Bauern, Bonzen und Bomben. Ханс Фаллада
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Piekbusch will gehen. »Halt! Und Frerksen soll kommen. Wo bleibt er denn? – Ach, da sind Sie ja, Frerksen. – Hallo, Piekbusch, was im Vorzimmer sitzt, soll zu Assessor Stein zur Abfertigung. Er soll vertrösten, aufschieben. Ganz Wichtiges zu mir in einer Viertelstunde. – Und nun setzen Sie sich, Frerksen, wir haben eine dicke Sache, wir werden uns in Stolpe bei dem Genossen Temborius endlich mal einen weißen Fuß machen.«
Drittes Kapitel
Die erste Bombe
1
Das Allerheiligste des Regierungspräsidenten Temborius ist ein langer, dunkel getäfelter Raum. Immer ist dort das Licht gedämpft. Die mit Wappenschildern und bunten Putten gezierten Scheiben schwächen den hellsten Sommertag.
Dieser von der Gunst seiner Partei, ein wenig Verwaltungskenntnis und viel Beziehungen emporgetragene Beamte liebt nicht das Laute. Leises, Gedämpftes, Halbhelles liegt in seinem Wesen. Leise, gedämpft, halbhell hat der Genosse Temborius die Geschicke seines Bezirkes verwaltet und leise, gedämpft und halblaut ist auch die Unterhaltung zwischen ihm, dem Kommandierenden der Schutzpolizei und dem Geheimen Finanzrat Andersson. Irgendwo in einem dunkelsten Winkel notiert ein kleiner fetter Assessor die Bemerkungen der drei Herren, für einen Aktenvermerk, zur Sicherung seines Vorgesetzten.
»Bedauerlich bleibt«, flüstert der leise Provinzialvertreter des Ministers des Innern, »bedauerlich bleibt, daß die Staatsanwaltschaft in solcher Kürze nicht erreichbar war. Der Fall Gramzow ist kein beliebiger Fall, er ist ein Signum.«
Polizeioberst Senkpiel sehnt sich nach einer Zigarre. »Jetzt muß eben durchgegriffen werden.«
»Wenn die Bilder halten, was Gareis versprach, wird man endlich einmal die Unruhestifter kennen.«
»Aus einem Orte. Die Bewegung ist längst nicht mehr lokal.«
»Eben! Man wird sehen, ob Emissäre anderer Ortschaften dabei waren.«
»Meine Herren ...« Der Präsident setzt an, stockt, bricht ab. Von neuem, mit einem irritierten Rucken der Schultern: »Die Meinung der Staatsanwaltschaft wäre mir außerordentlich wertvoll gewesen.«
»Es ist alles im klaren«, tröstet Geheimrat Andersson. »Wenn die Täter auf den Bildern erkenntlich sind, wird es hohe Gefängnisstrafen setzen.«
Temborius bleibt mißvergnügt: »Und wird es helfen? Wird es die andern schrecken?«
Der Oberst betrachtet den Geheimrat, der Geheimrat den Oberst.
Dann wenden die beiden Herren die Köpfe und starren in die Ecke, wo der gänzlich bedeutungslose Assessor sitzt.
Der Oberst spricht zuerst: »Schrecken? Man sollte es denken. Wenn die Kerle ein halbes Jahr oder ein Jahr brummen, werden sie schon zur Besinnung kommen.«
Der Präsident hebt seine Hand, eine schmale, knochige, langfingrige Hand mit dicken Adern: »Sie sagen: Ja. Aber ist es wirklich Ja? Meine Herren, ich muß Ihnen gestehen, ich halte diese Bewegung für sehr gefährlich, für äußerst gefährlich, für viel gefährlicher als KPD und NSDAP. Das Schlimmste, was geschehen kann, geschieht: der Verwaltungsapparat kommt ins Stocken. Ich sage Ihnen, ich sehe den Tag, da es unmöglich sein wird, das flache Land zu verwalten.«
Die Herren sind bestürzt: »Herr Präsident.«
»Bitte! Unsere Gemeindevorsteher waren nie sehr gut Kaum einer hat sich auch früher um Fristen im Dienstverkehr gekümmert Der Amtsverkehr lief stets nur zögernd. Heute ist aus Zögern passiver Widerstand geworden. Akten bleiben wochenlang auf den Dörfern. Mahnungen sind zwecklos, verhängte Geldstrafen nur im Zwangsvollstreckungswege –«
Er bricht ab.
Von neuem: »Es gibt im Bezirk schon reichlich zwei Dutzend Gemeindevorsteher, die Steuerbescheide an ihre Gemeindemitglieder nicht zustellen, nein, zurückschicken. Da ungerecht. Hören Sie, da ungerecht! Die Mithilfe der Gemeindevorsteher bei Vollstreckungen fällt ganz fort, siehe Gramzow. Und die Bewegung greift um sich. Die Maschine knarrt, stockt. Und daß es gerade mein Bezirk sein muß –!«
»Der Minister weiß, was er an Ihnen hat«, sagt Andersson.
»Nein, nein, auch der Minister ... Ich habe den Eindruck, daß man in Berlin sehr unzufrieden mit der hiesigen Entwicklung ist.«
Der Oberst sagt: »Das Bild wird mit einem Schlage anders, sobald die Leute vom passiven zum aktiven Widerstand übergehen. Gramzow war der erste Fehler der Bauern. Wir werden – lassen die Bilder den Täter erkennen – heute noch hart zufassen. Das wird andere Fehler der Bauern verursachen. Geben Sie mir die Erlaubnis, meine Leute einzusetzen. Zusammenstöße werden nicht ausbleiben, und wo erst Zusammenstöße sind, da ist unser Sieg gewiß.«
»Sie sind ein Optimist, Senkpiel«, bemerkt Temborius. »Nichts ungewisser als der Ausgang eines derartigen Prozesses. – Die Staatsanwaltschaft fehlt heute hier.«
»Nichts gewisser«, betont der Oberst »Wenn die Bilder gut sind.«
»Die Bilder machen es nicht allein. Auch die beiden Beamten des Finanzamtes werden auszusagen haben. Sind Sie deren sicher, Herr Kollege?«
Andersson verzieht das Gesicht. »Richtig. Richtig. Ich habe da heute früh etwas von Berg in Altholm gehört, was mich verblüfft hat. In Altholm kursiert das Gerücht, daß Kalübbe – Sie erinnern sich, jener tüchtige Beamte, der seinen Ochsen nach Lohstedt brachte –, daß also Kalübbe strafversetzt werden soll. Daß der andere, Thiel, der nur aushilfsweise bei uns beschäftigt war, fristlos entlassen worden sei.«
Der Regierungspräsident bewegt die Schultern: »Was ist das nun wieder?«
Andersson strafft sich: »Jedenfalls keine Bauern. Es ist kein Zweifel, daß andere Leute ihre Finger in diesem Spiel haben. Ich vermute –« geheimnisvoll, vor gespannten Gesichtern – »Berlin. Diese Karte ist fabelhaft geschickt gespielt. Mein Kollege Berg versichert mir, daß Kalübbe vollständig verändert ist, nichts mit ihm aufzustellen. Eine in Aussicht gestellte Beförderung nahm er mit Skepsis auf, zweiflerisch, kurz, glaubte sie einfach nicht.«
»Aber warum befördert man ihn nicht gleich!« ruft der Regierungspräsident aus.
»Jetzt, vor dem Prozess?« gibt Andersson zu bedenken.
»Erlauben Sie«, sagt der Polizeioberst eifrig. »Ich erinnere mich, seinerzeit beförderten Majestät einen Wachtposten, der Leute, die ihn geneckt, erschossen hatte, sofort zum Gefreiten.«
Ein ungemütliches Schweigen entsteht. Diesmal tauschen Andersson und Temborius Blicke, während der Oberst sich mehrere Male kräftig räuspert.
»Immerhin«, sagt kühl der Finanzrat, »eine Beförderung im Moment ist ausgeschlossen. Auch wenn der Beamte nicht mit der Freudigkeit aussagen sollte, die erwünscht ist. Für viel bedenklicher halte ich es übrigens, daß der andere, Thiel, völlig verschwunden ist.«
»Verschwunden? Wie denn verschwunden? Man verschwindet doch nicht! Er wird doch eine Wohnung