Juwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018. Alfred Bekker

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heraus, als sie es ohnehin schon taten.

      Der Kellner wurde erneut herbeigerufen. Der Mann wollte jetzt ein Stück Kuchen und ein kühles Bier. Seine Spaghetti wurden abgeräumt.

      Das Bier und der Kuchen kamen bald darauf, aber er schlürfte nur das Bier. In zwei Zügen.

      Dann unterzog er den Kuchen einem äußerst kritischen Blick, verzog das Gesicht und reichte dann das Stück an die dünne Schwarze weiter.

      Aber die verzog auch nur das Gesicht, nahm ein paar Krümel und reichte es schließlich an die dicke Weiße weiter, die inzwischen ihre Spaghetti restlos vertilgt hatte.

      Das Stück Kuchen wäre für sie sicher auch kein unlösbares Problem gewesen, aber die Dünne war ziemlich ungeschickt. Das Kuchenstück fiel ihr vom Teller herunter auf den Boden, und dann hatte keiner mehr Appetit darauf.

      Der Mann rief abermals den Kellner herbei und holte mit großer Geste ein riesiges Bündel Geldscheine heraus.

      „Na, so viel hast du noch nie auf einem Haufen gesehen, was?“

      Was sollte der arme Kerl darauf erwidern? Er machte gute Miene zum bösen Spiel. Und etwas anderes blieb ihm auch gar nicht.

      Der Schwarze zählte laut und für alle im Raum vernehmlich das Geld ab. Ein gutes Trinkgeld war dabei.

      Vielleicht ließ sich die offensichtliche Geringschätzung so besser ertragen...

      Und dann waren die drei so schnell weg, wie sie gekommen waren. Wenig später hörte man von der Straße her das Gedudel des überdimensionalen Radiorecorders.

      Die Erheiterung über das merkwürdige Trio brach sich jetzt endgültig Bahn. Sowohl unter den Gästen, als auch beim Personal konnte kaum noch jemand an sich halten vor Lachen.

      „Wenn ich das zu Hause erzähle, glaubt mir das niemand“, meinte Elsa. Und dann war ihre Heiterkeit auf einmal wie weggeblasen, während alle anderen im Raum noch lachten.

      Zu Hause... Der Gedanke machte sie traurig.

      „Lass uns gehen, Robert“, meinte sie.

      Er runzelte die Stirn.

      „Warum?“

      „Ich weiß nicht. Lass uns einfach von hier weggehen.“

      „Gefällt es dir hier nicht?“

      „Ich kann es dir nicht erklären, Robert.“

      Er zuckte mit den Schultern.

      „Gut, wie du willst.

      4

      Die nächsten Tage und Wochen verflogen wie in einem Rausch Elsa verbrachte ihre Zeit hauptsächlich damit, im Pool zu baden, sich in die kräftiger werdende Sonne zu legen und mit Robert in der Umgebung herumzufahren.

      Sie machten Touren zu den alten Städten. Rabat, Fez, Marrakesch, wo sie ein paar Tage in einem Hotel blieben, und natürlich das unvermeidliche Casablanca.

      Robert schien nichts zu tun zu haben, außer ihr Gesellschaft zu leisten. Keinerlei geschäftliche oder sonstige Verpflichtungen, nichts, was auch nur im entferntesten nach Arbeit aussah. Zunächst wunderte es sie ein wenig, dann genoss sie es einfach.

      Robert wirkte wie ein Mann, der durch eine Erbschaft zu Reichtum gekommen war und nun nie wieder einen Finger krummzumachen brauchte. Eine Erbschaft, ein Volltreffer im Lotto, irgend etwas in der Art...

      Elsa fragte ihn dann doch einmal nach seinen Geschäften, sie war einfach zu neugierig, und er meinte daraufhin, dass er mit ihr nicht darüber sprechen wollte.

      „Vertraust du mir nicht?“

      „Doch, damit hat das nichts zu tun.“

      „Dann sag mir, womit es etwas zu tun hat!“

      „Ich habe einfach keine Lust, über diese Dinge nachzudenken oder auch nur an sie erinnert zu werden.“

      Und dann hatte er den Arm um sie gelegt und seine Hand war durch ihr dickes, braunes Haar geglitten. „Im Moment will ich nichts weiter, als mit dir zusammen zu sein und jeden Tag zu genießen.“

      Und sie genossen jeden Tag. Es war ein rasanter Traum, wie die Fahrt auf einem Karussell - oder vielmehr: wie auf einer Achterbahn.

      Es war Elsa instinktiv klar, dass das nicht ewig so weitergehen konnte, aber es gelang ihr erfolgreich, alle Gedanken an später erst einmal zu verscheuchen.

      Je mehr Zeit verstrich, desto öfter dachte sie an zu Hause. Und dann fiel ihr wieder ein, dass es dieses Zuhause nicht mehr gab, jedenfalls nicht in der Form, in der sie es aus ihrer Kindheit kannte. Es gab nur noch ihren Vater und ihre Mutter. Das war alles.

      Aber im Augenblick schmerzte sie das nicht mehr so schrecklich. Es wurde ihr etwas gleichgültiger, und das war gut so.

      Vielleicht bin ich dabei, über die Sache hinwegzukommen, dachte sie.

      Langsam, aber sicher rückte der Beginn des Sommersemesters näher. Es ging auf Ostern zu. Ursprünglich hatte sie dann wieder in ihren eigenen vier Wänden sein wollen. So hatte sie es geplant, aber jetzt war sie unschlüssig.

      Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie es weitergehen würde. Sie lebte einfach den Tag, den Augenblick, die Sekunde und wunderte sich dabei über sich selbst, wie schnell sie Roberts Ansicht verinnerlicht hatte, wonach nur das Hier und Jetzt von irgendeiner Bedeutung war.

      Vielleicht war es so. Vielleicht auch nicht. Sie dachte nicht mehr viel darüber nach und wenn man es genau nahm, dann dachte sie kaum noch über irgend etwas nach, sondern zog es vor, einfach zu leben und zu genießen. Das zu können gab ihr ein bisher ungekanntes Gefühl von Freiheit und Glück.

      Sie wollte, das es nie aufhörte. Eines Tages, als sie wieder einmal in der Stadt waren, hatte Elsa das Bedürfnis, ihre Mutter anzurufen. Sie ging ins Postamt, und wenig später hatte sie sie am Hörer.

      „Mama?“

      „Elsa! Du hast dich ja eine Ewigkeit lang nicht mehr gemeldet! Wo bist du?“

      „Tanger, Marokko.“

      „Immer noch?“

      „Ja.“

      „Wolltest du nicht schon längst auf

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