Bauern, Bonzen und Bomben. Ханс Фаллада
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Er stand da, sein fettes Gesicht zitterte, Haare hingen ihm in die Stirn.
»Auch ich bin der Ansicht ...« begann der Oberst.
Aber Meier war von Energie ergriffen, er sah seine Karriere bedroht, er rief: »Es handelt sich hier nicht um Ansichten, es handelt sich hier um Staatsnotwendigkeiten! Die Demonstration wird verboten!«
»Soweit ich meinen Chef kenne ...« beginnt vorsichtig und verbindlich der Polizeioberinspektor ...
»Auch ich kenne meinen Chef!« ruft der Assessor. »Glauben Sie, er vergißt je die Bombengeschichte? Die haben Sie uns eingebrockt! Sie, Herr Frerksen, und Ihr famoser Chef, Genosse Gareis. Glaubt er, er ist Mussolini? ›Ich sehe keine Bedenken.‹ Herrlich, vorzüglich, da mein Chef ...«
Er bricht ab und starrt vor sich hin. Mit neuer Kraft: »Sie haben diesen Bilderonkel zu uns gebracht, mit diesem Bilderonkel fing das Unheil an. Ohne die Bilder keine Bombe. Temborius verzeiht nie! Und er hat Verbindungen im Ministerium!«
Der Polizeioberst räuspert sich mißbilligend.
Der Assessor, eilig und leise: »Wir sind unter uns. Herr Frerksen, wenn Sie auch diese Uniform tragen: Sie sind ein ziviler Mensch. Im Vertrauen gesagt: Herr Regierungspräsident hat mir vor meiner Abreise hierher gesagt: ich verlange ein exzeptionell scharfes Vorgehen gegen diese Bauernlümmel.«
Der Oberst räuspert sich, stärker.
Und der Assessor noch eiliger und leiser: »Wir sind unter uns, Herr Oberst. Wollen Sie, daß hier Blut fließt? Die Bauern sind übermütig –« Mit Elan: »Sie spotten des Staates! Schlimmeres bleibt verhütet, wenn die Demonstration unterbleibt. Zwei Hundertschaften Schupo, unter bewährter Führung, und die ankommenden Demonstranten werden sofort aufgelöst, Herr Oberinspektor!«
Frerksen bewegt bedauernd den Kopf: »Ich bin einflußlos, Herr Assessor ...«
»Sie sind nicht einflußlos. Ich bin im Bilde! Sie sind der Mann seiner Wahl, seines Vertrauens. Er hat Sie zum Oberinspektor gemacht, gegen die Bürgerlichen, gegen den Oberbürgermeister, gegen den Magistrat, fast gegen die eigenen Genossen. Er hört auf Sie.«
»Er hört nur auf sich.«
»Sagen Sie ihm: die kommunale Polizei ist zu schwach. Sagen Sie ihm, daß Sie die Verantwortung nicht tragen können. Setzen Sie ihm die Pistole auf die Brust, gehen Sie auf Urlaub – nur, verhindern Sie die Demonstration. Gareis braucht Sie zur Ausführung seiner Befehle. Verweigern Sie ihm die Hilfe und verhindern Sie diese wahnwitzige staatsfeindliche Demonstration.«
»Es liegt außer meiner Macht ...«
»Wer ist schon Gareis? Ein zufällig gewählter Vertreter einer zufällig gewählten kommunalen Mehrheit. In diesem Herbst sind neue Wahlen. Die Verbindungen des Oberpräsidenten ...«
»Meine Herren«, sagt Polizeioberst Senkpiel und erhebt sich mit einem Ruck: »Dies geht nicht.«
Die beiden andern starren ihn an.
»Außerdem ist Gareis, so viel ich weiß, eng mit dem Minister befreundet.«
»Wir sind unter uns, Herr Oberst, seien Sie ganz unbesorgt, wir sind unter uns. Was ist schon ein Bürgermeister? Nicht wahr, Sie wollen doch weiter, Herr Oberinspektor? Verhindern Sie diese Demonstration!«
»Meine Herren«, beginnt flüsternd und hastig der Polizeioberinspektor und schaut scheu zur Tür. »Ich verstehe Ihren Standpunkt, ich kann fast sagen: ich teile ihn. Aber Ihre Voraussetzung ist falsch. Ich bin machtlos, ich bin ohne Einfluß. Suchen Sie ihn zu überzeugen, Herr Assessor, ich will gerne, soweit es meine Stellung erlaubt, in die gleiche Kerbe hauen. Mehr zu tun, ist mir unmöglich.«
»Soweit es Ihre Stellung erlaubt!« Des Assessors Stimme klingt verärgert. »Man muß sich manchmal entscheiden können, mein lieber Oberinspektor. Man muß manchmal Opfer bringen, wenn man etwas erreichen will.«
»Trotzdem! Trotzdem! Meine Stellung hier. Ich bin nicht beliebt in der Stadt.«
Senkpiel trommelt gegen die Scheiben. »Sind Sie nun bald fertig, meine Herren? Es hört sich nicht sehr hübsch an. Außerdem kann Gareis jeden Augenblick wiederkommen.«
Der Assessor springt auf, läuft erregt hin und her: »Und es soll bei dieser Entscheidung bleiben? Unmöglich! Vollkommen unmöglich! Es muß ...« Er bleibt stehen, seine Züge erhellen sich. »Kommen Sie her, meine Herren. Auch Sie bitte, Herr Oberst. Ein anderer Vorschlag:
Die Demonstration findet statt. Sie wird gestattet. Sie staunen, meine Herren? Sie wundern sich? Ja, wir gestatten die Demonstration der Bauern, wir sind großzügig. Aber –
Aber Sie, Herr Oberinspektor Frerksen, Sie haben die Führung der kommunalen Polizei. Sie ordnen den Zug. Sie besichtigen ihn. Sie haben ein Auge auf ihn, ein exzeptionell scharfes Auge.«
Ganz langsam: »Und wenn Sie irgend etwas merken, etwas Anstößiges, Aufreizendes, Staatsfeindliches – ein Zuruf, ein Lied schon kann es sein –, so schreiten Sie ein, so lösen Sie den Zug auf.«
Der Assessor schaut triumphierend, der Oberst meint skeptisch: »Mit vierzig Mann kommunaler Polizei. Ich beglückwünsche Sie zu dieser Aufgabe, Herr Frerksen.«
Der Assessor lächelt: »Richtig, das sagte ich noch nicht. Eine ganz kleine Konzession wird mir unser lieber Gareis doch machen, da ich ihm soweit entgegenkomme. Zwei Hundertschaften legen wir hier in Bereitschaft, ganz unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Etwa auf den Rathaushof, in der Marbedeschule, die ja auch zur Hand ist. Das tut er doch, nicht wahr, Herr Frerksen?«
»Ich weiß nicht ... es ist schon möglich ... ich zweifle allerdings ...«
»Die Leute sollen ja nicht zum Einsatz kommen. Nur für den äußersten Fall der Not, Herr Oberinspektor, das muß ihm doch recht sein!«
Er wendet sich rasch zu dem eintretenden Gareis: »Also, Herr Bürgermeister. Wir haben alles noch einmal durchgesprochen. Herr Frerksen hat mir wertvolle Aufschlüsse gegeben:
Unsere Bedenken sind nicht zerstreut, aber wir wollen sie zurückstellen. Sie mögen den besseren Kontakt mit den Bauern haben seit Ihrer vorzüglich gelungenen landwirtschaftlichen Ausstellung. Also, die Demonstration findet statt, sie wird freigegeben.«
»Ich habe das bereits eben einem Führer der Bauernschaft mitgeteilt.«
Meier verzieht das Gesicht ein wenig: »Nun also. Ist auch das in Ordnung. Nur eine Konzession müssen Sie uns machen: für den schlimmsten Fall legen wir Ihnen ein oder zwei Hundertschaften Schupo her, auf den Rathaushof, in eine Schule.« Sehr rasch: »Nein, nein, niemand erfährt davon, die Leute kommen nachts. Es ist nur, daß Sie Hilfe zur Hand haben. Ich würde sogar, nun, ich will es verantworten, die Leute unter Ihren Befehl stellen.«
Der Oberst grunzt.
Der Assessor lächelt nervös: »Unser lieber Oberst Senkpiel scheint zu protestieren. Aber Sie verstehen doch, Herr Oberst, so schwierig, wie der Fall gelagert scheint. Nicht wahr, Herr Bürgermeister, wir sind einig?«
Der