Tom Jones. Henry Fielding

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Tom Jones - Henry Fielding

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Entschuldigung sein Begehren vorzubringen anfing, daß er sie um eine Gunst zu bitten hätte, welche ihre Gütigkeit, wie er hoffte, ihm nicht versagen würde.

      Ob nun gleich so wenig des jungen Menschen bisheriges Betragen, als auch die Art und Weise, wie er sein Gesuch einleitete, von der Beschaffenheit waren, daß sie ihr hätten eine billige Ursache zum Verdacht geben können, er wolle ihr einen Liebesantrag thun, so mußten doch (sei's nun, daß ihr die Natur etwas ins Ohr raunte, oder aus was Ursache sonst, die ich nicht entscheiden will, genug so viel ist gewiß) einige Ideen von der Art bei ihr entstanden sein, denn ihre Wangen verloren ihre Farbe, sie zitterte an allen Gliedern und ihre Zunge würde gestottert haben, hätte Tom auf eine Antwort gewartet; aber er erlöste sie bald aus dieser Verwirrung, indem er fortfuhr, ihr den Inhalt seines Gesuchs zu erklären, welcher darin bestand, daß er sie um ihre Fürsprache für den Wildmeister bäte, dessen eigenes sowohl als seiner Frau und Kinder Verderben die unausbleibliche Folge davon sein müßte, wenn Herr Western ihn weiter gerichtlich verfolgte.

      Sophie erholte sich augenblicklich von ihrer Verwirrung und sagte mit einem höchst holdseligen Lächeln: »Ist das die wichtige Gunstbezeigung, um die Sie so feierlich baten? das will ich vom Grunde des Herzens gern thun. Ich habe wirklich Mitleiden mit dem armen Schlucker und erst gestern noch habe ich seiner Frau eine geringe Kleinigkeit hingeschickt.« Diese geringe Kleinigkeit war: eins von ihren Kleidern, etwas Wäsche und einige Gulden an Gelde; wovon Tom Jones gehört und welches ihm wirklich den Vorsatz in den Kopf gesetzt hatte, sich um diese Fürbitte zu bewerben. Unser Jüngling, der dadurch, daß es ihm so weit gelungen, kühner geworden war, wollte nun die Sache weiter treiben, und wagte es sogar, sie zu bitten, sie möchte ihn zu ihres Vaters Diensten empfehlen. Er beteuerte dabei, er hielte ihn für einen der ehrlichsten Kerle in der ganzen Gegend umher, und für die Stelle eines Wildmeisters, die eben glücklicherweise bei ihrem Herrn Vater erledigt wäre, auf alle Fälle sehr tüchtig.

      Sophie antwortete: »Gut! Auch das will ich versuchen! Aber ich kann nicht versprechen, daß ich's eben so gut zustandebringen werde als das erste, denn so viel versichre ich Sie, ich lasse meinen Vater nicht eher, bis er mir das zugesagt hat. – Doch will ich alles für den armen Kerl thun, was ich nur kann; denn ich betrachte sowohl ihn, als die Seinigen, aufrichtiglich für einen Gegenstand des Mitleidens. – Und nun, lieber Herr Tom Jones, muß ich auch Sie um eine Gefälligkeit bitten.«

      »Um eine Gefälligkeit, Fräulein! Mich!« rief Tom Jones. »Kennten Sie das Vergnügen, das Sie mir durch die Hoffnung erwecken, einen Ihrer Befehle zu erhalten, Sie würden überzeugt sein, daß Sie mir durch die bloße Erwähnung dieses Befehls die größeste Gewogenheit erweisen; denn bei dieser lieben Hand schwöre ich's, mein Leben gäbe ich gerne hin, um Ihnen einen Gefallen zu erzeigen.«

      Hierbei haschte er ihre Hand und küßte solche mit Inbrunst; welches das erste Mal war, daß seine Lippen sie berührten. Das Blut, welches vorher ihre Wangen verleugnet hatte, büßte seine Sünde dadurch völlig, daß es ihre Wangen und ihren Busen mit solcher Heftigkeit durchströmte, daß sie beide die höchste Scharlachfarbe bekamen. Sie fühlte hier zum erstenmal eine Empfindung, die ihr bis dahin fremd gewesen war, und welche sie, als sie Muße gewann darüber nachzudenken, mit einem Geheimnis bekannt machte, welches der Leser, wofern er's noch nicht so ganz völlig erraten haben sollte, in gehöriger Zeit erfahren wird.

      Sophie, sobald sie zu reden vermochte (und das war nicht so augenblicklich), belehrte ihn, die Gewogenheit, die sie sich von ihm ausbäte, wäre, ihren Vater nicht in so viele Gefahren beim Jagen zu leiten; denn nach dem, was sie gehört, wäre sie täglich in großer Angst, wenn sie zusammen ausritten, und müßte erwarten, daß er eines Tages mit gebrochenen Gliedmaßen nach Hause gebracht würde. Sie bäte ihn deswegen, er möchte, aus Freundschaft für sie, doch vorsichtig sein: und da, wie er wohl wüßte, ihr Vater bei keinem gefährlichen Ritte ihn allein lassen oder zurückbleiben würde: so möchte er doch nicht gar zu tollkühn reiten, oder künftig so waghalsig über Graben und Hecken setzen.

      Tom versprach, ihren Befehlen getreulich nachzuleben; und nachdem er ihr für die gütigste Gewährung seiner Bitte bestens Dank gesagt hatte, nahm er seinen Abschied und ging höchst entzückt über seine Verrichtung nach Hause.

      Die arme Sophie war zwar auch entzückt, aber auf eine sehr verschiedene Weise. Ihre Empfindungen wird sich aber des Lesers Herz (wenn er oder sie eins hat) viel besser vorstellen, als ich sie darstellen kann, hätte ich auch so manche Zunge, als jemals ein Poet sich gewünscht hat – vermutlich um die vielen Leckerbissen zu kosten, womit er so reichlich versehen wird. Es war Herrn Westerns Gewohnheit, alle Nachmittage, sobald er sein Räuschchen hatte, seine Tochter auf'm Klavier spielen zu hören: denn er war ein großer Liebhaber der Musik und hätte, wenn er in einer Stadt gewohnt, für einen Kenner passieren mögen; denn er hatte beständig an den schönsten Kompositionen etwas auszusetzen. Nichts gefiel ihm in der Musik, was nicht leicht und singbar war. Und daher denn auch seine liebsten Stücke von folgender Art waren, als: »Ihr Schönen höret an – Die Tochter will ins Kloster ziehen – Stürmt, reißt und ras't ihr Unglückswinde – und dergleichen mehr.«

      Seine Tochter war eine so feine Kennerin der Musik und eine so geschickte Klavierspielerin, daß sie für sich selbst keine andere Sachen als von Händel, Bach, Benda und solchen großen Meistern gespielt haben würde; doch war sie so sehr auf ihres Vaters Vergnügen bedacht, daß sie auch jene Murkys und Gassenhauer sich hatte aufschreiben lassen. Unterdessen versuchte sie es zuweilen, ihn zu ihrem eigenen Geschmacke herüberzuziehen, und wenn er sie um seine Leibstückchen bat, antwortete sie wohl zuweilen mit einem: »Ach, nun! lieber Papa!« und bat ihn dann, er möchte ihr erlauben, daß sie ihm eine von ihren neuen Sonaten vorspielen dürfte.

      Diesen Abend aber, als ihr Vater mit seiner Weinflasche fertig war, spielte sie ihm, ohne sich erst bitten zu lassen, alle seine Leibstückchen dreimal hintereinander vor. Dies gefiel dem guten Junker dergestalt, daß er aus seinem Lehnstuhl aufsprang, seiner Tochter einen Kuß gab und schwur, ihre Hand sei viel fertiger geworden. Sie nahm diese Gelegenheit wahr, ihr dem Tom Jones gegebenes Versprechen auszurichten, und es glückte ihr damit so gut, daß der Junker sich erklärte, wenn sie ihm noch einmal: »drei Jäger ritten auf die Jagd,« vorspielen wollte, so sollte der Wildmeister schon morgen früh seine Bestallung haben. Drei Jäger ritten wurde nun gespielt und wiederge spielt, bis der Zauber der Musik Herrn Western in einen süßen Schlummer wiegte. Den andern Morgen versäumte Sophie nicht, ihn an sein Versprechen zu erinnern. Herrn Westerns Sachwalter ward augenblicklich geholt, ihm aufgetragen, die gerichtliche Verfolgung einzustellen und die Bestallung auszufertigen.

      Die Wirkung von der Fürbitte des Tom Jones erscholl sehr bald über Flecken und Dorf, und verschieden waren darüber die Urteile. Einige billigten es sehr, was er gethan, als einen Beweis von einem guten Herzen; andre sagten mit Hohnlächeln: kein Wunder, daß ein Bettler beim Diebe Gevatter steht. Der junge Blifil war darüber ganz wütig. Er hatte lange schon den schwarzen Jakob in eben dem Maße gehaßt, als Tom ihm günstig war. Nicht als ob er von ihm jemals wäre beleidigt worden, sondern aus purer Liebe zur Religion und Tugend: denn der schwarze Jakob stand im Rufe eines losen Zeisigs von Kerl. Blifil legte also diese Handlung des Tom Jones so aus, als strafte er dadurch Herrn Alwerth ins Angesicht über Jakobs Abschied und bezeigte mit großem Leidwesen, daß es unmöglich wäre, einen andern Beweggrund für diesen, einem gottlosen Schuft erwiesenen Liebesdienst zu finden.

      Schwöger und Quadrat stimmten in das nämliche Liedlein ein: sie waren nun, besonders der letzte, auf Tom Jones mit der Witwe sehr eifersüchtig geworden; denn er näherte sich nun seinem zwanzigsten Jahre, war wirklich ein sehr hübscher junger Mensch, und die Dame schien ihn nach ihrer täglich zunehmenden Freundlichkeit mehr und mehr dafür zu halten.

      Alwerth ließ sich indessen durch ihre Heimtücke nicht bewegen. Er erklärte, er sei mit dem, was Jones gethan, sehr zufrieden. Er sagte: die Beharrlichkeit und redliche Treue seiner Freundschaft sei höchlich zu loben und wünschte er nur, daß er häufigere Beweise von dieser Tugend sehen möchte. Allein Madame Fortuna, welche selten solchen luftigen Burschen,

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