiedergeburt geschützt sein wollen. Wir müssen zudem versuchen, das negative Karma, das wir bereits erschaffen haben, zu reinigen. Es gibt zehn hauptsächliche nichttugendhafte Handlungen, die wir vermeiden sollten: drei Handlungen des Körpers, vier der Rede und drei des Geistes. Die drei nichttugendhaften körperlichen Handlungen sind Töten, Stehlen und sexuelles Fehlverhalten; die vier nichttugendhaften Handlungen der Rede sind Lügen, trennende Rede, verletzende Rede und leeres Geschwätz; und die drei nichttugendhaften geistigen Handlungen sind Begehrlichkeit, Böswilligkeit und das Festhalten an falschen Sichtweisen. Sie werden in Freudvoller Weg des Glücks vollständig erklärt.
Der beste Weg, negative Handlungen zu vermeiden, besteht darin, anderen gegenüber rücksichtsvoll zu sein. Da alle, selbst Tiere und Insekten, glücklich sein wollen und keine Leiden erfahren möchten, sollten wir uns bemühen, nie irgendeinem Lebewesen zu schaden. Selbst wenn wir ein winziges Insekt töten, ist das eine nichttugendhafte Handlung, weil sie dem Insekt großes Leid zufügt. Vielleicht haben wir große Freude am Fischen; wenn wir aber diese Tätigkeit vom Standpunkt der Fische aus betrachten, stellen wir fest, wie schädlich sie ist. Wir müssen für Menschen und Tiere gleiches Mitgefühl ohne Unterschied entwickeln; und wir sollten uns die größte Mühe geben, keinem Lebewesen Schmerzen zuzufügen.
Alle nichttugendhaften Handlungen haben drei verschiedene Auswirkungen: die gereifte Auswirkung, die Auswirkung ähnlich der Ursache und die Umweltauswirkung. Die gereifte Auswirkung einer negativen Handlung besteht in der Wiedergeburt in einem der drei niederen Bereiche. Die schlimmsten negativen Handlungen reifen als Wiedergeburt im Höllenbereich, weniger schwerwiegende negative Handlungen als Wiedergeburt im Bereich der hungrigen Geister und noch weniger schwere negative Handlungen als Wiedergeburt im Tierbereich.
Es gibt zwei Arten von Auswirkungen, die der Ursache ähnlich sind: die Neigungen, die der Ursache ähnlich sind, und die Erfahrungen, die der Ursache ähnlich sind. Diese beiden Auswirkungen sind weitere Folgeerscheinungen einer nichttugendhaften Handlung, die erfahren werden, nachdem die gereifte Auswirkung geendet hat und wir eine weitere Wiedergeburt in einem der sechs Bereiche angenommen haben.
Eine Neigung, die der Ursache ähnlich ist, ist ein starker Drang, ähnliche schädliche Handlungen zu wiederholen. Diese Auswirkung macht es uns sehr schwer,