Fakten Wissen Denkblasen?. D. G. Berlin
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Wie real und objektiv ist die Welt der Wissenschaftler eigentlich, wie viel ist da auch nur Vorstellung und Erfindung, Vermutung und Behauptung?
Längst schon hat sich für uns naive Träger des Sogenannten die Berechtigung eingestellt, zurückzuschlagen. Was nämlich der Naturwissenschaftler da in der objektiven Außenwelt so alles beobachtet, analysiert, definiert und kategorisiert, ist ja da auch nicht genau so.
Ja schon, der Naturbeobachter ist nicht mehr nur auf seine Sinneswahrnehmungen angewiesen. Er benutzt Geräte oder Untersuchungsmethoden, die ihn tief in das Innere der Materie eindringen lassen, ihm Blicke in die fernste Ferne des Kosmos erlauben, ihm Strahlungen in Frequenzen weit außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsvermögens zur Kenntnis geben und Felder, Ladungen, Moleküle und Atome aufspüren lassen.
Aber der Konstruktion der Beobachtungsgeräte, der Technologie und Anlage der Experimente liegen bereits Vorstellungen zu Grunde. Die Experimentatoren führen ihre praktischen Beobachtungen ja nicht auf der Basis reiner Intuition oder göttlicher Eingebung aus – in aller Regel jedenfalls – , sondern benutzen Geräte und Methoden, denen Modelle und Theorien, Interpretationen und Abstraktionen zu Grunde liegen. Felder, Ladungen, Moleküle und Atome sind auch Konstruktionen, Modelle, häufig vor allem mathematische Gleichungen, immer aber Vorstellungen.
Wer den Wellencharakter elementarer Teilchen feststellen will, kann das weder mit Nachdenken noch mit dem Lasso erreichen, sondern muss etwas benutzen, das die Beobachtung von Wellen zulässt. Dem liegt aber das Modell zu Grunde, was eine Welle ist und woran man sie erkennt. Und wer feststellen will, aus welchem Stoff ein bestimmtes kosmisches Objekt besteht, der muss das von ihm ausgehende Licht mit einem Spektrographen aufnehmen und es so analysieren, dass er bestimmten Linien im Spektrum bestimmten Elemente zuordnen kann. Der Spektrograph ist so konstruiert, dass er gemäß den Modellen das Licht in verschiedene Wellenlängen zerlegen kann, denn die Modelle des Lichtes besagen, dass es aus Strahlung verschiedener Wellenlängen besteht.
Natürlich, die Modelle sind in der Regel das Ergebnis akribischer Experimente und Beobachtungen. Das ist vielfach geprüft und gilt als hinreichend gesichert. Aber es handelt sich trotzdem um Modelle. Schon die Theorie entscheide, bemerkte Albert Einstein, was beobachtet werden kann.
Der Naturwissenschaftler sammelt Messergebnisse und Beobachtungstatsachen. Diese stehen jedoch im Einzelnen nur und ausschließlich für sich; es sind Rohdaten, die erst dann etwas aussagen, wenn sie „bearbeitet“ werden.
Der Wissenschaftler muss die Ergebnisse der Beobachtungen immer interpretieren, sie in Denkmodelle einordnen, den theoretischen Vorstellungen zuordnen, um ihre Herkunft erklären, die Zusammenhänge aufzeigen und ihren Charakter definieren zu können. Strahlung, Stoffe, Felder, Energie, Masse, Ladung – das sind Vorstellungen. Es sind Abstraktionen und Interpretationen. Eigentlich sind es sogar nur erfundene Begriffe, deren Beziehung zur Natur eine reine Konstruktion ist. Selbst das Atom ist mehr ein mathematisches Modell, denn eine reale Erscheinung.
Ohne theoretischen Hintergrund, ohne Entwicklung von Vorstellungen und ohne Phantasie kann der Wissenschaftler nur hilflos auf seine Messdaten starren und sich wundern, was es so alles Wunderliches gibt in der objektiven Welt.
Wenn die Naturwissenschaft uns die Realität beschreibt, so ist das ebenfalls nur eine Realität, die vom jeweiligen Modell abhängt, also eine modellabhängige Realität. Das heißt, auch die Naturwissenschaft ist eine Form der subjektiven Betrachtung der Außenwelt. Und auch der Naturwissenschaftler weiß nicht wirklich, wie die Außenwelt, die er da beobachtet, analysiert und interpretiert, objektiv beschaffen ist und funktioniert.
In seinen Interpretationen ist er zudem weitestgehend an Übliches, an die konventionellen Modelle und die herrschenden Lehrmeinungen gebunden; durch Uni-Hierarchien und Autoritätenherrschaft, Anstellungsabhängigkeiten und Forschungsgeldzuteilungen in Denkvorgaben und Ideologien gezwungen. Auch Wissenschaftler sind keine unabhängigen Beobachter einer objektiven Realität, obwohl sie das von sich unablässig behaupten, sondern mehr oder weniger befangene Vertreter einer modellabhängigen Realitätsvorstellung.
Die Beobachtungsfelder, die Wahrnehmungsmethoden und die Art und Weise der Interpretation sind in der Naturwissenschaft andere als bei dem, was das Gehirn dem gesunden Menschenverstand liefert. Ja, die Wissenschaft arbeitet mit konkreten Zahlen und Messwerten, in Kategorien höchster Abstraktion, mit stimmigen mathematischen Algorithmen und logischen Folgen, abseits von Gefühlen. Aber gerade das hat auch Konsequenzen.
Was die Wissenschaftler da mit ihren Theorien und Modellen, mit den komplizierten mathematischen Relationen und unverständlichen Formeln, den fundamentalen Gesetzen und den noch fundamentaleren Naturkonstanten beschreiben, scheint eine Welt zu sein, die mit der Kälte der formalen Logik, der Brutalität unerschütterlicher Gesetze, der Gewalt der mathematischen Abstraktion und der Kaltschnäuzigkeit der Reduzierung des unendlich Verschachtelten auf den einfachsten Zusammenhang in ein geistiges Korsett gezwängt wurde, dem man mehr den Charakter einer Denkblase denn Beschreibung einer lebendigen Realität zubilligen muss.
Wir leben aber nicht in einem Cosmic Comic und Sprech- oder Denkblasen erklären uns das Universum nicht. Wir haben es mit einer vielschichtigen, unendlich komplexen, sich ständig verändernden Welt zu tun. Diese unsere einheitliche, vertraute und doch irgendwie immer wieder neu unbekannte Welt wollen wir geistig nachvollziehen können.
Die Naturwissenschaftler haben keinen Grund, sich über den gesunden Menschenverstand als einen nur Sogenannten zu mokieren. Wo wir die Welt mit Naivität betrachten und die wirklichen Zusammenhänge nicht erkennen, dürfen und müssen sie uns aufklären. Das dulden wir nicht nur, wir verlangen es auch. Aber wir haben andererseits auch das Recht und die Pflicht, den Naturwissenschaftlern „auf die Finger“ zu schauen, ihre Theorien kritisch zu hinterfragen, nicht alles zu glauben und ihre allzu vollmundigen Verkündungen auch mal zurückzuweisen.
Kein Geringerer als Einstein hatte es ihnen schon „ins Stammbuch geschrieben“, als er konstatierte, da wir nur indirekt Kunde von den Dingen der Außenwelt erhalten, können sich die Physiker der Realität nur auf spekulativem Wege nähern und müssten stets bereit sein, ihre Auffassungen auch zu modifizieren. Die Auffassungen vom physikalisch Realen können niemals endgültig sein, betonte Einstein. (Einstein; Mein Weltbild).
Das wird heute von Vielen offensichtlich ziemlich anders gesehen. Wissenschaftler und Medienfuzzis sind eifrig dabei, die moderne Naturwissenschaft überschäumend optimistisch und euphorisch für eigentlich so gut wie am Ziel angekommen darzustellen. Nicht wenige Wissenschaftler sind der festen Überzeugung, die Naturwissenschaft sei nahe ihrer Vollendung, da würde nun nicht mehr viel Neues hinzu kommen, jedenfalls nichts Wesentliches mehr. Sie meinen, man könne nun bald die Naturwissenschaft als ein historisches Kapitel in der Geschichte der Menschheit wegen Vollendung schließen und müsse sich nur noch den Verfeinerungen und den Präzisierungen, vor allem aber den praktischen Anwendungen widmen.
Es sind jene Wissenschaftler, die die Naturwissenschaft in dem Sinne für abgeschlossen halten, dass ihre Grunderkenntnisse und Hauptdenkrichtungen ausgearbeitet und absolut richtig sind. Sie sind der Überzeugung, dass das Bild, das uns die heutige Naturwissenschaft vom Universum, der Materie, vom Leben und auch von der Evolution der Lebewesen und des Menschen zeichnet, im Prinzip richtig ist, wir also im Grundsätzlichen sowieso, aber auch in vielen Details wissen, wie die Natur beschaffen ist und wie sie funktioniert.
Dieses unser Wissen, das propagieren die Vertreter dieser Richtung mehr oder weniger offen, weise da und dort noch kleine Lücken auf, einige Fragen sind noch unvollständig, manche vielleicht auch noch gar nicht beantwortet. Aber das betrifft nicht die Hauptstränge, nicht