Bauern, Bonzen und Bomben. Ханс Фаллада
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Читать онлайн книгу Bauern, Bonzen und Bomben - Ханс Фаллада страница 31
Der Bürgermeister strahlt: »Richtig, Sie sind ein pflichttreuer Beamter. Sagen Sie mal, hat Ihnen der da, der Katzenstein, auch seine Sprecherlaubnis vorgezeigt?«
»Das geht mich nichts an. Das ist ein Kriminalbeamter.«
»Richtig. Und ich bin der Vorgesetzte dieses Kriminalbeamten. Also –?«
Der andere Wachtmeister, da sein Kollege wortlos dasteht, beginnt: »Es ist etwas anderes. Herr Bürgermeister, verzeihen Sie, aber, nicht wahr, es ist doch etwas anderes? Die Form?«
»Richtig. Die Form. Und deshalb bitte ich Sie oder Ihren pflichtgetreuen Kollegen, sich einmal zu Herrn Direktor Greve zu bemühen und ihm zu melden, daß ich hier mit einem Untersuchungsgefangenen rede.«
Die Beamten sehen einander an, flüstern miteinander. Der Barsche entfernt sich. Unterdes hat sich der Bürgermeister längst wieder an den Gefangenen gewendet: »Und was war das für ein Disput, der gerade losging, als ich vorbeikam?«
Für den Gefangenen, der schweigt, antwortet Kriminalkommissar Katzenstein: »Herr Reimers sollte von mir zu einer Vernehmung in der Bombensache nach Stolpe gebracht werden. Er will nicht ins Auto.«
»Vernehmung in der Bombensache ist lächerlich. Ich soll nicht hier sein, wenn die Bauernschaft demonstriert.«
»Das glaube ich auch«, sagt Gareis bieder. »Man will Sie gerne von hier weg haben. Finden Sie das so dumm?«
»Nein, schlau sind die. Aber ich bin ebenso schlau.«
»Schließlich«, beginnt der Bürgermeister langsam, »könnte man Sie mit Gewalt abtransportieren. Hier sind viele, Sie sind einer. Sie könnten schreien, hier ist schon mehr geschrien worden. Es ist immer dumm, sich aussichtslos zur Wehr zu setzen, weil es zwecklos ist.«
»Aber man soll sich nicht fügen, man soll sich zur Wehr setzen.«
Plötzlich kommt Leben in Gareis: »Selbstverständlich soll man kämpfen, Herr Reimers. Kämpfen Sie um Ihren Hof, für die Bauernschaft, gegen den Staat meinethalben, wenn Sie müssen – das ist Kampf. Aber einer gegen zwanzig körperlich sich rumhauen – das ist Idiotie.«
»Ich gehe nicht weg«, sagt trotzig der Bauer.
»Natürlich gehen Sie weg«, sagt Gareis wieder sanft. »Natürlich gehen Sie. In diesem Gefängnis«, er sieht an den Mauern empor, »liegen achthundert bis tausend Gefangene. Am Montag ist Demonstration unter diesen Fenstern, Musikkapellen, Reden, Gebrüll – glauben Sie, Mann, ich bin ein Narr, das zu gestatten, damit achthundert Gefangene nächtelang toben, weinen, brüllen, sich verzweifelt raussehnen? Bloß weil es Ihre Eitelkeit kitzelt?«
»Ich bin nicht eitel.«
»Dann sind Sie dumm. Haben Sie geglaubt, unter Ihren Fenstern wird demonstriert?«
»Sie verbieten die Demonstration?!«
»Ich will Ihnen etwas sagen, Reimers. Man hat von zehn Seiten verlangt, daß ich diese Demonstration verbiete. Ich erlaube sie, weil ich euch Bauern kenne. Ich erlaube Sammlung auf dem Marktplatz, Marsch durch die Stadt, jedwede Rede in Ihrer Auktionshalle, aber – unter die Mauern dieses Gefängnisses stellt sich kein Bauer, dafür stehe ich Ihnen!«
»Sie werden sich nicht abhalten lassen. Sie werden doch kommen.«
»Sie werden nicht kommen. Ich werde am Montagmorgen verbreiten lassen durch die Stadt, daß Sie nicht mehr hier sind. Ganz gleich, ob Sie nun hier sind oder nicht.«
»Das ist eine Gemeinheit!«
»Eine Gemeinheit gegen Sie und eine Wohltat für siebenhundertundneunundneunzig. Seien Sie doch vernünftig, Mann, kämpfen Sie, schlagen Sie mich ins Gesicht, auch ich bin ein Bonze. Ich werde Sie wieder schlagen, ich werde gegen Sie ankämpfen. Aber seien Sie kein Narr. Seien Sie kein Flachkopf.«
Gareis steht noch einen Augenblick, als überlegte er sich etwas. Dann zieht er den Hut, drückt dem Bauern überraschend die Hand, sagt »Guten Tag, Herr Reimers« und geht auf einen Herrn zu, der vor einigen Minuten mit dem Wachtmeister in die Nähe trat und zuhörend stehenblieb.
Der Bauer sieht ihm einen Augenblick nach, dann zum Himmel hoch, dann auf die Gesichter um sich.
»Also fahren wir«, sagt er und steigt in den Wagen.
12
Gefängnisdirektor Greve und Bürgermeister Gareis schütteln einander die Hand, kühl und doch vertraut.
Der Direktor sagt lächelnd: »Wo Sie hinkommen, Herr Bürgermeister, schlichtet sich das Widerhaarige, das Unebene wird glatt. Nun, jedenfalls haben Sie mir einen großen Dienst getan, es wäre nicht angenehm gewesen, gegen den Mann Gewalt anzuwenden.«
»Wie macht er sich denn?«
»Gott, was soll man sagen, nach den paar Tagen! Alle diese Leute sind ja ein Problem. Behandelt man sie so oder so: allemal wird ein Märtyrer daraus. Also behandle ich sie gar nicht.«
»Und er ist nicht aufsässig?«
»Nein, noch nicht.«
»Und was werden Sie später mit ihm machen, wenn er erst verurteilt ist? Tüten kleben? Matten flechten? Netze stricken?«
Der Direktor zögert: »Ich weiß noch nicht. Es bleibt kaum was anderes.«
»Aber Sie haben eine Gartenarbeiterkolonne?«
»Ja, mein Lieber, aber da gibt es Vorschriften. Zur Gartenarbeit darf ich nur Leute abordnen, die mindestens ein halbes Jahr Strafhaft sich einwandfrei geführt haben. Gartenarbeit ist Belohnung.«
»Ich würde da ein Auge zudrücken.«
»Ich nicht. Ich danke, mein lieber Herr Gareis. Zu Anfang macht man in meinem Beruf mal Ausnahmen. Aber das läßt man rasch. Nicht nur, weil keiner dem andern so sehr Vergünstigungen mißgönnt wie der Gefangene selbst. Auch dem Wachtpersonal ist nichts recht und die sind die ersten, die bei der Vollzugsbehörde Klage führen. Grade auch Ihre Leute aus der Partei, Herr Bürgermeister.«
»Ja, gewiß. Es gibt immer Übereifrige. Dabei fällt mir ein ...«
Die Herren bleiben stehen. Gareis taucht in die Tasche seines Jacketts und holt ein Stück Papier hervor, einen Brief, wie sich zeigt.
»Das hat auch ein Übereifriger auf meinen Tisch gelegt, anonym natürlich, und es stammt aus Ihrem Haus, Herr Direktor.«
Der Direktor entfaltet den Brief. Es ist ein Schreiben auf den Vordrucken des Gefängnisses mit Zellennummer und Absendernamen. Absender ist der Untersuchungsgefangene Franz Reimers. Zelle U 317. Es ist kein unwichtiges Schreiben, nein, es ist ein Brief, der den Direktor sehr interessiert. Reimers gibt aus der Haft heraus einem gewissen Georg Anweisungen für die Demonstration am Montag. »Filmapparate, Geldsammlungen. Sich nicht schrecken lassen. Kalter Hohn. Wir müssen zur Macht, diese Regierung ist unmöglich.«
»Nun