und das Unglück habe dich nicht geworfen.‹ Er nahm den Anteil in heller Freude hin und tat auch seinerseits wieder einen Laden auf; und einige Tage und Nächte ging alles ruhig. Dann aber kam mein zweiter Bruder, jener zweite Hund, dem auch der Sinn auf Reisen stand, verkaufte seine Waren und seinen Vorrat und ließ sich, ob wir ihn auch zu halten suchten, nicht mehr halten. Er kaufte eine Ausrüstung und zog mit andern Wandrern davon. Nach einem vollen Jahre kam er zurück, wie mein älterer Bruder zurückgekommen war; und als ich zu ihm sagte: ›O mein Bruder, riet ich dir nicht von der Reise ab?‹ da vergoß er Tränen und rief: ›Mein Bruder, dies ist der Spruch des Schicksals: hier stehe ich, ein Bettler, ohne einen Dirhem, und ohne ein Hemd auf dem Rücken.‹ So führte ich ihn in das Bad, o Dschinni, kleidete ihn in neue eigene Kleider, führte ihn in meinen Laden und setzte ihm Speise und Trank vor. Ferner sprach ich zu ihm: ›O mein Bruder, ich pflege meine Rechnung zu Beginn des Jahres aufzustellen, und was ich an Überschuß finde, soll zwischen dir und mir sein.‹ So zog ich denn, o Ifrit, die Bilanz, und als ich zweitausend Dinare Gewinn fand, dankte ich dem Schöpfer (er sei erhöht und erhoben!), gab meinem Bruder die eine Hälfte und behielt die andere für mich. Da beeilte er sich und tat einen Laden auf, und so lebten wir viele Tage. Nach einer Weile aber begannen meine Brüder, mich zu drängen, ich solle mit ihnen reisen; doch ich lehnte es ab und sprach: ›Was gewannet ihr durch eure Reise, daß ich durch sie gewinnen sollte?‹ Und da ich ihnen kein Ohr leihen wollte, so kehrten wir jeder in seinen Laden zurück und kauften und verkauften wie zuvor. Sie aber drängten mich ein ganzes Jahr lang, zu reisen, und ich weigerte mich immer, bis volle sechs Jahre verstrichen waren, und dann willigte ich mit diesen Worten ein: ›O meine Brüder, hier stehe ich, euer Reisegefährte; jetzt laßt mich sehen, wieviel Geld ihr besitzet.‹ Ich fand nun, daß sie keinen Deut mehr hatten, denn sie hatten das Ihre verschwendet durch Prassen und Trinken und fleischliche Lust. Aber ich sprach kein Wort des Vorwurfs; ja, ich stellte noch einmal meine Rechnung auf und verkaufte Waren und Vorrat; und als ich mich im Besitze von sechstausend Dinaren sah, teilte ich sie freudig in zwei Hälften und sagte zu meinen Brüdern: ›Diese dreitausend Goldstücke sind für mich und für euch zum Handel. Die andere Hälfte laßt uns vergraben, damit sie uns diene, wenn uns ein Unglück widerfährt, denn dann haben wir jeder tausend, um einen Laden zu eröffnen.‹ ›Recht ist deine Rechnung,‹ erwiderten beide, und ich gab einem jeden seine tausend Goldstücke und behielt die gleiche Summe für mich, nämlich tausend Dinare. Dann kauften wir passende Waren ein, mieteten ein Schiff, und nachdem wir unsere Waren eingeschifft hatten, zogen wir aus und fuhren Tag für Tag, einen ganzen Monat lang, bis wir in einer Stadt ankamen, wo wir unsere Waren verkauften; und für jedes Goldstück verdienten wir zehn. Und als wir uns wieder zur Reise wandten, fanden wir an der Meeresküste ein Mädchen in zerrissener und zerschlissener Kleidung, und sie küßte mir die Hand und sprach: ›O Herr, lebt Freundlichkeit in dir und Erbarmen? Ich kann dir eine passende Gegengabe dafür bieten.‹ Und ich erwiderte: ›Gewiß; wahrlich, in mir leben Wohlwollen und gute Werke, ob du mir auch keine Gegengabe bötest.‹ Sprach sie: ›Nimm mich zum Weibe, o mein Herr, und bringe mich in deine Stadt, denn ich habe mich dir ergeben; drum tue eine Freundlichkeit an mir, ich bin von denen, die taugen für gute Werke und Wohltat: ich will sie dir vergelten, und schäme dich nicht meines Aussehns.‹ Als ich ihre Worte hörte, sehnte mein Herz sich nach ihr, denn also wollte es Allah (er sei erhöht und erhoben!); und ich nahm sie und kleidete sie und bereitete ihr im Schiff eine schöne Lagerstatt und handelte ehrenhaft an ihr. So segelten wir weiter, und mein Herz hing sich an sie in äußerster Liebe, und ich trennte mich von ihr weder Tag noch Nacht und achtete ihrer mehr als meiner Brüder. Und sie entfremdeten sich mir und wurden eifersüchtig auf meinen Reichtum und auf die Fülle der Waren, die ich hatte, und ihre Augen verschlangen gierig meinen ganzen Besitz. Da berieten sie sich, mich zu ermorden und meinen Reichtum an sich zu nehmen, und sagten: ›Laßt uns unseren Bruder erschlagen, und all sein Geld ist unser‹; und Satan zeigte ihnen diese Tat in so schönen Farben, daß sie mich in meiner Kammer suchten (ich schlief zur Seite meines Weibes), und uns beide ergriffen und ins Meer hinabwarfen. Mein Weib aber erwachte erschreckt aus dem Schlaf und wurde alsbald zu einer Ifritah; und sie griff mich auf und brachte mich auf eine Insel und verschwand auf kurze Zeit; aber am Morgen kehrte sie zurück und sagte: ›Hier bin ich, deine treue Sklavin, die dir gebührend vergolten hat; denn ich griff dich auf Befehl des Allmächtigen aus dem Wasser auf und rettete dich vom Tode. Wisse, ich bin eine Dschinniyah, und als ich dich sah, liebte mein Herz dich nach dem Willen des Herrn, denn ich glaube an Allah und seinen Propheten (den der Himmel segne und behüte!). Daher kam ich zu dir, wie du mich sahest, und du nahmest mich, und siehe, jetzt habe ich dich vor dem Sinken gerettet. Aber ich bin ergrimmt wider deine Brüder, und sicherlich muß ich sie erschlagen.‹ Als ich nun ihre Geschichte hörte, staunte ich und dankte ihr für alles, was sie getan hatte, und sagte: ›Aber meine Brüder darfst du nicht erschlagen.‹ Da erzählte ich vom Beginn unseres Lebens bis zum Ende alles, was sich mit ihnen zugetragen hatte, und als sie es hörte, sprach sie: ›Heute nacht will ich als ein Vogel über ihr Schiff hinfliegen und es versenken und sie so erschlagen.‹ Sprach ich: ›Allah sei mit dir, tue das nicht, denn das Sprichwort sagt: O du, der du Gutes tust an dem, der Böses tut, laß den Missetäter seinen Missetaten. Und sie sind immer noch meine Brüder.‹ Sie aber versetzte: ›Bei Allah, es hilft nichts, ich muß sie erschlagen.‹ Ich demütigte mich vor ihr, und sie hob mich auf und flog mit mir fort, bis sie mich schließlich auf dem Terrassendach meines Hauses niedersetzte. Ich tat die Türen auf und holte hervor, was ich vergraben hatte, und nachdem ich die Leute begrüßt hatte, tat ich meinen Laden wieder auf und kaufte mir Waren. Als nun die Nacht kam, ging ich nach Hause; dort fand ich zwei Hunde angebunden, und als sie mich sahen, sprangen sie auf und winselten und umschmeichelten mich; aber ehe ich noch wußte, was geschehen war, sprach mein Weib zu mir: ›Diese beiden Hunde sind deine Brüder!‹ Ich aber fragte: ›Und wer hat ihnen das angetan?‹ und sie erwiderte: ›Ich habe meiner Schwester eine Botschaft geschickt, und sie hat sie so verwandelt, und nicht eher sollen sie aus ihrer jetzigen Gestalt befreit werden, als bis zehn Jahre verstrichen sind.‹ Und jetzt bin ich auf dem Wege zur Schwester meines Weibes hier angekommen, damit sie sie befreie, nachdem sie zehn Jahre geduldet haben. Und auf dem Wege sah ich diesen jungen Mann, der mir berichtete, was ihm zugestoßen war, und ich beschloß, nicht weiterzuziehen, bis ich gesehen hätte, was zwischen ihm und dir geschehen würde. Solches ist meine Geschichte.‹ Sprach der Dschinni: ›Wahrlich, dies ist eine seltsame Geschichte, und deshalb schenke ich dir den dritten Teil seines Blutes und seiner Schuld.‹ Da sprach der dritte Schaykh, der Herr der Eselin: ›Ich kann dir eine Geschichte erzählen, wunderbarer als diese beiden, so du mir dann den Rest seines Blutes und Vergehens schenkest.‹ Und der Dschinni sprach: ›So sei es.‹ Da begann der Alte
Die Geschichte des dritten Schaykhs
›Wisse, o Sultan und Haupt der Dschann, diese Eselin war mein Weib. Nun geschahe es, daß ich auszog und ein ganzes Jahr abwesend war; und als ich von meiner Reise heimkehrte, kam ich zu ihr bei Nacht und sah einen schwarzen Sklaven bei ihr auf dem Bette liegen, und sie plauderten und scherzten und lachten und küßten sich und spielten das Lendenspiel. Als sie mich aber sah, sprang sie auf und lief mit einem Krug Wasser auf mich zu und besprengte mich unter Zaubersprüchen und sagte: ›Tritt heraus aus deiner Gestalt in die Gestalt eines Hundes‹; und ich wurde sofort ein Hund. Sie aber trieb mich zum Hause hinaus, und ich floh durch die Tür und hörte zu laufen nicht auf, bis ich zur Bude eines Schlächters kam, wo ich Halt machte und zu fressen begann, was an Knochen herumlag. Als mich der Schlächter sah, nahm er mich auf und führte mich in sein Haus, aber sowie seine Tochter mich erblickte, verschleierte sie das Gesicht vor mir und rief: ›Bringst du Männer zu mir und trittst mit ihnen bei mir ein?‹ Und ihr Vater fragte: ›Wo ist der Mann?‹ und sie versetzte: ›Dieser Hund ist ein Mann, den sein Weib verzaubert hat, und ich vermag ihn zu befreien.‹ Als aber ihr Vater ihre Worte hörte, sprach er: ›Allah sei mit dir, o meine Tochter, befreie ihn.‹ Da nahm sie einen Krug Wassers, besprach es und besprengte mich und sagte: ›Tritt heraus aus dieser Gestalt in deine frühere Gestalt.‹ Und ich kehrte in meine natürliche Gestalt zurück. Da küßte ich ihr die Hand und rief: ›Ich wollte, du verwandeltest mein Weib, wie sie mich verwandelt hat.‹ Und sie gab mir einiges Wasser und sagte: ›Sobald du sie schlafend findest, besprenge sie mit dieser Flüssigkeit und sprich die Worte, die du mich sprechen hörtest, so wird sie