Kater sucht Kätzchen. Emerson Marie Parker
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Читать онлайн книгу Kater sucht Kätzchen - Emerson Marie Parker страница 3
Ihre braunen, langen Haare wippten auf und ab. Ihre Laune schien sich gebessert zu haben, denn sie lächelte den Typen an, mit dem sie tanzte. Scheiße! Die Frau ist vergeben. John blieb wie angewurzelt stehen und beobachtete die beiden. Sein Magen rebellierte, ihm wurde schlecht. Doch er zwang sich hinzuschauen. Schließlich konnte man von einer Momentaufnahme nicht alles abhängig machen. Er konnte ihr Bruder sein oder der Chef. Aber der Typ schien noch ziemlich jung zu sein für einen Firmenboss. Anfang 30.
John beobachtete sie. Ihr Tanzabstand war größtmöglich, obwohl man auf diesen Song durchaus enger tanzen konnte. Schließlich war es eine dieser Schnulzen, die John so hasste.
Er stellte sich an den Rand und sah dem ungleiche Paar zu. Er war schlank und ein gutes Stück größer als sie. Ihre Figur war durchtrainiert, aber nicht zu sehr. Ihre Haare trug sie offen.
Sie lachte laut. Anscheinend hatte der Idiot etwas total Witziges gesagt. Arschloch, dachte John nur. Ihr Lachen war warm und herzlich. John beneidete den Mann. Diese Frau war so ziemlich das Schönste, was er jemals gesehen hatte. Und der Arsch schien keine Augen dafür zu haben. Wahrscheinlich sah er in ihr nur eine gute Freundin. Und warum bist du dann so sauer?
Er wusste gar nicht, was mit ihm los war. Warum war er so böse? Er wusste weshalb. Er würde alles dafür geben, diesen Engel in den Armen halten zu können. Sich an sie zu schmiegen und sie im Takt der Musik zu wiegen. Seine Fantasie ging mit ihm durch. Er sah sich als alten Mann mit ihr im Schaukelstuhl sitzen, natürlich eng aneinander gekuschelt. Ihre Enkel liefen fröhlich um sie herum, sangen, tanzten und verlangten ständig Süßigkeiten.
„Würdest du vielleicht mal arbeiten? Der Chef hat dich schon auf dem Kicker!“, rief Timo sauer.
„Was interessiert mich der scheiß Job?“, stieß John gequält aus.
„Davon zahlst du deine Miete. Und heute Abend geht es ums Ganze!“
„Wieso?“, fragte John gelangweilt.
„Wir können einen Auftrag für eine Riesenparty an Ostern ergattern. Eine Anwaltsfirma hat Firmenjubiläum. Da tauchen alle wichtigen Leute auf. Und es gibt richtig viel Schotter!“
„Wie viel?“
„Das Doppelte von heute Abend“, zischte Timo.
John überschlug die Summe im Kopf. Das lohnte sich wirklich. Er ließ die schöne Unbekannte einen Moment unbeobachtet und drehte sich zu seinem Freund um. Die beiden waren seit dem Kindergarten miteinander befreundet. Doch Timo lebte noch in der alten Welt. John dagegen in der neuen, ohne jegliche Perspektiven für seine Zukunft. Auch wenn sie so gut wie niemals über früher sprachen, man merkte trotzdem diese unsichtbare Barriere. Timo lächelte ihn gequält an. Sein Blick sagte alles: Johns derzeitiger Lebenswandel gefiel ihm ganz und gar nicht. Warum etwas ändern?
Ihm gefiel es genauso, wie es gerade war. Sein alter Herr, der ihn die ganze Zeit gegängelt hatte, war machtlos geworden. Sein einziger Sohn, den er jahrelang unterdrückt und in ein Leben gedrängt hatte, dass er niemals führen wollte, war frei. Frei alles zu tun, nach dem ihm der Kopf stand. Frei von den langweiligen und stupiden Gewohnheiten der Reichen und Schönen, die ihr Leben nur noch im Drogen- und Alkoholrausch erträglich fanden, weil sie den Sinn des Lebens nicht mehr verstanden. Genervt von den scheinheiligen Veranstaltungen, wo Gelder für arme, benachteiligte Menschen gesammelt wurden. Geld, mit dem man das kurz aufkeimende, schlechte Gewissen beruhigen konnte. Das war der Ausgleich für viel zu teure Handtaschen und Autos. Die Reichen waren von ihrem Leben gelangweilt.
„Hör auf zu reden. Ich krieche niemals vor meinem Vater zu Kreuze!“, rief John sauer.
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Aber gedacht. Du kannst mir nichts vormachen! Wir kennen uns ein ganzes Leben lang.“
„Schuldig“, grinste Timo.
„Lass es sein. Mein alter Herr ist ein verbohrter Sack ohne die geringste Einsicht. Der würde auch behaupten, dass die Welt eine Scheibe ist, wenn es ihm in den Kram passt.“
„Ich mag deine Eltern und sie vermissen dich.“
„Ich vermisse sie auch. Aber ich möchte keinen Kontakt mehr. Mama versucht mich zu behüten und Papa versucht mir seinen höchst eigenen Stempel aufzudrücken.“
„Den Dickschädel hast du eindeutig von ihm“, lachte Timo.
„Sag ich doch! Keine Chance.“
„Lass uns weiter machen. Wir reden später.“
„Lass es gut sein.“
John ging durch die Reihen der feiernden Menschen. Bald würde ein neues Jahr beginnen. Neues Jahr! Neues Glück! Er ließ dabei nie die Augen von der tanzenden Schönheit. Es war schwer, sie zu beobachten. Ständig sprang ihm so ein Möchtergern-Fred Astaire vor die Optik. Fehlte nur noch Ginger Rogers, dachte John entnervt. Ständig musste er das Tablett mit Gläsern krampfhaft festhalten. Es war nur seiner Erfahrung als Kellner zu verdanken, dass nichts daneben ging.
„Wen hast du denn auf dem Kicker?“, fragte Timo von hinten.
John erschrak und das Tablett wackelte bedrohlich.
„Hast du sie nicht mehr alle?“, flüsterte John zornig.
Sein bester Freund war für hinterhältige Attacken bekannt. Als würde es ihm Spaß machen, alle aus dem Konzept zu bringen.
„Du musst ja hier keine sauteuren Gläser durch die Gegend schaukeln.“
„Hat was Anmutiges!“, platzte es aus Timo heraus. „Du starrst permanent auf die Tanzfläche. Bist du unter die Stalker gegangen?“
„Hä?“, antwortete John, als hätte er die Frage nicht verstanden.
„Du hast mich genau verstanden. Also welche ist es?“
Er versuchte Johns Blick zu folgen, scheiterte jedoch kläglich.
„Ist es die alte Frau mit der Gehhilfe, die gerade versucht, den Ober abzuknutschen? Da bist du leider zu spät dran“, lachte Timo laut.
„Armer Miguel. Auf den fliegen immer die Verrückten.“
„Besser er als ich! Aber jetzt mal ernsthaft. Wer ist sie?“
„Woher soll ich das wissen? Siehst du mich mit ihr reden?“
John biss sich auf die Lippen. Timo hatte ihn dran gekriegt.
„Hab ich dich. Also welche ist es?“
„Braune, lange Haare. Hosenanzug. Tanzt mit ihrer besten Freundin.“
Timo sah sich suchend um.
„Wo denn?“
„3 Uhr.“
Timo sah die hübsche Brünette.
„Das ist doch ein Kerl. Hast du Tomaten auf den Augen?“, lachte er hysterisch los.
„Sollen