Gottes Handwerk. Katrin Pirc

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Gottes Handwerk - Katrin Pirc

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Ich war dadurch eine Zielscheibe mannigfaltiger Emotionen.

      Die Spannungen wurden von einer Ungerechtigkeit getragen, die je nach Gemütslage sehr variabel ausgelegt werden konnten.

      Ich war gelegentlich kleinen Sticheleien und zynischen Anwandlungen ausgesetzt. Statt jedoch in direkte Konfrontation zu gehen, lächelte ich gekonnt und auf Bitten meines Mannes – auch mit Rücksicht auf den Jungen – jede Unverschämtheit einfach weg und überließ ihm die Auseinandersetzung, die er auf seine Weise zu regeln versuchte. So manches Mal wurde es auch einfach unkommentiert dabei belassen. Ich stand im Abseits und in einer gefühlten fürsorglichen Verantwortung unter starkem Beschuss.

      Ich möchte niemanden kompromittieren; ich kann aber auch nicht schweigend all jene Momente unter den Teppich kehren, an die man sich heute nicht mehr gern erinnern möchte. Zwischen Zuckerbrot und Peitsche gestanden zu haben, hat mich viele wütende und traurige Momente durchleben lassen.

      Ich habe mit meinem Lächeln ein System bedient, das mich nachhaltig beeinflusst und sehr verändert hat.

      Das Leben hat mich in all seinen Facetten von Sonnen- und Schattenseiten geprägt.

      Gern erinnerte ich mich an glückselige Zeiten und an meine Großeltern, deren Miteinander mir stets ein Vorbild gewesen war. Da knüpfte ich an. Und obwohl oder vielleicht auch gerade weil meine Eltern es nicht geschafft haben, diesem Vorbild gerecht zu werden, habe ich mich eben an das Glück meiner Großeltern gehalten: zwei Menschen, die immer für die Familie gelebt haben und sich nach über 60 Ehejahren noch so verliebt anschauen konnten, dass ich mir diesen Zauber bewahren wollte. Menschen, die auf der Flucht alles zurücklassen mussten und sich durch harte Arbeit ein glückliches Leben aufbauen konnten.

      Ich verdanke meinen Großeltern unendlich viel Weitsicht und einen Wegbereiter in Richtung eines erfüllten Lebens in Liebe.

      Nicht, dass meine Eltern in ihrer Aufgabe versagt hätten – aber als Paar trennten sich ihre Wege und ich musste zu gegebener Zeit lernen, damit selbst irgendwie fertig zu werden.

      Ich gönne es ihnen von Herzen, dass sie heute mit anderen Partnern glücklicher sind, besonders meinem Vater. Das bedeutet nicht, Glück unterschiedlich aufzuwiegen. Aber die Freude, dass mein Vater seinen Platz gefunden hat, hat für mich doch einen besonderen Stellenwert.

      Mit dem Verständnis eigener Erfahrung fiel es mir nicht schwer, meine Rolle gegenüber dem Jungen anzuerkennen. Diese Rolle jedoch und all meine weiteren Bemühungen brachten mich später an die Schmerzgrenze des Ertragens.

      3 Kinderwunsch

      Ich habe in meinem Mann gleich den Vater meiner Kinder gesehen. Ein Bild, das sich so selbstverständlich und richtig anfühlte. Ein Bild, das mir den Kinderwunsch mit den Monaten immer nähergebracht hat.

      Wir sind beide Menschen, die zwar bedacht, aber auch sehr aus dem Bauch heraus Entscheidungen treffen. Ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und ein Bewusstsein uns und der kleinen Familie gegenüber, hat uns gegenseitig so sehr gefestigt, als wäre es nie anders gewesen.

      Unser gemeinsames Leben verlief in sehr geregelten Bahnen, modern und zugleich konservativ angehaucht. Eine Rarität heutigen Werteverständnisses.

      Die Entscheidung, familienorientiert auf Verhütung zu verzichten, war eine Bauchentscheidung, die wir nach einigen Monaten des Zusammenlebens getroffen hatten.

      Wir sind nicht davon ausgegangen, dass sich auf Anhieb Nachwuchs anmelden wird; gewünscht habe ich es mir aber sehr, auch ohne Trauschein. Ich fühlte mich mit dieser Entscheidung und den damit verbundenen Gefühlen angekommen: eine Suche, die zu Ende ging, und eine große Liebe, die begonnen hatte.

      Schon nach kurzer Zeit bemerkte ich Veränderungen meines Körpers: angespannte Brüste, Unwohlsein und Übelkeit, Ziehen im Unterleib und ein Ausbleiben der Regelblutung. Die Teststreifen mit negativen Ergebnissen und die verspäteten Monatsblutungen bremsten jedoch meine Vorfreude wieder aus.

      Ähnlich verlaufende Zyklen mit plötzlichen Kreislaufproblemen, Hitzewallungen und spürbar auftretenden Stimmungsschwankungen reihten sich aneinander und führten dazu, mich rundum unwohl in meiner Haut zu fühlen. Die Blase der Vorfreude schien erneut zu platzen.

      Ich wusste damals schon, dass meine Eierstöcke männliche Hormone produzieren – eine Tatsache, die dem Kinderwunsch möglicherweise im Weg stehen würde. Meinem Gynäkologen war dieser Umstand bereits vor einigen Jahren aufgefallen. Die Symptome begleiteten mich seit der Pubertät. Es war ein wunder Punkt für mein Ego. In meiner Familie gab es durchaus ähnliche Veranlagungen, die aber bei niemandem Auswirkungen auf ihre Gebärfähigkeit hatten.

      Ein Trugschluss meiner Erwartungen.

      Ich ging nach ein paar Monaten zum Arzt, um mich zu vergewissern, ob mein Befinden in Zusammenhang mit dem Absetzen der Pille stehen könnte. Was ich stattdessen nach der Untersuchung erhielt, war eine der häufigsten Diagnosen bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch: Polyzystisches Ovar-Syndrom oder PCO-Syndrom, kurz PCOS, zu Deutsch: eine Stoffwechselstörung der Eierstöcke.

      Das Blutbild erklärte eine Reihe von Symptomen, mit denen ich bereits seit Jahren konfrontiert war, ohne zu wissen, am PCOS zu leiden: Zyklusstörungen, Gewichtsschwankungen mit einer Tendenz zum Übergewicht und eine ausgeprägte Behaarungsform, die für Frauen sehr unangenehm sein kann. Die Zyklusstörungen wurden durch die Einnahme der Anti-Baby-Pille kontrolliert. An Gewicht hatte ich in den letzten zwei Jahren schleichend zugelegt. Eine andere Erklärung als in meinem Fortbewegungsmittel hatte ich anfangs jedenfalls nicht gesehen: Mit dem Wechsel beruflicher Perspektive fuhr ich statt mit dem Rad seither 40 Kilometer mit dem Auto auf der Autobahn zur Arbeit. Eine Veränderung, die in zwei Jahren vier Kilogramm ausgemacht hatte. So hatte ich jedenfalls geglaubt, die Ursache zu kennen.

      Ich war mit meinem Gewicht nie wirklich zufrieden.

      Heute wäre ich mit den vier Kilo und somit insgesamt 74 Kilogramm Körpergewicht bei 163 Zentimetern Körpergröße, die ich zu Beginn des Kinderwunsches auf die Waage gebracht habe, mehr als zufrieden.

      Die starke Behaarung, besonders am Hals, habe ich lange aus Schamgefühl tabuisiert und entzündete Haarwurzeln als Folge der fast täglichen Rasur kaschiert. Ich habe viel Hoffnung in eine Laserbehandlung gesetzt, die jedoch leider keine Wirkung zeigte. Erst als ich diesen Komplex weniger in mich hineinzufressen begann, verstand ich dieses Übel besser zu akzeptieren. Mit der Diagnose waren die Ursachen plötzlich klar. Das trug dazu bei, den Umgang damit anders an mich heranzulassen.

      Mit hormoneller Unterstützung und minimalem Gewichtsverlust ist es trotz PCOS sogar recht wahrscheinlich, Erfolge in Sachen Kinderwunsch zu erzielen. Zumindest bedeutet ein solches Syndrom nicht, gleich in Verzweiflung verfallen zu müssen, obwohl in manchen Fällen eine künstliche Befruchtung notwendig werden kann. Für einige Frauen bedeutet die Diagnose eine lange Zeit mit Hormonen, zerschlagenen Hoffnungen und wachsenden Enttäuschungen.

      Das Körpergewicht hat großen Einfluss darauf, wie sich die PCOS-Symptome ausprägen. Dass es im umgekehrten Fall genauso das Gewicht beeinflusst, wusste ich zum damaligen Zeitpunkt leider noch nicht.

      Ein Teufelskreis.

      Mich im Spiegel zu betrachten und die Frau in mir zu sehen, die hinter ihrer starken Persönlichkeit eine komplexe Sensibilität nach innen kehrt, entfachte anfangs noch Wut und verursachte schmerzliche Gefühle.

      Ich musste mich oft mit Gegebenheiten auseinandersetzen, die mir Tiefgang und

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