Wenn wir 1918 ……. Walter Muller

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Wenn wir 1918 …… - Walter  Muller

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Kampf sofort weiterzutragen. Adrianopel und die Halbinsel Gallipoli sind sofort zu besetzen. Die Dardanellen müssen gegen alle Angriffe verteidigt werden. Es ist schnellstens eine rote Armee zu bilden, die auf Sliven Burgas vorstoßen soll, mit dem Ziel, sich mit unserer Schwarzmeer- und Donauarmee zu vereinigen. Nach eben eingelaufenen Telegrammen sind die Orte Köln, Koblenz und Karlsruhe von feindlichen Fliegern mit Bomben belegt worden. Fliegerangriffe auf Düsseldorf, Mainz, Frankfurt und Mannheim sind von unseren Fliegerstaffeln abgewehrt worden. Unsere Fluggeschwader haben im Kampf gegen die Übermacht große Verluste erlitten, aber auch beachtenswerte Erfolge erzielt. Außer den abgeschossenen gegnerischen Flugzeugen sind 34 französische Flugzeuge gezwungen worden, auf rechtsrheinischem Gebiet niederzugehen. 13 französische und englische Flieger sind freiwillig rechts des Rheins gelandet, weil sie die Fortsetzung des Kampfes unter den obwaltenden Umständen nicht gutheißen. Einige haben sich sogar bereit erklärt, aktiv auf Seite der Revolution weiterzukämpfen.

      Der deutsche Rat der Volksbeauftragten hat in einem Funkspruch an das Interalliierte Hauptquartier und in einem Aufruf an die Ententetruppen folgende Erklärung abgegeben : Wir haben uns freiwillig verpflichtet, die im imperialistischen Kriege zerstörten nordfranzösischen und belgischen Gebiete wieder aufzubauen. Wir sehen uns aber außerstande, dieses Versprechen weiter aufrechtzuerhalten, wenn in völlig sinnloser Weise deutsche Städte zerstört und ihre friedlichen Bewohner getötet werden. Wir sind nach wie vor bereit, Frieden zu schließen, verlangen aber sofortige Einstellung aller Kampfhandlungen."

      Das Wort erhält der Delegierte Frankreichs.

      „Genossen, ich stehe vor euch in einer sehr schweren Situation. Ihr dürft nichts Unmögliches von uns verlangen. Wir sind noch nicht so weit, um zum bewaffneten Aufstand schreiten zu können. Aber wir bereiten ihn vor. Die Regierung hat gedroht, die ,Humanite' zu verbieten und die Parteileitung in den Anklagezustand zu versetzen, wenn wir unsere Friedenspropaganda nicht einstellen. Wir haben eine Adresse folgenden Inhalts an die republikanische Regierung gerichtet:

      Die französischen Sozialisten haben sich während des ganzen Krieges restlos für die Landesverteidigung eingesetzt. Frankreich ist jetzt frei vom Feinde. Der Friede ist gesichert, der Kaiser geflohen. Weshalb wird jetzt der Krieg wieder aufgenommen? Wir sind bereit, aus Sicherheitsgründen auch noch die Besetzung des linken Rheinufers gutzuheißen. Wir sind aber nicht bereit, den Krieg weiter zu unterstützen, wenn er auch in rechtsrheinisches Gebiet vorgetragen werden soll. Wir fordern die Kameraden in der Armee auf, sich an Angriffen gegen das rechtsrheinische Ufer auf keinen Fall zu beteiligen. Genossen! Soeben wird mir folgende Meldung übergeben: Starke französische Truppenmassen überschritten nach heftiger Feuervorbereitung den Rhein bei Straßburg. Die deutschen Truppen ziehen sich kämpfend auf den Schwarzwald zurück. Ein Angriff auf Kehl ist abgeschlagen worden. Von Karlsruhe und Rastatt aus ist ein Vorstoß in die linke Flanke der französischen Truppen im Gange.

      Roter Soldatenrat der 28. Inf.-Div.

      Das ist schlimm, Genossen, aber das bedeutet: Bürgerkrieg in Frankreich. Er wird damit enden, dass auch Frankreich sich dem Bunde der Sozialistischen Rätestaaten anschließt. Vorläufig ist es noch nicht so weit, Genossen. Ich bin dafür, dass ihr den Plan des Genossen Lenin annehmt. Je tiefer die französischen Truppen in Deutschland eindringen, je mehr sie mit der revolutionären Bevölkerung in Fühlung kommen, desto eher werden sie einsehen, dass sie nicht mehr für Frankreich, sondern für den Kapitalismus kämpfen. Desto eher wird unsere Arbeit von Erfolg gekrönt sein." Lenin (8 Uhr abends): Es ist beschlossen worden, folgende Hauptverteidigungslinie auszubauen: Nordsee, Weser, Werra, Böhmerwald, Linz, Graz, Mur, Drau, Donau. Die Rheinlinie wird noch 10 Tage gehalten. In der Zwischenzeit wird das ganze Gebiet westlich unserer Hauptverteidigungslinie geräumt von allen Truppen, von allem rollenden Eisenbahn- und Beförderungsmaterial, von allem Kriegsmaterial, unter Mitnahme von möglichst großen Proviantvorräten.

      In Holland rücken die Ententetruppen in Eilmärschen nordwärts vor und haben die Maas überschritten. Die in Nordholland einrückenden ersten Abteilungen der Roten Armee stießen zuerst auf Widerstand, der aber rasch zusammenbrach. In einigen Fällen weigerte sich holländisches Militär, gegen Rotarmisten zu kämpfen, mit der Begründung, dass die Regierung ihre Neutralität auch gegen die Ententetruppen nicht verteidige.

      Vom Interalliierten Hauptquartier ist folgende Antwort auf unser Waffenstillstandsangebot eingelaufen: Alle Geschütze, Gewehre und alle Munition sowie alle Flugzeuge und Kriegsschiffe sind sofort abzuliefern. Alle Truppen, die sich am Kampf in der Linie Aachen—Bonn beteiligt haben, sind auf linksrheinischem Gebiet zu internieren. An Beförderungsmaterial ist das Doppelte der im ersten Waffenstillstandsabkommen festgesetzten Mengen abzuliefern. Wenn diese Forderungen nicht innerhalb 24 Stunden angenommen werden, erkennen wir den Rat der Volksbeauftragten nicht mehr als rechtmäßige deutsche Regierung an. Wir verhandeln dann nur noch mit der in Holland gebildeten neuen deutschen Regierung, die sich bereits zur Annahme dieser Bedingungen bereit erklärt hat. Genossen! Es ist natürlich gar nicht daran zu denken, dass wir diese Bedingungen annehmen. Mag die Entente die neue Regierung in Amerongen anerkennen! Das kann uns nur recht sein. Der frühere Kronprinz hat, aus Wieringen zurückgeholt, den Vorsitz übernommen. Die eigentlichen Manager dieser Regierung sind die Herren Stinnes, Thyssen und Klöckner. Eine Regierung ohne Land, eine Regierung ohne Anhänger, wenn man nicht gerade die Ententetruppen als ihre Anhänger betrachten will. Die erste Tat dieser neuen Regierung ist glatter Landesverrat. Durch englische und französische Flieger ließ sie Flugblätter über unseren Reihen abwerfen. Unsere Kameraden und vor allem die Offiziere werden aufgefordert, der Revolutionsregierung die Gefolgschaft zu versagen. Die Waffen sollen niedergelegt und an die Entente ausgeliefert werden. Die neuen Waffenstillstandsbedingungen sind von dieser angeblichen „Volksregierung" ohne weiteres angenommen worden. Was denkt ihr, Genossen, wie wird die Front auf diese Flugblätter reagieren?"

      Der Delegierte des Zentralsoldatenrats der Westfront erhält das Wort:

      „Genossen! Dieser Aufruf wird vielleicht Erfolg haben bei den Etappenoffizieren, bei den Offizieren, die das Ende des Krieges in der Heimat abgewartet haben. Er wird aber wenig Erfolg haben bei den Offizieren der Westarmee. Die letzten Monate in Frankreich und Belgien sind eine gute Vorschule für die Revolution gewesen. Die tiefe Kluft, die fast während des ganzen Stellungskrieges zwischen Mannschaften und Offizieren bestand, ist in den letzten Monaten fast ganz verschwunden. Es gab keine besonderen Offiziersunterstände, kein besonderes Offiziersessen mehr. Es gab nur Rückzug, harten Kampf gegen den nachrückenden Gegner. Verluste, viele Verluste. In elenden, schnell ausgeworfenen Erdlöchern, verschmutzt und verdreckt, bei kärglicher, schnell verschlungener Nahrung. So haben wir die letzten Monate zusammen gelebt, gekämpft und gelitten. Unter diesen Umständen sind sich Mannschaften und Offiziere viel näher gekommen als jemals zuvor während des ganzen Krieges. Die Mehrzahl der wirklichen Frontoffiziere wird daher ihre Mannschaften auch jetzt nicht verlassen. Sie werden aus dem jung erwachsenen Kameradschaftsgefühl bei uns bleiben. Vielleicht wäre das alles anders, wenn die Revolution weiter nichts gewesen wäre als Defaitismus.

      Jetzt aber wissen wir, wofür wir weiterkämpfen. Jetzt erhalten auch die Kämpfe, die wir hinter uns haben, die Millionen von Todesopfern, noch nachträglich einen Sinn. Jetzt kennen wir die große, herrliche Aufgabe, die wir zu lösen haben. Und wir werden diese Aufgabe lösen, Genossen. Natürlich wird der Klassenunterschied sich bemerkbar machen, darum müssen die Frontoffiziere in unsern Reihen sorgsam überwacht werden. Alle Elemente, die sich weigern, mit uns zu kämpfen, werden als Kriegsgefangene behandelt."

      Das Wort erhält der englische Genosse Smith:

      „Genossen! Ich war Telegraphist im Interalliierten Hauptquartier. Ich hätte der Revolution auf diesem Posten unschätzbare Dienste leisten können. Wenn ich ihn trotzdem verlassen habe, dann könnt ihr daraus erkennen, dass es eine sehr wichtige Sache ist, die mich hierher trieb. Es gelang mir, die Maas noch kurz vor den Ententetruppen zu überschreiten. Von Wesel aus bin ich in einem Flugzeug des Arbeiterrates hierher geeilt, um euch die ungeheuerlichen Pläne der Ententestaaten mitzuteilen. Ein interalliierter

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