Bauern, Bonzen und Bomben. Ханс Фаллада
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Читать онлайн книгу Bauern, Bonzen und Bomben - Ханс Фаллада страница 28
»Drüben bei Assessor Stein sitzt auch der Bauer Benthin. Ich hab ihn drüben hingesetzt, daß die hier ihn nicht zu sehen kriegen.«
»Gut. Das paßt grade.«
Und Gareis läuft über den Gang, schwankend, prustend, zum Zimmer des Assessors.
Auf dem Gang steht unschlüssig eine Frau, deren Gesicht bei seinem Anblick heller wird. Der Bürgermeister, in dessen Vorzimmer alles sitzt, was Hilfe braucht – er hat auch das Wohlfahrtsdezernat –, der Bürgermeister bleibt stehen und fragt: »Na, wollen Sie zu mir, junge Frau?«
»Ja, Herr Bürgermeister. Ja doch. Und dann hörte ich, Sie wären nicht zu sprechen. Und sie haben doch meinen Mann verhaftet.«
»Ihren Mann? Das ist schlimm. Wer ist denn Ihr Mann?«
»Der Tredup, Herr Bürgermeister, der Tredup von der Chronik, der bei Ihnen war wegen der Bilder.« Rasch und sich überstürzend: »Und wenn er jetzt vielleicht auch was ausgefressen hat und wenn das mit den Bildern nicht recht war: er ist doch ein guter Mann. Es ist ja doch nur, daß wir kein Glück haben und daß immer was Neues bei uns kommt. Und fleißig ist er und trinkt nicht und spielt nicht, und nach jeder Annonce läuft er zehnmal, und abends sitzt er bis in die Nacht und schreibt Adressen. Nur, daß alles nichts hilft und die zwei Kinder da sind, und man kommt nicht vorwärts.«
»Na, jetzt muß es Ihnen doch aber besser gehen, wo er die tausend Mark für die Bilder bekommen hat?«
»Tausend Mark? Mein Max? Aber Herr Bürgermeister, das ist doch wohl nicht möglich, davon müßte ich doch wissen. Wo die letzten Tage kaum Geld im Haus war, bis ihm Wenk, das ist der Geschäftsführer, zehn Mark Vorschuss gab.«
Gareis blinzelt ein wenig: »Na, vielleicht hat er das Geld auch noch nicht bekommen. Aber er bekommt es gewiß. Ich werde mich mal erkundigen.«
Und die Frau: »Ist es denn sicher mit den tausend Mark? Oh, Herr Bürgermeister, wenn das wahr ist! Tausend Mark ... Und man könnte endlich einmal Wäsche kaufen für die Kinder und Schuhe, und Max braucht auch so viel ...«
»Es ist ganz bestimmt, Frau Tredup. Und jetzt hat man also Ihren Mann verhaftet?«
»Ja, Gott, ich vergesse es ja. Es ist nur, weil ich so aufgeregt bin. Und Sie möchten so gut sein und ihn besuchen. Wenn Sie es tun wollten? Wenn es keine Frechheit wäre zu bitten?«
»Nein, nein, ich werde ihn schon besuchen. Wahrscheinlich heute noch. Und dann ängstigen Sie sich nicht. Ihr Mann hat nichts ausgefressen. Ihr Mann ist bald wieder bei Ihnen.«
»Ich danke auch schön, Herr Bürgermeister. Und die tausend Mark?«
»Sind Ihnen sicher. – Also dann, ich werde ihn grüßen, Ihren Max.«
»Ich danke auch schön, Herr Bürgermeister. Und dann ...«
Aber Gareis ist schon drinnen im Zimmer vom Assessor Stein, die Tür klappt grade hinter ihm zu.
Am Fenster steht der Bauer Benthin, der einzige Landwirt in Altholm, bekannt unter dem Namen »Mottenkopp«, weil in seinen grau und blond gescheckten Haarwuchs eine Flechte runde »Mottenlöcher« gefressen hat. Er dampft aus einem urmächtigen Knösel.
»Behalten Sie die Piep im Mund, Vadder Benthin, immer dampfen Sie ruhig weiter. Nun, was macht das liebe Leben? Frau munter? Ist der Junge schon da?«
»Danke der Nachfrage, Herr Burgemeister. Das geht ja alles soweit. Auf den Stammhalter warten wir noch. Das kann ja nun wohl jeden Tag losgehen.«
»Na, bei uns hier auch, nicht wahr?«
»Bei uns auch? Wie meinen Sie denn das, Herr Burgemeister?«
»Ich habe so was gehört, ihr wollt hier großen Trara machen. Massendemonstrationen. Zehntausend Bauern. Widerstand gegen die Staatsgewalt. Aufruhr. Revolution.«
»Gott, Herr Burgemeister, seh ich so aus? Ich bin man auch ein ruhiger Mann.«
»Und die andern? Die Bauernschaft? Die Bewegung?«
»Das sind doch auch alles Leute wie ich, Herr Burgemeister.«
»Aber was wollt ihr denn? Ihr müßt doch hier was wollen? Umsonst zieht ihr hier doch nicht auf die Straße?«
»Wir wollen doch unserm Franz Reimers unsere Sympathie kundgeben. Sehen Sie mal, Herr Burgemeister, da sitzt der Mann nun, und alles wegen der verfluchten Steuern. Es ist schwer mit den Steuern, Herr Burgemeister, glauben Sie mir das.«
»Weiß ich, weiß ich, Vadder Benthin. Wir müssen mal wieder eine feine Ausstellung machen, wie wir beide sie voriges Jahr gedeichselt haben. Das bringt Leben in die Bude.«
»Die Ausstellung war gut, Herr Burgemeister, da gibt es nur eine Stimme.«
»Na ja, und am Montag, wird es da auch gut?«
»Gott, warum soll es nicht gut werden? Wir sind friedlich. Da wird ein Lied gesungen, und da werden ja dann wohl Reden gehalten. Und sehen Sie, Herr Burgemeister, es sind auch Junge unter uns und Verbitterte, manchen geht es sehr dreckig. Nun, Sie brauchen ja nicht zuzuhören, was da geredet wird. Es wird so viel geredet. Darum fällt noch lange nichts um.«
»Ich will Ihnen mal was sagen, Benthin, und darum habe ich Sie kommen lassen. Sie sind ein oller Altholmischer und ich denke, Sie haben was übrig für die Stadt, wenn es auch nur ein olles Fabriknest ist. Also, Vadder Benthin, wir haben zusammen die schöne Ausstellung gemacht und nun sehen Sie mich an und sagen mir ins Gesicht, daß am Montag nicht gestänkert werden soll und nichts zerschlagen.«
»Herr Burgemeister, es wird eine ruhige Sache, ich kenne doch uns Bauern.«
»Und Sie versprechen mir in die Hand, Vadder Benthin, daß Sie am Montagvormittag noch mal mit den Führern zu mir kommen, damit wir besprechen, wie und wann und wo marschiert wird?«
»Versprech ich, Herr Burgemeister.«
»Und Sie versprechen mir auch heilig, daß Sie am Montag von selbst zu mir kommen, wenn Sie merken, es soll gestänkert werden. Es wäre doch eine Schande, wenn es hieße, in Altholm hat es Stänkerei gegeben mit den Bauern!«
»Versprech ich, Herr Burgemeister.«
»Na, dann ist ja alles in Ordnung, Vadder Benthin. Und grüßen Sie die Frau. Und daß der Stammhalter bald und gut kommt.«
»Dank auch schön, Herr Burgemeister.«
»Und Sie versprechen, daß ich ruhig schlafen kann, Vadder Benthin, und ohne Sorgen?«
»Wie mein Sohn in seiner Wiege schlafen soll, Herr Burgemeister, wie mein Sohn.«
10
»Ich will Ihnen etwas sagen«, erklärt unterdes Assessor Meier mit ungewöhnlichem Nachdruck. »Ich denke gar nicht daran, mit diesem dickköpfigen Bescheid von Gareis nach Stolpe zurückzukommen. Sie wissen Bescheid, Herr Oberst. Mein verehrter Herr Chef, die Ohren reißt