Die Glocken der Stille. Arber Shabanaj

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Die Glocken der Stille - Arber Shabanaj

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style="font-size:15px;">      Als ob der Instinkt des Journalisten sprach und sagte, dass hier etwas nicht stimmte, dass der Junge eine Sorge hatte, die sich in seiner Brust wie ein Fadenknäuel wickelte. Ich schaute ihn an, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Dabei kam er mir mal wie ein reifer Mann und mal wie ein kleines Kind vor.

      Ich begriff, dass er mir keine Antwort geben wollte und ich versuchte, nicht mehr seinen Verstand zu belasten.

      Der Junge aß mit Eile und so, ohne zu sprechen, trank er auch das nächste Bierglas leer.

      Er sagte zu mir, dass er nun seinen Freund von der Bundeswehr treffen müsse, zahlte den Kellner und ging fort.

      In der Zeit, als er rausgegangen war, traf der Zeitungsmitarbeiter, Busch, ein. Ihm ging es mittlerweile ausgezeichnet: Er wurde zum Chef der Grünen ernannt und hatte dennoch einen teuren Dieselwagen, sodass wir uns öfters in Berlin trafen.

      „Verzeih mir, es hat sich etwas in die Länge gezogen“, sagte er, „weil der Sekretär nach mir verlangte, hatte ich keine andere Wahl.“

      Wir begannen mit dem gemeinsamen Gespräch. Busch hatte den Schatten eines Eminenten gewonnen. Ohne irgendeine Verbindung, während des Gesprächs, nannte er die Führungsreihen des Bezirks und den Ereignissen der Stadt hatte er irgendwie ein Kreuz vermacht. Das war ein Zeichen der Emanzipation, doch auf der anderen Seite, erkannte ich auch ein Rennen hinter den Ziffern, des Kollegen X und Y, her. Bei denen ich nichts besonders sehen konnte, außer dem Platz auf ihrem Stuhl. Rein zufällig hatte sich ergeben, solchen Parteimitgliedern der Politikebene zu begegnen und mit ihnen über unterschiedliche Probleme zu kommunizieren. Ich wusste wie viel Wert deren Haut hatte.

      Jemand grüßte ihn und Busch antwortete mit der gleichen Geste. Doch zwischenzeitlich blieben seine Augen auf den Tisch am Fenster gerichtet.

      „Den Tisch haben Mark und Flora für heute Abend reserviert.“, sagte Busch und erzählte mir, dass jetzt, wenn Mark Blumen auf den Tisch stellte, alle wussten, dass sie an diesem Abend dort essen werden.

      „Sie leben wie an dem ersten Tag, als die Liebe stark gefunkt hatte.“, fügte Busch hinzu. „Obwohl sie sich an die bekanntesten Gynäkologen, sogar auch in Düsseldorf, wandten, blieben sie kinderlos.“, sagte er, überzeugt davon, dass ich die Geschichte frisch in meiner Erinnerung hatte, ebenso auch Frau Duden.

      „Das tut mir leid.“

      „Der ganzen Stadt tut es leid.“, vervollständigte er. „Wie sollst du es sagen: Es ist kaum möglich, zwei gute Dinge zusammen zu bringen. Mark hat nun die Stelle als Trainer des Fußballvereins und deren finanzielle Lage ist so berauschend gestaltet, dass man nur neidisch drum sein kann. Es wird behauptet, dass Frau Duden auch in Wien Reichtum besaß.“

      Beide waren wir der gleichen Meinung, dass ihnen, Mark und Flora, der aller größte Reichtum fehlt: Ein Kind. Knapp eine Million hatte ihnen ein Einheimischer, aus Deutschland, für das Klavier angeboten. Seitdem Flora in das Haus gekommen war, wirkt es jünger, und keiner von denjenigen, die dort ein- und ausgingen, glaubten, dass es noch ein gepflegteres Haus in ganz W. gäbe. Den Garten hatten sie an einen bekannten Fruchtkünstler zur Pflege anvertraut und jetzt gleicht er einem botanischen Garten. Der Weg aber vom Eingangstor bis zur Haustreppe hin, bewahrte die Tradition der Frau Duden und war mit zahlreichen Blumen geschmückt. Bei der Selektion, wenn die Stadt hohe Persönlichkeiten erwartete, kamen sie sogar hierher, um frische Blumen abzuholen.

      Inzwischen trafen in dem Lokal Giuseppe und Dutz ein und - unerhört leise -, besetzten sie ihren Tisch und führten ein Gespräch fort, das mit Sicherheit noch nicht zu Ende war. Zu Recht hatte Busch mir mal erzählt, dass ihre Stadt, die Stadt von 1001 Merkwürdigkeiten sei.

      Nach den beiden Freunden traf Mark in dem Restaurant ein. Außerhalb seiner Natur, ohne zu grüßen wie gewöhnlich, warf er einen Blick durch das Lokal und, weil - wie es schien - er den Gesuchten nicht sehen konnte, wandte er sich an den Kellner. Mark sprach flüchtig mit ihm und danach wandte er seine Schritte in Richtung auf unseren Tisch.

      „Manchmal kann man seinen Augen nicht trauen.“, richtete er den Satz an mich, sobald er mir die Hand gab. „Ich war auf der Suche nach einem Jungen, mit einer Narbe an der Wange, und sie sagten zu mir, dass Sie …“

      „Aha, Flober.“, intervenierte ich. „Doch kurz zuvor, nachdem er gegessen hatte, ging er um einen Freund aus der Bundeswehr zu treffen mit dem er als Soldat zusammen gedient hatte.“

      Es war zu erkennen, dass Mark wegen einer Sache beunruhigt war, da sobald ich diesen Namen nannte, sein Gesicht rot wie Paprika wurde.

      „Jedenfalls hat er ein Zimmer in demselben Hotel - wie ich auch - gemietet und …“

      „Nein, nein“, unterbrach er mich mit einer unerklärlichen Eile, „ich werde ihn selber finden.“, und sobald er mir die Hand gab, ging er sehr flott raus.

      „Es wird erzählt, dass ein Fußballer aus Wenden für unseren Verein spielen wird.“, erklärte Busch mir.

      Welch eine Koinzidenz! Ein Fußballer, in seinem Verein, namens Flober! In dem Verein von Frau Dudens Sohn. Ich weiß nicht, doch dieses Ereignis zeigte mir eine andere Richtung auf. Während der wenigen Minuten Fahrt mit Flober, war ich mir sicher, dass hier nicht von einem Fußballer die Rede war, unabhängig davon, dass er nicht wenige Sportkenntnisse hatte.

      Busch bat mich um Erlaubnis sich zu entfernen. Jetzt, als Chef der Grünen, hatte er nicht so viel Freizeit, wie vorher, und das begriff ich.

      Ich bestellte noch einen Kaffee und einfach so meditierte ich. Giuseppe und Dutz führten die Diskussion fort. Keiner wusste worüber. Der Kellner räumte die Teller vom Nachbartisch, ansonsten herrschte auf der Straße ein unmöglich lautes Geräusch eines kaputten Auspuffs.

      Vor meine Augen tauchten Flober, danach Mark und Flora und irgendwo auch Frau Duden auf. Die letzte hatte ich nie gesehen, doch ich kreierte sie wie eine Frau unter den ersten Klavierspielerinnen, die ich gewöhnlich in den Filmen mit der Thematik aus dem letzten Jahrhundert gesehen hatte.

      Ich entsann mich, als Flora so plötzlich wegen einem „Kurs“ fortgegangen ist und für einige Monate in Köln war. Zu der Zeit soll sie kaum nach W. gekommen sein.

      Ich erinnerte mich an das verbreitete Gerücht über die Beiden, wie Flora in einer regnerischen Nacht gesehen wurde, als sie aus einer Kölner Geburtsklinik kam. So, um die Zeit tot zu schlagen, schrieb ich auf dem Zettel mit Rechnung, den der Kellner mir mitgebracht hatte: Flober, Mark, Flora.

      Sie erweckten in mir einen identischen Klang. Es war modern zu der Zeit, dass Eltern, mit den Buchstaben von ihren beiden Namen, derartige Namen kreierten, die sie ihren Kindern widmeten, meistens sehr schöne Namen, manchmal sogar auch unsympathische.

      Ich schrieb erneut: Flober, Mark, Flora. Danach tauschte ich die Reihenfolge: Flora, Mark. Ich blätterte das Grammatikblatt aus meinem Intellekt auf und formte neu: Flo-ra, Ma-rk, Flo-ber. So vollbrachte ich die Zusammenführung der ersten Buchstaben und spürte, dass ich vor einer bitteren Realität stand: Flo-ber, Flober. Das künftige Kind dürfte nicht Flohmarkt, sondern Berti heißen.

      Sobald ich mich in meinem Hotelzimmer befand, war ich davon überzeugt, dass ich gleich ein bisschen Schlaf benötigen würde, weil ich von der Reise müde geworden war. Dennoch fand ich keine Ruhe. Als ich zu der Überzeugung gekommen war, dass es zwischen Flober, Mark und Flora eine Verbindung gäbe und … Vielleicht befanden wir uns kurz vor einem Ereignis, das die gesamte Stadt beschäftigen würde.

      Es war

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