Tom Jones. Henry Fielding
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Nachdem er das ganze Schlachtfeld von Feinden völlig gereinigt hatte, so gut als jemals die Helden Homers oder Don Quichotte, oder irgend sonst ein andrer irrender Ritter auf dieser Welt gethan haben könnten, kehrte er zu Molly zurück, die er in Umständen antraf, die sowohl mir als meinen Lesern wehe thun müßten, wenn ich solche hier beschreiben wollte. Tom gehabte sich, als wär' er von Sinnen gekommen, zerschlug sich die Brust, raufte sein Haar, stampfte den Boden und schwur allen die bitterste Rache, die nur Hand mit im Spiele gehabt hätten. Dann schälte er seinen Rock ab, knöpfte solchen um ihre Schulter, setzte ihr seinen Hut auf den Kopf, wischte ihr mit seinem Taschentuche, so gut er konnte, das Blut aus dem Gesichte und rief dem Bedienten zu, er solle reiten was er könne und einen Sattel oder Reitkissen holen, damit er sie sicher nach Hause bringen könnte.
Neffe Blifil hatte seine Einwendungen gegen das Wegreiten des Bedienten, weil sie nur einen bei sich hätten; allein, da Herr Quadrat den Befehl unterstützte, ward er auch genöthigt, sich's gefallen zu lassen.
Der Bediente kam in sehr kurzer Zeit mit dem Reitkissen zurück, und Molly, nachdem sie ihre zerrissenen Kleidungsstücke, so viel als thunlich, wieder angesammelt hatte, ward hinter ihm aufs Pferd gesetzt. Auf dieser Weise ward sie nach Hause geführt, in Quadrats, Blifils und Jones' Begleitung.
Hier, nachdem Jones seinen Rock wieder genommen, ihr einen verstohlnen Kuß gegeben, und ihr ins Ohr geraunt hatte, daß er diesen Abend noch wieder zu ihr kommen wolle, verließ er seine Maria und ritt seiner Gesellschaft nach.
Nicht gar zu friedsamen Inhalts.
Molly hatte sich nicht so bald wieder in ihre gewöhnlichen Fetzen geworfen, als die Zungen ihrer Schwestern gewaltiglich über sie herfuhren, der ältesten vorzüglich, welche ihr sagte: es sei ihr ganz recht geschehen. »Was hat sie die Ausverschämtheit und zieht ein Putzkleid an, das Vrölen Western der Mutter keschenken hat. Wenn's ja Eens von uns sollt' tragen,« sagte sie, »sollt' ich meenen, währ ich's; mihr käm's von Gotts und Rechtsweg'n zuhe. Aber näh, da meent se, Wunder was m'r Pisse! 's käm' ihrer kroossen Schenhet alleen' zuhe; denkst wohl kahr, wär'st scheen Rahel alleene.« »Kriegt'r doch emaal den Scherben von Spiegelglas vom Thresorchen!« sagte eine andre; »'ch wollt' mer toch woll erst das Plutt vons Kesicht' runner waschen, eh 'ch von mein Scheensein schwätzte.« »Pesser thät's, 's hätt geholten was ter Pfarrer kesogt,« schrie ihre älteste Schwester, »und nicht uf te Mannsberschoonen kehorcht.« »Wohl wahr!« seufzte die Mutter aus tiefer Brust, »wohl wahr! Uns alle medenander hat's in Schimpf un Schant kebracht. 'S ist tie erpärmlichste Huhre, tie merr nach in tär Vamilje erlebt hahn.« – – »Nah, tas laß ich merr och nicht so uf te Nase häft'n; Mutter! Worzu's schält'n?« schrie Molly. »Merr wiss'n jo ooch, taß Mutter med mihner ältsten Schwäster ta nedder kamb, als se nach 'er Hoochzig sprieben: un ta acht Tage umme waren. Merr wiss'ns rächt kuht.« »Ja, Nickel!« schrie die wütende Mutter, »ja, tas dath 'ch: was för 'n krooß Unheel war'n aber tabei, heh? 'ch war schon acht Tage vorhin en ehrliche Frau kemacht worden. Un wänn du ooch met Ehrn unner te Hauben kommen thätst: so sollt's mech net ärgern; schär mech nichts drum. Aber näh, ta muß sie's met 'm Jonker vom Aetelhoff ufnähm'n, tie albern Pälmke; un nu kregt s' en Huhrkind! Ja! Luder! 'n Huhrkind kregste! un wär kann sich's understöhn, mir tas nachzesag'n, mir! he?«
In dieser Lage fand der schwarze Jakob die Seinigen, als er wegen der vorhin erwähnten Verrichtung in seinem Hause anlangte. Seine Frau und drei Töchter sprachen alle auf einmal und zugleich, und zwar die meisten aus voller Lunge; er mußte also eine ziemliche Zeit harren, bis er sein Wort anbringen konnte; sobald er aber eine kleine Pause wahrnahm, erzählte er der Gesellschaft, was ihm Sophie gesagt hatte.
Nun fing die gute Frau Seegrim erst recht an, ihrer Tochter die Epistel zu lesen: »Ho'! 'n lustige Patsche is es, ta tie Schandbalg ons nein führt! Was wert nu Vröhl'n von dein'n Tambursack sag'n. O, taß 'ch so 'n Schimpf erleben muß!«
Molly antwortete mit großer Keckheit: »Was is es tän for'n fornähmer Tienst, den Fatter for mech kefunden hat? (denn er hatte nicht recht verstanden, was Sophie mit den Worten, ›zu ihrer eignen Aufwartung‹, hatte sagen wollen) 's werd wohl uf'ne Küch'nmagd, unner der Köch'n n'aus loofen. Aber, näh, 'ch will keen'n Menschen te schmutz'gen Teller ufwasch'n, tas will 'ch net. Mein Jonker werd' mech kans pesser versorg'n. Ta säht, was 'r mirr noch heint' Nachmeddag keköb'n hat; 'r hat mirr wohl versproch'n, taß mirr's nimmer an Kält fehlen soll, tas gloob' ech! Un ehr, Mutter, soll's ooch net an Kält fählen, wann's nur ehre Zunge zahm'n kann, un sich's will wohl sein lass'n!« Und indem sie so sagte, zog sie verschiedne Goldstücke hervor und gab der Mutter eins davon ab.
Das gute Weib fühlte nicht so bald das Gold in ihrer Faust, als sich ihr Zorn (so mächtig wirkend ist diese Panacee) zu mildern anfing. »Aber, Mann!« sagte sie, »warste ooch nicht 'en rechter Pinselstiel! nicht e'mal zu frag'n, was för'n Tienst 's war, eher'n für Tochter Molly annahmst? Wer weiß, ob's net in'ner Küch'n is? Wie's Tochter Mahry sagt'. Un, ja wahrhaftig, zem Aschenbröd'l iß se mir doch ooch ze saur geworden, uf te Welt ze setz'n. Tänn, so arm ich pin, so stammte 'ch toch von wohl kuter Vammilje. Obschons, weil mein Vatter, das ein geistlicher Djaknus war, mir keine große Brautschatzung nachließ; Gott hab'n selig! als er starb hatt er net so viel, taß mirr'n kaum unner de Erde pringen konnt'n – ja, so wollt' ich sag'n, taß ich mich so wegwerf'n mußt, 'en armen Schlucker von Jäger zu frei'n: so trag' ich mein' Nas' toch eb'n so hoch, als all solch vornehm Volks. Sieh doch, daß dich te Hunde nich peissen! Se thäte pesser, Vröle Western, wenn s' nich so dick thäte, und pedächt, wer tänn er Kroßvatter war. Kewisse Leute, von unser Vammilje sollt 'ch meenen, konnt'n wohl in Gutsch un Karreten fahren, wenn te Kroßvätter von andren, tie nun's krosse Maul hab'n, ver petz post lohren gingen. Je, meen Treu! meent, wohl Wunder, was se kethan hat, taß se uns tie alte Fahne von Kleed schickte. Mancher von mein'r Vamilje hätt solch'n Bettel nich von'r Kassen ufkehob'n; aber an armen Leut'n will all's die Füße wischen! – Tie Kirchleut brauchten's och nich so 'n Spektakel über Molly ufzehüb'n. – Hätts tem Pack wohl sagen könn'n, Kind, tas dein Frau Kroßmama viel pess're Kleeder trug; un alles bar von d'r Ellen. Sie dah!«
»Nun, gut!« schrie Jakob, »aber denk' nur drauf, was soll ich dem Fräulein für Antwort bringen?« »Antwort? hem, was ze Antwort da!« sagte sie; »ich wees keene! Er führt seine Vamilje immer so, taß te Ochsen an Berge stihn. Weist's noch, als du's Feldhuhn stipitztest? Riet ich tir nicht, sollst dich für Junker Westers Wildzahn hüten? Sagt' ich's tir net manch lebes Jahr voraus, wie's keh'n würd'? Aber da bestund 'r uf sein'n tummen sechs Sinnen! Ja, ja! that's du's nicht? Du – Lotterbub, du. –«
Der