Neues Vertrauen. Ute Dombrowski

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Neues Vertrauen - Ute Dombrowski

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Auch Bianca gab ihm die Schuld, denn er hatte sie direkt in Simons Arme geschickt. Wenn …. Wenn … ja, wenn er doch anders gehandelt hätte.

      Eric trank eine Tasse Kaffee, aß eine Scheibe Toast mit Marmelade und dachte mit Grauen an die bevorstehende Weihnachtszeit. Er würde sich zuhause verbarrikadieren und sinnlos betrinken, denn Weihnachten ohne Bianca überstehen zu müssen, hielt er für eine Folter.

      Jetzt zog er die Tür hinter sich zu und fuhr ins Büro. Am Nachmittag hatte er einen Gerichtstermin, wofür er nochmals die Akten durchging. Vor Biancas Tod hatte er immer noch geprüft, wie er einen Täter oder eine Täterin auf den richtigen Weg bringen konnte und ob er oder sie vielleicht einen Grund für die Tat hatte. Nicht, dass er ihn nicht strafen wollte, aber mit Bianca hatte er gelernt, nicht nur schwarz und weiß zu sehen, sondern auch die Zwischentöne. Mancher Täter hatte ein durchaus nachvollziehbares Motiv, doch wählte er dann den falschen Weg.

      Heute war es anders: Jemand, der etwas falsch gemacht hatte, musste bestraft werden. Er dachte nur in diese eine Richtung und setzte oft die Höchststrafe an.

      Das Telefon klingelte und der Oberstaatsanwalt rief ihn zu sich. Eric seufzte und erhob sich. Nach seinem schwachen Klopfen und einem energischen „Herein!“ sah er sich einem Mann gegenüber, der ihn mit durchdringendem Blick musterte.

      „Wie geht es Ihnen jetzt mit dem Verlust Ihrer Freundin?“, fiel der Oberstaatsanwalt direkt mit der Tür ins Haus.

      „Gut, es geht mir gut“, log Eric mit einem verrutschten Lächeln.

      „Das glaube ich Ihnen eher weniger. Mir ist zu Ohren gekommen … ach was, man redet über Sie, dass Sie sich nicht im Griff hätten. Das betrifft unter anderem auch die Forderungen nach der Höchststrafe in den Verhandlungen. Wo ist Ihre Umsicht geblieben?“

      „Die Menschen waren allesamt schuldig und hart zu bestrafen.“

      „So, wie Sie sich bestrafen möchten?“

      Eric schwieg und hielt dem scharfen Blick seines Vorgesetzten stand.

      „Herr Ströckwitz, bitte sprechen Sie weiter mit Ihrer Psychologin. Sie müssen wieder festen Boden unter den Füßen kriegen, sonst kann ich Ihnen keinen Fall mehr anvertrauen. Bisher haben Sie auch die verzwicktesten Fälle mit Bravour gemeistert, auch wenn wir hin und wieder nicht einer Meinung waren. Aber es ist wichtig, dass Sie wieder ein Gespür für unser Rechtssystem bekommen. Das war es dann, gehen Sie an die Arbeit.“

      Eric schwieg weiter und verließ das Büro. Er verstand alles, was der Oberstaatsanwalt gesagt hatte, doch er konnte nicht anders reagieren. Wenn er nicht Simon geschickt hätte, um Bianca abzuholen, würde sie jetzt noch leben. Er trug die Schuld und er hätte genauer hinsehen müssen. Seine Antennen hatten versagt. Er hatte jemandem vertraut, der ein Profi der Täuschung war. Und wer sagte ihm denn, dass die Angeklagten vor Gericht nicht auch logen und betrogen, wenn Sie Reue zeigten oder jammerten? Darum wollte er lieber hart sein, denn wenn diese Leute schnell wieder auf freiem Fuß waren, würden sie neues Unheil stiften. Das galt es zu verhindern und darum würde er am Nachmittag auch wieder die Höchststrafe fordern. Ein Mann hatte seine Frau die Treppe hinuntergestoßen, weil sie im Streit zugegeben hatte, dass sein Kind doch nicht SEIN Kind war. Der Täter hatte an den vorangegangenen Tagen der Verhandlung immer geweint und seine Tat bereut.

      Aber war er ehrlich oder war das nur Show, um das Strafmaß zu senken? Hatte ihm sein Anwalt dazu geraten, um Staatsanwaltschaft und Richter milde zu stimmen? Eric wusste nur eines: Der Mann hatte seine Frau getötet und dafür musste er bestraft werden.

      Mit Schwung schob er die Akte beiseite und rieb sich die Hände. Dann griff er zum Telefon und rief Ferdinand an.

      „Hallo, hat sich die Neue schon gemeldet?“

      „Hallo Eric, nein, sie ist doch erst angereist. Übermorgen soll sie anfangen. Ich habe sie gebeten, sich zu melden, sowie sie da ist, denn ich möchte vorher mit ihr reden.“

      Eric bedankte sich und legte auf. Diese Susanne Wescham aus Potsdam sollte Biancas Platz einnehmen.

      „Pfff“, murmelte Eric, „das wird ihr nicht gelingen. Und schon gar nicht mit dieser Vorgeschichte. Niemals wird sie Bianca ersetzen können.“

      Was hatten sich die Leute da oben nur dabei gedacht, eine strafversetzte Polizistin herzuholen, damit sie an Biancas Stelle hier ermittelte? Robin war befördert worden und hatte in den letzten Monaten oft mit Hannes zusammengearbeitet, doch wie immer war Hannes nur ausgeliehen. Die Entscheidung, einen Ersatz für Bianca zu finden, hatten alle endlos vor sich hergeschoben, doch nun war es soweit. Die Neue würde kommen, in Biancas Büro arbeiten, auf Biancas Platz sitzen, Biancas Computer bedienen und mit Robin zusammen Fälle lösen.

      Eric legte die Hände vor sein Gesicht. Er war erschöpft und traurig.

      4

      Susanne hatte ihre erste Nacht in Eltville verbracht und doch noch erstaunlich gut geschlafen. Nach dem Aufwachen wollte sie mit Phillip telefonieren, hatte es aber gelassen. Der hat mit mir abgeschlossen und es sich in seinem neuen Leben schon eingerichtet, dachte sie missmutig. Es wurde Zeit, dass auch sie eine Entscheidung traf.

      Sie hatte sich keinen Wecker gestellt, obwohl es ungewohnt war, an einem Dienstag auszuschlafen. Einen Moment war sie in Versuchung, Ferdinand Waldhöft doch schon anzurufen, aber dann winkte sie ab und sprang aus dem Bett. Sie würde sich Eltville anschauen, gut essen, eine Weile am Rhein sitzen und sehen, wohin der Tag sie brachte. Susanne ging ins Bad, duschte und zog sich warm an. Dann machte sie sich auf den Weg in die Altstadt, um einen Kaffee und etwas zum Essen zu finden.

      Als sie in einer gemütlichen Bäckerei saß, eine dampfende Tasse Milchkaffee und zwei belegte Brötchen samt Frühstücksei vor sich hatte, ging ihr ein Gedanke durch den Kopf: Vielleicht war es wirklich Zeit für eine Veränderung gewesen und dieser Neuanfang war eine Chance. Jetzt müsste sie nur noch eine Wohnung finden, damit sie sich ein Nest bauen konnte. Sie nahm sich auch vor, nach dem Frühstück mit Phillip reinen Tisch zu machen. Sie war nicht geschaffen für eine Fernbeziehung. Punkt.

      Draußen hasteten die Menschen vorbei, die ihre Weihnachtseinkäufe erledigten. Eine Frau Mitte dreißig betrat die Bäckerei und sprach mit der Verkäuferin. Diese nickte und die Frau entnahm ihrer Tasche ein laminiertes Blatt und eine rolle Klebestreifen. Sie kam auf Susannes Tisch zu.

      „Guten Morgen, Entschuldigung, darf ich mal etwas ans Fenster kleben?“

      Susanne grüßte und rutschte ein Stück zur Seite.

      „Was ist das?“

      Die Frau setzte sich kurz und schnitt vier Klebestreifen ab, die sie an die Tischkante klebte.

      „Mein Ex-Mann hat mir das Haus gelassen, aber für mich allein ist es zu groß. Ich fürchte mich sogar manchmal. Es ist hier in der Nähe, ein altes Fachwerkhaus, und das knarzt oft in der Nacht. Darum habe ich mich entschlossen, eine Wohngemeinschaft zu gründen. Ich habe eine Wohnungsanzeige formuliert und hoffe, dass sich schnell jemand findet.“

      Susanne nickte wie hypnotisiert und ihr Herz klopfte. Sie biss sich auf die Unterlippe und dachte nach. Wäre eine Wohngemeinschaft nicht genau das Richtige? Sie wäre nicht allein und hätte jemanden zum Reden.

      „Moment“, sagte sie und zog die Anzeige zu sich herüber.

      Das Haus hatte sieben Zimmer, die Frau bot zwei

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