Der gebrochene Schwur. Мэри Элизабет Брэддон

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Der gebrochene Schwur - Мэри Элизабет Брэддон

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ungezwungenen Wesens und seiner militärischen Haltung, an das Klirren seiner Sporen, wenn er über das rauhe Pflaster der langen Dorfstraße schritt, an das Schwingen seiner Reitpeitsche, die er in der kräftigen Hand hielt, an den Glanz seines steif gewichsten Schnurrbartes (er diente in einem Cavallerie-Regiment), an sein freundliches Lächeln gegen die Kinder, wenn sie sich um ihn schaarten, um den großen Officier anzugaffen und zu bewundern, an seine klangvolle Stimme, wenn er bei dem »goldenen Löwen« einsprach, um das Ankommen der Londoner Postkutsche abzuwarten, oder wenn er zu dem Schmied schleuderte, der zugleich Thierarzt war, um ihn zu fragen, was wohl seinem Jagdhund Dragon fehle? Ein schmucker und nobler Herr! Schön von Ansehen, gut von Gemüth und offen in der Rede dachten sich die Bewohner von Lislewood. Sie erinnerten sich auch, wie er damals bis zum Wahnsinn verliebt war in Claribel Merton, die Waise und Erbin eines reichen ostindischen Kaufmannes, die sich bei ihrer Tante, einer unverheirateten Schwester des verstorbenen Pfarrers, in Lislewood aufhielt. Sie erinnerten sich dieser Liebesgeschichte, weil Hauptmann Walsingham, der keineswegs zurückhaltend war, wenigstens zwanzig Vertraute besaß, und mehr als einmal geschworen hatte, sich zu erschießen oder zu ertränken. Auch hatte Martin, sein Diener, ein braver Kerl, dem Schankmädchen im »goldenen Löwen« erzählt, daß er seines Herrn Pistolen versteckt habe, und nur bedauere, nicht auch den Fluß verbergen zu können.

      Hauptmann Walsingham war also verliebt in das schöne Mädchen mit den blonden Locken, und diese Liebe verwirrte ihm den Kopf und machte ihn ruhelos und schwermüthig. Man hatte ihn in Verdacht, daß er ihres Vermögens halber um sie werbe, worauf er bat, man möge ihm Claribel ohne einen Heller geben, - und mit ihrem Reichthum ein Hospital gründen; er hatte gebeten, gedroht, geflucht, und ganz Lislewood hatte Partei für ihn genommen und sich an dem kleinen Roman betheiligt. Jede verstohlene Zusammenkunft an den sandigen Dünen oder auf den nackten Hügeln, die an das kleine Dorf stießen, wurde bekannt und besprochen. Jede Nacht, die er damit zubrachte, vor dem Hause und Gärtchen ihrer Tante auf und ab zu gehen, den matten Lichtschein bewachend, der aus ihrem Fenster drang, jedes Briefchen, welches das Dienstmädchen einschmuggelte, das Goldstück, das der Hauptmann vom Schmied hatte entzwei brechen lassen und in dessen Fragmente die Liebenden sich theilten, die schrecklichen Scenen zwischen dem Freier und des jungen Mädchens Beschützerin — alle diese Dinge waren öffentlich besprochen worden bei den Thee- und Kaffeevisiten in Lislewood, von jungen Damen, welche den hübschen Officier für viel zu gut hielten für »das einfältige Ding,« wie sie unehrerbietiger Weise Miß Merton nannten, von alten Jungfern, welche fest behaupteten, daß es ihm nur um ihr Geld zu thun sei, von jungen Männern, welche für den verzweifelten Liebhaber schwärmten, von grauköpfigen Junggesellen, die ihn einen Narren nannten mit seiner ungestümen, brausenden Leidenschaft, kurz von Jedermann wurde Arthur Walsinghams Werbung und seine Verdienste bekrittelt.

      Die einzige Person, welche sich wirklich ruhig verhielt in dieser Angelegenheit, war die junge Heldin des sentimentalen Dramas Claribel Merton hatte keine Vertraute und legte auch keine Bekenntnisse ab. Nie hörte man, daß sie eine Scene gemacht, zu den Füßen ihres unerschütterlichen Vormunds in Ohnmacht gefallen, oder bei der Beantwortung einer der verzweiflungsvollen Episteln ihres Geliebten ertappt worden sei. Sie hatte ihn einige Male begegnet auf den einsamen Hügeln und Spaziergängen, die um das Dorf lagen, aber sie glaubte dies sei Zufall, während er ihr Haus beobachtet hatte und ihr gefolgt war, wenn er sah, daß sie es allein verließ. Ueberhaupt wurde sie am wenigsten in der Sache erwähnt. Schön und bleich, mit dem hellen Schein goldener Locken um ihr gesenktes Haupt, begegnete sie jeden Sonntag den Blicken der Bewohner Lislewood’s in der Dorfkirche, und Keiner sah sie jemals erröthen oder erbleichen unter dem brennenden Blick Arthur Walsingham’s, der in einem der Sitze, in Gedanken verloren, sein Gebetbuch mißhandelte. Er konnte diesen Platz behaupten, während dem Absingen der Psalmen die Ellbogen auf den Betstuhl vor sich stützend und sie unverwandt anstarren; abgehärmt, mit hohlen Augen und in der Morgensonne geisterhaft bleichen Zügen.

      Er konnte aufspringen inmitten der Predigt und seine bespornten Stiefel über das Pflaster des heiligen Bodens knarren und klirren lassen, jedes Mitglied der versammelten Gemeinde störend, die Schulkinder so in Aufruhr dringend, daß sie sich in der Zerstreuung »arme Walsingham’s« in den Antworten der Litanei nannten; doch er konnte thun was er wollte, er vermochte nicht den Gleichmuth Claribel Merton’s zu stören. Wenn der Gottesdienst beendet, der Segen gesprochen war und der Organist die letzten Töne der Orgel entströmen ließ, unter welchen die Versammlung sich langsam verlief, ging Miß Merton ruhig den Fußpfad über den Kirchhof entlang an dem Hauptmann vorbei, der auf einem Grabhügel lag und verzweiflungsvoll zu ihrem sie verhüllenden Sonnenschirm aufblickte. Wenn ihr seidenes Kleid ihn streifte, ging ein Zittern durch seinen ganzen Körper, aber in ihrem ruhigen blauen Auge konnte man weder Ueberraschung noch Erregung, weder Schmerz noch Verdruß, weder Liebe noch Mitleid lesen.

      »Ihr Alle haltet mich für einen Narren, weil ich um einer Wachspuppe halber verrückt werde,« rief er eines Abends im Schlosse zu Lislewood-Park aus, als er etwas zu viel getrunken hatte und seine Freunde ihn um seiner tollen Liebe willen verspotteten. »Ich weiß so gut wie Ihr, daß es ein Schulknabenbenehmen ist, aber davon wird’s nicht anders, wenn ich auch daran sterbe.«

      Hatte nun Miß Merton, wie ihre Feinde aussprengten, viele Attribute gemein mit einem schönen, blauäugigen, blondhaarigen Wachsbilde, so war sie darum nicht minder eine Erbin und ein schönes Weib; und war es dieser Umstand, oder war es die auffallende, Aufsehen erregende Art und Weise von des Hauptmannes dringender Werbung, es läßt sich dies nicht ergründen, aber sechs Wochen nach der Ankunft des indischen Officiers in Lislewood-Park ward sie Mode.

      Ja, sie ward Mode! Nun hätte sie mögen so häßlich wie die Sünde sein, sie hätte doch den schönsten Mann bekommen, so arm wie Hiob, sie hätte den reichsten haben können. Wäre sie hoffnungslos dumm gewesen, unglaublich unwissend, oder hätte sie rothes Haar und einen Höcker gehabt, da sie in der Mode war, so wäre sie doch bewundert, geschmeichelt, geliebt, gefreit und gesucht worden.

      Claribel Merton wurde plötzlich dieses wunderthuende Zeichen aufgedrückt. und Leute, die sich vorher nicht im mindesten um sie kümmerten, starben vor Verlangen sie zu besitzen. Sie selbst war es eigentlich nicht, nach der sie strebten, sondern nach ihrer Berühmtheit. Sie wollten sich an sie fesseln, um ihren Ruhm mitzugenießen und ihr Aufsehen, ihr von sich reden machen zu theilen.

      Sie war so en vogue in dem kleinen Orte Lislewood, wie Einer, der eine Novelle geschrieben hat über die arbeitende Klasse, oder der eines Mordes verdächtig, es in London ist. Man sprach nur von ihr, und zwei Monate nach der Ankunft des Hauptmannes war es Sir Reginald Lislewood — der nie etwas für sich wünschte, außer wenn er das Vergnügen haben konnte, es einem Andern damit zu entziehen — der ihr seine Hand bot, und nach einer kurzen Bedenkzeit auf Antrieb ihrer Tante angenommen ward.

      Hierauf folgte jene schreckliche Scene auf der Anhöhe, genannt Beechers Ritt, und als der Hauptmann Abends nicht in’s Schloß zur Tafel kam, ward sein Diener Martin ausgeschickt ihn zu suchen, der instinctmäßig den Hügel erstieg und seinen Herrn in einer Art Ohnmacht im feuchten Grase liegend fand.

      Damals war es auch, wo der Hauptmann seinen Wirth, Sir Reginald, forderte, und wo die schrecklichsten Scenen zwischen dem verschmähten und dem angenommenen Freier stattfanden. Scenen, welche damit endeten, daß der Officier den Staub von seinen Füßen schüttelte und das Schloß seines Nebenbuhlers verließ, seinem Feinde und seiner herzlosen Braut Glück wünschend, und im Galopp durch die Dorfstraße zu dem Aufnahmshause für Indien sprengte, wo er bat, man möge ihn irgend einer Expedition einreihen, wo die Feinde seines Landes so barmherzig sein würden, ihn zu erschießen.

      Die Leute in Lislewood waren hierauf neugierig, zu wissen, ob Claribel Lisle wohl bedauere ihre Zustimmung zu der Abweisung dieses halb wahnsinnigen Liebhabers gegeben zu haben, aber wie gewöhnlich konnten sie nichts in ihrem Gesichte lesen. Ihre Züge verriethen kein Geheimniß, sie waren bis zur Vollkommenheit schön geformt und zart gefärbt, aber undurchdringlich, räthselhaft, ja beinahe ausdruckslos Sie heiratete Sir Reginald Lisle ohne ihn zu lieben, mit der Ruhe mit der sie ihre Musikstunden

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