Bonjour, Paris. Ilka-Maria Hohe-Dorst

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Bonjour, Paris - Ilka-Maria Hohe-Dorst

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soll das heißen, Bettina? Ich bin dein Bruder, schon vergessen? Außerdem wird dich der heutige Tag noch genug in Anspruch nehmen. Möglich, dass sich eine harmlose Erklärung für das Erscheinen der Desmoulins auf dem Friedhof ergibt, aber dann wärst du zumindest dein ungutes Gefühl los. Überlass die Sache ruhig mir.“

      Bettina umarmte ihn.

      „Das ist wahr. Du bist nicht nur mein Bruder, sondern auch mein bester Freund. Zieh den nassen Mantel aus und geh rein zu den anderen. Du bist bestimmt hungrig.“

      * * * * *

      Am späten Nachmittag desselben Tages erschien Juliette Desmoulins mit ihrem Handgepäck an der Hotelrezeption und gab ihren Zimmerschlüssel ab.

      „Sie wollen schon abreisen, Madame?“

      „Oui, Monsieur, ich kann es kaum erwarten, diese schreckliche Stadt zu verlassen und nach Paris zurückzukehren. Mir ist unverständlich, wie man freiwillig hier leben kann. Lassen Sie mir ein Taxi kommen, bitte.“

      „Nicht nötig, Madame, vor dem Eingang stehen immer genügend Taxis zur Verfügung.“

      Er winkte einen Pagen herbei.

      „Nimm das Gepäck von Madame Desmoulins und begleite sie zum Taxistand.“

      Sie überließ dem Pagen ihren Handkoffer.

      „Einen Moment noch, Madame, da ist eine Nachricht für Sie.“

      Juliette nahm ihm den Umschlag aus der Hand, zog die Notiz heraus und faltete sie auf. In ihrem Gesicht stand Ratlosigkeit.

      „Bernd Busse. Wer soll das sein? Und woher kennt er meinen Namen?“

      Der Rezeptionist zeigte sich irritiert.

      „Ein Künstler, Madame. Sie waren auf seiner Vernissage, hat er gesagt, und dass Sie sich lange mit ihm über seine Kunst unterhalten haben.“

      „Was für eine Vernissage?“

      „Seine eigene. Moderne Malerei.“

      „Wann und wo soll das gewesen sein?“

      „Das hat er nicht gesagt, Madame Desmoulins.“

      „Dachte ich mir. Er muss mich verwechselt haben, ich war noch nie auf einer Vernissage.“

      Sie stopfte die Notiz achtlos in ihre Handtasche.

      „Sie können die Rechnung für mein Zimmer in das Fach von Monsieur Desmoulins legen. Er bleibt noch bis morgen und wird alles zusammen bei seiner Abreise regeln. Au revoir, Monsieur.“

      Sie gab dem Pagen das Zeichen, loszugehen.

      „Ich wünsche eine gute Reise, Madame Desmoulins“, rief der Rezeptionist ihr hinterher mit dem unbehaglichen Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben, als er sich von Bernd die Namen der Desmoulins entlocken ließ.

      * * * * *

      Zehn Minuten vor acht betrat Bernd die Hotelhalle des Frankfurter Hofs und ging zur Rezeption, wo ihn eine Frau mittleren Alters freundlich empfing.

      „Ich bin mit Madame und Monsieur Desmoulins verabredet. Würden Sie ihnen bitte ausrichten, dass ich in der Lounge auf sie warte.“

      „Gerne.“

      Die Rezeptionistin prüfte die Buchungen, um die Zimmernummer von Juliette Desmoulins festzustellen, und runzelte die Stirn.

      „Tut mir leid, Sie müssen sich in Ihrem Termin geirrt haben. Madame Desmoulins ist am Nachmittag abgereist. Sie hatte auch nur für eine Nacht gebucht.“

      „Hat sie eine Nachricht für mich abgegeben?“

      „Wie heißen Sie?“

      „Busse, Bernd Busse.“

      Die Rezeptionistin wandte sich den Fächern zu. Ein kurzer Blick genügte ihr, Juliette Desmoulins Fach zu finden.

      „Nein, an niemanden. Das Fach ist leer.“

      „Und Monsieur Desmoulins? Ist er ebenfalls abgereist?“

      „Nein, aber er hat das Hotel vor zwei Stunden verlassen, und ich kann Ihnen leider nicht sagen, wann er wieder zu erreichen sein wird.“

      „Wie lange will er in Frankfurt bleiben?“

      „Darüber kann ich Ihnen keine Auskunft geben, das wäre gegen die Vorschrift. Wollen Sie eine Nachricht für ihn hinterlassen?“

      „Nein, vielen Dank.“

      Bernd verließ frustriert das Hotel, steuerte die nächste Telefonzelle an und wählte Bettinas Nummer.

      „Ich bin’s.“

      Der Ärger in seiner Stimme war nicht zu überhören.

      „Madame ist kommentarlos abgereist, an übertriebener Neugier scheint sie demnach nicht zu leiden. Und ihr Sohn ist nicht erreichbar, weil er offensichtlich dem Frankfurter Nachtleben nicht widerstehen konnte. Was machen wir jetzt?“

      Bettinas Antwort klang müde.

      „Der Tag war anstrengend, Bernd. Wahrscheinlich haben wir Gespenster gejagt. Mach dir einen schönen Abend und ruh dich aus. Wir sehen uns morgen beim Notar. Dann bringen wir hoffentlich die Formalitäten hinter uns.“

      Das Testament

      Im Konferenzzimmer des Notars Rainer Richolt hatten sich Bettina, Bernd und Lutz Wenger, eingefunden. Die Kanzlei Claaßen & Partner verfügte über kein eigenes Notariat, sondern arbeitete, wenn es um die Abwicklung notarieller Dokumente ging, mit Richolt zusammen, der Eduards volles Vertrauen besaß. Folgerichtig hatte er ihn auch für sein Testament in Anspruch genommen.

      Wenger fühlte sich fehl am Platz. Er hatte keine Vorstellung darüber, weshalb er vom Notar mit Bettina und Bernd zusammen hergebeten worden war, denn auch wenn Eduard sein Freund gewesen war, gingen ihn dessen Vermögensverhältnisse und testamentarischen Regelungen nichts an. Das war allein Bettinas Angelegenheit. Selbst Bernds Anwesenheit empfand Wenger als überflüssig, denn Bettinas Bruder hatte nicht das Recht, von Eduard, der ihn jahrelang finanziell unterstützt hatte, über dessen Tod hinaus irgendetwas zu erwarten.

      Der Notar hielt einen großen Umschlag in der Hand, dessen Siegel er öffnete, um das Testament des Verstorbenen zu verkünden.

      „Geehrte Anwesende, ich verlese Ihnen jetzt Eduard Claaßens Letzten Willen, wie er ihn am 12. November 1970 notariell protokollieren ließ und unterzeichnete.“

      Bettina und Bernd warfen sich Blicke zu, die nicht übereinstimmen wollten. In Bettinas Augen lagen Vertrauen und Zuversicht, in Bernds Augen dagegen Skepsis und eine dunkle Vorahnung, denn sein Verhältnis zu dem Verstorbenen war stets von Spannungen überschattet gewesen.

      Der Notar räusperte sich kurz und begann, vorzulesen.

      „Ich,

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