Feuerblüte II. Катя Брандис

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Feuerblüte II - Катя Брандис

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merkte, dass Kilian und Jelica sich mit hochgezogenen Augenbrauen anblickten. Jetzt werden sie wissen wollen, warum er dann so entschlossen war, unerkannt zu bleiben, und warum er uns bis über die Grenze hinaus gefolgt ist, dachte Alena. Woher zum Klingenbruch soll ich das wissen? Das sollen sie ihn am besten selbst fragen, wenn er aufwacht! Genau genommen würde mich das auch mal interessieren!

      Alena versuchte den Jorak, den sie im letzten Winter kennen gelernt hatte, mit dem Fremden in Einklang zu bringen, der sie schon zweimal gewitzt und mutig aus äußerst üblen Situationen herausgeholt hatte. Langsam verklang ihr Ärger. Warum konnte sie ihn eigentlich nicht leiden? Er war ziemlich unverschämt gewesen, damals im Schwarzen Bezirk von Ekaterin. Sie konnte sich noch gut darin erinnern, wie er sie ständig angestarrt hatte und wie frech er bei seinem Besuch im Versteck jede ihrer Bemerkungen gekontert hatte. Ja, und? War das so schlimm? Eigentlich waren sie quitt. Sie war auch nicht besonders nett zu ihm gewesen, obwohl er auf ihrer Seite gekämpft hatte und sie es ohne ihn nie geschafft hätten, Keldos Hinweis zu entschüsseln. Dann diese Sache, als sie ihn gefragt hatte, welches Element er beherrschte, und er ohne Warnung ein Blaues Feuer gerufen hatte … vielleicht hatte er es einfach nicht richtig gelernt. Eigentlich durften Gildenlose die Formeln ja nicht benutzen.

      „Gut“, sagte Alena und seufzte. „Am besten wir kundschaften gleich aus, wo wir hier Wasser und etwas zu Essen herkriegen. Ich fürchte, wir werden noch eine Weile bleiben müssen.“

      ***

      Im Inneren des Turms herrschte ein grünes Dämmerlicht, wie in den Tiefen eines Waldes. Aber es kam Tavian schwächer vor als früher. Die Luft roch abgestanden und tot.

      „Wir werden Fackeln brauchen“, sagte er, nahm eine der vorbereiteten Stäbe aus seiner Tasche und murmelte eine Formel, die Feuer aus der Luft rief.

      Das Licht erhellte eine breite steinerne Rampe, die spiralförmig nach oben führte. Auch an diese Rampe erinnerte sich Tavian. Alles, was für sie in den nächsten Tagen wichtig war, würden sie tief unter der Erde in den Energiekammern finden. Aber auch er war neugierig, wie es in den Räumen oben aussah. Er war mit Cano in einem anderen Turm gewesen, der in der Nähe von Tassos lag – dieser hier war ihm neu.

      Die Räume wirkten, als seien sie erst vor kurzem verlassen worden. Nur dass eine fingerdicke Staubschicht alles überzog. Überall lagen eigenartige Gegenstände herum, die von den Alten zurückgelassen worden waren. Fasziniert berührte Sukie ein silbriges Objekt, das unablässig seine Form veränderte und in ihrer Hand langsam von einer Kugel zu einer Pyramide wurde. „Ich wüsste zu gerne, wie man so was schmiedet …“

      „Wahrscheinlich unter ganz hohem Druck“, meinte Cleon und nahm ihr das Objekt, das sich gerade zu einer Doppelspindel wandelte, aus der Hand. „Ich werde daheim mal damit experimentieren.“ Er steckte das Ding in seine Tasche und ignorierte Sukies verdutzten Blick.

      Tavian dachte gar nicht daran, Cleon zu warnen. Er lächelte nur, als er das reißende Geräusch nachgebender Nähte hörte ? das Objekt war gerade um das Dreifache gewachsen und hatte Cleons Tasche gesprengt. Fluchend machte sich Cleon daran, seine Besitztümer vom Boden aufzusammeln.

      Im nächsten Raum fanden sie Becher und Teller vor – und in der Mitte einen kleinen Brunnen, aus dem Wasser sickerte. Schnell prüfte Tavian nach, ob in den Wandfächern noch immer Nahrung wuchs, so wie früher. Ja, es waren mehr als zehn Pakete da. Er wusste, dass der Schrank sich von selbst wieder auffüllen würde, sobald sie die Vorräte aufgegessen hatten. Cano hatte diesen Fraß gehasst, aber Tavian hatte der Geschmack nie etwas ausgemacht. „Dem Feuergeist sei Dank – sieht aus, als wäre unsere Versorgung gesichert.“

      Mika Indro sah zufrieden aus. „Gut. Sonst hätten wir eine Staffel zur Grenze einrichten müssen.“

      Tavian nickte. Sie hatten mit Absicht weder Verbindungslinien arrangiert noch Helfer mitgenommen. Für das, was sie tun mussten, war es eher schädlich, wenn sich zu viele Menschen im Turm drängten. Besser, sie hatten so wenig Ablenkung wie möglich.

      Mika Indro beschäftigte sich mit einem bauchigen Gefäß, das außen kleine farbige Flächen hatte. Als er die Flächen berührte, ertönte ein leises Zischen. Indro verzog das Gesicht. „Klingenbruch, das stinkt ja bestialisch. Vielleicht war’s mal so eine Art Duftwasser, aber das ist lange her …“

      Lella sagte gar nichts. Sie zockelte nur hinter ihnen her und schaute sich um. Tavian hätte gerne gewusst, was ihr durch den Kopf ging.

      Sie durchsuchten den Turm bis zur Spitze. Oben war eine kleine Luke, durch die man aufs Dach steigen konnte, wenn man schwindelfrei oder sehr verzweifelt war. „Die Aussicht ist bestimmt grandios, aber da rauszuklettern traue ich höchstens jemanden von der Luft-Gilde zu“, seufzte Sukie. „Mag jemand raus? Nein? Na, dann können wir ja den Keller untersuchen …“

      Sie brauchten eine halbe Ewigkeit, um hinabzusteigen zu den Energieräumen. Der Turm war förmlich gespiegelt, er reichte genauso weit in den Boden hinein, wie er aufragte. Dort, weit unter der Erde, standen sie staunend vor den riesigen steinernen Kammern, deren Wände mit alten Schriftzeichen bedeckt waren. Sie waren leer. Bis auf eine kopfgroße hellgelbe Kugel, die auf dem Boden der einen Kammer glühte.

      Beunruhigt blickte sich Tavian um. „Normalerweise ist in der einen Kammer ein riesiger Flammenwirbel – und in der zweiten ein schwarzes Gegenstück dazu. Der erste liefert die pure Energie, der zweite die magische Essenz der Grenze … oder wie auch immer man das nennen soll.“

      „O je. Sieht so aus, als wäre das alles, was übrig ist.“ Mika Indro näherte sich der Kugel vorsichtig, beugte sich zu ihr hinunter und ließ die Hände einen Fingerbreit von der Oberfläche entfernt darüber gleiten. „Eine Glut der fünften Stufe, gespeist aus sich selbst. Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, wie wir daraus wieder diesen roten Wirbel machen sollen, den Ihr beschrieben habt, Tavian. Ganz zu schweigen von dem schwarzen.“

      Da haben wir was gemeinsam, dachte Tavian.

      An diesem Tag taten sie nicht mehr viel. Sie suchten sich ihre Schlafquartiere in den tiefsten Wohnräumen, damit sie es nicht so weit bis zu den Energiekammern hatten. Cleon und Mika Indro brauchten allein zehnmal zehn Atemzüge, bis sie sich auf eine Etage geeinigt hatten, und als sie am nächsten Morgen aufgewacht waren, verbrachten sie noch einmal die dreifache Zeit damit, sich Beleidigungen an den Kopf zu werfen. Nur gut, dass hier genug Platz ist, um sich aus dem Weg zu gehen, dachte Tavian, holte sich ein Nahrungspaket und suchte die verborgene Tür nach draußen.

      Er setzte sich an den Fuß des Turmes, lehnte sich mit dem Rücken gegen die glatte Wand und streckte die Beine aus. Die Sonne schien ihm ins Gesicht und er genoss ihre Wärme, die trockene Wüstenluft und die Stille. Es war gut, einen Moment lang alleine zu sein. Doch dann hörte er Steine kollern – noch jemand kam. Vielleicht Lella, dachte er verdrossen. Um über alte Zeiten zu sprechen.

      Aber es war Sukie. Ihr rotes Haar leuchtete in der Sonne. „Sie streiten immer noch – bin gespannt, wann ihnen die Luft ausgeht“, meinte sie und setzte sich neben ihn. Dann sagte sie nichts mehr, knabberte einfach an ihrem Proviant und blinzelte ins Licht.

      Tavian brauchte eine Weile, bis er sich von seiner Überraschung erholt hatte. Sie aßen schweigend, bis er es schließlich nicht mehr aushielt. „Warum hast du dich gerade hierher gesetzt?“

      „Stört’s dich?“ Sukie nahm einen Schluck aus ihrem Wasserbeutel. „Ich kann auch wieder gehen. Aber ich fand, du bist von denen da die angenehmste Gesellschaft.“

      Tavian musste grinsen. Sie konnte nicht wissen, dass er zur Schwermut neigte und manchmal ausgesprochen schlechte Gesellschaft

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