Juwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018. Alfred Bekker

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als es über ihre Lippen gekommen war, wusste sie die Antwort. Es war eine dumme Frage. Eine, die sich im Grunde erübrigte. Sein Gesichtsausdruck in diesem Moment sagte ihr genau das.

      Jemand wie Robert brauchte sich keinen Wagen zu leihen. Es war zumindest mehr als unwahrscheinlich.

      „Er gehört mir“, sagte er.

      Sie fuhren los.

      „Wohin geht's?“

      Sie hatten nicht darüber gesprochen.

      Und Elsa wunderte sich über sich selbst.

      Da stieg sie zu einem Mann ins Auto, den sie kaum kannte und ließ sich von ihm irgendwohin fahren.

      Es zeigte, wie sehr sie ihm vertraute. Von Anfang an, ohne einen wirklich fassbaren Grund dafür zu haben. Und dann kam es ihr erneut in den Sinn: Wenn er graue Haare hätte, könnte er mein Vater sein...

      Vielleicht war das der Grund.

      Sie dachte nur ganz kurz darüber nach. Einen Sekundenbruchteil lang vielleicht. Dann scheuchte sie den Gedanken beiseite. Sie wollte hier nicht weitergrübeln.

      Sie wusste, wohin das führte. Ihr Vater... Nein, das war ein eigenes Kapitel, und sie hatte jetzt einfach keine Lust, darin zu lesen.

      „Also wohin, Robert?“, hörte sie sich selbst sagen.

      „Einfach ein bisschen in der Gegend herum, dachte ich. Einverstanden?“

      „Meinetwegen.“

      „Seit wann bist du in Tanger?“

      „Seit vorgestern.“

      „Bist du schon aus der Stadt heraus gewesen?“

      „Nein.“

      „Hab ich mir gedacht...“

      „Ich war in der Kasbah und auf dem Markt.“

      „Natürlich, da führen sie einen immer zuerst hin.“

      „Ich hatte einen offiziellen Führer. Einen mit Ausweis. Die sind gleich am Hafen gewesen.“

      „Ja, wie die Hyänen stürzen die sich auf neu angekommene Touristen. Trotzdem: Wenn du an einen offiziellen Führer gerätst, ist das Risiko nicht so groß, an einen Halsabschneider zu geraten.“

      „Meiner war ganz nett. Und es war ein offizieller Führer. Er hat mich auch zum Hotel gebracht. Ich habe ihm gesagt, was ich mir leisten kann, und er hat mich hingebracht.“

      „Hat er dir auch ein Taxi besorgt?“

      „Ja, hat er.“

      „Und dir den Geldumtausch besorgt?“

      „Ja, hat er auch. Aber woher...?“

      „Vielleicht waren das alles seine Cousins: Der Hotelbesitzer, der Taxifahrer...“

      „Und wenn schon!“

      Sie lachten beide.

      „Was suchst du hier in Marokko?“

      „Ich habe keine Ahnung.“

      Robert gegenüber war sie völlig offen. Es schien, als könnte sie nichts vor ihm verbergen, als würde sich alles in ihr ihm gegenüber von selbst öffnen. Es beängstigte sie ein wenig. Aber sie fühlte sich gut dabei. Und das war doch alles, worauf es im Moment ankam.

      Nein, sie beschloss, keine Zweifel zuzulassen, nicht an sich selbst und schon gar nicht an dem Mann, der neben ihr saß.

      „Ich wollte mal was anderes sehen“, sagte sie. „Einfach mal was anderes. Sonne, verstehst du?“

      „Ich weiß nicht...“

      „Bei uns zu Hause gibt es zu dieser Jahreszeit oft noch Schneeschauer... Das ist so trostlos. Irgendwie...“ Sie suchte nach Wörtern, nach Wörtern, die passten und das ausdrückten, was sie empfand. Und dabei stellte sie fest, dass sie selbst sich darüber kaum im Klaren war. Im Grunde genommen hatte sie nur sehr oberflächlich darüber nachgedacht. Und dann war es auf einmal heraus: „Abstand...“, murmelte sie.

      Sie sah zu ihm hinüber.

      Er saß ruhig am Steuer. Seine Stirn hatte sich ein klein wenig in Falten gelegt. Er hob die Augenbrauen.

      „Abstand?“, fragte er.

      „Ja.“

      „Abstand wovon?“

      „Ich weiß nicht, ob dich das interessiert...“

      „Doch, es interessiert mich, Elsa. Weil du mich interessierst.“

      Das hatte er nett gesagt, fand sie. Und es ging ihr ganz warm den Rücken hinunter.

      „Es ist eine sehr persönliche Sache“, sagte sie. „Und sehr unangenehm...“

      Sie wurde sich schnell darüber klar, dass er daraus nicht schlau werden konnte. Sie redete einfach so, wie ihre Gedanken kamen, aber wie sollte er das verstehen.

      Er sah kurz zu ihr hinüber.

      „Eine Liebesgeschichte?“

      „Nein.“

      „Was dann?“

      „Meine Eltern...“

      Sie schluckte.

      „Was ist mit ihnen?“

      „Sie haben sich gerade scheiden lassen. Jetzt, nach so vielen Jahren...“

      Sie sah es ihm an, was er dachte. So etwas passiert doch jeden Tag. Jeden Tag dutzendmal, hundertmal, tausendmal... Kein Mensch regte sich über so etwas auf.

      „Es hat mich sehr mitgenommen“, fügte sie hinzu, als müsste sie etwas erklären.

      „Ich verstehe...“

      Er verstand es nicht, davon war sie überzeugt. Aber er tat immerhin so, und das war nett.

      „Ich habe immer gedacht, dass zwischen meinen Eltern alles in Ordnung wäre“, sprudelte es aus ihr heraus. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie sich früher viel gestritten haben. Ich meine, in anderen Ehen gibt es Gewalt und Alkohol und so etwas - und die werden nicht geschieden...“

      „Wie alt bist du?“, fragte er.

      „22. Warum?“

      „Du bist eine erwachsene Frau.“

      Sie glaubte zu verstehen, was er meinte.

      „Ja schon, aber...“

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