Feuerblüte II. Катя Брандис

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Feuerblüte II - Катя Брандис

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Wir sind jetzt zwei Tagesreisen von der Grenze entfernt.“

      „Wieso seid ihr überhaupt hier, wenn ich fragen darf?“, erkundigte sich Jorak.

      „Du darfst“, erklärte Cchraskar großmütig.

      „Ich wollte wissen, was jenseits der Grenze liegt“, meine Alena verlegen. „Das ist alles. Klingt wahrscheinlich ziemlich bescheuert.“

      „Nein, gar nicht“, sagte er spontan. „Es hat mich gewundert, dass die Regentin nicht ein paar offizielle Expeditionen ausgeschickt hat. Wahrscheinlich hat sie zu viel damit zu tun, die Grenze zu sichern.“ Jorak war nicht erstaunt. Es passte zu Alena. Es passte sogar sehr gut zu ihr. Und natürlich war Cchraskar mit von der Partie. Aber warum waren Kilian und Jelica dabei?

      Kilian wirkte, als würde er gleich platzen. Er will etwas erzählen und hält sich zurück, merkte Jorak. Sieht aus, als hätte er einen ganz anderen Grund, hier zu sein …

      „Wir können versuchen dich zum Turm zurückzubringen, Jorak“, sagte Jelica und lächelte ihn an. „Oder willst du mitkommen, wenn wir weiterreisen?“

      Es war offensichtlich, dass ihr die zweite Möglichkeit lieber gewesen wäre. Wie einfach doch mein Leben wäre, wenn ich mich in sie verliebt hätte und nicht in Alena, dachte Jorak. Er brauchte keinen Atemzug, um sich zu entscheiden. „Ich würde gerne mitkommen.“

      Erleichtert blickten Alena, Kilian und Jelica sich an. Aber dann runzelte Alena die Stirn. „Das Problem ist nur – wann wirst du wieder gehen können?“

      Ich werde sie aufhalten und ihnen zur Last fallen, dachte Jorak. Der Gedanke war ihm verhasst. „Ich hab’s mir noch mal überlegt“, erwiderte er schroff. „Geht besser ohne mich weiter. Ich komme schon klar. In ein paar Tagen bin ich wieder in Ordnung, dann mache ich mich auf den Rückweg zur Grenze.“

      „Vergiss es“, sagte Alena sofort. „Wir lassen dich nicht alleine hier.“

      Dafür liebte Jorak sie noch ein bisschen mehr. „Wahrscheinlich kann ich morgen schon wieder gehen“, sagte er etwas besänftigt. „Wenn ich mir ein paar Krücken bastele.“

      Alena und die anderen verzogen sich zu einer kurzen, leisen Besprechung auf die andere Seite des Felsens. Als sie wieder zurückkamen, lächelten sie. „Willkommen bei der ersten Expedition ins Land der Sieben Türme“, verkündete Kilian feierlich und musste dann über seine eigenen Worte lachen.

      Jorak lachte mit – trotz der Schmerzen. „Vielen Dank!“

      „Blödsinn, wir haben zu danken“, sagte Alena ungewohnt freundlich.

      Ich glaube, es hat ihr gefallen, dass ich ihren Plan gut finde, dachte Jorak.

      Den Nachmittag verbrachten Alena, Kilian und Jelica damit, nach neuen Vorräten Ausschau zu halten. Cchraskar hatte freiwillig angeboten, bei Jorak zu bleiben, und lag nun der Länge nach auf dem sonnenwarmen Stein. Sein braun- und cremefarbener Pelz sah zwar ein wenig struppig aus, glänzte aber auch in der Sonne.

      Nicht nur die anderen, auch Jorak hatte zu tun. Er bastelte sich aus ein paar herumliegenden Stöcken, die ihm Cchraskar brachte, Krücken. Dann versuchte er seine Sachen, so gut es ging, mit Sand zu reinigen und holte Nadel und Faden aus einer kleinen Innentasche seiner Tunika. Sorgfältig flickte er die Stellen, an denen Alena seine Kleidung zerschnitten hatte, um ihn zu verarzten. Dabei dachte er darüber nach, wie Alena und ihre Freunde auf ihn reagiert hatten. Eigentlich seltsam, dass der Iltismensch ihm als Einziger keine Fragen gestellt hatte – außer danach, wie es ihm ging!

      „Du hast gewusst, dass ich es bin, der euch folgt, stimmt’s?“, sagte Jorak zu ihm. „Wie hast du es gemerkt?“

      „Als wir über die Grenze sind, hat der Wind kurrz gedreht“, sagte Cchraskar und grinste. „Icch kannte deine Witterung noch aus Ekaterin, Grenzgänger.“

      Grenzgänger – das war, wie Jorak wusste, sein Name bei den Halbmenschen. Sehr passend zurzeit, dachte er. Obwohl es sich eigentlich darauf bezieht, dass ich zwischen zwei Gilden stehe. „Wieso hast du mich nicht verraten?“

      Der Iltismensch blickte ihn an, und Jorak fand es unmöglich, in seinen dunklen Augen zu lesen. „Weil ich gessehen habe, wie du Feuerblüte gehalten hast im Palast der Trrauer.“

      Also wusste Cchraskar, dass er Alena liebte. Jorak war froh darüber. Sah aus, als würde er in ihm einen wertvollen Verbündeten haben.

      ***

      Es war harte Arbeit, Tuvalak-Wurzeln auszugraben. Sie krallten sich mit aller Kraft in den Boden und schwitzten einen ätzenden Saft aus, wenn man zu grob an ihnen zerrte. Aber gegrillt schmeckten sie köstlich. Und immerhin hatte man beim Tuvalak-Graben viel Zeit, sich zu unterhalten.

      „Er sieht nicht schlecht aus, was?“ Jelica lag neben Alena auf dem staubigen Boden und schaufelte vorsichtig die Erde von einem Geknäuel zarter Ausläufer weg. „Ich liiiebe grünbraune Augen.“

      „Hm“, sagte Alena. „Kerrik war eigentlich mehr mein Typ. Er hatte blaue.“

      „Blaue?! Auch sehr exotisch. Diesen Kerrik würde ich gerne mal kennen lernen – was du von ihm erzählt hast, hörte sich jedenfalls interessant an …“

      Alena verzog das Gesicht. Es klang nicht nach einer guten Idee, in nächster Zeit bei Kerrik und Lilas vorbeizuschauen. Sie konzentrierte sich darauf, mit unendlicher Vorsicht an einem dünnen Wurzelende zu ziehen.

      „Ich wollte nur sichergehen, dass du nicht selbst an Jorak interessiert bist oder so was“, keuchte Jelica und half ihr.

      „Ganz sicher nicht. Du kannst ihn gerne haben.“

      „Mal schauen, was er dazu sagt“, sagte Jelica und lachte. Mit einem schnellen Ruck riss sie ihre Beute aus der Erde und legte sie beiseite. „So, jetzt können wir ihm schon mal ein Abendessen bieten!“

      Zwei Tage lang blieben sie noch an ihrem Rastplatz, dann machten sie sich wieder auf den Weg. Immer tiefer in das unbekannte Land hinein.

      Gildenlose scheinen ziemlich zäh zu sein, dachte Alena nach der ersten Tagesreise erstaunt. Sie hatten zwar oft Pausen gemacht und waren in gemächlichem Tempo durch die Wüste gereist, aber sie war sich trotzdem nicht sicher, ob sie selbst diese Strecke mit Krücken durchgestanden hätte. Es gefiel ihr, dass er sich kein einziges Mal beklagt hatte. Wenn Jelica an seiner Stelle gewesen wäre, hätten wir wohl einiges zu hören bekommen, dachte Alena und musste grinsen. Nur einmal ließ Jorak sich anmerken, dass ihn die Reise anstrengte. „Beim Nordwind, ist das heiß hier“, stöhnte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

      Erstaunt hielten Alena und die anderen inne und blickten ihn an. Heiß?, dachte Alena verdutzt. Sie fand es eher angenehm warm. Bis auf Jorak schwitzte keiner von ihnen. Er brauchte auch wesentlich mehr Flüssigkeit als sie; Kilian, Jelica und sie kamen mit zwei Bechern Trinkwasser pro Tag aus und hatten schon als Kinder gelernt sich mit Sand zu reinigen. In solchen Momenten wurde ihr klar: Jorak mochte zwar wie ein Mensch der Feuer-Gilde aussehen, aber sie durften nicht einfach annehmen, dass er genauso war wie sie.

      Inzwischen waren sie in einem Gebiet, das mehr nach Steppe aussah als nach Wüste. Überall wuchsen stachelige gelbe Grasbüschel. Es roch nach Sand und Staub und trockenem Gras. Sie sichteten in der Ferne eine Gruppe Antilopenmenschen, aber sie waren scheu und anscheinend nicht an Vollmenschen gewöhnt.

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