Bauern, Bonzen und Bomben. Ханс Фаллада
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Nein, all das kommt nicht in Frage. Es gibt keine Zusammenstöße.«
»Herr Bürgermeister, ich bitte Sie, der Regierungspräsident ...«
»Auch der Regierungspräsident kann an meiner Entscheidung nichts ändern.«
»Wir werden Ihnen einen Befehl geben!«
»Ich wende mich dann an den Minister. – Aber, lieber Herr Assessor, was erregen wir uns? Ich trage die Verantwortung, ich allein. Der Fall ist erledigt.«
»Er ist nicht erledigt. Er kann und darf nicht so erledigt sein.«
»Ich versichere Ihnen, er ist erledigt.«
»Dann«, ruft der Assessor verzweifelt aus, »dann bleibt uns nichts, als die Schupo nach Grünhof zu legen, nach Ernsttal. In die Vororte.«
»Was außerhalb meines Amtsbezirks geschieht, kann ich nicht hindern. Gut ist es nicht, denn auch dort wird die Schupo gesehen.«
»Und Sie werden diese Schupo benutzen, Herr Bürgermeister. Ich prophezeie Ihnen ...«
»Prophezeien Sie nicht, Herr Assessor, man hat nie den Propheten geglaubt. – Eine andere Frage: wissen Sie zufällig, ob der Tredup seine tausend Mark bekommen hat?«
»Gewiß doch«, sagt der Assessor übellaunig.
»Sie sind sicher?«
»Wo ich doch dabei gestanden habe, wie er sich das Geld genommen hat!«
»Genommen hat, ist gut. Aber das ist wirklich seltsam ...«
»Ja, Herr Bürgermeister, meine Obliegenheiten sind also dann erledigt. Ich verhehle Ihnen nicht, ich gehe mit sehr schwerem Herzen. Herr Regierungspräsident wird äußerst ungehalten sein.«
»Sie werden am Dienstag wissen, daß ich recht hatte.«
»Ich hoffe es, aber ich kann nicht daran glauben. Adieu, Herr Bürgermeister.«
»Adieu, Herr Assessor. Es hat mich sehr gefreut.«
Der Assessor schüttelt dem Oberinspektor die Hand: »Adieu, Herr Frerksen.« Leise: »Wir verlassen uns ganz auf Sie.«
Die Herren von der Regierung gehen ab.
Der Bürgermeister sehr scharf: »In was verläßt sich Stolpe ganz auf Sie, Herr Frerksen?«
Frerksen fährt zusammen: »Oh, die haben mir nur die Ohren voll geblasen, daß ich Ihnen wegen der Schupo zureden soll.«
Gareis mustert seinen Oberinspektor lange: »Na ja, Frerksen, wie Sie meinen. Das mit der Schupo war ja wohl schon erledigt. Nein, bitte erzählen Sie mir nichts. Aber ...« sehr scharf: »... hier gelten meine Befehle.«
Plötzlicher Übergang, sanft lächelnd: »Und Sie haben ja wohl aus der Bildergeschichte gelernt, was für Dank man sich aus Stolpe holt. Ich bin nur ein kleines Pferd«, er bewegt seinen ungeheuren Körper, »aber vielleicht mache ich doch das Rennen.«
11
Das Zentralgefängnis der Provinz liegt etwas außerhalb Altholms. Mit seiner roten Backsteinarchitektur, dem Grauweiß der zementgeputzten Mauern, nur unterbrochen von den monotonen vergitterten Fensterlöchern der Zellen, macht es selbst an einem strahlenden Julinachmittag einen trostlosen Eindruck.
Bürgermeister Gareis weiß Bescheid, er ist schon öfter dort gewesen. Als auf sein Klingeln ihm ein Wachtmeister die Tür des Einfahrthauses aufschließt, sagt er kurz: »Zu Direktor Greve. Ich weiß den Weg.«
Der Wachtmeister sieht ihm nach, wie er langsam und ohne Hast, schwerfällig aus dem Torhaus hinaustritt, auf den Hof, in die Sonne. »Der sollte man gleich hier bleiben, der rote Bonze«, denkt er und schiebt krachend die Riegel wieder zu.
Auf dem Hof ist mit zwanzig Quadratmetern Rasen, zwei Beeten Geranium und vier Rosenstöcken ein schüchterner Versuch gemacht worden, Anlagen zu schaffen, aber es bleibt ein Steinhof, eine trostlose Häufung von Granit, Ziegelsteinen, Zement und Eisen. Links das Untersuchungsgefängnis, rechts das Jugendgefängnis, gradezu der Bürobau, in dessen oberem Stockwerk, gekrönt von einem goldenen Kreuz, der »Betraum«, die Kirche untergebracht ist.
Gareis kann nicht anders, als er dieses blitzende goldene Kreuz betrachtet, muß er die Unterlippe vorschieben, die Schultern bewegen und »Na ja« sagen.
Ein Wortwechsel, laute und polternde Stimmen ziehen seinen Blick vom Kreuz auf ein Auto, einen geschlossenen Privatwagen, der vor dem Untersuchungsgefängnis hält. An dem Wagen stehen zwei uniformierte Wachtmeister, ein Zivilist, in dem er seinen eigenen Krimmalkommissar Katzenstein erkennt, und ein zweiter Zivilist, auf den von den andern dreien heftig eingeredet wird.
Der Zivilist soll irgend etwas tun, scheinbar den Wagen besteigen, aber er steht dort, den Rücken fest gegen die Mauer gelehnt, die Hände schlagbereit vor sich. Die Wachtmeister schelten auf ihn ein, abwartend, ruhiger redend, mehr im Hintergrund, Kommissar Katzenstein.
Einen Augenblick steht Gareis unschlüssig, da erinnert er sich plötzlich, wer der Zivilist ist. Er überquert den Steinplatz, geht eilig auf den Bedrängten zu und streckt ihm die Hand hin: »Guten Tag, Herr Reimers. Freut mich, Sie zu sehen. Ausfahrt machen, was?«
Reimers sieht ihn mit seinen kalten grauen Augen prüfend, aber nicht ganz mißbilligend an: »Ganz zufällig, Herr Bürgermeister, was, daß wir uns hier wiedersehen?«
Gareis lacht: »Man wird mißtrauisch, wenn man in so einem Käfig tagaus, tagein mit seinem eigenen Ich zusammenhockt? Alle andern draußen halten gegen einen zusammen, wie?«
»Sie reden aus Erfahrung?«
»Als ob ich auch schon gesessen hätte? Hab ich, hab ich. Pressevergehen Aber man konnte mir nichts beweisen und so durfte ich denn noch Bürgermeister von Altholm werden.«
»Sie haben Schwein gehabt. Mir kann man was beweisen.«
»Aber Sie haben mildernde Umstände. Schlimm wird es nicht. Und Bürgermeister wollen Sie ja nicht werden.«
»Ich bin Bauer.«
»Das Beste«, bestätigt Gareis. »Übrigens, was macht Ihr schwarzbunter Stier, der auf unserer Ausstellung den ersten Preis bekam?«
Reimers lächelt, er lächelt wirklich: »War in diesem Frühjahr auf der Großen landwirtschaftlichen Ausstellung in Stettin, hat den Ehrenpreis der Landwirtschaftskammer bekommen.«
»Nun also«, sagt Gareis. »Übrigens sehe ich Sie wirklich zufällig, Herr Reimers. Ich will hier jemand anders besuchen, der übrigens auch mit Ihnen – vielleicht – zusammenhängt. Einen Tredup. Einen gewissen Tredup.«
»Tredup –? Dieses Schwein, das die Bilder verraten hat! Zu dem gehen Sie?!«
»Richtig! Zu dem gehe ich.« Gareis lächelt. »Er steht nämlich in dem Verdacht, die Bombe gelegt zu haben, in der Nacht, als Sie verhaftet