Der gebrochene Schwur. Мэри Элизабет Брэддон

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Der gebrochene Schwur - Мэри Элизабет Брэддон

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Flodden erbeutet, hingen in modernden Fetzen über den Standbildern von Rittern und Streitern, deren Gebeine unter der Kanzel ruhten.

      In der gegenwärtigen Sakristei der Kirche, welche einst die Familienkapelle der Lisle’s war, hing der Priester seinen Ornat über Monumente, deren Schnitzwerk von unschätzbarem Werthe war. Wohin man blickte in der alten Kirche, begegnete man dem Namen Lisle; in altem Latein, auf den mit Denksteinen bedeckten Wänden, in verblichenen Goldbuchstaben unter der Orgel, ein Geschenk des Großvaters des gegenwärtigen Baronets, in alterthümlichen Charakteren über dem Gesimse der Eingangsthür, das allwöchentlich einmal mit Brotlaiben belegt wurde für die Armen von Lislewood, eine Stiftung des sechsten Baronets.

      Es war eigenthümlich, nach dieser fortwährenden Schaustellung des alten Namens, der weiten Ausdehnung, der Größe und des Reichthums des Hauses Lisle zurückzukehren nach Schloß Lislewood, und den einzigen Besitzer solcher Güter lässig spielend zu finden in dem kleinen, steifen Blumengarten, mit blassem, kränklichem Gesichtchen und phlegmatischem Wesen. Hatte der Anführer der normanischen Bogenschützen, der hochmüthige Unterdrücker der Sachsen, die Sieger von Creßy und Flodden, die edlen Royalisten, welche unter Rupert vom Rhein gekämpft, der tapfere Edelmann, welcher Lucy Waters schönen Sohn bei Marston schlug, hatten alle diese starken, tapferen Männer nur dies schwache, blonde Kind hinterlassen, ihre Reichthümer und ihren Ruhm zu erben? Es schien beinahe, als müsse das Gewicht dieses großen Erbes, nur allein auf diese hilflose Waise fallend, ihn erdrücken und vernichten. Es lag etwas Düsteres und Unnatürliches in seiner verlassenen Größe. Kein jüngerer Bruder theilte mit ihm seine Ländereien; kein Zweig von Verwandten, die von ihm abhingen; dazu noch der Reichthum seiner Mutter, der eines Tages noch alldem hinzugefügt werden sollte was sein Vater ihm hinterlassen; abgeschlossen von der Außenwelt, von seinen ärmeren kämpfenden Mitgeschöpfen, schien er dahinzuwelken unter der Last seines Reichthums und an dem Ueberfluß von Glücksgütern zu kränkeln.

      Der Märzwind schüttelte also die Zweige der alten Eichen im Parke zu Lislewood, und Lady Lisle, nun Mrs. Walsingham, wurde zurückerwartet von dem Continent, wohin sie nach ihrer Trauung mit dem indischen Officier gereist war.

      An einem trüben Februarmorgen hatten sich abermals die Dorfkinder auf dem Kirchweg aufgestellt; aber diesmal gab es keine Blumen für das Brautpaar zu streuen, denn der Winter war ungewöhnlich streng gewesen, und weder ein Schneeglöckchen noch ein Krokus war zu finden in den weiten Gärten von Lislewood. Der kalte Wind fing sich in den Falten des seidenen Brautkleides und wühlte in dem dunkeln Haar des Bräutigams, der das Haupt unbedeckt trug. Dem Pfarrer klapperten die Zähne, als er die Traurede hielt; ein kalter Regen schlug gegen die Fenster und übertönte fast die monotone Stimme desselben. Die Hand der Braut zitterte so sehr von der feuchten Kälte in der Sakristei, daß sie kaum die Feder führen konnte, um ihren Namen in das Kirchenbuch einzutragen.

      Gäste waren zu dieser winterlichen Hochzeit nicht geladen. Lady Lisle’s gesetzlicher Rathgeber war ihr Brautführer, und aus der Nachbarschaft war Niemand bei der Feierlichkeit anwesend. Der Wagen der Lady hielt an der Kirchhofthüre, um das neuvermälte Paar zu der einige Meilen entfernten Eisenbahnstation zu bringen, die nach Dover führt, von wo aus sie ihren Weg weiter verfolgen wollten. Claribel Lisle schien sich ihrer Verbindung mit dem einst verschmähten Liebhaber zu schämen. Sie war froh die Crremonie hinter sich zu wissen und den Ort zu verlassen, wo man sie so genau kannte. Sie kniete nieder auf den kalten Steinplatten der Sakristei, und den kleinen Baronet in ihre Arme schließend, preßte sie ihn convulsivisch an ihr Herz. Zum ersten Mal in ihrem Leben stellte sie ihre Gefühle öffentlich zur Schau, und die Anwesenden blickten erstaunt auf sie herab.

      »Habe ich auch recht gehandelt gegen Dich, mein Rupert, durch diese Heirat, oder nicht, mein theures Kind?«

      Der Hauptmann wandte sich ab von Mutter und Sohn, und blickte wie abwesend durch das Fenster, vor welchem die frierenden Kinder der Brautleute harrten.

      Nach einer Pause frug er:

      »Sind Sie bereit, Lady Lisle?«

      Sie antwortete nicht, schob aber den Knaben leise von sich, heftete einen langen, ernsten Blick auf ihn, bis er mit seiner Wärterin die Sakristei verlassen hatte, um in’s Schloß zurückzukehren; noch hörte sie den Wagen, mit dem der Knabe gekommen war, davonfahren, nahm dann den Arm des Hauptmannes, sagte dem Pfarrer Lebewohl und verließ die Kirche. Die Dorfkinder bemerkten die Blässe ihrer Wangen, ihre thränenfeuchten Augen, und daß ihre langen, blonden Locken vom Regen aufgelöst und vom Winde zerzaust waren; sie sahen auch, daß das Gesicht des indischen Officiers sogar noch bleicher war als das ihre, und daß seine starke Hand zitterte, als er die kleine Kirchhofthüre öffnete.

      Nun waren sechs Wochen vorüber, und das junge Paar wurde jeden Augenblick erwartet.

      In allen Zimmern und Sälen des Schlosses Lislewood brannten lustige Feuer. Das Haus war neu eingerichtet worden bei der Vermählung Sir Reginald’s mit der reichen Claribel Merton. Das alte Eichengetäfel aus der Zeit eines früheren Heinrichs war neu polirt und mit Goldleisten verziert worden. Ausgezeichnet schön geformte Verzierungen in Gold und Bronce, Silber und Ebenholz, Ormolu und Stahl glänzten vor ovalen Spiegeln in Rahmen von wundervoller Arbeit. Die große Bibliothek, ganz mit dunklem Eichenholz und Gold ausgestattet, war besser erleuchtet worden durch ein Mittelfenster von bemaltem Glas. Alle Rahmen der Familienbilder in den Corridors und Treppen, die an beiden Seiten der großen Halle hinliefen und oben in einer Gallerie endeten, die quer durch das Haus ging, waren frisch vergoldet und die Bilder selbst gereinigt und ausgebessert, und der große Salon im modernen Styl eingerichtet worden. Die Vorhänge bestanden aus weißem Moiré mit zarten Rosafransen, die Wände waren vom sanftesten Grau, in Felder getheilt, und mit Carnicen und Leisten von Weiß und Silber geschmückt; den Teppich bildete ein weißer Grund, auf welchem hier und da zarte Rosenknospen gestreut schienen, die luxuriösen Möbel hatten ebenfalls einen weißen Seidenüberzug und Rosafransen. Die bequemen Fauteuils waren von polirtem weißem Holze, dem Elfenbein ähnlich, und rollten bei der leisesten Berührung von selbst auf dem sammtweichen Teppich dahin. Dieser Salon stieß an einen kleineren, der grün und Gold decorirt war, und von welchem eine Thüre nach einer geheimen Treppe sich öffnete, welche in Lady Lisle’s eigene Gemächer führte, die durch einen kleinen Gang von dem übrigen Hause getrennt waren. Das Speisezimmer war ebenfalls mit geschnitztem Eichenholz ausgestattet sammt Schänktisch und Buffet, einem türkischen Teppich und grünen Sammtvorhängen. Die Wände waren gleich den Treppen und Gallerien mit Porträts der Familie Lisle und Gemälden von italienischen Meistern geziert.

      Die strahlenden Feuer reflectirten an den glänzenden Wänden der reichen Zimmer; die Wachskerzen flimmerten in den silbernen Leuchtern und waren vervielfältigt durch die Spiegel, vor welchen sie brannten; Alles zu Ehren der Rückkehr von Mr. und Mrs. Walsingham von ihrer kurzen Hochzeitsreise.

      Das schneeige Linnen und glänzende Silber, die großen goldenen Tafelaufsätze auf den antiken Schänktischen im Speisezimmer, das reiche Schlafgemach mit seinen violetten Sammtvorhängen mit weißem Atlas gefüttert, das Ankleidecabinet mit seinen venetianischen Spiegeln und kostbarem Porcellan, geschützt durch Doppelfenster vor jedem Luftzug von außen; die dicken Axminster Teppiche, die wohlgeschulten Diener mit leiser Stimme, sanftem Tritt, geschickter Hand und ehrerbietigen Manieren, die köstlichen Weine in silbernen Kühlbecken, die delicaten Gerichte, welche von der Hand des französischen Kochs bereitet wurden, all’ dieser Glanz, Luxus, Reichthum und diese Behaglichkeit erwartete den zurückkehrenden indischen Officier, der sein Hauptmanns-Patent zurückgelegt hatte, man wußte nicht warum und wofür, der eben so freundlos als arm war, dessen Verbindungen selbst das Weib, das sich ihm vermält, nicht kannte, und der trotzdem das Glück gehabt hatte, wie die Leute in Lislewood sagten, gleichsam aus den Wolken in den Schoß des Reichthums und Glanzes zu fallen.

      Laßt uns ihn betrachten den schönen Officier, seiner Gemalin gegenüber sitzend an der glänzenden Tafel. Er sieht nicht sehr glücklich aus unter all’ dieser Größe, er dreht den zarten Kelch des

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