Wenn wir 1918 ……. Walter Muller
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Wenn wir 1918 …… - Walter Muller страница 11
Der Delegierte der Westfront:
Genossen! Nachdem die Gefahr der Umzingelung für den Nordflügel der Westarmee abgewehrt war, erwiderten wir das Feuer der Ententetruppen zunächst an keiner Stelle mehr. Plötzlich stießen die Ententetruppen auf energischen Widerstand in der Linie Aachen, Fluss Kyll, Kaiserslautern, Kehl. Diese Linie hatten wir zur Deckung des Rückzuges ausgesucht. In zweitägigen Kämpfen gelang es den Ententetruppen nicht, diese Linie zu durchbrechen. Trotzdem setzten wir den Rückzug fort. Der Gegner rückte zuerst zögernd nach, stieß aber dann auf starken Widerstand in der Linie Aachen — Bonn, wo wir uns bis gestern trotz immer wieder verstärkten Angriffen gehalten haben. Die Eisenbahnanlagen von Trier sind von unseren Truppen beim Rückzuge gesprengt worden. Die im Moseltal vorrückenden Ententetruppen begegneten zuerst bei Berncastel vorübergehendem Widerstand und wurden dann vor Cochem ganz aufgehalten. Wir hatten den großen Eisenbahntunnel bei Cochem an mehreren Stellen gesprengt. Zugleich wurden im Vorort Sehl bei Cochem an günstigen Stellen die rechts und links der Mosel laufenden Moselstraßen durch Bergsprengung ungefähr 30 Meter hoch verschüttet. Durch diese Maßnahmen und durch die strategisch gute Lage gelang es einer einzigen deutschen Division, Cochem gegen eine zuletzt mindestens zehnfache Übermacht bis heute nacht zu verteidigen. Wegen Umzingelungsgefahr ist diese Division jedoch aufgefordert worden, sich unter Vornahme weiterer Sprengungen auf Koblenz zurückzuziehen. Auf der Strecke Bonn —Bingen ist der Rheinübergang fast überall vollzogen. In der Linie Bingen—Kreuznach—Kehl ist es uns gelungen, den Gegner solange aufzuhalten, bis das Gros der deutschen Truppen den Rhein überschritten hatte. Der Rückzug wurde zuerst vom Gegner nicht bemerkt, der mit Rücksicht auf seine schweren Verluste schon begonnen hatte, sich einzugraben, und unsere verlassenen Stellungen noch mehrere Stunden lang mit Trommelfeuer belegte. Von morgen früh ab ist der Rhein die Grenze zwischen den beiden Armeen. Jeder Versuch der Gegner, den Rhein zu überschreiten, wird von uns hartnäckig bekämpft werden. Alle Versuche der Franzosen, vom Elsass aus in Baden einzudringen, sind bisher abgeschlagen worden. Anders ist die Lage im Norden.
Nachdem alle Versuche, die Front Aachen—Bonn zu durchbrechen, scheiterten, hat die Entente die holländische Neutralität gebrochen und ist uns nach Durchquerung des Maastrichtzipfels in den Rücken gefallen. Es gelang der gegnerischen Vorhut, in München-Gladbach einzudringen, das aber von zwei deutschen Divisionen, die bei Wesel den Rhein überschreiten sollten, sofort wieder genommen wurde.
Wir haben daraufhin Aachen gestern morgen aufgegeben. Die Front wird jetzt ungefähr in folgender Linie gehalten: Deutsche Grenze, Kanal München-Gladbach—Rheydt, Düren, Bonn. Die Gefahr einer großen Umzingelung scheint abgewendet zu sein. Wenn der im Gang befindliche Angriff auf Rheydt und München-Gladbach Erfolg haben und zum Durchbruch führen sollte, ist damit zu rechnen, dass 4 bis 5 deutsche Divisionen abgeschnitten und gefangen genommen werden. In ungefähr 48 Stunden wird der Rheinübergang auch im Norden überall vollzogen sein. Der Zentralrat der Roten Arbeiterwehren im Ruhrgebiet hat beschlossen, die Rheinlinie unter allen Umständen zu verteidigen. Zusammenfassend glaube ich sagen zu können, dass wir stark genug sind, die Rheinlinie von der holländischen Grenze bis Basel gegen alle Angriffe zu verteidigen. Da die niederländische Neutralität jedoch kampflos aufgegeben worden ist, besteht die Gefahr, dass unser rechter Flügel nördlich des Rheins umgangen wird. Die Verteidigung der langen ungeschützten Nordgrenze vom Rhein bis zur Nordsee würde uns sehr schwer fallen. Wir haben deshalb sofort eine Note an die niederländische Regierung gerichtet und sie ersucht, den Schutz der holländischen Neutralität selbst aufzunehmen, da wir uns sonst gezwungen sähen, auch in Holland einzumarschieren. Als Verteidigungsstellung in Holland käme die wegen ihrer Kürze wertvolle Linie Wageringen—Zuidersee oder eine Stellung entlang der Yssel in Frage."
Lenin: „Nach diesem Bericht könnten wir annehmen, dass wir imstande seien, die Rheinlinie zu halten. Ich teile diesen Optimismus nicht. Ich bestehe vielmehr darauf, dass unverzüglich alle Maßnahmen getroffen werden, damit ein vielleicht notwendig werdender Rückzug sich nicht zur Katastrophe auswächst. Es handelt sich um folgende Maßnahmen:
1. Eine neue Verteidigungslinie muss festgelegt und ausgebaut werden.
2. Das eventuell zu räumende Gebiet ist von jeglichem rollenden und Kriegsmaterial zu entblößen. Die Zerstörung aller Anlagen, die den einrückenden Gegnern von Nutzen sein können, ist vorzubereiten.
3. Alle Ersatztruppenteile und neugebildeten roten Formationen müssen marschbereit gehalten werden, um jederzeit zurückgenommen werden zu können.
4. Es müssen alle Vorbereitungen zur illegalen Zersetzungsarbeit im Rücken des Gegners getroffen werden. Flugblätter zur Verbreitung unter die Truppen der Kapitalisten sind jetzt schon zu drucken. Es sind zuverlässige Genossen zu bestimmen, die zwecks Durchführung dieser höchst verantwortungsvollen und wichtigen Aufgabe zurückbleiben. Gleichzeitig schlage ich vor, den Westmächten nochmals ein Waffenstillstandsangebot zu unterbreiten. Diesem Angebot werden wir Nachdruck verleihen durch eine Proklamation an die Ententetruppen, in der wir die Gründung des Bundes der Sozialistischen Rätestaaten bekannt geben und worin wir sie auffordern, sich unserer Bewegung anzuschließen. Wir werden ihnen mitteilen, dass wir nochmals um Waffenstillstand ersucht haben. Wir werden sie auffordern, sich jeder Beschießung friedlicher deutscher Städte zu widersetzen. An die Inder, Marokkaner und Neger in den Reihen der Ententetruppen ergehen besondere Aufrufe. Bevor ich die Aussprache über diesen Punkt eröffne, verlese ich einige inzwischen eingelaufene Telegramme. Murmansk heute nacht, Uleaborg in frühen Morgenstunden eingenommen. Rote Nordtruppen begrüßen Zentralrat des B.d.S.R.S. Es lebe die proletarische Revolution.
Soldatenrat Nordfront
Wir protestieren gegen Ententeeinmarsch und gegen kampflose Aufgabe der Neutralität. Unsere Sympathie gehört der roten Staatenunion.
Opposition der Sozialdemokratischen Partei Hollands Englische Truppen in Eiderstedt gelandet. Marschieren eideraufwärts. Arbeiterrat Husum
Rote Arbeiterwehr von Hamburg-Altona-Wandsbek und Harburg ist mit roten Soldaten und Matrosen ausgerückt, um von Engländern besetzte Schleuse in Brunsbüttelkoog wieder zu erobern. Zentralrat Hamburg
Und nun eine gute, eine unerwartet gute Nachricht!
Hört, Genossen:
Als die Niederlage der französischen Landungstruppen in Russland und Rumänien bekannt wurde, proklamierte der Arbeiter- und Soldatenrat von Konstantinopel vorgestern abend die Räterepublik. Deutsche, türkische und einzelne französische und englische Deserteure, sowie türkische Arbeiter und Bauern bildeten eine Rote Garde. Ganz Konstantinopel jubelte. Ententetruppen verhielten sich zunächst neutral. Dann erhielten sie Befehl, gegen die Revolution vorzugehen. Ein Teil meuterte sofort, ein Teil wurde gefangen genommen, der Rest auf die Schiffe zurückgetrieben. An Bord der Schiffe meuterten die Matrosen. Die Offiziere wurden gefangen genommen. Die roten Soldaten und Matrosen kamen wieder an Land. Gestern abend erschien die französische Schwarzmeerflotte vor dem Bosporus und verlangte freie Durchfahrt. Wurde verweigert. Darauf zog sich die Flotte wieder zurück. Heute früh ist sie wiedergekommen und unter roten Fahnen im Hafen von Konstantinopel eingelaufen. Die Genossen Marty und Badina, die Vertreter der roten Matrosen und Offiziere, sprechen augenblicklich in einer Massenversammlung über die Ereignisse an Bord. Es lebe der Bund der Sozialistischen Rätestaaten!
Der internationale Soldatenrat von Konstantinopel (Minutenlang stürmischer Beifall.)
Genossen, wir freuen uns über diese gute Nachricht. Aber wir müssen uns hüten, uns allzu großen Illusionen hinzugeben. Wir werden den Sieg erringen, aber wir werden ihn erringen müssen unter ungeheuren Opfern und Anstrengungen. Im Osten werden wir unaufhaltsam fortschreiten. Im Westen aber haben wir noch manche Nuss zu knacken. Die Genossen der französischen Schwarzmeerflotte haben den ersten Schritt getan: sie haben sich geweigert, gegen die Revolution zu kämpfen. Sie müssen jetzt auch den zweiten Schritt tun: sie müssen