Bauern, Bonzen und Bomben. Ханс Фаллада

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Bauern, Bonzen und Bomben - Ханс Фаллада

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sie deutlich drüben im Schatten der Bäume stehen sehen, dunklere Schatten.

      »Ob eine von den Mädchen einen neuen Kerl hat?« Sie ist überzeugt, daß sie keinen von den beiden kennt, obgleich sie die Gesichter nicht sah.

      Dann geht sie ins Zimmer zurück, schaltet das Licht ein und will das Bett aufdecken.

      In diesem Augenblick ist ihr, als bräche ein Sturmwind ins Zimmer. Sie fühlt sich bei geschlossenen Augen wie hochgehoben, hoch ... hoch ...

      Gleich muß die Zimmerdecke kommen ...

      Aber nun fällt sie ... es kracht, als wolle die Welt untergehen. Es ist ihr, als höre sie ihr eigenes Geschrei ...

      Aber nun weiß sie, daß sie daliegt. Es ist so totenstill ...

      Und dann rieselt es immerzu, in den Wänden, in ihren Ohren ...

      Und nun ist alles schwarz. Dumpfes bitteres Schwarz.

      Viertes Kapitel

      Ein Gewitter zieht sich zusammen

       1

      Ein Mann tippelt auf dem Sandweg von Dülmen nach Bandekow-Ausbau. Eigentlich ist an Kleidung und Schuhwerk alles beisammen, daß dieser Mann ein Herr sein könnte. Aber irgendwo fehlt es doch: kein Dienstmädchen, das ihn anzumelden hätte, hielte ihn für einen Herrn.

      Es ist heiß und der Mann läßt sich Zeit. Er schlendert so dahin, bleibt dann und wann stehen und betrachtet tiefsinnig die Spuren im Sande.

      »Reinwärts ist ein Motorrad gefahren«, denkt er. »Das ist klar. Und wieder rückwärts nicht. Nach der Karte gibt's überhaupt nur diesen einen Weg zum Hof. Eine nette gottverlassene Gegend. Fünfzehn Kilometer zur nächsten Bahnstation.«

      Der Mann bleibt stehen und betrachtet schnaufend die Gegend. Sie ist nichts Besonderes, eine povere Dreckgegend aus Sand, Kiefernkuscheln, Heidelbeerkraut und genügend Wacholder.

      »Eigentlich hab ich mir immer gedacht, daß so Grafen wohnen müßten. Ich glaube, das ist auch so ein Graf von Habenichts, der vor Hunger nicht in Schlaf kommt. – Neugierig bin ich, was ich ausrichte.«

      Ist man 52 und immer noch Kriminalassistent, trotz Tüchtigkeit, so knüpfen sich an solche Erwägungen leicht Hoffnungen. Kriminalassistent Perduzke (Altholm) hat seit der Revolution viele Kollegen Kriminalsekretär, Kriminalobersekretär, sogar Kriminalkommissar werden sehen. Er blieb, was er war, trotz Tüchtigkeit.

      »Und wenn ich diesen Bombenschwindel aufdecke, so müssen sie mich befördern und wenn ich zehnmal das Parteibuch nicht habe.«

      Er glotzt: »Quatsch! Wenn die täten, was die müßten, hätte ich schon nach dem Kapp-Putsch Kommissar sein sollen. Die scheißen einem was, die Gareis und Frerksen, die rote Kumpelbande.«

      Perduzke ist der geborene Jagdhund. Jagen ist seine Leidenschaft. Die Aussicht auf Ausbleiben der ihm gebührenden Wurst kann ihm nicht die Luft für die Spur nehmen. Er ist schon bei dem Zettel, der heute in seinem Briefkasten steckte, mit nur zwei Worten: »Bomben – Bandekow.«

      Er hat seinen Vorgesetzten nichts von dieser Spur gesagt. Kriegt er was raus, so macht er direkt Bericht an die Regierung oder den Minister, sonst unterschlagen die seine Berichte und rühmen sich mit seinen Verdiensten. Er geht hier offiziell-inoffiziell auf den Spuren eines Viehdiebstahls. »Beste Einführung bei dem Bandekow, diesem Habenichts!«

      Es ist Juli, stille Zeit für den Landmann. Auf den Feldern, die jetzt die Heide ablösen, ist kein Mensch zu sehen. Die Wiesen sind verödet. Mit dem Roggenschnitt hat es noch vierzehn Tage Zeit und die Heuernte ist vorbei.

      »Blöd, daß man niemand sieht. Von den Mädels hört man immer das meiste.«

      Nun kommt ein Auto hinter ihm des Wegs, ein offener Opel-Viersitzer. Perduzke tritt gegen den Straßenrand, aber es staubt nicht sehr. Der Wagen schleicht, kriecht, der Sand ist zu locker. So kann der Kriminalist gemütsruhig die vier Herren anschauen.

      Hinten sitzen zwei, das sind Bauern, so viel ist heraus, und die kennt er nicht. Bauern aus dieser Gegend kennt er nicht. Aber vorn ...

      Und nun wird ihm warm. Es war Dusel, es war Glück, daß er gleich losgelaufen ist auf diesen Zettel hin! Wer hätte auf Bandekow geraten! Aber daß es in Bandekow stinkt, so viel ist jetzt sicher.

      Den am Steuer kannte er schon gut, das war der Padberg, der Hauptschriftleiter von der Zeitung »Bauernschaft«, die so herrlich schimpfen konnte und es den Roten faustdick gab. (Nur las sie kein Mensch.)

      Und der andere daneben, der Junge, das war der Thiel, und wenn er zehnmal das Gesicht wegwandte. Das war der Thiel, nach dem seit fünf Wochen netto die ganze Provinz still umgedreht wurde. Der Ochsenführer vom Finanzamt Altholm, verschwunden und wieder aufgetaucht im Auto bei Bauernschaft und Bauern.

      »Stolper Wagen«, notiert sich Perduzke. »Die Erkennungsmarke kennen wir. Wird dem Padberg seiner sein. Also die haben sich den Jungen gekauft! Komisch das, hätte ich nie drauf geraten. Erst ihn verhöhnen, anbraten, in einen Graben schmeißen und nun im Auto mit ihnen auf Kopp und Arsch. – So was gab's nicht vor dem Kriege.«

      Er tippelt und überlegt, wie er das Ding drehen soll.

      »Vielleicht haben die mich erkannt. So einer wie der Zeitungshengst, der Padberg, die wissen immer, wie ein Krimscher ausschaut. In der halben Stunde, bis ich auf dem Hof bin, ist der Junge natürlich längst fort. Aber die Spur weiß ich nun.«

      Mühsam mahlt er sich durch den Sand weiter zum Hoftor, an dem das Schild hängt: »Hier wohnt Graf Bandekow. Kauft nichts. Verkauft nichts. Und empfängt auch keine Besuche.«

      Perduzke nickt anerkennend: »Hübsch ist das! Und wenn man dazu die Hunde rasen hört, die lieben Viecher ...«

      Die drängen sich mit offenen Mäulern, hängenden Lefzen hinter dem Gitter, entschieden entschlossen, den Besucher zu zerreißen.

      »Hier geht es nicht durch«, erkennt Perduzke. »Da hat das Auto für gesorgt. Also vielleicht auf der andern Seite.«

      Er klettert über den Graben.

       2

      Der Hof Bandekow-Ausbau ist nur ein kleiner Ableger vom Rittergute Bandekow. Und sein Besitzer, Graf Ernst Bandekow, ist seinem älteren Bruder, Bodo Graf Bandekow auf Rittergut Bandekow, aus mancherlei Gründen, unter denen die materiellen nicht unwichtig sind, nicht sonderlich grün. Er lebt, ein alter Junggeselle, als Einsiedler auf dem Hof, hat sich ganz zu den Bauern geschlagen und fühlt sich als Bauer.

      Es ist auch kaum mehr als ein Bauernhaus, in dem die Herren jetzt sitzen: die vier aus dem Auto, der Graf mit dem graumelierten Teppichbart und der schlanke Henning.

      Die Herren sind eben gekommen. Das Auto steht auf dem Hof, neben der Dunggrube, und die Hunde sind aus dem Zwinger gelassen worden. Dann hat Graf Bandekow zwei Mädchen und die Haushälterin in den Garten geschickt und hat für Schnaps und einen Mosel gesorgt.

      »Nun kann niemand lauschen«, erklärt er. »Also legen Sie los, Padberg.«

      »Dann das letzte zuerst: Henning, du

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