Sünde. Ben Bennett

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Sünde - Ben Bennett

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der ihr bevorstehenden Wohltat schnappte sie sich das moosgrüne Fläschchen des kostbaren Badeöls, goss es in die Wanne und glitt wenig später aus dem Bademantel in das perfekt temperierte und von einer Schicht aus duftendem Schaum gekrönte Badewasser.

      Als sie ihr feuchtes Refugium eine gute Stunde später wieder verließ, bis ins Innerste aufgewärmt und wie neugeboren, klopfte es leise an der Tür. Hinter dem Stephansdom ging langsam die Sonne unter, der Himmel war nun vollständig klar. Wie es aussah, würde es eine sternenklare Nacht werden.

      „Zimmerservice“, vernahm sie eine freundlich klingende Frauenstimme hinter der Tür.

      Wenig später begann die Modenschau vor dem großen Spiegel. Das Zimmermädchen – das sie ganz selbstverständlich und offenbar ohne den geringsten Verdacht wie einen Gast behandelt hatte und nicht wie eine Kollegin – hatte ihr einen Haufen Einkaufstaschen vorbeigebracht, mit einem Gruß von Frau Wendler, der Sekretärin.

      Das einzige Label, von dem sie selbst etwas besaß, war Zara. Auf der nächsten Tasche jedoch stand Burberry, auf einer dritten Chanel.

      Was für ein Mix.

      Er verband ihre eigene Welt mit der Welt da oben, die sie gerade kennenlernte.

      Wenig später stand sie da, ausgerüstet wie ein Model, das eine Nordpol-Expedition plante: In dunkelbraunen Lederstiefeln, schwarzen Strumpfhosen, einem warmen Kleid aus Tweed und einem Wollmantel, ergänzt um Schal und Mütze. Alles perfekt aufeinander abgestimmt. Frau Wendler war eine Frau mit Geschmack, daran bestand nicht der leiseste Zweifel.

      Einen Augenblick verweilte sie einfach so vor dem Spiegel und starrte sich an. Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so gesehen.

      So … schön …

      Ehrlich gesagt hatte sie sich bisher überhaupt nie als schön betrachtet, aber was sie hier vor dem Spiegel erblickte, ließ ihr Herz ein wenig höher schlagen.

      „So hässlich bist du ja gar nicht …“, lobte sie die Frau im Spiegel. „Ist aber kein Grund, gleich überzuschnappen, ja?“

      Sie hob drohend den Zeigefinger, als würde sie sich selbst warnen, ja nicht leichtsinnig zu werden.

      Zum Abschluss zeigte sie sich den Mittelfinger.

      Nur so zum Spaß.

      War ja sonst niemand da.

      Auch Ludwig Leonhard staunte, als er sie an diesem Abend unten in der Lobby empfing. Auf den ersten Blick hatte er sie gar nicht erkannt. Nun ja, vielleicht hatte er auch nur so getan, der Spaßvogel.

      Hannah konnte es kaum erwarten, hinaus an die frische Luft zu treten. Langsam fing sie an zu schwitzen – nicht ganz sicher, ob es ihrem warmen neuen Outfit zuzuschreiben war oder ihrer wachsenden Nervosität.

      „Schön, Sie in Kleidern zu sehen, die den hiesigen Temperaturen angemessen sind“, begrüßte der Anwalt sie. „Hier!“

      Er reichte ihr ein Paar feiner Lederhandschuhe.

      „Die hat Frau Wendler mir noch für Sie mitgegeben. Hatte sie in der Aufregung vergessen.“

      Handschuhe?

      Damit war nun auch der kleinste Fleck ihres Körpers verhüllt, abgesehen von ihrem Gesicht. Hannah fragte sich, ob die Fürsorge nicht ein wenig übertrieben war.

      „Die werden Sie brauchen“, erklärte er lächelnd. „Wie wär’s mit einem kleinen Spaziergang?“

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