Neues Vertrauen. Ute Dombrowski

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Neues Vertrauen - Ute Dombrowski

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      „Vielleicht müssen Sie nicht mehr suchen.“

      Die Frau runzelte die Stirn.

      „Wie? Was?“

      „Ich bin Susanne Wescham aus Potsdam, gestern angereist, um am Donnerstag meine neue Stelle bei der Polizei hier in Eltville anzutreten. Ich bin erstmal in eine Ferienwohnung gezogen, aber auf Dauer stelle ich mir das blöd vor. Darf ich mir Ihr Haus mal ansehen?“

      Die Frau strahlte über ihr sanftes Gesicht.

      „Wow, dass sich so schnell jemand meldet, hätte ich nicht gedacht. Ich bin Karin Borkenbach, Erzieherin in der Kita.“

      Sie streckte die Hand über den Tisch und Susanne schlug ein. Die Kommissarin bezahlte und zusammen verließen sie die Bäckerei. Susanne folgte Karin um zwei Ecken und dann standen sie vor einem wunderschönen Fachwerkhaus, dessen weiße Gefache zwi­schen den dunklen Balken strahlten. Eine späte Rose blühte an der Hauswand.

      „Rosen gibt es hier überall, nicht umsonst sind wir eine Rosenstadt. Bitte!“

      Karin hatte aufgeschlossen und die beiden betraten das Haus. Im Untergeschoss gab es eine große Wohnküche, ein riesiges Wohnzimmer, das Bad, eine Abstellkammer und zwei kleinere Zimmer, die bis auf ein paar Schränke leer waren.

      „Ich hätte diese beiden Räume gern als Kinderzimmer eingerichtet, aber dann musste sich mein Mann eine Jüngere suchen. Jetzt gehen wir nach oben.“

      Susanne folgte ihr die enge Treppe hinauf. Dort öffnete Karin die erste Tür links, die den Blick auf ein helles, geräumiges Zimmer freigab.

      „Hier könnte das Wohnzimmer sein mit Platz für einen Schreibtisch und eine Couch und so weiter, wenn Sie sich mal zurückziehen wollen. Man muss ja in einer WG nicht ständig aufeinander hocken. Und hier nebenan könnte das Schlafzimmer sein, mit zwei Zimmern ist das nicht so hotelmäßig. Und wir sind auch keine jungen Studentinnen mehr, nicht wahr?“

      Susanne nickte lachend.

      „Ich bin sechsunddreißig.“

      „Ich zwei Jahre älter. Das würde schon mal gut passen.“

      Karin zeigte Susanne noch zwei kleine Zimmer, in denen sie Sachen abgestellt hatte. Das war wirklich mehr Platz für eine Person als nötig. Jetzt schwieg sie und starrte Susanne gespannt an.

      Nachdenklich trat die Kommissarin im kleinen Schlafzimmer ans Fenster. Endlich drehte sie sich um.

      „Wenn Sie nicht weitersuchen wollen, würde ich gern hier einziehen. Ich bin ganz allein und kenne niemanden. Und irgendwie sind Sie mir echt sympathisch. Ist mein Job ein Problem? Ich arbeite bei der Mordkommission.“

      „Uh“, sagte Karin, „das ist doch spannend, da können Sie mir immer live von den Fällen berichten. Ich würde mich freuen, wenn Sie hier einziehen. Müssen Sie nochmal drüber schlafen?“

      Susanne schüttelte den Kopf.

      „Na dann, ich habe unten einen Mietvertrag. Passt die Miete?“

      „Natürlich. Und als Beamte kommt auch der Lohn immer pünktlich, also wird das keine Probleme geben.“

      Sie hielt Karin die Hand entgegen und die schlug ein.

      „Ich bin Susanne.“

      „Ich bin Karin.“

      Sie gingen nach unten, wo Susanne den Mietvertrag unterschrieb. Dann umarmten sich die beiden Frauen und es fühlte sich an, als hätten sie einen Pakt geschlossen. Susanne war nicht mehr allein und Karin hatte eine kleine Nebeneinnahme und Gesellschaft in dem großen Haus. Die frisch gebackene Vermieterin holte eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank und schenkte zwei Gläser ein.

      „Oh Mann, das wird lustig“, sagte Susanne, „wenn man hier schon zum Frühstück Sekt trinkt, werden wir viel Spaß haben. Danke, dass ich hier wohnen darf.“

      „Prost. Wir trinken ja nicht jeden Morgen.“

      Die beiden lachten und es fühlte sich gut an. Dann verabschiedete sich Susanne.

      „Ich muss auch noch in die Kita. Wir können uns heute zum Abendessen treffen und alles weitere bereden. Einverstanden?“

      „Gern, dann komme ich wieder hierher. Ansonsten finde ich mich noch nicht so gut zurecht. Bis später.“

      Karin gab ihr einen Schlüssel, danach hüpfte Susanne fröhlich die Treppe hinunter und lief durch die Altstadt. Sie fühlte sich immer besser. Plötzlich endete die Straße und gab den Blick auf den Rhein frei. Susanne hatte in Potsdam auch viel Wasser um sich herum gehabt, aber der Rhein, breit und erhaben, machte großen Eindruck, wie er so dahinfloss. Es war kühl, aber Susanne setzte sich auf eine Bank und ließ sich den Wind um die Nase wehen. Sie zog die Kapuze enger und schloss die Augen.

      „Willkommen, neues Leben.“

      Entschlossen nahm sie ihr Handy und wählte Phillips Nummer. Eine Frauenstimme meldete sich.

      „Huhu, Philli“, quiekte sie, „deine Susi ist dran.“

      Susanne schwieg atemlos, bis Phillip endlich mit ihr sprach.

      „Was soll das?“, fauchte sie in den Hörer. „Du blöder Arsch hast dir gleich eine neue Tussi ins Haus geholt oder was war das eben?“

      „Du warst nie eine Tussi, Schatz, und das war eben eine nette Kollegin, ein Modell für die Kunst, also keine Panik.“

      „Ja, klar. Und morgen ist Ostern. Aber ich will dir eines sagen: Ich bin hier angekommen und es geht mir gut. Ich habe eine Wohnung gefunden und werde übermorgen anfangen zu arbeiten.“

      „Das ist doch schön. Willst du mich zu Weihnachten besuchen?“

      „Nein, das will ich nicht. Ich denke, wir sollten uns trennen. Du kannst gern weiter mit deinen Modell-Häschen spielen und ich baue mir eine Zukunft auf. Ohne dich und deinen Egoismus.“

      „Ach ja, ich bin egoistisch? Ich habe keine Scheiße gebaut und musste wegziehen, also halte mal schön den Ball flach. Wochenlang, monatelang habe ich deinen Stress ertragen und mich um dich gekümmert. Du bist undankbar und das nenne ich egoistisch.“

      „Du hast dich um mich gekümmert? Wann denn? Du bist mir aus dem Weg gegangen und hast mich ignoriert, sonst hättest du ja Rückgrat haben und Stellung beziehen müssen.“

      „Für mich ist dieses Gespräch jetzt beendet. Ruf wieder an, wenn du dich beruhigt hast.“

      Phillip hatte einfach aufgelegt. Susanne sprang auf und wollte wütend das Handy in den Rhein werfen. Im letzten Moment griff eine Hand nach ihrem Arm.

      „Nanana, das Handy kann nichts dafür.“

      Susanne drehte sich um und sah in leuchtend blaue Augen, blonde Locken umrahmten das freundliche Gesicht. Der Mann passte eher nach Hawaii als in das winterliche Eltville. Er trug Jeans und einen dunkelgrünen Winterparka.

      Sie wollte sich bedanken, aber der Mann war mit schnellen Schritten weitergegangen,

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