Verborgen. Dieter Aurass
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Er blickte seine Frau und seine Tochter an und zwinkerte ihnen lächelnd zu. Dann wandte er sich wieder in meine Richtung und antwortete in einem nicht mehr so freundlichen Ton: »Ich habe keine Geheimnisse vor meiner Familie, Mädchen. Also los, raus mit der Sprache, was wollen Sie?«
Die Peinlichkeit der Situation war nicht mehr zu überbieten, aber jetzt war ich schon so weit gegangen, dass es keine Rolle mehr spielte, auch noch den letzten Schritt zu tun.
»Sie haben mich vergewaltigt!«, platzt es aus mir heraus, bevor ich Zeit hatte, darüber nachzudenken. Während ich versuchte, nicht haltlos zu schluchzen, fragte ich mich, was ich mit diesem Aufschrei wohl anrichten mochte?
Selbst in meinen schlimmsten Albträumen hätte ich mir nicht vorstellen können, was im nächsten Moment passierte. Sowohl Helmholtz als auch seine Frau fingen an, schallend zu lachen und wollten sich nicht mehr einkriegen.
Ich blickte entgeistert von einem zum anderen, immer wieder zwischen den beiden hin und her. Mir wollte partout nichts Sinnvolles einfallen, was ich hätte sagen können. Was wäre die richtige Reaktion in dieser Situation? Ich hatte keine Ahnung.
Das Letzte, was mir auffiel, bevor ich mich hastig umdrehte und in Panik wegrannte, war das entsetzte, schockierte und hasserfüllte Gesicht von Tatjana.
ΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩ
»Das ist ja alles wirklich spannend und interessant, aber ich hab echt was Besseres zu tun, als mir die tragische Lebensgeschichte eines gescheiterten Hausmädchens anzuhören.«
Kalle hatte die Nase voll. Draußen begann es hell zu werden und er hatte vor, das Tageslicht zu nutzen, um zu finden, was er suchte.
Es störte ihn wenig, dass die junge Frau ihn mit fest zusammengepressten Lippen und einer steilen Zornesfalte zwischen den Augen ansah. Sehr viel schlechter konnte er mit dem Blick des Doktors umgehen. Am liebsten hätte er sich vor diesen prüfenden Augen, die ihn in kleinste Einzelteile zu zerlegen schienen, weggedreht. Aber irgendwie war er wie festgenagelt.
›Du meinst wohl eher aufgespießt - so wie eine hässliche Motte in einem Schaukasten. Er analysiert dich, das ist dir doch klar, oder?‹
»Darf ich fragen, was genau Sie in dieser Villa suchen oder zu finden hoffen?«, unterbrach die ruhig und sachlich gestellte Frage des Psychologen seine beginnende innere Zwiesprache. Nun bewegte er sich wieder auf gewohntem Terrain.
»Na was wohl? Kohle natürlich, Schmuck nehm ich allerdings auch - kann man ja zu Geld machen, nicht wahr?«
Er sah die beiden prüfend an: »Ich hab zwar erst eine ungefähre Vorstellung, was die Kleine für ein Motiv hat, hier zu sein«, er schüttelte verwundert den Kopf, »aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was du hier finden willst.« Er hatte sich in Richtung des Psychologen umgewand und sah ihn einen Moment lang prüfend an.
»Es ist mir zwar schleierhaft, Doc, aber ehrlich gesagt, ist es mir auch schnurzpiepegal - solange ihr zwei mich in Ruhe meine … Arbeit … machen lasst.«
Er grinste die beiden offen an.
»Zur Polizei werdet ihr ja wohl kaum gehen können, schließlich sitzen wir ja im selben Boot. Hä hä, oder in derselben Villa.«
Er schlug sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel und stand auf. »Nachdem die Fronten nun geklärt sind, gehe wir am besten alle unserer Wege. Ihr könnt machen, was ihr wollt, solange ihr mir nicht in die Quere kommt.«
Hastig verließ er den Raum und löschte beim Hinausgehen die Beleuchtung aus. Inzwischen hatte die Morgendämmerung eingesetzt, und wenn man den Rolladen wieder hochzog, würde es hell genug in dem Raum sein. In wenigen Minuten würde die Sonne aufgehen. Direkt hinter der Tür wandte er sich nach rechts …und blieb mit dem Rücken zur Wand stehen. Er war einfach zu neugierig, wie die beiden reagieren würden und was sie für Pläne hatten.
›Der Lauscher an der Wand, hört …‹, begann seine innere Stimme. Ach sei doch ruhig, dachte er. Darum geht es doch gar nicht.
Da er die Tür nicht ganz geschlossen hatte, konnte er die Stimmen von drinnen noch immer gut verstehen.
»Ich kann Sie besser verstehen, als Sie sich vermutlich vorstellen können«, sagte der Doc gerade, »was es um so wichtiger macht, dass Sie die Geschichte nun zu Ende erzählen. Danach werden wir sehen, wie ich Ihnen helfen kann.«
Kalle konnte sich vorstellen, wie die Kleine ihn nun dankbar anlächelte oder vielleicht sogar anschmachtete.
Er spitzte die Ohren, als sie erneut begann, ihre Erinnerungen wiederzugeben.
ΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩ
Ich weiß nicht, wie ich die nächsten beiden Tage überstand. Da ich alle Beweise, die für den Übergriff vorhanden gewesen waren, gründlich weggeduscht hatte, stand Aussage gegen Aussage und ich hatte keine Vorstellung, wie ich die Polizei von der Wahrheit meiner Behauptung überzeugen sollte.
Das Verhalten von Tanja Helmholtz hatte mich am meisten geschockt. Ich wusste zwar, dass die beiden seit Jahren in getrennten Schlafzimmern nächtigten, aber dass sie ein solcher Vorwurf gegen ihren Mann so absolut kaltlassen würde - ich konnte es nicht fassen und fand auch keine einleuchtende Erklärung dafür.
Sollte ich lediglich kündigen und es einfach auf sich beruhen lassen? Nein, auf keinen Fall. Ich wollte Satisfaktion, Wiedergutmachung, irgendwas, was es mir leichter machte, mit dieser Vergealtigung weiterzuleben.
Also entschloß ich mich dazu, mit Tanja Helmholtz zu sprechen und ich hatte bereits einen Plan.
Wir saßen in Tanjas Lesezimmer und ich musste mich überwinden, sie bei dem, was ich mir vorgenommen hatte ihr zu sagen, anzusehen.
»Da ich das, was mir durch Ihren Mann angetan wurde, leider nicht mehr beweisen kann, habe ich mich dazu durchgerungen, an die Presse zu gehen, wenn er mir nicht Wiedergutmachung in geeigneter Form zukommen lässt. Ich erwarte, dass Ihr Mann sich öffentlich zu seiner Tat bekennt und Reue zeigt.«
Sie wirkte zerknirscht, aber gefasst.
»Kindchen, ich muss mich entschuldigen, dass ich gelacht habe, als Sie uns das erste Mal von dieser abscheulichen Tat berichtet haben. Ich hätte das dem alten Sack gar nicht mehr zugetraut.«
Sie stand auf und wanderte ziellos in dem Zimmer auf und ab. »Ich brauche jetzt etwas Stärkeres als Kaffee. Darf ich Ihnen auch einen Drink anbieten?«
Ich nahm ihr Angebot widerwillig an, unter anderem auch deshalb, weil ich das Zittern meiner Hände einfach nicht unter Kontrolle bringen konnte. Zwei Minuten später standen zwei Highball-Gläser mit einer braunen Flüssigkeit vor uns. Ich zögerte nicht lange und schüttete nach einem kurzen von ihr geäußerten »zum Wohl« den Drink schneller in mich hinein, als es gut sein konnte. Es war mir egal, Hauptsache meine Nerven beruhigten sich langsam.
Ich versuchte, mich auf das zu konzentrieren, was Tanja nun sagte: »Ich denke, ich werde drastische Maßnahmen ergreifen müssen, auch