Der Wüstensklave. J. D. Möckli

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Der Wüstensklave - J. D. Möckli Der Wüstensklave

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Mit zitternden Fingern packt er das Brot aus und beginnt zu essen. Wenigstens etwas, was ihn neben dem Anhänger noch eine Verbindung zu seinem Zuhause spüren lässt.

      Während er mit geschlossenen Augen isst, kullern ihm Tränen aus den Augenwinkeln. Er will nach Hause, zu seinem Sharik, zu Großvater, zu Blacky und Rocky. Er will … Das Brot ist aufgegessen und mit ihm auch die Illusion der Verbindung. Erst jetzt bemerkt er die Tränen und wischt sie sich mit dem Ärmel seines Pullovers von den Wangen. Dann sieht er das kleine Päckchen, das neben einem weiteren Brot im Korb liegt, und nimmt es heraus. Es ist flach und rechteckig. Aufgeregt wickelt er den dunkelgrünen Stoff ab und schluchzt auf, als er die Nussschokolade erkennt. Sich die Hand auf den Mund pressend sieht er auf die Tafel und versucht krampfhaft, nicht zu laut zu werden, um die anderen nicht zu wecken. »Großvater … Sharik …«

      Auf einmal fühlt er Arme um sich, spürt einen warmen Körper, an den er gezogen wird. »Anna?« Fragend sieht er sie an.

      Sie schüttelt lächelnd den Kopf. »Lasst es raus. Weinen hilft, die Seele zu heilen«, flüstert sie.

      Da schlingt er auch schon die Arme um sie und lässt den Schmerz raus. Bebend presst er sein Gesicht an ihre Schulter und weint, lässt zum ersten Mal, seit er in das Auto gestiegen ist, die Gefühle zu, die ihn innerlich zerreißen.

      Hazem sitzt bewegungslos und mit geschlossenen Augen neben seinem Cousin. Er ist bereits aufgewacht, als Jamon hochschreckte, wollte den Pharao aber lieber mit seinem Schmerz allein lassen. Erst als das Schluchzen verebbt, wagt er es, die Augen zu öffnen. Er sieht, dass Anna vor dem Pharao auf dem Boden kniet und ihn in den Armen hält. Er bemerkt die billige Schokolade in dessen Händen und fragt sich, was sie zu bedeuten hat. Er sieht sich um und stellt fest, dass die anderen noch tief und fest schlafen. Erleichtert atmet er auf, weil die Prinzessin und der Mediziner diesen Moment der Schwäche nicht mitbekommen haben.

      Er erhebt sich und reicht Jamon eine Flasche Wasser, die die Bediensteten bereitgestellt haben. »Hier, trinkt«, sagt er leise. Auffordernd sieht er ihn an, bis die Flasche ergriffen wird. »Wollt Ihr darüber reden?«

      Jamon trinkt einen Schluck und schüttelt dann den Kopf. »Es gibt nichts, worüber ich reden könnte. Ihr würdet es nicht verstehen«, erwidert er bitter und sieht aus dem Fenster. »Ich habe wieder alles verloren. Meine Familie, mein Zuhause und den Menschen, den ich von ganzem Herzen liebe. Alles, was mir von ihnen bleibt, ist diese für sie unglaublich teure Schokolade und der Bernsteinanhänger. Sie haben mir alles gegeben, haben mir gezeigt, was es bedeutet, eine wahre Familie zu haben.« Jetzt sieht er Hazem direkt an. »Habt Ihr jemanden, den Ihr von ganzem Herzen liebt? Für den Ihr alles aufgeben würdet?«

      Schweigend erwidert Hazem den Blick. Unwillkürlich schwirren unglaublich blaue Augen durch seinen Kopf und langes weißblondes Haar. »Ich gebe alles für mein Land auf. Ich bin sogar bereit, meinen eigenen Vater zu verraten, da er dem Land schadet.«

      Ernst mustert Jamon Hazem. »Verstehe.« Mehr sagt er nicht, auch wenn er in dessen Augen etwas gesehen hat, was ihm sagt, dass sein Cousin dies alles nicht nur wegen des Landes macht. »Wir sollten wieder schlafen. Nach der Landung werden wir vermutlich kaum noch Gelegenheit dazu haben.« Kurz erstrahlt der Pharao in ihm und Hazem neigt ergeben sein Haupt. Jamon nickt Anna kurz zu, die sich daraufhin auf ihren Platz zurücksetzt.

      Noch einmal trinkt Jamon einen Schluck Wasser. »Hazem, Ihr müsst mir nicht sagen, wem Euer Herz gehört, aber ich gebe Euch einen Rat: Wenn die auserwählte Person Eure Gefühle erwidert, dann kämpft um sie. Die Zeiten, in denen wir unsere Gefühle verleugnen und nur aus politischen Ambitionen heiraten, sollten endlich vorbei sein.« Eindringlich sieht er seinen Sitznachbarn an. »Es reicht, wenn mein Herz bricht und blutet, weil ich alles aufgeben muss. Tut Euch nicht dasselbe an.«

      Hazem mustert Jamon eindringlich. »Ihr habt Euch sehr verändert, mein Pharao. Nur ist es mir nicht möglich, meinem Herzen zu folgen. Ich bin wie Ihr ein Nesut und uns ist persönliches Glück nicht geschenkt. Wir haben zu regieren und alles für unser Land zu geben. Denkt immer daran.« Auch wenn es ihm nicht richtig erscheint, sich so viel herauszunehmen, streckt er die Hand aus und legt sie auf Jamons. »Auch wenn wir unsere …«, er verstummt, als die Durchsage ertönt, dass der Landeanflug beginnt.

      Nun regen sich auch die anderen. Mit undurchdringlicher Miene setzt Hazem sich wieder hin und schnallt sich an. Kurz sieht er zu Anna und beugt sich dann vor, um ihr Toshi abzunehmen. »Schnall dich an, wie ich es dir gezeigt habe«, befiehlt er kühl. Genau kontrolliert er, dass sie es auch richtig macht, ehe er ihr die Kleine wieder in die Arme legt. »Wir landen gleich, das bedeutet, dass es einen Ruck geben wird, wenn wir aufsetzen. Das ist ganz normal und kein Grund, Angst zu haben. Verstanden?«

      Erst, als Anna demütig nickt, lehnt er sich in seinem Sitz zurück und entspannt sich etwas. Die neugierigen Blicke der Prinzessin und des Mediziners ignoriert er. Er muss ein Schmunzeln unterdrücken, als er daran denkt, wie dumm das Volk doch ist, zu glauben, dass die Mediziner, die sie als Medizimagi kennen, über magische Mittel verfügen würden. Woher der Gedanke so plötzlich kommt, kann er sich selbst nicht erklären.

      Hazem behält Jamon aus dem Augenwinkel im Blick, als der Sinkflug beginnt. Diesmal hat der Pharao scheinbar keinerlei Probleme. Auch als das Flugzeug unerwartet heftig auf der Landebahn außerhalb Roms in der Nähe des alten Hafens von Ostia aufsetzt, zuckt er mit keiner Wimper, während Anna wieder kalkweiß ist. Durch die starke Bremsung hebt sich Hazems Magen und leichte Übelkeit setzt ein. Wie er es doch hasst, dass sein Körper so empfindlich reagiert.

      Das Flugzeug rollt aus und steuert das private Terminal der kaiserlichen Familie an. Mit weißem Marmor verkleidet, scheint das Gebäude in der Morgensonne zu leuchten.

      Als die Tür geöffnet wird, stürmen mehrere maskierte Soldaten in den engen Raum. »Prinzessin! Seid Ihr unverletzt?« Demütig verbeugt sich Mario di Modena vor ihr.

      »Natürlich, Hauptmann di Modena. Was soll der Tumult?« Erhaben löst Helena den Gurt und steht auf. »Dies ist nicht der Empfang, den ich gewohnt bin!« Die elegant geschwungenen Augenbrauen zusammenziehend, sieht sie den groß gewachsenen Mann an.

      »Verzeiht! Wir haben Meldung erhalten, dass sich Fremde kurz vor dem Start in Euer Flugzeug geschlichen haben. Euer Vater hat sich Sorgen gemacht und hat uns geschickt, um Euch zu befreien.« Noch immer den Blick gesenkt haltend, mustert Mario die vier Personen. Zumindest drei von ihnen kommen ihm entfernt bekannt vor. »Hoheit, was haben diese Leute hier zu suchen?«

      Stolz reckt Helena ihr Kinn nach oben. »Das hat Euch nicht zu interessieren. Es ist äußerst wichtig, dass mein Vater sofort darüber informiert wird, dass ich ihn zusammen mit meinen Gästen sprechen muss.«

      »Natürlich, Hoheit. Der Kaiser residiert derzeit im Hügelpalast Roms. Ich habe die Order, Euch dort hinzubringen.« Nur kurz hebt er den Blick, nur um ihn gleich wieder zu senken, als sie sich auch schon umwendet und mit scharfer Stimme die Anweisung gibt, das Gepäck auszuladen.

      Bewegungslos hat Jamon das Geschehen verfolgt. Auch wenn die Situation ihn im ersten Moment erschreckt hat, ist er innerlich doch vollkommen ruhig, als er nun aufsteht und kurz über seinen vom Stoff verborgenen Anhänger streicht und in Gedanken seinem Sharik einen guten Morgen wünscht, bevor er den Korb nimmt. Plötzlich spürt er einen Blick auf sich ruhen und wendet sich um. »Hauptmann di Modena. Es ist lange her, dass wir uns über den Weg gelaufen sind«, spricht er den Mann in fließendem Italienisch an, der Hauptsprache, die in diesem Teil des römischen Großreiches gesprochen wird.

      »Pharao Nesut-anch-Ra! Ihr lebt!«, ruft Mario ungläubig aus und verneigt sich tief. »Bitte verzeiht uns unsere Respektlosigkeit und dass ich Euch nicht gleich erkannt habe.«

      Jamon lächelt

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