Deutschland 1800 - 1953. Jürgen Ruszkowski

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Deutschland 1800 - 1953 - Jürgen Ruszkowski gelbe Buchreihe

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Hamburg und Bremen als Bundesländer – als eigenständige politische Einheiten in Deutschland von jeher gehabt haben. Die föderale Struktur der heutigen Bundesrepublik vermittelt allerdings einen nur schwachen Eindruck von der kleinstaatlichen Zersplitterung, die um 1800 das hervorstechende Kennzeichen der politischen Landkarte Mitteleuropas war. Viele der Mini-Staaten bestanden nur aus einer größeren Stadt und ihrer ländlichen Umgebung. Durch den Tod des Herrschers, die Spaltung einer Dynastie, durch Vererbung oder eine militärische Niederlage konnten sie von heute auf morgen den Besitzer wechseln.

      Diese fragmentierte Staatenwelt war nicht nach außen abgeschottet. Sie stand an ihren Rändern in einer Vielzahl von Beziehungen zu ihren zahlreichen Nachbarn. Im Inneren wurde sie in erster Linie durch eine gemeinsame Sprache zusammengehalten. Um 1800 war „Deutschland“ zwar kein Nationalstaat, aber eine ziemlich klar identifizierbare Kulturnation, zu der im allgemeinen Verständnis auch die vorwiegend deutschsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (ab 1804: „Kaisertum Österreich“) gehörten.

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      Die „Franzosenzeit“ unter Napoléon

      Die Franzosenzeitunter Napoléon

      https://www2.klett.de/sixcms/media.php/8/411660_seite186_187.pdf

      Die „Franzosenzeit“ hat in den besetzten Ländern kräftige Spuren hinterlassen. In Deutschland beendete Napoleon die starke Zersplitterung in eine Vielzahl von kleinen geistlichen und weltlichen Herrschaften und schuf größere politische Gebiete. So wurden 1803 auf Druck von Napoleon 112 deutsche Kleinstaaten und Reichsstädte aufgehoben und den größeren Fürstentümern zugeschlagen. Auch Kirchengut wurde enteignet und Klöster aufgelöst, was als „Säkularisation“ bezeichnet wird. Im Zuge dieser „Flurbereinigung“ gründete er auch das Königreich Westfalen und setzte dort seinen Bruder als König ein. Westfalen sollte ein Musterstaat werden, mit einer Verwaltung und Rechtsprechung ganz nach französischem Vorbild, d. h. nach dem Code Napoléon. Damit wurden Adelsprivilegien, Zunftzwang und bäuerliche Abhängigkeitsverhältnisse aufgehoben. Wie Westfalen, so übernahmen auch einige andere Rheinbundstaaten den Code Napoléon.

Grafik 41

      Napoleon zieht am 27. Oktober 1806 an der Spitze seiner Truppen in Berlin ein

       https://de.wikipedia.org/wiki/Napoleon_Bonaparte#Krieg_gegen_Preu%C3%9Fen_und_Russland

      1811 wurde Hamburg direkter Bestandteil des Französischen Kaiserreichs.

Grafik 44

      Hamburg 1911 zur Franzosenzeit

      Am 24. Juni 1812 überschritt Napoleon die Memel. Sein Plan für den Feldzug in Russland, dort als „Vaterländischer Krieg“ bezeichnet, war es, wie in den bisherigen „Blitzfeldzügen“ eine schnelle spektakuläre Entscheidungsschlacht herbeizuführen, die den Krieg bald beenden und Friedensverhandlungen einleiten sollte. Durch diesen Pyrrhussieg gelang es Napoleon zunächst, ohne weiteren Kampf Moskau einzunehmen. Nach dem Einmarsch wurde die Stadt – vermutlich von den Russen selbst – in Brand gesetzt. Die Soldaten der Grande Armée litten unter Hunger, Krankheiten, Schnee und Kälte. Fehlender Nachschub, Krankheiten sowie ständige Angriffe der russischen Kosaken setzten den französischen Truppen schwer zu. In der Schlacht an der Beresina wurde Napoleons Grande Armee endgültig zerschlagen. In Deutschland führte die Niederlage Napoleons zu einem Aufschwung der nationalen Bewegung.

      1815 endet in Europa eine Epoche permanenter Kriege. Nun soll die Rückkehr zur fürstlichen Territorialherrschaft inneren und äußeren Frieden gewährleisten. Doch die zunehmende Politisierung breiter Bevölkerungskreise, Bevölkerungswachstum und Massenarmut sorgen für revolutionäre Unruhe und Druck zu Reformen. Die Europäer dringen immer mehr in ferne Weltregionen vor. Dort verschieben sich die Gewichte: Während die westliche Hemisphäre erstarkt, gerät Asien unter den zunehmenden Einfluss der Europäer.

      * * *

      Das frühe 19. Jahrhundert in Deutschland

       Das frühe 19. Jahrhundert in Deutschland

      Die Kindersterblichkeit verringerte sich durch bessere Hygiene. Politische Reformen ermöglichten jedermann Heirat und Familiengründung.

      Bedingt durch den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien, einen der stärksten bekannten Vulkanausbrüche überhaupt, wurde so viel Asche in die Atmosphäre geschleudert, dass es auf der nördlichen Halbkugel zu extrem nassen, kalten Sommern kam und die Ernte zweier Jahre ausfiel. Deshalb kam es zu einer großen Emigrationsbewegung.

      Gesellschaftliche Veränderungen in Stadt und Land

      Gesellschaftliche Veränderungen in Stadt und Land

      Willhelm von Humboldt hatte das Bildungsziel: „das Menschenkind zum Menschen zu bilden“.

      Mit dem Oktoberedikt sollten die gesetzlichen Überreste des „Feudalismus“ dem Adelsstand entzogen und so die Entstehung einer politisch enger verbundenen Gesellschaft in Preußen erleichtert werden. „Untertanen“ sollten zu „Bürgern des Staates“ umerzogen werden. Dabei erkannten die Reformer, dass weitere Maßnahmen erforderlich waren, um den Patriotismus der Bevölkerung zu mobilisieren. „Vergeblich sind alle Bemühungen“, schrieb Karl von Altenstein 1807 an Hardenberg, „wenn die Erziehung widerstrebt, flache Staatsbeamte gebildet werden [...] und kraftlose Bürger erzogen werden.“ Neuerungen in der Verwaltung und dem Rechtswesen allein reichten nicht aus; mit ihnen einhergehen musste eine breite Bildungsreform, die der emanzipierten Bürgerschaft Preußens die nötige Kraft für die bevorstehenden Aufgaben verleihen sollte.

      * * *

      Judenemanzipation

       Judenemanzipation

      Unter Mendelssohns Einfluss veröffentlichte im Jahre 1781 der Geheime Kriegsrat im preußischen Außenministerium Christian Wilhelm Dohm die Schrift „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“. In ihr sprach er sich für die Gleichberechtigung der Juden aus und ermahnte die Christen, ihre Jugend dazu zu erziehen, Juden als Brüder zu lieben. Dies sei im Interesse des Staates.

      Der Durchbruch kam mit der französischen Revolution. [...] Die französische Armee brachte die Emanzipation der Juden nach Deutschland. Napoleon schränkte ihre Freiheiten allerdings ein, doch blieb das Prinzip der Emanzipation erhalten. [...] Die Ideen der französischen Revolution hatten in der Bevölkerung solchen Widerhall gefunden, dass Staatskanzler von Hardenberg es unternahm, dem Volk eine „Revolution von oben“ zu verordnen. Die Emanzipation der Juden wurde darin ebenfalls festgeschrieben und von König Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1812 als Edikt erlassen. Allerdings umfasste dieses Edikt nur die Juden im Kernland Preußens, nicht z. B. in der Provinz Posen, und ließ ihre Zulassung zu Staatsämtern offen. Nun strömten junge Juden in Scharen als Freiwillige in die preußische Armee. Napoleon wurde von den Alliierten, Preußen, Russland und England, in der Völkerschlacht von Leipzig im Jahre 1813 besiegt und im Jahre 1815 bei Waterloo vollkommen geschlagen. [...]

      Die Großmächte kamen nun zum Wiener Kongress zusammen, um die alte Ordnung wiederherzustellen. Auch die „Judenfrage“

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