Sünde. Ben Bennett

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Sünde - Ben Bennett

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Lachen kaum unterdrücken konnte. Er musste die Lippen wirklich ganz fest zusammenpressen.

      Das war ein Scherz.

      Erst jetzt erfasste sie es. Die heitere, gelassene Stimmung, die sich im selben Moment im Innern der Limousine ausbreitete, ließ Hannah augenblicklich auftauen – im wahrsten Sinne des Wortes.

      „Sie Witzbold“, lachte sie kopfschüttelnd, zum ersten Mal befreit seit ihrer Ankunft in Österreich, und Ludwig Leonhard und der Fahrer stimmten fröhlich mit ein. Draußen vor dem Fenster flog die Winterlandschaft vorbei. Sie hätte ewig so weiterfahren können, so behaglich war es, in dem luxuriösen Wagen zu reisen. Vor allem, als sie schließlich die Stadt erreichten und durch das verschneite Wien fuhren. Es war eine Kulisse, wie Hannah sie nur aus Märchen kannte.

      „Ich werde versuchen, die dreitausend Euro zurückzuzahlen“, bot sie an. „In Raten.“

      Der Anwalt schüttelte den Kopf.

      „Darüber machen Sie sich mal keine Sorgen“, erwiderte er. „Das Problem sind eher die Papiere. Sie werden ein Weilchen hier bleiben müssen, bis wir Ihnen neue besorgt haben. Gleich morgen klären wir das mit der argentinischen Botschaft.“

      „Das würden Sie tun?“

      „Selbstverständlich, Frau Goldlaub, Sie sind unser Gast.“

      Wenn das die Gastfreundschaft der Österreicher war, dann liebte Hannah dieses Land und seine Menschen jetzt schon!

      „Und Herr Schön, er wird … mir nicht böse sein wegen des verlorenen Geldes “…?, fragte sie.

      Ihr eigentlicher Gastgeber war ja entgegen der Ankündigung der Sekretärin noch nicht erschienen. Möglicherweise hatte sie ihn verstimmt mit ihrem wirklich absolut unentschuldbar dummen Verhalten, das einem tapsigen Teenager zu Gesicht stehen würde, nicht aber einer erwachsenen Frau.

      Der Anwalt indes schien sich auch darüber nicht die leisesten Sorgen zu machen.

      „Das würde mich sehr wundern“, versicherte er ihr mit einem freundschaftlichen Lächeln. Er klang so überzeugt, dass sie es nur zu gern glauben wollte. Auch wenn sie sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie jemand nicht böse sein konnte auf einen Volltrottel wie sie, der mal eben dreitausend Euro verloren hatte.

      „Dann muss er wohl ein sehr wohlhabender Mann sein …“, stellte sie fest.

      Ludwig Leonhard nickte.

      „Das ist er“, erwiderte er lächelnd. „Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Er wäre es auch, wenn sein Kontostand bei null wäre.“

      Langsam wurde Hannah wirklich nervös.

      „Wenn Sie nichts dagegen haben, fahren wir Sie jetzt erst einmal zum Hotel“, holte der Anwalt sie zurück in die Wirklichkeit. „Dort können Sie ein heißes Bad nehmen und sich ein wenig ausruhen. Danach wird Herr Schön Sie dann persönlich empfangen …“

      Er betonte das letzte Wort auf geheimnisvolle Weise und zwinkerte ihr verschwörerisch zu – fast so als handele es sich dabei um eine Audienz beim Papst.

      Für eine Sekunde fragte sich Hannah, ob sie all das nur träumte.

      „Haben Sie denn etwas Warmes zum Anziehen dabei?“, fragte Ludwig Leonhard, sie hatten ihr Ziel offenbar fast erreicht.

      Hannah schüttelte den Kopf, erneut bis auf die Knochen blamiert.

      „Ich habe in der Aufregung nicht daran gedacht, dass hier Winter ist …“, gab sie offen zu.

      „Das macht nichts, Verehrteste. Frau Wendler, meine Sekretärin, wird Ihnen in der Zwischenzeit ein paar Sachen vorbei bringen lassen. Größe 36?“

      Hannah nickte sprachlos. Es war fast zu schön, um wahr zu sein.

      Einen Moment später fuhren sie auch schon vor dem Hotel vor. Einem futuristischen Glaspalast an der Donau, mit Blick auf die Altstadt. Von außen wurde die Wagentür geöffnet und ein Hotelangestellter in eleganter Uniform half ihr galant aus dem Wagen.

      „Ich checke Sie noch schnell ein und hole Sie dann später ab für das Treffen mit Max Schön“, erklärte Ludwig Leonhard ihr den weiteren Ablauf.

      Als wenig später die Zimmertür hinter ihr ins Schloss fiel, in ihrer Studio-Suite hoch über den Dächern Wiens, glaubte Hannah, die noch eine Stunde zuvor so unsanft aus allen Wolken gefallen war, im Paradies gelandet zu sein.

      7

      Alles war schneeweiß. Nicht nur draußen vor der sich weit aufspannenden Glasfront ihrer Suite, sondern auch im Innern des Zimmers, das für die kommenden Tage ihr Zuhause sein würde.

      Die kommenden Tage?

      Kaum hatte Hannah daran gedacht, breitete sich erneut eine nervöse Unruhe in ihr aus. Ihr Schicksal lag nun nicht mehr in ihren eigenen Händen. Sondern in denen fremder Menschen. Was würde sie machen, wenn es noch Wochen dauerte, bis sie ihre Papiere wieder hatte? Wo würde sie dann leben? Ganz bestimmt nicht hier, soviel stand fest. Niemand auf der Welt konnte sich so etwas leisten, abgesehen von Leuten wie Alberto Fernández vielleicht. Und der war Präsident von Argentinien.

      Das Interieur des Zimmers lenkte sie für einen Augenblick ab. Es war ultramodern eingerichtet und gab den Blick frei über die Dächer der Stadt und auf den schneebedeckten Stephansdom – das berühmte gotische Wahrzeichen der Stadt Wien, wie sie vor ihrer Abreise im Internet gelesen hatte. Wo sie mit einem einzigen Klick auch den Wetterbericht hätte abrufen können. Nun ja, sei’s drum, dachte sie, nun war es nicht mehr zu ändern.

      Schnell zog sie sich aus und schlüpfte in einen der flauschigen weißen Bademäntel, um sich wie von Ludwig Leonhard vorgeschlagen eine Wanne einlaufen zu lassen. Mit bombenartigem Hochdruck katapultierte die Mischbatterie das heiße Wasser in die kubisch geformte Wanne, während Hannah an den edlen Körperpflegeprodukten von Hermès schnupperte, die das Hotel für seine Gäste bereithielt. Sie hatte noch nie zuvor solchen Luxus gesehen, geschweige denn ihn am eigenen Leib erfahren. Diese Herberge war kein Vergleich zum Carlos V., wo sie seit Menschengedenken als Zimmermädchen tätig war, so wie vor ihr bereits ihre Mutter.

      Während sie darauf wartete, dass sich die Wanne füllte – was bei diesem Tempo nicht länger als ein paar Minuten dauern würde – begab sie sich zurück in das Schlafzimmer, um ihre Sandalen vor das Fenster zu stellen, damit sie im einfallenden Nachmittagslicht trocknen konnten. Erst jetzt entdeckte sie, dass unter der von einer Mischung aus Schnee-, Sand- und Salzresten überzogenen Sohle einer der Schuhe ein kleines Stück Papier klebte.

      Offensichtlich war es bei ihrem Marsch durch den Schnee unter ihren Füßen hängengeblieben. Vorsichtig löste sie es. Es war ein winziges weißes Zettelchen im Längsformat, so wie man es in den Glückskeksen findet, die in chinesischen Restaurants zusammen mit dem Nachtisch serviert werden. Jemand musste es auf der Straße verloren haben.

      „Die Vergangenheit wird dir eine Tür in die Zukunft öffnen“, las Hannah die auf den Zettel gedruckte Botschaft. „Trete mutig durch diese Tür.“

      Nachdenklich blickte sie aus dem Fenster. Sie hatte schon immer ein Faible für derartige Botschaften gehabt, selbst wenn sie industriell produziert wurden, und glaubte eher an Bestimmung als an Zufälle. Daran, dass wir alle Teil eines höheren

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