Burnout. Dr. Hanspeter Hemgesberg
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• Rückschläge sind undenkbar, alle Ressourcen werden weiterhin zur Mehrung von Wissen, Einfluss, Macht, Geld, sozialer Anerkennung, sexueller Attraktivität etc. eingesetzt.
• Handlungen und Entscheidungen werden nicht mehr delegiert, die soziale Umwelt wird als zu langsam und träge empfunden. SIe holen sich den Zuspruch fürs eigene Tun nur mehr bei Gleichgesinnten mit ähnlichen Leistungsvorstellungen, Selbst- und Fremdansprüchen sowie Werten.
Stadium 3
Subtile Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
• Die Arbeit nimmt Sie gedanklich und zeitlich immer mehr in Anspruch, der Kontakt zur Familie und zu Freunden wird
parallel dazu immer weniger. Ihre Umwelt versteht und akzeptiert dieses Verhalten jedoch, weil es mit den Erfordernissen und Anforderungen ihres Berufs zusammenhängt.
• Muße und Erholung werden als Zeitverschwendung angesehen. Die Wissensmehrung läuft zielgerichtet und hochspezialisiert. Die Umwelt hat sich an das Tempo gewöhnt und lässt fordernd keine Verschnaufpausen zu.
Die Funktionalisierung der sozialen Stellung des Tuns und Handelns tritt in den Vordergrund.
• Noch lässt sich alles organisieren, Kaffee- und/oder Nikotin-Konsum als Aufputschmittel mehren sich, die Vorzeichen von Schlaf-Störungen werden zu wenig beachtet. Noch fühlt man sich wohl und den anderen überlegen, oftmalige Erfolge verstärken diese
Selbsteinschätzung. Für persönliche Interessen und Entspannungs-Möglichkeiten, wie Sport, Musik, Kultur und Reisetätigkeit fehlt bereits die Zeit.
Stadium 4
Verdrängung von Werten und Konflikten
• Sie verlieren allmählich an Energie. Konflikten gehen sie aus dem Weg und Sie werden sanft. Die ersten Fehlleistungen wie Unpünktlichkeit und Verwechslung treten auf. Erste Empfindungen von Überforderung und Hektik werden spürbar. Konflikte werden als solche nicht erkannt und daher nicht entschärft.
• Langsam verändert sich Ihr soziales Umfeld. Am wichtigsten ist Ihnen die Anerkennung aus dem beruflichen Umfeld. Gereiztes Unfreundlichsein selbst gegenüber wohlmeinender Umgebung stellt sich ein.
Stadium 5
Umdeutung von Werten
• Ihr eigenes Wertesystem verändert sich. Das höchste Ziel ist, Leistung zu erbringen und das tun sie nun auch in der Freizeit. Die Wochenenden werden zu ganz normalen Arbeitstagen. Was vormals wichtig und erstrebenswert war, kommt ins „Archiv".
• Prioritäten verschieben sich zugunsten neuer Schwerpunkte, Lebensereignisse werden nicht mehr hinterfragt oder gedeutet. Beziehungen laufen weiter oder gehen kaputt.
• Die Emotionalität stumpft ab, um noch funktionsfähig zu bleiben. Putsch -und Schlafmittelmissbrauch als künstliche Steuerung von Wach- und Schlafrhythmus treten vermehrt auf.
Stadium 6
Verstärkte Verleugnung aufgetretener Probleme
• Ihr Körper beginnt sich zu regen und meldet erste Warnsignale. Das sind etwa ständige Müdigkeit oder Migräne. Sie behalten Ihr Leistungsniveau und den Anspruch dennoch bei und verdrängen körperliche Probleme. Viele dieser Symptome lassen sich mit Tabletten besänftigen und vorübergehend in den Hintergrund
drängen.
• Ungeduld, Intoleranz, Zynismus oder aggressive Abwertung - die Umwelt verliert alle Lieblichkeit, wird als fordernd, bedrohlich, bestrafend empfunden. ‚Man‘ funktioniert noch immer; aber bereits viel schlechter, als man eigentlich önnte.
• Körperlich-somatische Beschwerden treten auf, die Unzufriedenheit nimmt zu, Ratlosigkeit greift um sich.
Stadium 7
Rückzug
• Sie spüren, dass Sie nicht mehr so intensiv arbeiten können, wie Sie es wünschen. Sie bemerken den Leistungsabfall und das löst für Sie eine Krise aus.
Ein Nervenzusammenbruch kann die Folge sein und sie ziehen sich immer noch weiter zurück.
• Einengung und Automatisierung der menschlichen Existenz, Ersatzbefriedigungen kurzer Dauer treten in den normalen Alltag. Man verlässt das soziale Netz, das zwar noch bemüht, aber bereits verstört ist. Der eigene Rückzug wird angetreten.
Stadium 8
Beobachtbare Verhaltensänderung
• Sie versuchen, sich Alternativen aufzubauen, sie vermeiden die soziale Nähe zu anderen Menschen. Ein Merkmal ist, dass sie zu Zeiten arbeiten, in denen sie anderen Menschen möglichst selten begegnen. Von ihrer beruflichen Tätigkeit sind Sie regelrecht besessen.
• Erste Verhaltensveränderungen werden auch von der Umwelt wahrgenommen. Hinweise werden missachtet, paranoide Reaktionen sind möglich.
Stadium 9
Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit
• In dieser Phase sind sie eigentlich nicht mehr arbeitsfähig. Sie haben bereits ein schweres Burnout-Syndrom, das sich in depressivem Verhalten zeigt. Ein Privatleben existiert nicht mehr. Das Syndrom ist bereits sehr bedrohlich und ein Auffangnetz ist dringend nötig.
• Identitätsstörungen und Wahrnehmungsveränderungen werden angstbesetzt registriert. Die Normalität entgleitet ihrer Kontrolle.
Stadium 10
Innere Leere
• Sie werden wach und sind nicht mehr in der Lage aufzustehen. Sie wirken teilnahmslos. Die Situation ist heikel und es wären dringend Menschen vonnöten, die anwesend sind.
• Innere Leere als Vorbote der Depression breitet sich aus. Panik-Attacken und phobische Zustände häufen sich.
Ersatzbefriedigungen werden, falls noch möglich, exzessiv wahrgenommen.
Stadium 11
Depression
• Die verschiedenen Anzeichen einer Depression sind für Außenstehende unübersehbar. Dazu kommt eine negative Einstellung zum Leben und Hoffnungslosigkeit.
• Der Wunsch nach Dauerschlaf tritt auf und existenzielle
Verzweiflung bis hin zu Selbstmordgedanken.
• Nur etwa ein Drittel der von einer Depression betroffenen Menschen finden den Weg zum Arzt, wobei die Allgemeinpraxis meist die erste Anlaufstelle darstellt.
Stadium