Tom Jones. Henry Fielding

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Tom Jones - Henry Fielding

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war, wozu ihm allein der Ehestand und keineswegs ein strafbares Liebesverständnis verhelfen oder ein Recht geben konnte.

      Er hatte nicht lange über diese Sache nachgegrübelt, als er sich erinnerte, daß er einen Bruder habe, dem diese böse Unfähigkeit nicht anklebte. Er zweifelte nicht, es würde diesem Bruder glücken; denn er glaubte zu bemerken das gnädige Fräulein sei nicht ohne Neigung zum heiligen Ehestande, und der Leser wird vielleicht, wenn er die Eigenschaften des Bruders vernimmt, die Zuversichtlichkeit nicht tadeln, womit er seinem Bruder einen guten Ausgang prophezeite.

      Dieser Herr war ungefähr fünfunddreißig Jahre alt. Er war von mittlerer Statur, und das, was man wohlgebaut nennt; er trug eine Narbe an der Stirn, welche weniger seiner Schönheit schadete, als von seiner Tapferkeit zeugte (denn er war Offizier und stand auf halbem Sold), er hatte gute Zähne, und wenn er wollte etwas Freundliches in seinem Lächeln. Obgleich von Natur sein Anstand, seine Mienen und sein Blick viel Rauhes hatten, so konnt' er doch dieses Rauhe jede Minute ablegen und ganz freundlich und wohlaufgeräumt scheinen. Es mangelte ihm nicht an guter Lebensart, auch nicht völlig an Witz, und in seiner Jugend hatte er manchen lustigen Streich vollführt; nun hatte er zwar seit kurzem einen ernsthafteren Charakter angenommen, aber wenn er wollte, konnte er wieder spaßhaft genug sein.

      Er hatte ebenso wie der Doktor eine akademische Erziehung gehabt, denn sein Vater bestimmte ihn, aus eben der väterlichen Macht und Gewalt, deren wir vorhin erwähnt haben, zum geistlichen Stande. Da aber der alte Herr das Zeitliche segnete, bevor der Sohn ordiniert war, so wählte er Degen und Kokarde für Mantel und Kragen, und zog ein Offizierpatent vom Könige der Vokation zu einem Pfarrdienst vor.

      Er hatte sich eine Leutnantsstelle unter den Dragonern gekauft, und brachte es hernach bis zum Kapitän. Weil er aber mit seinem Oberst Händel anfing, ward er genötigt seine Kompanie zu verkaufen, von welcher Zeit an er denn ein völliges Philisterleben geführt, sich aufs Lesen der heiligen Schrift gelegt hatte, und wegen eines Hanges zur Pietisterei eben nicht verdächtig war.

      Es schien daher nicht unmöglich, daß ein solcher Mann bei einer Dame von so gottesfürchtiger Gesinnung, und deren Herz, außer einem Zuge zum heiligen Ehestande, überhaupt von keiner Sympathie zu einem besondern Gegenstand gefesselt war, sein Glück machen würde; warum aber der Doktor, der gewiß keine große Freundschaft für seinen Bruder hegte, doch seinetwegen darauf dachte, die Gastfreundschaft des Herrn Alwerth mit solchem Undank zu belohnen, das ist ein Punkt, der sich nicht so leicht aufklären läßt.

      Gibt es wirklich einige Gemüter, die ihr Vergnügen ebenso im Unheilstiften suchen, wie andere, von denen man denken muß, daß sie es in der Tugend und im Wohlthun finden; oder steckt darin ein Vergnügen, bei einem Diebstahle, den man nicht selbst begehen kann, ein Helfershelfer zu sein? Oder endlich (welches die Erfahrung sehr wahrscheinlich zu machen scheint) finden wir einen Wohlgefallen darin, unsere Anverwandten emporzubringen, selbst dann, wenn wir nicht die geringste Liebe und Achtung für sie hegen?

      Ob einer von diesen Bewegungsgründen auf den Doktor wirkte, das wollen wir nicht entscheiden, aber so verhielt sich die Sache. Er schickte nach seinem Bruder und fand leicht Gelegenheit, ihn dem Herrn Alwerth als eine Person vorzustellen, die ihm nur einen kurzen Besuch zu machen gedächte.

      Der Kapitän war noch keine Woche im Hause gewesen, als der Doktor Ursache fand, sich über seine Menschenkenntnis Glück zu wünschen. Der Kapitän war wirklich ein ebenso großer Meister in der Kunst zu lieben, als vor alten Zeiten Ovid. Obendrein hatte er noch einige nötige Fingerzeige von seinem Bruder erhalten, die er nicht ermangelte zu seinem besten Vorteile anzuwenden.

Elftes Kapitel.

      Enthält viele Regeln und einige Beispiele für Liebeslustige: Beschreibung von Schönheit und andern klugheitsgemäßeren Verleitungen zum Ehestande.

      Es ist von weisen Männern oder Weibern, ich habe vergessen von wem von beiden, angemerkt worden, daß alle Menschen einmal in ihrem Leben verliebt zu werden verurteilt sind. Ein gewisses Alter ist, soviel ich mich erinnere, dafür nicht festgesetzt; das Alter aber, welches Fräulein Brittjen erreicht hatte, scheint mir zu dieser Bestimmung eine ebenso schickliche Periode zu sein, als irgend eine andere; freilich tritt sie oft viel früher ein, wenn das aber nicht geschieht, so habe ich bemerkt, fehlt's um diese Zeit selten oder gar niemals. Wir können noch ferner bemerken, daß in diesem Alter die Liebe von ernsthafterer und stetigerer Natur sei, als die, welche sich zuweilen in jüngern Jahren des Lebens blicken läßt. Die Liebe junger Dirnen ist zu schwankend, grillenhaft, eigensinnig und läppisch, daß wir nicht allemal entdecken können, was das junge Ding eigentlich will; ja man kann fast zweifeln, ob sie's auch allemal selbst wisse.

      Nun aber sind wir bei einem Frauenzimmer von vierzigen hierüber nie in Verlegenheit; denn da solche ernsthafte, bedächtige und wohlerfahrene Personen wohl wissen, was sie selbst wollen, so ist es einem Manne vom geringsten Scharfsinne um so leichter, es mit der höchsten Gewißheit zu entdecken.

      Fräulein Brigitta ist ein Beispiel von allen diesen Beobachtungen. Sie war noch nicht lange in der Gesellschaft des Kapitäns gewesen, als sie von dieser Leidenschaft befallen wurde. Sie ging auch nicht lange welk und wimmernd im Hause herum wie ein unreifes, närrisches Mädchen, das nicht weiß, was und wo es ihm fehlt; sie fühlte, sie kannte, und genoß die angenehme Empfindung, die sie ebensowenig fürchtete, als sich ihrer schämte, da sie wohl wußte, daß sie nicht nur unschuldig wäre, sondern sogar auf ganz löbliche Endzwecke ginge.

      Und die Wahrheit zu sagen, befindet sich durchgehends ein großer Unterschied wischen der vernünftigen Leidenschaft, welche Jungfrauen von diesem Alter zu Mannspersonen befällt, und der eiteln kindischen Liebelei eines Mädchens gegen einen Knaben, welche öfters nur auf das bloße Aeußerliche und auf dergleichen Dinge von geringem Werte und keiner Dauer hinaus geht; als da sind: rosenrote Wangen, kleine, lilienweise Hände, schleenschwarze Augen, fliegende Haarlocken, Daunenfedern, sprossendes Kinn, ein gedrungener Wuchs, ja zuweilen auch Reize von noch geringerem Werte als diese, und noch weit weniger ein wirkliches Eigentum des Burschen; der gleichen als äußere Verzierungen der Person, welche er dem Schneider, dem Spitzenwirker, dem Friseur, dem Hutmacher, der Stickerin und nicht der Natur zu verdanken hat. Solcher Leidenschaften mögen die Mädchen sich freilich wohl schämen, wie sie gewöhnlich thun, sich selbst oder andern zu gestehen.

      Die Liebe des Fräulein Brigitta war von einer andern Art. Der Kapitän hatte in seinen Kleidungen jenen Stutzerschöpfern nichts zu verdanken; und auch seine Person war der Natur eben nicht viel mehr schuldig. Seine Person und Kleidung waren so beschaffen, daß, wären sie in einer Assemblee oder in einem Zirkel bei Hof erschienen, sie das Gelächter und die Verachtung aller feinen Damen auf sich gezogen hätten. Die letzte war in der That reinlich, aber schlichtweg von altem Schnitt, grob und außer der Mode; die erste so, wie wir solche ausdrücklich oben beschrieben haben. Die Haut seiner Wangen war so weit von der Rosenfarbe entfernt, daß man nicht einmal unterscheiden konnte, von was für einer natürlichen Farbe seine Wangen wären, weil ein schwarzer Bart, der bis an die Augen hinaufreichte, solche völlig bedeckte. Sein Wuchs und seine Gliedmaßen waren allerdings von richtigem Verhältnis, aber so plump, daß sie vielmehr die Stärke eines Pflugtreibers als eines Städters verrieten. Seine Schultern waren über alle Maßen breit und seine Waden dicker als die Waden eines Sänftenträgers. Kurz, seine ganze Person hatte nichts von der zierlichen Schönheit, welche gerade das Gegenteil von plumper Stärke ist und welche die meisten unserer feinen Herren vom Stande so anmutiglich schmückt und die sie großenteils dem hohen Blute ihrer Anherren zu verdanken haben; das heißt, dem Blute, welches sich von hochgewürzten Brühen, edlen Weinen und teils durch eine frühzeitige Hof- und Stadterziehung absondert.

      Obgleich Fräulein Brigitta eine Dame von höchst delikatem Geschmack war, so fand sie doch den Umgang des Kapitäns so reizend, daß sie die Fehler seiner Person völlig übersah. Sie bildete sich ein und das vielleicht sehr weislich,

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