Bauern, Bonzen und Bomben. Ханс Фаллада
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Читать онлайн книгу Bauern, Bonzen und Bomben - Ханс Фаллада страница 13
Aber nun ist es nicht mehr zu verkennen: über den Hörer weg lächelt ihm Bürgermeister Gareis zu. Und nun weist er auf einen Stuhl, der vor dem Schreibtisch steht, macht eine einladende Geste, und jetzt, mitten im Gespräch, sagt er: »Einen Augenblick noch. Ich bin gleich für Sie frei.«
Tredup sitzt, der Bürgermeister legt den Hörer auf, lächelt wieder und fragt rasch: »Also, wo brennt es?«
Plötzlich hat Tredup das Gefühl, daß er diesem Mann alles sagen kann, daß der für alles Verständnis hat Ein Gefühl wie Rührung, eine heiße begeisterte Bewunderung wallt in ihm auf. Er sagt: »Wo es brennt? In Gramzow, auf den Straßen nach Haselhorst und Lohstedt.«
Der Bürgermeister ist ernst, er nickt ein paarmal, sieht nachdenklich auf einen Mammutbleistift, mit dem seine Hände spielen und sagt: »Da hat's gebrannt.«
»Und die Polizei interessiert sich für die Brandstifter?«
»Vielleicht. Kennen Sie die?«
»Ein Freund von mir. Vielleicht.«
»Ein Freund ist mir zu weitläufig. Sagen wir: Sie. Ein Unbekannter. Größe X.«
»Also mein Freund X.«
Der Bürgermeister bewegt die Schultern. »Sie sind aus Gramzow?«
»Mein Freund? Nein. Aus der Stadt.«
»Dieser Stadt?«
»Wohl möglich.«
Der Bürgermeister steht auf. Tredup bekommt einen Schreck. Es ist, als bewege sich ein Berg. Er steht auf und ist immer noch nicht alle. Ganz von oben tönt die Stimme auf den im Sessel zusammengesunkenen Tredup: »Für alle Vernunft habe ich beliebig viel Zeit, für Unvernunft keine Minute. Wir spielen hier nicht Detektivroman. Sie wollen etwas von mir, wahrscheinlich Geld. Eine Nachricht verkaufen. Ich bin nicht interessiert.«
Tredup will Einspruch erheben. Die Stimme geht darüber fort. »Bitte, ich bin nicht interessiert. Gramzow ist nicht mein Bezirk. In Frage käme der Landrat in Lohstedt. Womöglich auch die Regierung.«
Der Bürgermeister setzt sich wieder. Plötzlich lächelt er: »Vielleicht aber kann ich Ihnen helfen. – Reden Sie also keinen Unsinn, Mann. Raus mit der Sprache. Ich habe in meinem Leben schweigen gelernt.«
Der zerschmetterte Tredup belebt sich wieder. Er sagt eifrig: »Ich war dort, an jenem Nachmittag. Ich habe alles gesehen: die Beamten, die Bauern, die Ochsen.«
»Sie würden sie wiedererkennen, bestimmt?«
Tredup nickt eifrig: »Mehr noch.«
»Sie wissen die Namen?«
»Nein, keine Namen. Aber –«
»Aber –?«
»Aber ich habe zwei Aufnahmen gemacht, die eine vom Feuer nach Haselhorst zu, die andere vom Feuer auf der Lohstedter Straße. Die Bauern sind darauf, die angesteckt haben, die Stroh gestreut haben, die dabei stehen, alle ...«
Der Bürgermeister, ganz Nachdenken, fragt: »Ich kenne die Vernehmungsprotokolle nicht. Aber so viel ich weiß, steht in keinem, daß ein Fremder mit einem Fotoapparat dabei war.«
Flüchtig denkt es in Tredup: »Es ist seine Sache nicht? Er kennt die Protokolle nicht? Und doch weiß er ...« Etwas warnt und darum sagt er nur: »Die Bilder gibt es.«
»Keine gestellten? Wir sehen es sofort.«
»Die andere Seite weiß von ihnen. Heute nacht um eins wurden mir fünfhundert Mark dafür geboten.«
»Ein guter Preis«, bestätigt der Bürgermeister. »Vielleicht sind sie zur Stunde das Zelluloid nicht mehr wert. Jetzt ist Lokaltermin in Gramzow. Wenn die Beamten die Bauern bestimmt erkennen, sind Ihre Bilder wertlos.«
»Wenn ... Der mir fünfhundert bot, wird auch an die Beamten gedacht haben.«
Der Bürgermeister betrachtet sein Gegenüber lange und nachdenklich. »Sie sind nicht unbrauchbar. Was kosten die Bilder?«
»Heute eintausend.«
»Und morgen? Nun, lassen wir das. Es wird nicht unmöglich sein. Sie haben die Bilder hier?«
Tredup weicht aus: »Die Bilder stehen jederzeit zur Verfügung.«
»Ich glaube schon, daß sie existieren. Und sie sind scharf, deutlich? Man erkennt die Leute?«
»Wie ich vor Ihnen sitze, Herr Bürgermeister.«
»Es ist gut, Herr X. Sie warten vielleicht draußen zehn Minuten. Wie gesagt, ich habe kein Interesse. Aber es mag sein, daß Stolpe will. Sie warten also. Und vorläufig besten Dank.«
Tredup ist kaum aus der Tür, schon klingelt der Bürgermeister. »Hören Sie, Piekbusch, Sie nehmen drei Akten in die Hand. Gehen unauffällig über den Gang. Da steht ein junger Mann, schwarzer Schlapphut, verbeulte Knie, Aktentasche, käsig, die Schuhbänder am rechten Schuh sind auf. Unauffällig ansehen, ob Sie ihn kennen. Gleich zurückkommen.«
Sekretär Piekbusch geht.
Der Bürgermeister am Apparat: »Verbinden Sie mich sofort mit dem Regierungspräsidenten. Persönlich und dringlich. Geben Sie mir, bis das Gespräch kommt, den Polizeioberinspektor. Und dann den Amtsrichter Grumbach. Sind Sie dort, Frerksen? Ja, kommen Sie bitte sofort zu mir. Und lassen Sie den Dienstwagen vorfahren. Sie müssen in einer Viertelstunde mit jemand nach Stolpe. Ja bitte, gleich. – Nun, wie ist es Piekbusch, kennen Sie ihn?«
»Gesehen habe ich ihn schon, Herr Bürgermeister, aber ...«
»Also Sie kennen ihn nicht. Gehen Sie zur Kripo herum. Die Beamten, die da sind, sollen unauffällig den Gang entlanggehen, nach verschiedenen Dienstzimmern, auf die Toilette. Sobald ihn einer erkannt hat, anrufen. Nein, besser persönliche Meldung.
Ja, wer ist dort? Herr Amtsrichter Grumbach? – Ja, Herr Amtsrichter, hier Bürgermeister Gareis. Ich wollte bitten, den Lokaltermin in Gramzow, wenn irgend möglich, um zwei Stunden zu verschieben. – Dickes neues Material. – Lokaltermin wahrscheinlich vollkommen überflüssig. – Wieso? Nun, Sie werden sehen. – Man hat auch so seine Quellen. – Ich kann noch nichts sagen, aber ich spreche sofort mit Stolpe. – Ja, meinethalben auf meine Verantwortung. – Das Finanzamt? Ach, was die Beamten schon aussagen! Das reicht doch nicht zu einer Verurteilung, vielleicht nicht einmal zu einer Anklageerhebung. – Entweder alles oder nichts. – Also, Sie hören von mir. Oder vom Regierungspräsidenten. – Was Temborius damit zu tun hat? Weil er Geld bezahlen soll. Geld kostet es. Geld, Geld und noch mal Geld. – Richtig, das laß ich ihm, ich begnüge mich mit dem Ruhm. Also, denn!«
Er hängt ab. Der Sekretär kommt ins Zimmer.
»Gehen Sie nur wieder, Piekbusch. Wenn er erkannt ist, habe ich gesagt.«
»Der junge Mann ist verschwunden, Herr Bürgermeister.«