Feuerblüte III. Катя Брандис
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„Ich hoffe beim Feuergeist, dass du recht hast“, sagte Tavian. „Aber es ist nicht immer so, dass der Ort sich verändert, während man weg ist. Es kann auch sein, dass man sich selbst verändert – dafür reichen schon ein paar Wochen aus. Und dann gibt es erst recht keinen Weg zurück.“
Ärger im Roten Bezirk
Als Jorak aus dem Geflügelten Dhatla trat, merkte er, dass ein Krug Polliak weniger besser gewesen wäre. Als er den Kopf drehte, um sich von Kerrik zu verabschieden, wurde ihm dabei beinahe schwindelig.
Auch Kerrik sah aus, als sei ihm schwindelig – aber das lag wohl eher daran, dass Jorak ihm in der Schänke erzählt hatte, was er und Alena in Rhiannon, dem Reich der Wolkentrinker, erlebt hatte. „Nicht zu fassen“, sagte Kerrik schon zum fünften Mal an diesem Abend. „Ich meine, ich gönne es dir natürlich, aber beim Erdgeist, ich wünschte, ich wäre dabei gewesen!“
„An deiner Stelle wäre ich heilfroh darüber, dass du nicht dabei warst“, sagte Jorak. Er blickte zum dunklen Himmel hoch und sah am Stand der Sterne, dass der dritte Mond bald aufgehen würde. „Ich muss los. Grüß Lilas von mir und pass auf dich auf im Dschungel!“
„Mach ich.“ Kerrik schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter, was durch seine Kraft eine etwas schmerzhafte Angelegenheit war, und bog in den Weg zum Grünen Bezirk ein. Die meisten Menschen der Erd-Gilde wohnten dort.
Mit einem warmen Gefühl im Inneren blickte Jorak ihm nach. Die Verlegenheit zwischen ihnen war weg, sie hatten miteinander reden können wie früher. Sieht so aus, als wäre unsere Freundschaft auf einem guten Weg, dachte er. Ich könnte mir sogar vorstellen, wieder Expeditionen mit ihm zusammen zu führen. Immerhin ist die Sache mit Alena jetzt geklärt, sie hat sich entschieden, wen von uns beiden sie wirklich will.
Er schulterte sein Reisegepäck und machte sich auf den Weg zu seinem Quartier. Vorsichtig bewegte er sich am Stadtrand entlang und kaute dabei auf einem Stück Brot, das er aus dem Gasthaus mitgenommen hatte. Hier in der Nähe war der Schwarze Bezirk, in dem die anderen Gildenlosen lebten. Prompt heftete sich einer von ihnen auf seine Fersen – so, als hätte der Kerl das Essen gerochen.
Jorak kannte ihn. Fenk war ein Schläger, der ihm früher oft die wenige Nahrung abgejagt hatten, die Jorak irgendwo zusammengekratzt oder gestohlen hatte. Unter den Gildenlosen galt das Recht des Stärkeren, jeder war sich selbst der Nächste und kämpfte mit Zähnen und Klauen darum, am Leben zu bleiben. Doch in den letzten Wintern hatte Jorak gelernt, mit seinem Dolch umzugehen, und Kerle wie Fenk wussten inzwischen, dass sie ihn besser in Ruhe ließen. Warum kam er diesmal so dreist näher?
Bloß keine Schwäche zeigen, dachte Jorak und drehte sich um. „Na, Fenk, knurrt dir der Magen schon so laut, dass du dich mit mir anlegen willst?“, sagte er, grinste dabei und setzte den gemeinsten Blick auf, den er schaffte.
„Hab gehört, du hattest ´ne Audienz bei der Regentin“, knurrte Fenk und kam noch näher. Seit Jorak ihn das letzte Mal gesehen hatte, schien es ihm nicht gut ergangen zu sein. Unter seinem dünnen Hemd konnte man die hervorstehenden Rippen sehen, und sein Gesicht, auf dem ein struppiger Bart wucherte, wirkte hager und eingefallen. In seinen Augen war ein fiebriger Glanz, der Jorak beunruhigte.
„Geht dich nichts an, Fenk.“ Jorak achtete darauf, dem anderen keinen Moment lang den Rücken zuzudrehen.
„Hast bestimmt viel mitbekommen, was? Gold, Juwelen, Wegzehrung frisch aus den Speisekammern?“ Fenk leckte sich die Lippen.
Jorak spürte, wie Ärger in ihm aufstieg. „Gar nichts habe ich bekommen. Nur den neuen Umhang. Wahrscheinlich, weil sie vergessen haben, ihn zurückzufordern.“
Er merkte, dass Fenk nicht zuhörte. Das verstand Jorak gut. Wenn man Hunger hatte, echten Hunger, der schmerzhaft in den Eingeweiden wühlte, der die Kraft aus dem Körper stahl, dann genügte der Gedanke an etwas zu Essen, um einen schier um den Verstand zu bringen. Besser, ich mache mich aus dem Staub, und zwar schnell, dachte Jorak. Bevor Fenk auf die Idee kommt, mich anzuspringen und niederzuschlagen. Jorak hatte keine Lust, sich auf einen Kampf einzulassen. Der Lärm würde weitere Gildenlose heranlocken, die sich womöglich auf Fenks Seite schlugen.
Zum Glück war ein verlassenes Haus in der Nähe, das Jorak kannte – dank einer seiner Gewohnheiten. Er hatte einmal beschlossen, jeden Tag irgendetwas zu tun, was er nie zuvor getan hatte. So hielt er seinen Geist beweglich. Das Haus zu erkunden, war eines dieser Dinge gewesen.
Jorak riss die Tür auf, hechtete ins Innere und warf von innen den Riegel vor, der zwar rostig war, aber noch funktionierte. Brüllend wie ein verwundetes Dhatla warf Fenk sich auf die morsche Tür und machte sich daran, sie zu demolieren. Das störte Jorak nicht weiter. Zwei Atemzüge später war er aus der Hintertür geschlüpft.
Der Appetit war ihm allerdings vergangen. Er schenkte den Rest des Brotes einem mageren, verschüchterten Mädchen, das an einer Straßenecke bettelte. Auch sie war gildenlos, eine Ausgestoßene. Wenn sie ihren Körper jetzt noch nicht anbot, würde sie es vermutlich bald tun.
Nach der Sache mit Fenk ahnte Jorak, dass er den Schwarzen Bezirk in nächster Zeit besser mied. Vielleicht musste er sogar ganz aus Ekaterin verschwinden. Es würde sich in Windeseile herumsprechen, dass er jetzt „reich“ war – ein halbes Dutzend Banden würde versuchen ihn zur Strecke zu bringen. Ein Gildenloser stand nicht unter dem Schutz des Gesetzes, er war eine leichte Beute.
Jorak überlegte kurz, ob er es riskieren konnte, statt durch den Schwarzen Bezirk quer durch den Roten zu gehen. Gildenlose wie er durften sich dort nicht aufhalten. Aber die Straßen von Ekaterin waren um diese Zeit fast leer, und gerade erst war eine Patrouille der Stadtwache vorbeigekommen. Bis die hier wieder nach dem Rechten schaute, würde es noch dauern. Was soll´s, dachte Jorak und tauchte wieder in die Gassen des Vergnügungsviertels ein. Natürlich waren ihm auch die Schänken hier verboten, aber die Wirtin des Geflügelten Dhatla, in dem er mit Kerrik gewesen war, kannte ihn und riskierte es, ihn hier ab und zu einen Krug trinken zu lassen. Eine ihrer Schwestern war selbst gildenlos – ausgestoßen worden, weil sie Amulette gefälscht hatte, um einen höheren Meistergrad vorzutäuschen.
Die kühle Nachtluft klärte Joraks Kopf. Wie immer ging er schnell und verzichtete auf eine eigene Fackel. Seine Gedanken schweiften zu Alena und er kostete die Vorfreude aus, dass sie bald in Ekaterin sein würde. Unglaublich, ein paar Tage konnten einem erscheinen wie ein langer, eisiger Winter – nur weil man ohne den Menschen auskommen musste, den man liebte ...
Eine Straße weiter rief jemand etwas, ein Mann lachte. Jorak schreckte aus seinen glückgetränkten Gedanken auf. Da kamen Leute – und er hatte es viel zu spät gemerkt! Wieso war er nicht auf der Hut gewesen, besonders nach dem Zwischenfall vorhin?
Er schätzte, dass es vier oder fünf Männer waren. Ihrer Sprechweise nach Feuer-Gilde und ihrem Lärm nach ziemlich berauscht. Zum Glück verzweigte sich die Gasse hier. Schnell bog Jorak ab, um die Gruppe zu meiden. Doch als er sah, wer am anderen Ende gerade aus einem Haus kam, drehte er sofort wieder um. Ach du große Wolkenschnecke, eine zweite Patrouille. Jetzt saß er in der Falle.
Jorak entschied sich, es lieber mit den Feuerleuten zu riskieren. Er zwang sich zu gleichmäßigen, ruhigen Schritten und schlug den Kragen seiner Tunika hoch, damit man nicht so leicht sah, dass er kein Gildenamulett trug. Die vier Kerle waren jetzt nur noch fünf Menschenlängen entfernt und kamen schnell näher. Es waren kräftige Burschen, zwar nicht größer als er, aber breitschultriger und muskulöser. Alle vier trugen Schwerter.
Jorak