Tom Jones. Henry Fielding
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Es läßt sich denken, daß ein Edukator von solchen Eigenschaften und Neigungen gar keine Gefahr lief, den gelehrten Seminarien zu Eaton oder Westminster großen Abbruch zu thun. Unverblümt zu sprechen, seine Schüler waren in zwei Klassen verteilt. In der obersten saß ein junger Herr, der Sohn eines benachbarten Gutsherrn, welcher in einem Alter von siebzehn Jahren eben bis in seine Syntaxis gekommen war, und in der niedern saß ein zweiter Sohn eben jenes Landjunkers, welcher darin nebst sieben Jungens aus dem Kirchspiele lesen und schreiben lernte.
Das Einkommen, welches diese Schulanstalt abwarf, möchte schwerlich hingereicht haben, dem Lehrer die fröhlichen Genüsse des Lebens zu verschaffen, hätte er nebst diesem Amte nicht auch zugleich die Aemter eines Küsters und Barbierers verwaltet, und hätte nicht Herr Alwerth dem Ganzen einen Jahrgehalt von zehn Pfund hinzugethan, welche der arme Mann jede Weihnachten empfing und wodurch er instandgesetzt war, sein Herz während dieses heiligen Festes fröhlich und guter Dinge sein zu lassen.
Unter andern Schätzen besaß der Pädagog auch ein Weib, das er aus Herrn Alwerths Küche ihres Vermögens wegen geheiratet hatte, denn sie hatte wirklich an zwanzig Pfund zusammengespart.
Dieses Ehegemahl war nicht sehr liebreizend von Person. Ob sie wirklich meinem Freunde Hogarth zu der Zeichnung saß, lasse ich dahingestellt sein, aber sie glich dem jungen Frauenzimmer Zug für Zug, das auf dem dritten Blatte vom Harlots Progreß ihrer Gebieterin Thee einschenkt. Sie war dabei eine offenbare Anhängerin jener berühmten Sekte, welche in sehr alten Zeiten von der heiligen Xanthippe gestiftet worden; vermittelst dessen sie in der Schule sich mehr Ehrfurcht erwarb, als selbst ihr Eheherr. Denn die Wahrheit zu gestehen, war er dort ebensowenig jemals Herr, als er es sonst irgendwo in ihrer Gegenwart sein durfte.
Obgleich ihre Physiognomie eben nicht die größte natürliche Sanftmut andeutete, so mochte doch ihr Gemüt durch einen Umstand noch etwas mehr versäuret sein, der gewöhnlich das Glück der Ehen vergiftet. Denn Kinder werden gar richtig Liebespfänder genannt und ihr Mann, ob sie schon neun Jahre im Ehestande lebten, hatte ihr noch kein solches Pfand gegeben. Ein Fehler, den er mit nichts entschuldigen konnte, weder mit Alter noch mit Krankheit; denn er war nicht volle dreißig und dabei das, was man so einen wackern fixen jungen Mann nennt.
Hieraus entstand ein andres Uebel, welches dem armen Edukator nicht wenig Unruhe zuzog, auf den sie unaufhörlich so eifersüchtig war, daß er kaum mit einem Weibe oder Mädchen im Kirchspiel sprechen durfte, denn war er gegen ein weibliches Geschöpf nur im geringsten höflich, oder wechselte er nur einige Worte mit ihr, so war ihr sein Weib gewiß auf dem Dache und ihm dazu.
Um sich in ihrem eigenen Hause gegen allen Ehestandsverlust in Sicherheit zu stellen, trug sie beständig Sorge, da sie doch eine Magd halten mußte, solche aus einer Klasse von den Töchtern des Landes zu wählen, deren Gesichter man als eine Art von Bürgschaft für ihre Ehrlichkeit nimmt; von welcher Zahl, wie der Leser vorher schon belehrt worden ist, Hanna Jones eine war.
Da das Gesicht der jungen Dirne eine sehr annehmliche Bürgschaft von vorbesagter Art genannt werden mochte und ihre Aufführung allezeit höchst ehrbar gewesen war (welches beim weiblichen Geschlecht allemal die Folge von Verstand und Klugheit ist), so hatte sie in Herrn Rebhuhns Hause (denn so hieß der Schulpräzeptor) über vier Jahre hingebracht, ohne ihrer Hausfrau den mindesten Argwohn einzuflößen. Man war ihr sogar mit ungewöhnlicher Güte begegnet, und ihre Hausfrau hatte Herrn Rebhuhn erlaubt, ihr die Unterweisung zu geben, von welcher unsre Geschichte bereits Meldung gethan hat.
Allein mit der Eifersucht geht's gerade, wie mit dem Podagra; ist die Krankheit einmal im Blute, so ist man keine Stunde sicher vor ihrem Ausbruche; und der stellt sich oft ein bei der geringsten Veranlassung, und wenn man's am wenigsten vermutet.
So überfiel es die Frau Rebhuhn, welche es sich vier Jahre hindurch hatte gefallen lassen, daß ihr Ehemann der jungen Dirne Unterricht gebe, und ihr oft nachgesehen hatte, wie sie ihre Arbeit versäumte, um ihrer Gelehrsamkeit obzuliegen. Denn als sie eines Tages, da das Mädchen eben in einem Buche las und ihr Lehrer über ihr gelehnt stand, vor der Stube vorbeiging und die Dirne, ich weiß nicht warum, plötzlich von ihrem Stuhle aufsprang, war dies zum erstenmale, daß sich in dem Kopfe ihrer Gebieterin ein Verdacht einstellte.
Dieser entdeckte sich gleichwohl nicht sogleich zu der Zeit, sondern lag und lauerte in ihrem Gemüte wie ein versteckter Feind, der eine Verstärkung erwartet, bevor er sich öffentlich erklärt und wirkliche Feindseligkeiten verübt, und diese Verstärkung langte bald an, um ihren Verdacht zu vermehren: denn als nicht lange nachher Mann und Frau beim Mittagessen saßen, sagte der Herr zur Magd: »Da mihi aliquid Porum,« worauf die arme Dirne lächelte, vielleicht über das schlechte Latein, und als ihre Hausfrau die Augen auf sie warf, ward sie rot, vermutlich darüber, daß sie es für unrecht hielt, über ihren Lehrer und Herrn gelacht zu haben. Frau Rebhuhn geriet hierüber augenblicklich in Wut und warf den hölzernen Teller, von welchem sie aß, der armen Hanna nach dem Kopfe, wobei sie schrie: »Du unverschämtes Nickel! willst du vor meiner Nase dein Spiel mit meinem Manne treiben?« Und in eben dem Augenblick sprang sie von ihrem Stuhle auf mit einem Messer in der Hand, womit sie vermutlich eine sehr tragische Rache verübt haben würde, hätte nicht das Mädchen den Vorteil benützt, daß sie der Thüre näher war als ihre Herrschaft, und wäre sie nicht ihrer Wut dadurch ausgewichen, daß sie davonlief. Denn der arme Hausvater, sei es nun, daß ihn das Erstaunen erstarrt hatte, oder daß ihn die Furcht (welches ebenso wahrscheinlich ist) abhielt, die geringste Widersetzlichkeit zu wagen, der saß da zitternd und mit aufgesperrten Augen in seinem Stuhle; er machte auch nicht die geringste Miene sich zu regen oder zu sprechen, bis seine Hausehre, als sie von ihrem Nachjagen zurückkam, einige Verteidigungsanstalten zu seiner eignen Erhaltung notwendig machte; und er ebenfalls geraten fand, dem Beispiele der Magd zu folgen und sich zurückzuziehen.
Diese gute Frau war ebensowenig als Othello von einer Stimmung:
– To make a Life of Jealousy,
And follow still the Changes of the Moon
With fresh suspicions.
(Ein Leben voll Eifersucht zu leben,
Folgen der Wandelbarkeit des Mondes
Mit oft erneutem Verdacht.)
Bei ihr wie bei ihm,
– To be once in doubt
Was once to be resolved –
(Nur einmal einen Zweifel
Hieß auf einmal ihren Entschluß fassen.)
Sie befahl also der Hanna, auf der Stelle ihre Siebensachen zu packen und sich zu trollen, denn sie wäre entschlossen, sie solle die Nacht nicht mehr unter ihrem Dache schlafen.
Rebhuhn hatte aus Erfahrungen zu viel gelernt, um sich in eine so heikliche Sache zu mischen. Er nahm also Zuflucht zu seinem gewöhnlichen Rezepte: Geduld! denn, ob er freilich wohl nicht ein großer Adept im Latein war, so hatte er doch den Rat ins Herz wie ins Gedächtniß gefaßt, welcher heißt:
– Leve fit, quod bene fertur Onus.
deutsch: »Die wohlgetragne Last wird leicht.«
Ein Weisheitsbrocken, den er immer im Munde führte, und von dessen Wahrheit er oft, wie man auch nicht leugnen kann, Gelegenheit hatte, sich durch Erfahrung zu überzeugen.
Hannchen wollte ihre Unschuld verteidigen, aber der Sturm brauste zu heftig, um sie Gehör finden zu lassen. Sie machte sich also ans Einpacken, wobei sie nur wenig