Bauern, Bonzen und Bomben. Ханс Фаллада
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Читать онлайн книгу Bauern, Bonzen und Bomben - Ханс Фаллада страница 12
»Sie können ruhig halblaut sprechen. Die Kinder schlafen fest, und meine Frau hört nie, was sie nicht hören soll.«
»Was machst du noch so spät, Tredup?« Stuff deutet auf die Kommode. »Übrigens: Herr Henning – Herr Tredup.«
»Ich schreibe Adressen. Für einen Münchner Verlag. Fünf Mark das Tausend. Die Chronik bezahlt nicht sehr viel, nicht wahr, Stuff?«
»Es hat mir leid getan, Tredup, mit deinem Artikel. Aber ich habe hier etwas Besseres. Deshalb bringe ich den Herrn gleich zu dir, weil er hier nur auf der Durchreise ist. Der Herr kauft Bilder für eine Illustrierte und hat Interesse für deine Bilder von der Ochsenpfändung. Er würde fünfzig Mark für das Bild zahlen.«
Tredup hat den etwas gehemmten Vortrag Stuffs still lächelnd angehört. »Ich habe keine Bilder von der Ochsenpfändung.«
»Tredup! Ich weiß bestimmt. Es ist doch ein schönes Geld für dich!«
»Und ich würde es mitnehmen, wahrhaftig! Ich bin nicht wählerisch. Ja, ich habe geknipst. Aber es ist nichts geworden. So ein Aas von Bauer schlug mir den Apparat aus der Hand.«
»Ich weiß das, Herr Tredup«, sagt Henning. »Ich habe davon gehört. Aber Sie haben schon vorher fotografiert. Einmal. Vielleicht zweimal.«
»Einmal.«
»Gut, einmal. Ich zahle Ihnen für jede Aufnahme, wenn Sie den Film und sämtliche Abzüge mir verkaufen, einhundert Mark.«
Tredup grinst. »Das sind zwanzigtausend Adressen. Einhundertundsechzig Nachtstunden Arbeit. An uns Pechvögeln gehen alle guten Geschäfte vorbei. Die erste Aufnahme ist nur Qualm.«
Stuff sagt beschwörend: »Tredup ...!«
Tredup lächelt wieder. »Nun, Sie glauben mir nicht. Sie halten mich für einen Millionär, der aus Sport Adressen kliert. Das ist zu reparieren.«
Er zieht eine Schublade aus dem Spind und beginnt zu suchen. »Es war ein Rollfilm mit zwölf Aufnahmen. Drei Aufnahmen vom Kirchenneubau in Podejuch. Zwei innen, eine außen, bitte. Zwei Aufnahmen von der Ochsenpfändung. Hier die mit dem Qualm. Halt den Film ruhig gegen die Lampe, dann siehst du, daß es Rauch ist. Hier die mißlungene, als der Bauer mir hundert Mark aus der Hand schlug. Nun kommt eine, die du mir abgekauft hast, Stuff: das verunglückte Auto auf der Chaussee nach Stettin. Sechs. Sieben bis zehn: vier Bilder vom Wochenmarkt. Elf und zwölf die Einweihung der Großtankstelle. Stimmt es?«
»Gott, Tredup, wir glauben dir auch so.«
»Eben nicht.«
»Es tut mir leid«, sagt Henning. »Ich hätte Ihnen das Geschäft gegönnt. Aber vielleicht verkaufen Sie mir die drei Aufnahmen von der Podejucher Kirche. Ich kann sie für meine Illustrierte gebrauchen. Fünf Mark für den Film. Einverstanden?«
»Bitte sehr.«
»So, und nun wollen wir Sie nicht länger stören. Sie sollten auch ins Bett.«
»Ja, ich denke, ich darf heute Schluß machen. Ich bin höllisch müde. Fallen Sie nicht. Warten Sie, ich schließe Ihnen das Gatter auf. Gute Nacht und schönen Dank, die Herren.«
Die beiden gehen die Straße hinunter.
»Glauben Sie«, fragt Stuff zögernd, »daß es so stimmt?«
»Ich weiß nicht recht. Die zwölf Filme lagen ein bißchen sehr parat und abgezählt zurecht.«
»Oh, was das angeht, Tredup ist ein Muster an Pedanterie und Ordnung. Und bei hundert Mark –«
»Das ist auch mein Trost. Sie sagen dann morgen Kalübbe Bescheid, daß er niemanden zu erkennen braucht.«
»Ja. Also denn auf Wiedersehen, Herr Henning.«
»Wir sehen uns schon irgendwo wieder. Hier entlang komme ich zu meinem Hotel. Gute Nacht.«
»Gute Nacht.«
Tredup hat das Licht ausgemacht und legt sich zu seiner Frau. »Ich will dir etwas sagen, Elise. Wir haben hier zwei Bürgermeister. Der Ober ist rechts, der taugt nichts und hat nichts zu bestellen. Und der Bürgermeister ist links und Polizeichef. Zu dem gehe ich morgen.«
»Du mußt wissen, was du tust, Max«, sagt die Frau. »Sieh nur zu, daß ein bißchen Geld reinkommt. Der Hans braucht Schuhsohlen und die Grete muß unbedingt zwei Hemden haben.«
»Erst einmal haben wir fünfzehn Mark. Aber für fünfzehn Mark bin ich nicht zu kaufen. Auch nicht für hundert. Fünfhundert, das ginge eher.«
Und dann schlafen sie ein.
5
Tredup geht jeden Morgen gegen zehn auf das Rathaus, wo er beim Bürodirektor nachfragt, ob städtische Bekanntmachungen für den Anzeigenteil der Chronik da sind.
Heute steigt er, nachdem er zwei oder drei Blätter in seine Aktentasche geschoben hat, aus dem Erdgeschoß in den ersten Stock hinauf. Er geht durch eine Flügeltür, ein langer weißer Gang mit roten Türen liegt vor ihm. Er weiß, hier irgendwo residiert Bürgermeister Gareis, der Polizeiherr von Altholm.
Er beginnt die Schilder an den Türen zu lesen: Marktpolizei, Verkehrspolizei, Kriminalpolizei, Kriminalkommissar, Polizeioberinspektor. Da ist es: Bürgermeister. Aber ein roter Pfeil verweist auf die nächste Tür: »Vorzimmer des Bürgermeisters. Anmeldungen nur hier.«
An das Vorzimmer hat er nicht gedacht! Er wird dort sitzen und warten müssen, andere Leute sitzen auch dort, einer erkennt ihn, und Stuff erfährt, daß Tredup, der Werber der rechten Chronik, beim linken Bürgermeister war.
Zögernd macht er kehrt. Er darf seine Stellung, Basis der Existenz von vier Personen, nicht gefährden.
Schon auf der Treppe, kehrt er wieder um. In der Nacht sind aus fünfhundert tausend Mark geworden. Solche Belohnungen zahlen Polizei und Staatsanwaltschaft oft. Und tausend Mark scheinen Sicherheit zu verbürgen, gedeihliches Auskommen ... vielleicht ein kleiner Laden.
Aber das Vorzimmer kommt nicht in Frage. Er muß es wagen. Und mit einem plötzlichen Ruck öffnet er die Tür zum Allerheiligsten. Es ist aber eine Doppeltür und die zweite macht er viel sachter auf.
Er hat Glück. Der Bürgermeister ist allein, er sitzt an seinem Schreibtisch und telefoniert. Beim Geräusch der sich öffnenden Tür wendet er den Kopf nach dem Besucher. Er kneift die Augen ein wenig zusammen, um ihn zu erkennen, und macht dann eine Geste nach dem Nebenzimmer.
Tredup zieht die Tür leise hinter sich zu und bleibt stehen an ihr, vorgebeugt, aufmerksam und beflissen.
Bürgermeister Gareis telefoniert weiter.
Tredup hat gehört, daß der Bürgermeister der längste Mann von Altholm ist. Aber dieser Mann ist nicht lang, dieser Mann ist ein Elefant, ein Koloss. Ungeheure Glieder, Fleischmassen, kaum vom Tuch zusammengehalten, ein Gesicht mit doppeltem Kinn, hängenden Wangen, dicke fleischige Hände.
Nach seiner ersten abwehrenden Gebärde beachtet der Bürgermeister den Besucher nicht mehr. Er telefoniert ruhig weiter, wann eine Sitzung stattfinden soll, ein